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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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in einen gleichen Zustand versetzt werden, den man das Brennen oder die Verbrennung nennt. Diese mit Licht begleitete Hitze brennender Körper führt ganz eigentlich den Namen des Feuers. Nach einigen Versuchen scheint es, als ob man die Glühhitze verbrennlicher Körper, oder den zur Entzündung nöthigen Grad der Wärme auf den 650sten Grad des fahrenheitischen Thermometers setzen könne, s. Glühen (Th. II. S. 511.). Wenigstens gilt dies in den gewöhnlichen Fällen, ob man gleich auch andere mit Licht begleitete Zersetzungen als schwache Verbrennungen ansieht, bey denen sich ein so hoher Grad der Hitze nicht deutlich offenbaret (vielleicht, weil sich die Wärme der anliegenden Luft zu schnell mittheilt). Daseyn und Eigenschaften des Wärmestofs.

Schon Aristoteles nahm für Wärme und Feuer ein eignes Element von überaus kleinen und beweglichen Theilen an, welches unter allen das unkörperlichste sey. Man legt ihm daher irrig die Behauptung der Scholastiker bey, welche die Wärme für eine bloße Qualität erklärten, wogegen den Stagiriten schon Casatus (Diss. physica de igne. Frf. et Lips. 1688. p. 117.) vertheidiget hat. Nach Epikur und im Corpuscularsystem bestand die Wärme in feurigen Ausflüssen. Die Neuern haben die Wirkungen der Wärme theils durch Emanation, theils durch Vibration erklärt, und im letztern Falle die Vibrationen entweder den Theilen der Körper selbst beygelegt, oder dazu ein besonderes elastisches Mittel angenommen, wie z. B. den cartesianischen Aether, oder die subtile Materie.

Schon beym Worte Feuer (Th. II. S. 208. 209.) sind die Gründe angegeben, welche es unmöglich machen, die Erscheinungen der Wärme durch bloße Schwingungen zu erklären. Man verfiel auf diese Erklärung nur, weil man von der Wärmeerzeugung durch Reiben ausgieng. Hätte man ehedem die Phänomene der chymischen Vermischungen besser gekannt und zum Grunde gelegt, so würden die Erkältungen, wobey sich doch die Stoffe auch reiben, gleich


in einen gleichen Zuſtand verſetzt werden, den man das Brennen oder die Verbrennung nennt. Dieſe mit Licht begleitete Hitze brennender Koͤrper fuͤhrt ganz eigentlich den Namen des Feuers. Nach einigen Verſuchen ſcheint es, als ob man die Gluͤhhitze verbrennlicher Koͤrper, oder den zur Entzuͤndung noͤthigen Grad der Waͤrme auf den 650ſten Grad des fahrenheitiſchen Thermometers ſetzen koͤnne, ſ. Gluͤhen (Th. II. S. 511.). Wenigſtens gilt dies in den gewoͤhnlichen Faͤllen, ob man gleich auch andere mit Licht begleitete Zerſetzungen als ſchwache Verbrennungen anſieht, bey denen ſich ein ſo hoher Grad der Hitze nicht deutlich offenbaret (vielleicht, weil ſich die Waͤrme der anliegenden Luft zu ſchnell mittheilt). Daſeyn und Eigenſchaften des Waͤrmeſtofs.

Schon Ariſtoteles nahm fuͤr Waͤrme und Feuer ein eignes Element von uͤberaus kleinen und beweglichen Theilen an, welches unter allen das unkoͤrperlichſte ſey. Man legt ihm daher irrig die Behauptung der Scholaſtiker bey, welche die Waͤrme fuͤr eine bloße Qualitaͤt erklaͤrten, wogegen den Stagiriten ſchon Caſatus (Diſſ. phyſica de igne. Frf. et Lipſ. 1688. p. 117.) vertheidiget hat. Nach Epikur und im Corpuſcularſyſtem beſtand die Waͤrme in feurigen Ausfluͤſſen. Die Neuern haben die Wirkungen der Waͤrme theils durch Emanation, theils durch Vibration erklaͤrt, und im letztern Falle die Vibrationen entweder den Theilen der Koͤrper ſelbſt beygelegt, oder dazu ein beſonderes elaſtiſches Mittel angenommen, wie z. B. den carteſianiſchen Aether, oder die ſubtile Materie.

Schon beym Worte Feuer (Th. II. S. 208. 209.) ſind die Gruͤnde angegeben, welche es unmoͤglich machen, die Erſcheinungen der Waͤrme durch bloße Schwingungen zu erklaͤren. Man verfiel auf dieſe Erklaͤrung nur, weil man von der Waͤrmeerzeugung durch Reiben ausgieng. Haͤtte man ehedem die Phaͤnomene der chymiſchen Vermiſchungen beſſer gekannt und zum Grunde gelegt, ſo wuͤrden die Erkaͤltungen, wobey ſich doch die Stoffe auch reiben, gleich

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[543/0553] in einen gleichen Zuſtand verſetzt werden, den man das Brennen oder die Verbrennung nennt. Dieſe mit Licht begleitete Hitze brennender Koͤrper fuͤhrt ganz eigentlich den Namen des Feuers. Nach einigen Verſuchen ſcheint es, als ob man die Gluͤhhitze verbrennlicher Koͤrper, oder den zur Entzuͤndung noͤthigen Grad der Waͤrme auf den 650ſten Grad des fahrenheitiſchen Thermometers ſetzen koͤnne, ſ. Gluͤhen (Th. II. S. 511.). Wenigſtens gilt dies in den gewoͤhnlichen Faͤllen, ob man gleich auch andere mit Licht begleitete Zerſetzungen als ſchwache Verbrennungen anſieht, bey denen ſich ein ſo hoher Grad der Hitze nicht deutlich offenbaret (vielleicht, weil ſich die Waͤrme der anliegenden Luft zu ſchnell mittheilt). Daſeyn und Eigenſchaften des Waͤrmeſtofs. Schon Ariſtoteles nahm fuͤr Waͤrme und Feuer ein eignes Element von uͤberaus kleinen und beweglichen Theilen an, welches unter allen das unkoͤrperlichſte ſey. Man legt ihm daher irrig die Behauptung der Scholaſtiker bey, welche die Waͤrme fuͤr eine bloße Qualitaͤt erklaͤrten, wogegen den Stagiriten ſchon Caſatus (Diſſ. phyſica de igne. Frf. et Lipſ. 1688. p. 117.) vertheidiget hat. Nach Epikur und im Corpuſcularſyſtem beſtand die Waͤrme in feurigen Ausfluͤſſen. Die Neuern haben die Wirkungen der Waͤrme theils durch Emanation, theils durch Vibration erklaͤrt, und im letztern Falle die Vibrationen entweder den Theilen der Koͤrper ſelbſt beygelegt, oder dazu ein beſonderes elaſtiſches Mittel angenommen, wie z. B. den carteſianiſchen Aether, oder die ſubtile Materie. Schon beym Worte Feuer (Th. II. S. 208. 209.) ſind die Gruͤnde angegeben, welche es unmoͤglich machen, die Erſcheinungen der Waͤrme durch bloße Schwingungen zu erklaͤren. Man verfiel auf dieſe Erklaͤrung nur, weil man von der Waͤrmeerzeugung durch Reiben ausgieng. Haͤtte man ehedem die Phaͤnomene der chymiſchen Vermiſchungen beſſer gekannt und zum Grunde gelegt, ſo wuͤrden die Erkaͤltungen, wobey ſich doch die Stoffe auch reiben, gleich

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/553>, abgerufen am 25.11.2024.