Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Sonne untergeht, und wieder unter, wenn sie aufgeht, und ist demnach die ganze Nacht hindurch sichtbar. In diese Lage von T gegen c zu, oder der Sonne S gegenüber, fällt auch allemal der Erdschatten, der also nie anders, als zur Zeit des Vollmonds, den Mond treffen, und eine Mondfinsterniß verursachen kan.

Die Erscheinung des Vollmonds fällt in die Mitte eines jeden Mondwechsels, im Durchschnitte genommen, 14 Tage 18 Stunden 22 Min. nach dem Augenblicke des Neumonds. Sie halbirt die Reihe der Mondserscheinungen so, daß vor ihr der Mond zunehmend, nach ihr abnehmend ist; vor ihr des Abends sichtbar ist und während der Nacht untergeht, nach ihr aber in der Nacht erst aufgeht, und bis zu Sonnenaufgang sichtbar bleibt.

Im Vollmonde werden die Ungleichheiten oder Flecken, welche um die Mitte der sichtbaren Mondscheibe stehen, von der Sonne fast senkrecht beschienen, und werfen daher auf den benachbarten Grund sehr kurze Schatten. Dies macht, daß man im Vollmonde überhaupt wenig solche Schlagschatten sieht, und daß die Flecken zu dieser Zeit ein ganz anderes Ansehen haben, als wenn sie in den übrigen Phasen näher an der Grenze des erleuchteten Theils gesehen werden.

Volumen, Inbegrif, körperlicher Inhalt, Umfang, Volumen, Volume.

So nennen die Physiker die Größe des körperlichen Raums, den ein Körper zu erfüllen oder einzunehmen scheint. Die Vorstellung dieses Raums mit seinen Grenzen bleibt noch in der Einbildungskraft zurück, wenn man sich gleich die Materie selbst aus demselben herausgenommen denkt. Sie führt alsdann den Namen des geometrischen Raumes, oder der geometrischen Ausdehnung, deren Grenzen auf die Begriffe von Flächen, Linien, Punkten leiten. Die Geometrie, die diesen Raum als vollkommen ausgefüllt durch seine Theile, oder als eine stetige Größe betrachtet, lehrt Mittel, diese Größe zu bestimmen und in bekannten Cubikmaaßen auszudrücken. Der auf solche Art durch geometrische Abmessung


Sonne untergeht, und wieder unter, wenn ſie aufgeht, und iſt demnach die ganze Nacht hindurch ſichtbar. In dieſe Lage von T gegen c zu, oder der Sonne S gegenuͤber, faͤllt auch allemal der Erdſchatten, der alſo nie anders, als zur Zeit des Vollmonds, den Mond treffen, und eine Mondfinſterniß verurſachen kan.

Die Erſcheinung des Vollmonds faͤllt in die Mitte eines jeden Mondwechſels, im Durchſchnitte genommen, 14 Tage 18 Stunden 22 Min. nach dem Augenblicke des Neumonds. Sie halbirt die Reihe der Mondserſcheinungen ſo, daß vor ihr der Mond zunehmend, nach ihr abnehmend iſt; vor ihr des Abends ſichtbar iſt und waͤhrend der Nacht untergeht, nach ihr aber in der Nacht erſt aufgeht, und bis zu Sonnenaufgang ſichtbar bleibt.

Im Vollmonde werden die Ungleichheiten oder Flecken, welche um die Mitte der ſichtbaren Mondſcheibe ſtehen, von der Sonne faſt ſenkrecht beſchienen, und werfen daher auf den benachbarten Grund ſehr kurze Schatten. Dies macht, daß man im Vollmonde uͤberhaupt wenig ſolche Schlagſchatten ſieht, und daß die Flecken zu dieſer Zeit ein ganz anderes Anſehen haben, als wenn ſie in den uͤbrigen Phaſen naͤher an der Grenze des erleuchteten Theils geſehen werden.

Volumen, Inbegrif, koͤrperlicher Inhalt, Umfang, Volumen, Volume.

So nennen die Phyſiker die Groͤße des koͤrperlichen Raums, den ein Koͤrper zu erfuͤllen oder einzunehmen ſcheint. Die Vorſtellung dieſes Raums mit ſeinen Grenzen bleibt noch in der Einbildungskraft zuruͤck, wenn man ſich gleich die Materie ſelbſt aus demſelben herausgenommen denkt. Sie fuͤhrt alsdann den Namen des geometriſchen Raumes, oder der geometriſchen Ausdehnung, deren Grenzen auf die Begriffe von Flaͤchen, Linien, Punkten leiten. Die Geometrie, die dieſen Raum als vollkommen ausgefuͤllt durch ſeine Theile, oder als eine ſtetige Groͤße betrachtet, lehrt Mittel, dieſe Groͤße zu beſtimmen und in bekannten Cubikmaaßen auszudruͤcken. Der auf ſolche Art durch geometriſche Abmeſſung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0504" xml:id="P.4.494" n="494"/><lb/>
Sonne untergeht, und wieder unter, wenn &#x017F;ie aufgeht, und i&#x017F;t demnach die ganze Nacht hindurch &#x017F;ichtbar. In die&#x017F;e Lage von <hi rendition="#aq">T</hi> gegen <hi rendition="#aq">c</hi> zu, oder der Sonne <hi rendition="#aq">S</hi> gegenu&#x0364;ber, fa&#x0364;llt auch allemal der Erd&#x017F;chatten, der al&#x017F;o nie anders, als zur Zeit des Vollmonds, den Mond treffen, und eine <hi rendition="#b">Mondfin&#x017F;terniß</hi> verur&#x017F;achen kan.</p>
            <p>Die Er&#x017F;cheinung des Vollmonds fa&#x0364;llt in die Mitte eines jeden Mondwech&#x017F;els, im Durch&#x017F;chnitte genommen, 14 Tage 18 Stunden 22 Min. nach dem Augenblicke des Neumonds. Sie halbirt die Reihe der Mondser&#x017F;cheinungen &#x017F;o, daß vor ihr der Mond zunehmend, nach ihr abnehmend i&#x017F;t; vor ihr des Abends &#x017F;ichtbar i&#x017F;t und wa&#x0364;hrend der Nacht untergeht, nach ihr aber in der Nacht er&#x017F;t aufgeht, und bis zu Sonnenaufgang &#x017F;ichtbar bleibt.</p>
            <p>Im Vollmonde werden die Ungleichheiten oder Flecken, welche um die Mitte der &#x017F;ichtbaren Mond&#x017F;cheibe &#x017F;tehen, von der Sonne fa&#x017F;t &#x017F;enkrecht be&#x017F;chienen, und werfen daher auf den benachbarten Grund &#x017F;ehr kurze Schatten. Dies macht, daß man im Vollmonde u&#x0364;berhaupt wenig &#x017F;olche Schlag&#x017F;chatten &#x017F;ieht, und daß die Flecken zu die&#x017F;er Zeit ein ganz anderes An&#x017F;ehen haben, als wenn &#x017F;ie in den u&#x0364;brigen Pha&#x017F;en na&#x0364;her an der Grenze des erleuchteten Theils ge&#x017F;ehen werden.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Volumen, Inbegrif, ko&#x0364;rperlicher Inhalt, Umfang, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Volumen</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Volume</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>So nennen die Phy&#x017F;iker die Gro&#x0364;ße des ko&#x0364;rperlichen Raums, den ein Ko&#x0364;rper zu erfu&#x0364;llen oder einzunehmen &#x017F;cheint. Die Vor&#x017F;tellung die&#x017F;es Raums mit &#x017F;einen Grenzen bleibt noch in der Einbildungskraft zuru&#x0364;ck, wenn man &#x017F;ich gleich die Materie &#x017F;elb&#x017F;t aus dem&#x017F;elben herausgenommen denkt. Sie fu&#x0364;hrt alsdann den Namen des <hi rendition="#b">geometri&#x017F;chen Raumes,</hi> oder der <hi rendition="#b">geometri&#x017F;chen Ausdehnung,</hi> deren Grenzen auf die Begriffe von Fla&#x0364;chen, Linien, Punkten leiten. Die Geometrie, die die&#x017F;en Raum als vollkommen ausgefu&#x0364;llt durch &#x017F;eine Theile, oder als eine &#x017F;tetige Gro&#x0364;ße betrachtet, lehrt Mittel, die&#x017F;e Gro&#x0364;ße zu be&#x017F;timmen und in bekannten Cubikmaaßen auszudru&#x0364;cken. Der auf &#x017F;olche Art durch geometri&#x017F;che Abme&#x017F;&#x017F;ung<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[494/0504] Sonne untergeht, und wieder unter, wenn ſie aufgeht, und iſt demnach die ganze Nacht hindurch ſichtbar. In dieſe Lage von T gegen c zu, oder der Sonne S gegenuͤber, faͤllt auch allemal der Erdſchatten, der alſo nie anders, als zur Zeit des Vollmonds, den Mond treffen, und eine Mondfinſterniß verurſachen kan. Die Erſcheinung des Vollmonds faͤllt in die Mitte eines jeden Mondwechſels, im Durchſchnitte genommen, 14 Tage 18 Stunden 22 Min. nach dem Augenblicke des Neumonds. Sie halbirt die Reihe der Mondserſcheinungen ſo, daß vor ihr der Mond zunehmend, nach ihr abnehmend iſt; vor ihr des Abends ſichtbar iſt und waͤhrend der Nacht untergeht, nach ihr aber in der Nacht erſt aufgeht, und bis zu Sonnenaufgang ſichtbar bleibt. Im Vollmonde werden die Ungleichheiten oder Flecken, welche um die Mitte der ſichtbaren Mondſcheibe ſtehen, von der Sonne faſt ſenkrecht beſchienen, und werfen daher auf den benachbarten Grund ſehr kurze Schatten. Dies macht, daß man im Vollmonde uͤberhaupt wenig ſolche Schlagſchatten ſieht, und daß die Flecken zu dieſer Zeit ein ganz anderes Anſehen haben, als wenn ſie in den uͤbrigen Phaſen naͤher an der Grenze des erleuchteten Theils geſehen werden. Volumen, Inbegrif, koͤrperlicher Inhalt, Umfang, Volumen, Volume. So nennen die Phyſiker die Groͤße des koͤrperlichen Raums, den ein Koͤrper zu erfuͤllen oder einzunehmen ſcheint. Die Vorſtellung dieſes Raums mit ſeinen Grenzen bleibt noch in der Einbildungskraft zuruͤck, wenn man ſich gleich die Materie ſelbſt aus demſelben herausgenommen denkt. Sie fuͤhrt alsdann den Namen des geometriſchen Raumes, oder der geometriſchen Ausdehnung, deren Grenzen auf die Begriffe von Flaͤchen, Linien, Punkten leiten. Die Geometrie, die dieſen Raum als vollkommen ausgefuͤllt durch ſeine Theile, oder als eine ſtetige Groͤße betrachtet, lehrt Mittel, dieſe Groͤße zu beſtimmen und in bekannten Cubikmaaßen auszudruͤcken. Der auf ſolche Art durch geometriſche Abmeſſung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/504
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/504>, abgerufen am 25.11.2024.