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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Daher kan man dieses Gesetz der Mittheilung so ausdrücken: Alle Körper eines Systems gelangen über lang oder kurz zu gleicher Temperatur, bey der sie alle das Thermometer auf einerley Grad bringen, oder jeder Körper nimmt endlich die Temperatur seines Mediums an, z. B. der Luft, in der er liegt.

Man sieht gleich, daß man hieraus noch nicht schließen dürfe, jeder Körper erhalte in gleichem Volumen (wie Boerhaave glaubte) oder bey gleicher Masse gleich viel absolute Menge freyer Wärme. Diese absolute Quantität dessen, was er bis zur respectiven Sättigung in sich nimmt, richtet sich nicht nach dem Raume, auch nicht nach der Masse allein, sondern nach seiner besondern Anziehung oder Empfänglichkeit für freyen Wärmestof. Diese Empfänglichkeit bey gleicher Masse, oder nach andern, bey gleichem Volumen, ist nun das, was die Physiker mit den Namen specifische Wärme, comparative Wärme, Capacität der Stoffe für die Wärme, bezeichnen, und wovon ich unter dem besondern Artikel: Wärme, specifische, handeln will.

Bey einem und eben demselben Stoffe kan man wohl nichts anders annehmen, als daß gleiche Theile desselben sowohl dem Raume, als der Masse nach (welches hier beydes übereinstimmt), gleich viel absolute Wärmemenge erhalten oder in sich zu nehmen streben, so lang der Körper seinen festen, flüßigen, dampfförmigen Zustand rc. nicht ändert. Daher nimmt man in zwey Maaßen oder Pfunden Wasser, Quecksilber rc., wenn es durchaus gleiche Temperatur hat, doppelt so viel absolute Wärme an, als in 1 Maaß oder 1 Pfund dergleichen.

In der hier erwähnten Mittheilung freyer Wärme besteht die Erwärmung oder Erkältung durch berührende Körper. Sie geschieht nicht plötzlich, sondern durch allmähligen Uebergang, dessen Stärke von der Capacität und wärmeleitenden Kraft der Körper abhängt. Bleiben diese beyden Umstände ungeändert, so verhält sich die Abnahme oder Erkältung des wärmern Körpers, wie seine Wärme, oder nach Richmann wie der Ueberschuß


Daher kan man dieſes Geſetz der Mittheilung ſo ausdruͤcken: Alle Koͤrper eines Syſtems gelangen uͤber lang oder kurz zu gleicher Temperatur, bey der ſie alle das Thermometer auf einerley Grad bringen, oder jeder Koͤrper nimmt endlich die Temperatur ſeines Mediums an, z. B. der Luft, in der er liegt.

Man ſieht gleich, daß man hieraus noch nicht ſchließen duͤrfe, jeder Koͤrper erhalte in gleichem Volumen (wie Boerhaave glaubte) oder bey gleicher Maſſe gleich viel abſolute Menge freyer Waͤrme. Dieſe abſolute Quantitaͤt deſſen, was er bis zur reſpectiven Saͤttigung in ſich nimmt, richtet ſich nicht nach dem Raume, auch nicht nach der Maſſe allein, ſondern nach ſeiner beſondern Anziehung oder Empfaͤnglichkeit fuͤr freyen Waͤrmeſtof. Dieſe Empfaͤnglichkeit bey gleicher Maſſe, oder nach andern, bey gleichem Volumen, iſt nun das, was die Phyſiker mit den Namen ſpecifiſche Waͤrme, comparative Waͤrme, Capacitaͤt der Stoffe fuͤr die Waͤrme, bezeichnen, und wovon ich unter dem beſondern Artikel: Waͤrme, ſpecifiſche, handeln will.

Bey einem und eben demſelben Stoffe kan man wohl nichts anders annehmen, als daß gleiche Theile deſſelben ſowohl dem Raume, als der Maſſe nach (welches hier beydes uͤbereinſtimmt), gleich viel abſolute Waͤrmemenge erhalten oder in ſich zu nehmen ſtreben, ſo lang der Koͤrper ſeinen feſten, fluͤßigen, dampffoͤrmigen Zuſtand rc. nicht aͤndert. Daher nimmt man in zwey Maaßen oder Pfunden Waſſer, Queckſilber rc., wenn es durchaus gleiche Temperatur hat, doppelt ſo viel abſolute Waͤrme an, als in 1 Maaß oder 1 Pfund dergleichen.

In der hier erwaͤhnten Mittheilung freyer Waͤrme beſteht die Erwaͤrmung oder Erkaͤltung durch beruͤhrende Koͤrper. Sie geſchieht nicht ploͤtzlich, ſondern durch allmaͤhligen Uebergang, deſſen Staͤrke von der Capacitaͤt und waͤrmeleitenden Kraft der Koͤrper abhaͤngt. Bleiben dieſe beyden Umſtaͤnde ungeaͤndert, ſo verhaͤlt ſich die Abnahme oder Erkaͤltung des waͤrmern Koͤrpers, wie ſeine Waͤrme, oder nach Richmann wie der Ueberſchuß

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[551/0561] Daher kan man dieſes Geſetz der Mittheilung ſo ausdruͤcken: Alle Koͤrper eines Syſtems gelangen uͤber lang oder kurz zu gleicher Temperatur, bey der ſie alle das Thermometer auf einerley Grad bringen, oder jeder Koͤrper nimmt endlich die Temperatur ſeines Mediums an, z. B. der Luft, in der er liegt. Man ſieht gleich, daß man hieraus noch nicht ſchließen duͤrfe, jeder Koͤrper erhalte in gleichem Volumen (wie Boerhaave glaubte) oder bey gleicher Maſſe gleich viel abſolute Menge freyer Waͤrme. Dieſe abſolute Quantitaͤt deſſen, was er bis zur reſpectiven Saͤttigung in ſich nimmt, richtet ſich nicht nach dem Raume, auch nicht nach der Maſſe allein, ſondern nach ſeiner beſondern Anziehung oder Empfaͤnglichkeit fuͤr freyen Waͤrmeſtof. Dieſe Empfaͤnglichkeit bey gleicher Maſſe, oder nach andern, bey gleichem Volumen, iſt nun das, was die Phyſiker mit den Namen ſpecifiſche Waͤrme, comparative Waͤrme, Capacitaͤt der Stoffe fuͤr die Waͤrme, bezeichnen, und wovon ich unter dem beſondern Artikel: Waͤrme, ſpecifiſche, handeln will. Bey einem und eben demſelben Stoffe kan man wohl nichts anders annehmen, als daß gleiche Theile deſſelben ſowohl dem Raume, als der Maſſe nach (welches hier beydes uͤbereinſtimmt), gleich viel abſolute Waͤrmemenge erhalten oder in ſich zu nehmen ſtreben, ſo lang der Koͤrper ſeinen feſten, fluͤßigen, dampffoͤrmigen Zuſtand rc. nicht aͤndert. Daher nimmt man in zwey Maaßen oder Pfunden Waſſer, Queckſilber rc., wenn es durchaus gleiche Temperatur hat, doppelt ſo viel abſolute Waͤrme an, als in 1 Maaß oder 1 Pfund dergleichen. In der hier erwaͤhnten Mittheilung freyer Waͤrme beſteht die Erwaͤrmung oder Erkaͤltung durch beruͤhrende Koͤrper. Sie geſchieht nicht ploͤtzlich, ſondern durch allmaͤhligen Uebergang, deſſen Staͤrke von der Capacitaͤt und waͤrmeleitenden Kraft der Koͤrper abhaͤngt. Bleiben dieſe beyden Umſtaͤnde ungeaͤndert, ſo verhaͤlt ſich die Abnahme oder Erkaͤltung des waͤrmern Koͤrpers, wie ſeine Waͤrme, oder nach Richmann wie der Ueberſchuß

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/561>, abgerufen am 22.11.2024.