Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Seit dem Jahre 1784 vermuthete Herr Bode eben dieses von Flamstead's 34stem Sterne im Stier zwischen dem Siebengestirn und den Hyaden, von der 6ten Größe, den er ebenfalls am Himmel nicht finden konnte. Damals waren die Elemente der Bahn des neuen Sterns schon von mehrern Astronomen, besonders Herrn Mechain, etwas bestimmter angegeben, und diese gaben ihm für das Ende des Jahres 1690 eben diejenige Stelle, welche Flamstead dem angesührten Sterne des Stiers zuschreibt. Da nun Flamstead's Beobachtung (s. Hist. coelestis Britann. To. II. p. 86.) am 13. Dec. alten oder 23. Dec. neuen Styls 1690 gemacht ist, so war nicht zu zweifeln, daß auch dieser vermeinte Fixstern kein anderer, als der neue Planet, gewesen sey. Die französischen Astronomen fanden auch Flamstead's Angabe mit den fortgesetzten neuern Beobachtungen übereinstimmend; und ihre gegen die Wahrnehmung des mayerischen Sterns geäußerten Zweifel zerstreuten sich völlig, als Herr Lichtenberg im Jahre 1789 die vollständigen Angaben der mayerischen Manuscripte an Herrn de la Lande übersendet hatte. Um eben diese Zeit ward auch bekannt, daß le Monnier den neuen Planeten bereits in den Jahren 1763 und 1769 gesehen, und gleichfalls sür einen Fixstern gehalten hatte. Hieraus ist also klar, daß dieser Stern zwar schon von Flamstead 1690, Mayer 1756, und Monnier 1763 und 1769 gesehen, aber von Herschel 1781 zuerst als Planet entdeckt worden ist. Herr Bode hat für diesen neuentdeckten Weltkörper den sehr schicklichen Namen des Vaters vom Saturn und Atlas, Uranus, vorgeschlagen, den auch die berliner Akademie der Wissenschaften, nebst den meisten Astronomen, bereits angenommen hat. Herr Herschel (Philos. Trans, Vol. LXXIII. p. 1.) schlägt die Benennung Georgium sidus vor, so wie Marius und Galilei die von ihnen entdeckten Jupiterstrabanten Sidera Brandeburgica und Medicaea nannten, wiewohl sich Benennungen dieser Art nicht
Seit dem Jahre 1784 vermuthete Herr Bode eben dieſes von Flamſtead's 34ſtem Sterne im Stier zwiſchen dem Siebengeſtirn und den Hyaden, von der 6ten Groͤße, den er ebenfalls am Himmel nicht finden konnte. Damals waren die Elemente der Bahn des neuen Sterns ſchon von mehrern Aſtronomen, beſonders Herrn Mechain, etwas beſtimmter angegeben, und dieſe gaben ihm fuͤr das Ende des Jahres 1690 eben diejenige Stelle, welche Flamſtead dem angeſuͤhrten Sterne des Stiers zuſchreibt. Da nun Flamſtead's Beobachtung (ſ. Hiſt. coeleſtis Britann. To. II. p. 86.) am 13. Dec. alten oder 23. Dec. neuen Styls 1690 gemacht iſt, ſo war nicht zu zweifeln, daß auch dieſer vermeinte Fixſtern kein anderer, als der neue Planet, geweſen ſey. Die franzoͤſiſchen Aſtronomen fanden auch Flamſtead's Angabe mit den fortgeſetzten neuern Beobachtungen uͤbereinſtimmend; und ihre gegen die Wahrnehmung des mayeriſchen Sterns geaͤußerten Zweifel zerſtreuten ſich voͤllig, als Herr Lichtenberg im Jahre 1789 die vollſtaͤndigen Angaben der mayeriſchen Manuſcripte an Herrn de la Lande uͤberſendet hatte. Um eben dieſe Zeit ward auch bekannt, daß le Monnier den neuen Planeten bereits in den Jahren 1763 und 1769 geſehen, und gleichfalls ſuͤr einen Fixſtern gehalten hatte. Hieraus iſt alſo klar, daß dieſer Stern zwar ſchon von Flamſtead 1690, Mayer 1756, und Monnier 1763 und 1769 geſehen, aber von Herſchel 1781 zuerſt als Planet entdeckt worden iſt. Herr Bode hat fuͤr dieſen neuentdeckten Weltkoͤrper den ſehr ſchicklichen Namen des Vaters vom Saturn und Atlas, Uranus, vorgeſchlagen, den auch die berliner Akademie der Wiſſenſchaften, nebſt den meiſten Aſtronomen, bereits angenommen hat. Herr Herſchel (Philoſ. Trans, Vol. LXXIII. p. 1.) ſchlaͤgt die Benennung Georgium ſidus vor, ſo wie Marius und Galilei die von ihnen entdeckten Jupiterstrabanten Sidera Brandeburgica und Medicaea nannten, wiewohl ſich Benennungen dieſer Art nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0431" xml:id="P.4.421" n="421"/><lb/> dieſer Stern wirklich der neuaufgefundene Planet geweſen.</p> <p>Seit dem Jahre 1784 vermuthete Herr <hi rendition="#b">Bode</hi> eben dieſes von <hi rendition="#b">Flamſtead's</hi> 34ſtem Sterne im Stier zwiſchen dem Siebengeſtirn und den Hyaden, von der 6ten Groͤße, den er ebenfalls am Himmel nicht finden konnte. Damals waren die Elemente der Bahn des neuen Sterns ſchon von mehrern Aſtronomen, beſonders Herrn <hi rendition="#b">Mechain,</hi> etwas beſtimmter angegeben, und dieſe gaben ihm fuͤr das Ende des Jahres 1690 eben diejenige Stelle, welche <hi rendition="#b">Flamſtead</hi> dem angeſuͤhrten Sterne des Stiers zuſchreibt. Da nun Flamſtead's Beobachtung (ſ. <hi rendition="#aq">Hiſt. coeleſtis Britann. To. II. p. 86.</hi>) am 13. Dec. alten oder 23. Dec. neuen Styls 1690 gemacht iſt, ſo war nicht zu zweifeln, daß auch dieſer vermeinte Fixſtern kein anderer, als der neue Planet, geweſen ſey.</p> <p>Die franzoͤſiſchen Aſtronomen fanden auch Flamſtead's Angabe mit den fortgeſetzten neuern Beobachtungen uͤbereinſtimmend; und ihre gegen die Wahrnehmung des mayeriſchen Sterns geaͤußerten Zweifel zerſtreuten ſich voͤllig, als Herr <hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> im Jahre 1789 die vollſtaͤndigen Angaben der mayeriſchen Manuſcripte an Herrn <hi rendition="#b">de la Lande</hi> uͤberſendet hatte. Um eben dieſe Zeit ward auch bekannt, daß <hi rendition="#b">le Monnier</hi> den neuen Planeten bereits in den Jahren 1763 und 1769 geſehen, und gleichfalls ſuͤr einen Fixſtern gehalten hatte. Hieraus iſt alſo klar, daß dieſer Stern zwar ſchon von <hi rendition="#b">Flamſtead</hi> 1690, <hi rendition="#b">Mayer</hi> 1756, und <hi rendition="#b">Monnier</hi> 1763 und 1769 <hi rendition="#b">geſehen,</hi> aber von <hi rendition="#b">Herſchel</hi> 1781 zuerſt als Planet <hi rendition="#b">entdeckt</hi> worden iſt.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">Bode</hi> hat fuͤr dieſen neuentdeckten Weltkoͤrper den ſehr ſchicklichen Namen des Vaters vom Saturn und Atlas, <hi rendition="#b">Uranus,</hi> vorgeſchlagen, den auch die berliner Akademie der Wiſſenſchaften, nebſt den meiſten Aſtronomen, bereits angenommen hat. Herr <hi rendition="#b">Herſchel</hi> (<hi rendition="#aq">Philoſ. Trans, Vol. LXXIII. p. 1.</hi>) ſchlaͤgt die Benennung <hi rendition="#aq">Georgium ſidus</hi> vor, ſo wie Marius und Galilei die von ihnen entdeckten Jupiterstrabanten <hi rendition="#aq">Sidera Brandeburgica</hi> und <hi rendition="#aq">Medicaea</hi> nannten, wiewohl ſich Benennungen dieſer Art nicht<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [421/0431]
dieſer Stern wirklich der neuaufgefundene Planet geweſen.
Seit dem Jahre 1784 vermuthete Herr Bode eben dieſes von Flamſtead's 34ſtem Sterne im Stier zwiſchen dem Siebengeſtirn und den Hyaden, von der 6ten Groͤße, den er ebenfalls am Himmel nicht finden konnte. Damals waren die Elemente der Bahn des neuen Sterns ſchon von mehrern Aſtronomen, beſonders Herrn Mechain, etwas beſtimmter angegeben, und dieſe gaben ihm fuͤr das Ende des Jahres 1690 eben diejenige Stelle, welche Flamſtead dem angeſuͤhrten Sterne des Stiers zuſchreibt. Da nun Flamſtead's Beobachtung (ſ. Hiſt. coeleſtis Britann. To. II. p. 86.) am 13. Dec. alten oder 23. Dec. neuen Styls 1690 gemacht iſt, ſo war nicht zu zweifeln, daß auch dieſer vermeinte Fixſtern kein anderer, als der neue Planet, geweſen ſey.
Die franzoͤſiſchen Aſtronomen fanden auch Flamſtead's Angabe mit den fortgeſetzten neuern Beobachtungen uͤbereinſtimmend; und ihre gegen die Wahrnehmung des mayeriſchen Sterns geaͤußerten Zweifel zerſtreuten ſich voͤllig, als Herr Lichtenberg im Jahre 1789 die vollſtaͤndigen Angaben der mayeriſchen Manuſcripte an Herrn de la Lande uͤberſendet hatte. Um eben dieſe Zeit ward auch bekannt, daß le Monnier den neuen Planeten bereits in den Jahren 1763 und 1769 geſehen, und gleichfalls ſuͤr einen Fixſtern gehalten hatte. Hieraus iſt alſo klar, daß dieſer Stern zwar ſchon von Flamſtead 1690, Mayer 1756, und Monnier 1763 und 1769 geſehen, aber von Herſchel 1781 zuerſt als Planet entdeckt worden iſt.
Herr Bode hat fuͤr dieſen neuentdeckten Weltkoͤrper den ſehr ſchicklichen Namen des Vaters vom Saturn und Atlas, Uranus, vorgeſchlagen, den auch die berliner Akademie der Wiſſenſchaften, nebſt den meiſten Aſtronomen, bereits angenommen hat. Herr Herſchel (Philoſ. Trans, Vol. LXXIII. p. 1.) ſchlaͤgt die Benennung Georgium ſidus vor, ſo wie Marius und Galilei die von ihnen entdeckten Jupiterstrabanten Sidera Brandeburgica und Medicaea nannten, wiewohl ſich Benennungen dieſer Art nicht
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