Die Größe dieser Bewegung bestimmt man aus der Vergleichung älterer und neuer Beobachtungen. So setzt die Kornähre der Jungfrau Hipparch 128 v. C. G. in die Länge 5 Zeich. 24 Gr. 0 Min.
de la Lande 1750 n. C. G.- -
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Unterschied in 1878 Jahren
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Dies giebt im Durchschnitte auf ein Jahr 50 1/2 Sec. Andere Beobachtungen geben etwas andere Größen, und da die alten Beobachtungen nicht genau, die neuen allein aber zu Bestimmung so langsamer Aenderungen nicht hinreichend sind, so nimmt man aus allen das Mittel 50 1/3 Sec., welches für jedes Jahrhundert 1° 23' 54" giebt. De la Lande setzt für ein Jahrhundert 1° 23' 10", bemerkt aber, daß diese Größe nicht vollkommen gleichförmig sey, indem sich von einem Jahrhunderte zum andern einiger Unterschied finde.
Diesen Angaben zufolge vollenden die Fixsterne ihren scheinbaren Umlauf um die Pole der Ekliptik in 25700 (nach de la Lande 25972) Jahren. Man nennt diese Umlausszeit insgemein das große oder platonische Jahr: es giebt aber in der Geschichte der ältern Astronomie eine Menge solcher großen Jahre (s. Censorin. de die nat. cap. 18. Plutarch. de plac. philos. II. 32. Macrob. Somn. Scip. II. 11.), die wohl mehrentheils aus Zusammensetzungen anderer Perioden bestehen mögen, wenn auch gleich einige von dem frühzeitig bemerkten Fortrücken der Fixsterne hergenommen sind. Von diesen großen Jahren handeln Riccioli (Alm. nov. To. I. p. 130. 168.), de la Nauze (Mem. de l'acad. des Inscript. To. XXIII. p. 90.) und Bailly (Geschichte der alten Sternkunde; a. d. Franz. Leipz. 1777. gr. 8. II. B. 8. Abs. §. 15.). Das von Plato angenommene betrift 12000 Jahr: man müßte also damals geglaubt haben, die Fixsterne rückten aller tausend Jahr durch ein Zeichen des Thierkreises.
Um sich das Vorrücken der Nachtgleichen gehörig vorzustellen, muß man sich Taf. XXV. Fig. 62. die Linie EL oder die Ekliptik unbeweglich denken, den Aequator AQ
Die Groͤße dieſer Bewegung beſtimmt man aus der Vergleichung aͤlterer und neuer Beobachtungen. So ſetzt die Kornaͤhre der Jungfrau Hipparch 128 v. C. G. in die Laͤnge 5 Zeich. 24 Gr. 0 Min.
de la Lande 1750 n. C. G.- -
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Unterſchied in 1878 Jahren
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Dies giebt im Durchſchnitte auf ein Jahr 50 1/2 Sec. Andere Beobachtungen geben etwas andere Groͤßen, und da die alten Beobachtungen nicht genau, die neuen allein aber zu Beſtimmung ſo langſamer Aenderungen nicht hinreichend ſind, ſo nimmt man aus allen das Mittel 50 1/3 Sec., welches fuͤr jedes Jahrhundert 1° 23′ 54″ giebt. De la Lande ſetzt fuͤr ein Jahrhundert 1° 23′ 10″, bemerkt aber, daß dieſe Groͤße nicht vollkommen gleichfoͤrmig ſey, indem ſich von einem Jahrhunderte zum andern einiger Unterſchied finde.
Dieſen Angaben zufolge vollenden die Fixſterne ihren ſcheinbaren Umlauf um die Pole der Ekliptik in 25700 (nach de la Lande 25972) Jahren. Man nennt dieſe Umlauſszeit insgemein das große oder platoniſche Jahr: es giebt aber in der Geſchichte der aͤltern Aſtronomie eine Menge ſolcher großen Jahre (ſ. Cenſorin. de die nat. cap. 18. Plutarch. de plac. philoſ. II. 32. Macrob. Somn. Scip. II. 11.), die wohl mehrentheils aus Zuſammenſetzungen anderer Perioden beſtehen moͤgen, wenn auch gleich einige von dem fruͤhzeitig bemerkten Fortruͤcken der Fixſterne hergenommen ſind. Von dieſen großen Jahren handeln Riccioli (Alm. nov. To. I. p. 130. 168.), de la Nauze (Mém. de l'acad. des Inſcript. To. XXIII. p. 90.) und Bailly (Geſchichte der alten Sternkunde; a. d. Franz. Leipz. 1777. gr. 8. II. B. 8. Abſ. §. 15.). Das von Plato angenommene betrift 12000 Jahr: man muͤßte alſo damals geglaubt haben, die Fixſterne ruͤckten aller tauſend Jahr durch ein Zeichen des Thierkreiſes.
Um ſich das Vorruͤcken der Nachtgleichen gehoͤrig vorzuſtellen, muß man ſich Taf. XXV. Fig. 62. die Linie EL oder die Ekliptik unbeweglich denken, den Aequator AQ
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Die Groͤße dieſer Bewegung beſtimmt man aus der Vergleichung aͤlterer und neuer Beobachtungen. So ſetzt die Kornaͤhre der Jungfrau Hipparch 128 v. C. G. in die Laͤnge 5 Zeich. 24 Gr. 0 Min. de la Lande 1750 n. C. G.- - 6 20 21
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Dies giebt im Durchſchnitte auf ein Jahr 50 1/2 Sec. Andere Beobachtungen geben etwas andere Groͤßen, und da die alten Beobachtungen nicht genau, die neuen allein aber zu Beſtimmung ſo langſamer Aenderungen nicht hinreichend ſind, ſo nimmt man aus allen das Mittel 50 1/3 Sec., welches fuͤr jedes Jahrhundert 1° 23′ 54″ giebt. De la Lande ſetzt fuͤr ein Jahrhundert 1° 23′ 10″, bemerkt aber, daß dieſe Groͤße nicht vollkommen gleichfoͤrmig ſey, indem ſich von einem Jahrhunderte zum andern einiger Unterſchied finde.
Dieſen Angaben zufolge vollenden die Fixſterne ihren ſcheinbaren Umlauf um die Pole der Ekliptik in 25700 (nach de la Lande 25972) Jahren. Man nennt dieſe Umlauſszeit insgemein das große oder platoniſche Jahr: es giebt aber in der Geſchichte der aͤltern Aſtronomie eine Menge ſolcher großen Jahre (ſ. Cenſorin. de die nat. cap. 18. Plutarch. de plac. philoſ. II. 32. Macrob. Somn. Scip. II. 11.), die wohl mehrentheils aus Zuſammenſetzungen anderer Perioden beſtehen moͤgen, wenn auch gleich einige von dem fruͤhzeitig bemerkten Fortruͤcken der Fixſterne hergenommen ſind. Von dieſen großen Jahren handeln Riccioli (Alm. nov. To. I. p. 130. 168.), de la Nauze (Mém. de l'acad. des Inſcript. To. XXIII. p. 90.) und Bailly (Geſchichte der alten Sternkunde; a. d. Franz. Leipz. 1777. gr. 8. II. B. 8. Abſ. §. 15.). Das von Plato angenommene betrift 12000 Jahr: man muͤßte alſo damals geglaubt haben, die Fixſterne ruͤckten aller tauſend Jahr durch ein Zeichen des Thierkreiſes.
Um ſich das Vorruͤcken der Nachtgleichen gehoͤrig vorzuſtellen, muß man ſich Taf. XXV. Fig. 62. die Linie EL oder die Ekliptik unbeweglich denken, den Aequator AQ
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/508>, abgerufen am 22.11.2024.
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