dagegen das völlige Sieden größere Blasen mit langsamerer Succession bildet, die einen stärkern, aber tiefern Ton geben.
Außer dem Wasser sieden auch über dem Feuer der Wein, Weingeist, Essig, die Milch, tropfbare Säuren und Laugen, die Oele, selbst das Quecksilber; aber jede dieser Materien bey einem andern Grade der Wärme. Die zum Sieden in ofnen Gefäßen erforderlichen Grade der Hitze werden gewöhnlich auf folgende Art angegeben:
Alkohol siedet
bey
176
Grad
nach Fahrenheit
Gemeiner Weingeist
180
--
Regenwasser
-
212
--
Kuhmilch -
-
213
--
Meerwasser
-
218
--
Potaschenlauge
-
240
--
Scheidewasser
-
242
--
Vitriolöl -
-
546
--
Terpentinöl
-
560
--
Leinöl
-
600
--
Quecksilber
Durch viele Versuche scheint es zur Gewißheit gebracht zu seyn, daß zur Verdampfung einer jeden Materie ein bestimmter Grad von freyer oder fühlbarer Wärme erfordert werde. Diejenigen Theile des flüßigen Körpers, welche dem Feuer am nächsten sind, erhalten diesen Grad eher, und gehen dadurch zuerst in Dämpfe über, welche nun ihrer Leichtigkeit wegen in der übrigen flüßigen Masse als Blasen in die Höhe steigen. Aus dieser Erklärung des Siedens wird es sehr begreiflich, warum sich der flüßige Körper, wenn er einmal völlig siedet, nicht weiter erhitzen läßt. Nemlich alle Wärme, die man ihm über die zum Sieden nöthige mittheilt, verwendet sich auf Erzeugung von Dämpfen, welche den Körper sogleich verlassen; und in dem noch tropfbaren Rückstande kan eine größere Hitze nicht statt finden, weil ihn diese sogleich in Dampf verwandeln würde. Daher behält der siedende tropfbare Theil einen bestimmten und begrenzten Grad der Hitze, den man seine Siedhitze,
dagegen das voͤllige Sieden groͤßere Blaſen mit langſamerer Succeſſion bildet, die einen ſtaͤrkern, aber tiefern Ton geben.
Außer dem Waſſer ſieden auch uͤber dem Feuer der Wein, Weingeiſt, Eſſig, die Milch, tropfbare Saͤuren und Laugen, die Oele, ſelbſt das Queckſilber; aber jede dieſer Materien bey einem andern Grade der Waͤrme. Die zum Sieden in ofnen Gefaͤßen erforderlichen Grade der Hitze werden gewoͤhnlich auf folgende Art angegeben:
Alkohol ſiedet
bey
176
Grad
nach Fahrenheit
Gemeiner Weingeiſt
180
—
Regenwaſſer
-
212
—
Kuhmilch -
-
213
—
Meerwaſſer
-
218
—
Potaſchenlauge
-
240
—
Scheidewaſſer
-
242
—
Vitrioloͤl -
-
546
—
Terpentinoͤl
-
560
—
Leinoͤl
-
600
—
Queckſilber
Durch viele Verſuche ſcheint es zur Gewißheit gebracht zu ſeyn, daß zur Verdampfung einer jeden Materie ein beſtimmter Grad von freyer oder fuͤhlbarer Waͤrme erfordert werde. Diejenigen Theile des fluͤßigen Koͤrpers, welche dem Feuer am naͤchſten ſind, erhalten dieſen Grad eher, und gehen dadurch zuerſt in Daͤmpfe uͤber, welche nun ihrer Leichtigkeit wegen in der uͤbrigen fluͤßigen Maſſe als Blaſen in die Hoͤhe ſteigen. Aus dieſer Erklaͤrung des Siedens wird es ſehr begreiflich, warum ſich der fluͤßige Koͤrper, wenn er einmal voͤllig ſiedet, nicht weiter erhitzen laͤßt. Nemlich alle Waͤrme, die man ihm uͤber die zum Sieden noͤthige mittheilt, verwendet ſich auf Erzeugung von Daͤmpfen, welche den Koͤrper ſogleich verlaſſen; und in dem noch tropfbaren Ruͤckſtande kan eine groͤßere Hitze nicht ſtatt finden, weil ihn dieſe ſogleich in Dampf verwandeln wuͤrde. Daher behaͤlt der ſiedende tropfbare Theil einen beſtimmten und begrenzten Grad der Hitze, den man ſeine Siedhitze,
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[46/0056]
dagegen das voͤllige Sieden groͤßere Blaſen mit langſamerer Succeſſion bildet, die einen ſtaͤrkern, aber tiefern Ton geben.
Außer dem Waſſer ſieden auch uͤber dem Feuer der Wein, Weingeiſt, Eſſig, die Milch, tropfbare Saͤuren und Laugen, die Oele, ſelbſt das Queckſilber; aber jede dieſer Materien bey einem andern Grade der Waͤrme. Die zum Sieden in ofnen Gefaͤßen erforderlichen Grade der Hitze werden gewoͤhnlich auf folgende Art angegeben: Alkohol ſiedet bey 176 Grad nach Fahrenheit
Gemeiner Weingeiſt 180 —
Regenwaſſer - 212 —
Kuhmilch - - 213 —
Meerwaſſer - 218 —
Potaſchenlauge - 240 —
Scheidewaſſer - 242 —
Vitrioloͤl - - 546 —
Terpentinoͤl - 560 —
Leinoͤl - 600 —
Queckſilber
Durch viele Verſuche ſcheint es zur Gewißheit gebracht zu ſeyn, daß zur Verdampfung einer jeden Materie ein beſtimmter Grad von freyer oder fuͤhlbarer Waͤrme erfordert werde. Diejenigen Theile des fluͤßigen Koͤrpers, welche dem Feuer am naͤchſten ſind, erhalten dieſen Grad eher, und gehen dadurch zuerſt in Daͤmpfe uͤber, welche nun ihrer Leichtigkeit wegen in der uͤbrigen fluͤßigen Maſſe als Blaſen in die Hoͤhe ſteigen. Aus dieſer Erklaͤrung des Siedens wird es ſehr begreiflich, warum ſich der fluͤßige Koͤrper, wenn er einmal voͤllig ſiedet, nicht weiter erhitzen laͤßt. Nemlich alle Waͤrme, die man ihm uͤber die zum Sieden noͤthige mittheilt, verwendet ſich auf Erzeugung von Daͤmpfen, welche den Koͤrper ſogleich verlaſſen; und in dem noch tropfbaren Ruͤckſtande kan eine groͤßere Hitze nicht ſtatt finden, weil ihn dieſe ſogleich in Dampf verwandeln wuͤrde. Daher behaͤlt der ſiedende tropfbare Theil einen beſtimmten und begrenzten Grad der Hitze, den man ſeine Siedhitze,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/56>, abgerufen am 22.11.2024.
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