kömmt das Thermometer zu gleicher Temperatur mit dem Körper selbst. Es giebt alsdann durch den Grad der Ausdehnung des Quecksilbers oder Weingeists, den es auf seiner Scale anzeigt, ein bestimmtes Merkmal, wodurch man diesen Grad der Temperatur bezeichnen, und allemal, so oft er vorhanden ist, als eben denselben wiedererkennen kan. Freylich ersährt man dadurch nicht die Menge der fühlbaren Wärme eines Körpers, sondern nur die bestimmte Größe seiner Wärmeäußerung auf jeden andern, z. B. auf das Thermometer, die Größe seiner Expansionskraft, oder nach Lamberts Ausdrucke (Pyrometrie, S. 54.) die Kraft der Wärme, nach Baader die wärme äußernde Kraft. Inzwischen giebt doch das Thermometer ein Mittel, sich zu versichern, ein Grad der Wärme, dem das Werkzeug jetzt ausgesetzt ist, sey eben derjenige, dem es ein andermal ausgesetzt war, oder er sey größer, kleiner u. s. w.
Versteht man unter Graden der Wärme, Grade dieser wärmeäußernden Kraft, so giebt Amontons Luftthermometer ein wahres Maaß derselben, indem sich die Kraft der Wärme bey gleicher Dichte der Luft, wie das aufliegende Gewicht, verhält; mithin bey gleichem Drucke die wirkliche Ausdehnung der Luft dieser Kraft proportional ist. Ob aber diese Kräfte, oder auch die wirklichen Mengen der mitgetheilten Wärme den Ausdehnungen des Quecksilbers, Weingeists rc. im Thermometer proportional sind, das muß erst durch solche Versuche ausgemacht werden, wie de Lüc über den Gang des Quecksilbers in Vergleichung mit dem Gange der Wärme angestellt hat. Die Versuche sind in dem Artikel Thermometer (oben S. 329. u. f.) erzählt worden, und scheinen zu beweisen, daß die Gänge des Quecksilbers und der Wärme selbst einander ziemlich nahe kommen, d. i. daß doppelt so viel Zusatz von Wärme das Quecksilber fast um doppelt so viel ausdehnt, als ein einfacher Zusatz u. s. w. Sehr einleuchtend hat dies Wilke (Schwed. Abhandl. XXXIV. Band. 1776. S. 103.) dadurch bewiesen, weil eine einfache Masse Wasser, die am schwedischen Quecksilberthermometer 72 Grad zeigt, gerade eben so viel Eis schmelzt, als eine doppelte Masse, welche 36 Grad,
koͤmmt das Thermometer zu gleicher Temperatur mit dem Koͤrper ſelbſt. Es giebt alsdann durch den Grad der Ausdehnung des Queckſilbers oder Weingeiſts, den es auf ſeiner Scale anzeigt, ein beſtimmtes Merkmal, wodurch man dieſen Grad der Temperatur bezeichnen, und allemal, ſo oft er vorhanden iſt, als eben denſelben wiedererkennen kan. Freylich erſaͤhrt man dadurch nicht die Menge der fuͤhlbaren Waͤrme eines Koͤrpers, ſondern nur die beſtimmte Groͤße ſeiner Waͤrmeaͤußerung auf jeden andern, z. B. auf das Thermometer, die Groͤße ſeiner Expanſionskraft, oder nach Lamberts Ausdrucke (Pyrometrie, S. 54.) die Kraft der Waͤrme, nach Baader die waͤrme aͤußernde Kraft. Inzwiſchen giebt doch das Thermometer ein Mittel, ſich zu verſichern, ein Grad der Waͤrme, dem das Werkzeug jetzt ausgeſetzt iſt, ſey eben derjenige, dem es ein andermal ausgeſetzt war, oder er ſey groͤßer, kleiner u. ſ. w.
Verſteht man unter Graden der Waͤrme, Grade dieſer waͤrmeaͤußernden Kraft, ſo giebt Amontons Luftthermometer ein wahres Maaß derſelben, indem ſich die Kraft der Waͤrme bey gleicher Dichte der Luft, wie das aufliegende Gewicht, verhaͤlt; mithin bey gleichem Drucke die wirkliche Ausdehnung der Luft dieſer Kraft proportional iſt. Ob aber dieſe Kraͤfte, oder auch die wirklichen Mengen der mitgetheilten Waͤrme den Ausdehnungen des Queckſilbers, Weingeiſts rc. im Thermometer proportional ſind, das muß erſt durch ſolche Verſuche ausgemacht werden, wie de Luͤc uͤber den Gang des Queckſilbers in Vergleichung mit dem Gange der Waͤrme angeſtellt hat. Die Verſuche ſind in dem Artikel Thermometer (oben S. 329. u. f.) erzaͤhlt worden, und ſcheinen zu beweiſen, daß die Gaͤnge des Queckſilbers und der Waͤrme ſelbſt einander ziemlich nahe kommen, d. i. daß doppelt ſo viel Zuſatz von Waͤrme das Queckſilber faſt um doppelt ſo viel ausdehnt, als ein einfacher Zuſatz u. ſ. w. Sehr einleuchtend hat dies Wilke (Schwed. Abhandl. XXXIV. Band. 1776. S. 103.) dadurch bewieſen, weil eine einfache Maſſe Waſſer, die am ſchwediſchen Queckſilberthermometer 72 Grad zeigt, gerade eben ſo viel Eis ſchmelzt, als eine doppelte Maſſe, welche 36 Grad,
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koͤmmt das Thermometer zu gleicher Temperatur mit dem Koͤrper ſelbſt. Es giebt alsdann durch den Grad der Ausdehnung des Queckſilbers oder Weingeiſts, den es auf ſeiner Scale anzeigt, ein beſtimmtes Merkmal, wodurch man dieſen Grad der Temperatur bezeichnen, und allemal, ſo oft er vorhanden iſt, als eben denſelben wiedererkennen kan. Freylich erſaͤhrt man dadurch nicht die Menge der fuͤhlbaren Waͤrme eines Koͤrpers, ſondern nur die beſtimmte Groͤße ſeiner Waͤrmeaͤußerung auf jeden andern, z. B. auf das Thermometer, die Groͤße ſeiner Expanſionskraft, oder nach Lamberts Ausdrucke (Pyrometrie, S. 54.) die Kraft der Waͤrme, nach Baader die waͤrme aͤußernde Kraft. Inzwiſchen giebt doch das Thermometer ein Mittel, ſich zu verſichern, ein Grad der Waͤrme, dem das Werkzeug jetzt ausgeſetzt iſt, ſey eben derjenige, dem es ein andermal ausgeſetzt war, oder er ſey groͤßer, kleiner u. ſ. w.
Verſteht man unter Graden der Waͤrme, Grade dieſer waͤrmeaͤußernden Kraft, ſo giebt Amontons Luftthermometer ein wahres Maaß derſelben, indem ſich die Kraft der Waͤrme bey gleicher Dichte der Luft, wie das aufliegende Gewicht, verhaͤlt; mithin bey gleichem Drucke die wirkliche Ausdehnung der Luft dieſer Kraft proportional iſt. Ob aber dieſe Kraͤfte, oder auch die wirklichen Mengen der mitgetheilten Waͤrme den Ausdehnungen des Queckſilbers, Weingeiſts rc. im Thermometer proportional ſind, das muß erſt durch ſolche Verſuche ausgemacht werden, wie de Luͤc uͤber den Gang des Queckſilbers in Vergleichung mit dem Gange der Waͤrme angeſtellt hat. Die Verſuche ſind in dem Artikel Thermometer (oben S. 329. u. f.) erzaͤhlt worden, und ſcheinen zu beweiſen, daß die Gaͤnge des Queckſilbers und der Waͤrme ſelbſt einander ziemlich nahe kommen, d. i. daß doppelt ſo viel Zuſatz von Waͤrme das Queckſilber faſt um doppelt ſo viel ausdehnt, als ein einfacher Zuſatz u. ſ. w. Sehr einleuchtend hat dies Wilke (Schwed. Abhandl. XXXIV. Band. 1776. S. 103.) dadurch bewieſen, weil eine einfache Maſſe Waſſer, die am ſchwediſchen Queckſilberthermometer 72 Grad zeigt, gerade eben ſo viel Eis ſchmelzt, als eine doppelte Maſſe, welche 36 Grad,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/550>, abgerufen am 25.11.2024.
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