Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Feuer bemerken wollen, s. Feuer (Th. II. S. 217.). Man kan zu ihnen noch Buffon zählen, welcher in großen Massen Eisen, die zum Weißglühen gebracht und geschmiedet wurden, eine Gewichtszunahme zu finden glaubte. Andere Versuche aber scheinen eher das Gegentheil anzugeben. So fand schon Candidus Buono zu Florenz die Schale einer empfindlichen Wage leichter, wenn man ihr ein glühendes Eisen näherte, das Eisen mochte über oder unter die Wagschale gehalten werden. Das erklärt aber Kraft (Praelect. in Phys. P. I. §. 163.) sehr gut aus der Expansion der Wagschale durch die Hitze, wobey sie mehr Luft, als vorher, aus der Stelle treibt, also mehr am Gewichte verliert. Musschenbroek (Introd. To. II. §. 1581.) fand auch glühendes oder geschmolzenes Zinn und Bley, in der Luft gewogen, leichter, als kaltes, und schließt daraus, man könne aus solchen Abwägungen gar nichts folgern. Es kömmt darauf an, ob die Ausdehnung durch die Hitze den Gewichtsverlust in der Luft mehr vergrößert, als ihn die Erhitzung und Ausdehnung der Luft selbst vermindert. Nach Verschiedenheit der Umstände kan bald dieses, bald jenes mehr betragen. So bemerkt Boerhaave (Elem. Chem. I. 244.), von zween gleichwiegenden Metallstäben werde der eine leichter, wenn man eine glühende Kohle über ihn, schwerer, wenn man sie unter ihn halte. Im ersten Falle nemlich wird die obere Luft verdünnt, und die untere hebt nun den Stab stärker, im andern Falle geschieht das Gegentheil. Die neusten Versuche dieser Art sind die von Fordyce (Philos. Trans. Vol. LXXV. 1785. P. II. no. 21. und im Gothaischen Magazin für das Neuste rc. IV. B. 4. St. S. 49 u. f.). Dieser englische Gelehrte fand nicht nur Gold bey starker Erhitzung leichter, als sonst, sondern er bemerkte auch an 1700 Gran Wasser, die er in einem hermetisch verschlossenen Gefäße, bey einer Temperatur von 32 Grad nach Fahrenheit, zu Eis frieren ließ, bey der Gefrierung eine Gewichtszunahme von (1/16) Gran. Eben diesen Versuch haben Morveau, Gouvenain und Chaussier zu Dijon (Journal de phys. Octobr. 1785.) mit gleichem Erfolge wiederholt, auch zween Pfund Vitriolöl


Feuer bemerken wollen, ſ. Feuer (Th. II. S. 217.). Man kan zu ihnen noch Buffon zaͤhlen, welcher in großen Maſſen Eiſen, die zum Weißgluͤhen gebracht und geſchmiedet wurden, eine Gewichtszunahme zu finden glaubte. Andere Verſuche aber ſcheinen eher das Gegentheil anzugeben. So fand ſchon Candidus Buono zu Florenz die Schale einer empfindlichen Wage leichter, wenn man ihr ein gluͤhendes Eiſen naͤherte, das Eiſen mochte uͤber oder unter die Wagſchale gehalten werden. Das erklaͤrt aber Kraft (Praelect. in Phyſ. P. I. §. 163.) ſehr gut aus der Expanſion der Wagſchale durch die Hitze, wobey ſie mehr Luft, als vorher, aus der Stelle treibt, alſo mehr am Gewichte verliert. Muſſchenbroek (Introd. To. II. §. 1581.) fand auch gluͤhendes oder geſchmolzenes Zinn und Bley, in der Luft gewogen, leichter, als kaltes, und ſchließt daraus, man koͤnne aus ſolchen Abwaͤgungen gar nichts folgern. Es koͤmmt darauf an, ob die Ausdehnung durch die Hitze den Gewichtsverluſt in der Luft mehr vergroͤßert, als ihn die Erhitzung und Ausdehnung der Luft ſelbſt vermindert. Nach Verſchiedenheit der Umſtaͤnde kan bald dieſes, bald jenes mehr betragen. So bemerkt Boerhaave (Elem. Chem. I. 244.), von zween gleichwiegenden Metallſtaͤben werde der eine leichter, wenn man eine gluͤhende Kohle uͤber ihn, ſchwerer, wenn man ſie unter ihn halte. Im erſten Falle nemlich wird die obere Luft verduͤnnt, und die untere hebt nun den Stab ſtaͤrker, im andern Falle geſchieht das Gegentheil. Die neuſten Verſuche dieſer Art ſind die von Fordyce (Philoſ. Trans. Vol. LXXV. 1785. P. II. no. 21. und im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. IV. B. 4. St. S. 49 u. f.). Dieſer engliſche Gelehrte fand nicht nur Gold bey ſtarker Erhitzung leichter, als ſonſt, ſondern er bemerkte auch an 1700 Gran Waſſer, die er in einem hermetiſch verſchloſſenen Gefaͤße, bey einer Temperatur von 32 Grad nach Fahrenheit, zu Eis frieren ließ, bey der Gefrierung eine Gewichtszunahme von (1/16) Gran. Eben dieſen Verſuch haben Morveau, Gouvenain und Chauſſier zu Dijon (Journal de phyſ. Octobr. 1785.) mit gleichem Erfolge wiederholt, auch zween Pfund Vitrioloͤl

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0557" xml:id="P.4.547" n="547"/><lb/>
Feuer bemerken wollen, <hi rendition="#b">&#x017F;. Feuer</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 217.). Man kan zu ihnen noch <hi rendition="#b">Buffon</hi> za&#x0364;hlen, welcher in großen Ma&#x017F;&#x017F;en Ei&#x017F;en, die zum Weißglu&#x0364;hen gebracht und ge&#x017F;chmiedet wurden, eine Gewichtszunahme zu finden glaubte. Andere Ver&#x017F;uche aber &#x017F;cheinen eher das Gegentheil anzugeben. So fand &#x017F;chon <hi rendition="#b">Candidus Buono</hi> zu Florenz die Schale einer empfindlichen Wage leichter, wenn man ihr ein glu&#x0364;hendes Ei&#x017F;en na&#x0364;herte, das Ei&#x017F;en mochte u&#x0364;ber oder unter die Wag&#x017F;chale gehalten werden. Das erkla&#x0364;rt aber <hi rendition="#b">Kraft</hi> (<hi rendition="#aq">Praelect. in Phy&#x017F;. P. I. §. 163.</hi>) &#x017F;ehr gut aus der Expan&#x017F;ion der Wag&#x017F;chale durch die Hitze, wobey &#x017F;ie mehr Luft, als vorher, aus der Stelle treibt, al&#x017F;o mehr am Gewichte verliert. <hi rendition="#b">Mu&#x017F;&#x017F;chenbroek</hi> (<hi rendition="#aq">Introd. To. II. §. 1581.</hi>) fand auch glu&#x0364;hendes oder ge&#x017F;chmolzenes Zinn und Bley, in der Luft gewogen, leichter, als kaltes, und &#x017F;chließt daraus, man ko&#x0364;nne aus &#x017F;olchen Abwa&#x0364;gungen gar nichts folgern. Es ko&#x0364;mmt darauf an, ob die Ausdehnung durch die Hitze den Gewichtsverlu&#x017F;t in der Luft mehr vergro&#x0364;ßert, als ihn die Erhitzung und Ausdehnung der Luft &#x017F;elb&#x017F;t vermindert. Nach Ver&#x017F;chiedenheit der Um&#x017F;ta&#x0364;nde kan bald die&#x017F;es, bald jenes mehr betragen. So bemerkt <hi rendition="#b">Boerhaave</hi> (<hi rendition="#aq">Elem. Chem. I. 244.</hi>), von zween gleichwiegenden Metall&#x017F;ta&#x0364;ben werde der eine leichter, wenn man eine glu&#x0364;hende Kohle u&#x0364;ber ihn, &#x017F;chwerer, wenn man &#x017F;ie unter ihn halte. Im er&#x017F;ten Falle nemlich wird die obere Luft verdu&#x0364;nnt, und die untere hebt nun den Stab &#x017F;ta&#x0364;rker, im andern Falle ge&#x017F;chieht das Gegentheil. Die neu&#x017F;ten Ver&#x017F;uche die&#x017F;er Art &#x017F;ind die von <hi rendition="#b">Fordyce</hi> (<hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. Trans. Vol. LXXV. 1785. P. II. no. 21.</hi> und im Gothai&#x017F;chen Magazin fu&#x0364;r das Neu&#x017F;te rc. <hi rendition="#aq">IV.</hi> B. 4. St. S. 49 u. f.). Die&#x017F;er engli&#x017F;che Gelehrte fand nicht nur Gold bey &#x017F;tarker Erhitzung leichter, als &#x017F;on&#x017F;t, &#x017F;ondern er bemerkte auch an 1700 Gran Wa&#x017F;&#x017F;er, die er in einem hermeti&#x017F;ch ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Gefa&#x0364;ße, bey einer Temperatur von 32 Grad nach Fahrenheit, zu Eis frieren ließ, bey der Gefrierung eine Gewichtszunahme von (1/16) Gran. Eben die&#x017F;en Ver&#x017F;uch haben <hi rendition="#b">Morveau, Gouvenain</hi> und <hi rendition="#b">Chau&#x017F;&#x017F;ier</hi> zu Dijon (<hi rendition="#aq">Journal de phy&#x017F;. Octobr. 1785.</hi>) mit gleichem Erfolge wiederholt, auch zween Pfund Vitriolo&#x0364;l<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[547/0557] Feuer bemerken wollen, ſ. Feuer (Th. II. S. 217.). Man kan zu ihnen noch Buffon zaͤhlen, welcher in großen Maſſen Eiſen, die zum Weißgluͤhen gebracht und geſchmiedet wurden, eine Gewichtszunahme zu finden glaubte. Andere Verſuche aber ſcheinen eher das Gegentheil anzugeben. So fand ſchon Candidus Buono zu Florenz die Schale einer empfindlichen Wage leichter, wenn man ihr ein gluͤhendes Eiſen naͤherte, das Eiſen mochte uͤber oder unter die Wagſchale gehalten werden. Das erklaͤrt aber Kraft (Praelect. in Phyſ. P. I. §. 163.) ſehr gut aus der Expanſion der Wagſchale durch die Hitze, wobey ſie mehr Luft, als vorher, aus der Stelle treibt, alſo mehr am Gewichte verliert. Muſſchenbroek (Introd. To. II. §. 1581.) fand auch gluͤhendes oder geſchmolzenes Zinn und Bley, in der Luft gewogen, leichter, als kaltes, und ſchließt daraus, man koͤnne aus ſolchen Abwaͤgungen gar nichts folgern. Es koͤmmt darauf an, ob die Ausdehnung durch die Hitze den Gewichtsverluſt in der Luft mehr vergroͤßert, als ihn die Erhitzung und Ausdehnung der Luft ſelbſt vermindert. Nach Verſchiedenheit der Umſtaͤnde kan bald dieſes, bald jenes mehr betragen. So bemerkt Boerhaave (Elem. Chem. I. 244.), von zween gleichwiegenden Metallſtaͤben werde der eine leichter, wenn man eine gluͤhende Kohle uͤber ihn, ſchwerer, wenn man ſie unter ihn halte. Im erſten Falle nemlich wird die obere Luft verduͤnnt, und die untere hebt nun den Stab ſtaͤrker, im andern Falle geſchieht das Gegentheil. Die neuſten Verſuche dieſer Art ſind die von Fordyce (Philoſ. Trans. Vol. LXXV. 1785. P. II. no. 21. und im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. IV. B. 4. St. S. 49 u. f.). Dieſer engliſche Gelehrte fand nicht nur Gold bey ſtarker Erhitzung leichter, als ſonſt, ſondern er bemerkte auch an 1700 Gran Waſſer, die er in einem hermetiſch verſchloſſenen Gefaͤße, bey einer Temperatur von 32 Grad nach Fahrenheit, zu Eis frieren ließ, bey der Gefrierung eine Gewichtszunahme von (1/16) Gran. Eben dieſen Verſuch haben Morveau, Gouvenain und Chauſſier zu Dijon (Journal de phyſ. Octobr. 1785.) mit gleichem Erfolge wiederholt, auch zween Pfund Vitrioloͤl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/557
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/557>, abgerufen am 25.11.2024.