Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Linne (Flora Zeylonica. Holm. 1747. 8. p. 8.) ist der Erste, der dem Turmalin den Namen: Lapis electricus beylegt, und dadurch die wahre Ursache seiner Erscheinungen angiebt. Dies war inzwischen nur eine Muthmaßung von Linne, welcher damals noch keinen Turmalin gesehen hatte. Erst die Herren Aepinus und Wilke brachten bey ihren in Berlin angestellten Untersuchungen über die entgegengesetzten Elektricitäten diese Muthmaßung zur völligen Gewißheit, und entdeckten die besondern Gesetze der Elektricität des Turmalins. Wilke (Gesch. des Turmalins, in den schwed. Abhdl. d. deutsch. Ueb. XXVIII. B. S. 95. XXX. B. S. 1. u. 105.) hat das hieher Gehörige im Zusammenhange vorgetragen; Aepinus machte die Entdeckung zuerst bekannt (Mem. de l'Acad. de Berl. 1756. p. 110.) und ließ in der Folge die darüber gewechselten Schriften zusammendrucken (Recueil de differens memoires sur la Tourmaline, publie par Aepinus. a St. Petersb. 1762. 8.). Die Eigenschasten des Turmalins in Absicht auf die Elektricität sind folgende. 1.) So lang er in einerley Gradeder Wärme erhalten wird, zeigt er keine elektrischen Erscheinungen. Er wird aber elektrisch, sowohl durch Erwärmung, als durch Erkältung, und zwar durch erstere stärker, als durch letztere: am stärksten in siedendem Wasser. 2.) Diese Elektricität zeigt sich in der Gegend zweener entgegengesetzten Punkte, die man seine Pole nennen kan. Diese liegen in gerader Linie mit dem Mittelpunkte des Steins, in der Richtung seiner Blätter oder Streifen, nach der er auch vollkommen undurchsichtig ist. 3.) Während der Erwärmung ist eine Seite von ihm A positiv, die andere B negativ elektrisch. Während der Erkältung ist A negativ, und B positiv elektrisch. Erwärmt man die eine Seite, indem man die andere erkältet, so zeigen beyde einerley Elektricität; und wenn nur eine Seite
Linné (Flora Zeylonica. Holm. 1747. 8. p. 8.) iſt der Erſte, der dem Turmalin den Namen: Lapis electricus beylegt, und dadurch die wahre Urſache ſeiner Erſcheinungen angiebt. Dies war inzwiſchen nur eine Muthmaßung von Linné, welcher damals noch keinen Turmalin geſehen hatte. Erſt die Herren Aepinus und Wilke brachten bey ihren in Berlin angeſtellten Unterſuchungen uͤber die entgegengeſetzten Elektricitaͤten dieſe Muthmaßung zur voͤlligen Gewißheit, und entdeckten die beſondern Geſetze der Elektricitaͤt des Turmalins. Wilke (Geſch. des Turmalins, in den ſchwed. Abhdl. d. deutſch. Ueb. XXVIII. B. S. 95. XXX. B. S. 1. u. 105.) hat das hieher Gehoͤrige im Zuſammenhange vorgetragen; Aepinus machte die Entdeckung zuerſt bekannt (Mém. de l'Acad. de Berl. 1756. p. 110.) und ließ in der Folge die daruͤber gewechſelten Schriften zuſammendrucken (Recueil de differens memoires ſur la Tourmaline, publié par Aepinus. à St. Petersb. 1762. 8.). Die Eigenſchaſten des Turmalins in Abſicht auf die Elektricitaͤt ſind folgende. 1.) So lang er in einerley Gradeder Waͤrme erhalten wird, zeigt er keine elektriſchen Erſcheinungen. Er wird aber elektriſch, ſowohl durch Erwaͤrmung, als durch Erkaͤltung, und zwar durch erſtere ſtaͤrker, als durch letztere: am ſtaͤrkſten in ſiedendem Waſſer. 2.) Dieſe Elektricitaͤt zeigt ſich in der Gegend zweener entgegengeſetzten Punkte, die man ſeine Pole nennen kan. Dieſe liegen in gerader Linie mit dem Mittelpunkte des Steins, in der Richtung ſeiner Blaͤtter oder Streifen, nach der er auch vollkommen undurchſichtig iſt. 3.) Waͤhrend der Erwaͤrmung iſt eine Seite von ihm A poſitiv, die andere B negativ elektriſch. Waͤhrend der Erkaͤltung iſt A negativ, und B poſitiv elektriſch. Erwaͤrmt man die eine Seite, indem man die andere erkaͤltet, ſo zeigen beyde einerley Elektricitaͤt; und wenn nur eine Seite <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0412" xml:id="P.4.402" n="402"/><lb/> Verſuche mit dieſem Steine muͤſſen angeſtellt haben.</p> <p><hi rendition="#b">Linné</hi> (<hi rendition="#aq">Flora Zeylonica. Holm. 1747. 8. p. 8.</hi>) iſt der Erſte, der dem Turmalin den Namen: <hi rendition="#aq">Lapis electricus</hi> beylegt, und dadurch die wahre Urſache ſeiner Erſcheinungen angiebt. Dies war inzwiſchen nur eine Muthmaßung von Linné, welcher damals noch keinen Turmalin geſehen hatte.</p> <p>Erſt die Herren <hi rendition="#b">Aepinus</hi> und <hi rendition="#b">Wilke</hi> brachten bey ihren in Berlin angeſtellten Unterſuchungen uͤber die entgegengeſetzten Elektricitaͤten dieſe Muthmaßung zur voͤlligen Gewißheit, und entdeckten die beſondern Geſetze der Elektricitaͤt des Turmalins. <hi rendition="#b">Wilke</hi> (Geſch. des Turmalins, in den ſchwed. Abhdl. d. deutſch. Ueb. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> B. S. 95. <hi rendition="#aq">XXX.</hi> B. S. 1. u. 105.) hat das hieher Gehoͤrige im Zuſammenhange vorgetragen; <hi rendition="#b">Aepinus</hi> machte die Entdeckung zuerſt bekannt (<hi rendition="#aq">Mém. de l'Acad. de Berl. 1756. p. 110.</hi>) und ließ in der Folge die daruͤber gewechſelten Schriften zuſammendrucken (<hi rendition="#aq">Recueil de differens memoires ſur la Tourmaline, publié par <hi rendition="#i">Aepinus.</hi> à St. Petersb. 1762. 8.</hi>).</p> <p>Die Eigenſchaſten des Turmalins in Abſicht auf die Elektricitaͤt ſind folgende.</p> <p>1.) So lang er in einerley Gradeder Waͤrme erhalten wird, zeigt er keine elektriſchen Erſcheinungen. Er wird aber elektriſch, ſowohl durch Erwaͤrmung, als durch Erkaͤltung, und zwar durch erſtere ſtaͤrker, als durch letztere: am ſtaͤrkſten in ſiedendem Waſſer.</p> <p>2.) Dieſe Elektricitaͤt zeigt ſich in der Gegend zweener entgegengeſetzten Punkte, die man ſeine <hi rendition="#b">Pole</hi> nennen kan. Dieſe liegen in gerader Linie mit dem Mittelpunkte des Steins, in der Richtung ſeiner Blaͤtter oder Streifen, nach der er auch vollkommen undurchſichtig iſt.</p> <p>3.) Waͤhrend der Erwaͤrmung iſt eine Seite von ihm <hi rendition="#aq">A</hi> poſitiv, die andere <hi rendition="#aq">B</hi> negativ elektriſch. Waͤhrend der Erkaͤltung iſt <hi rendition="#aq">A</hi> negativ, und <hi rendition="#aq">B</hi> poſitiv elektriſch. Erwaͤrmt man die eine Seite, indem man die andere erkaͤltet, ſo zeigen beyde einerley Elektricitaͤt; und wenn nur eine Seite<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [402/0412]
Verſuche mit dieſem Steine muͤſſen angeſtellt haben.
Linné (Flora Zeylonica. Holm. 1747. 8. p. 8.) iſt der Erſte, der dem Turmalin den Namen: Lapis electricus beylegt, und dadurch die wahre Urſache ſeiner Erſcheinungen angiebt. Dies war inzwiſchen nur eine Muthmaßung von Linné, welcher damals noch keinen Turmalin geſehen hatte.
Erſt die Herren Aepinus und Wilke brachten bey ihren in Berlin angeſtellten Unterſuchungen uͤber die entgegengeſetzten Elektricitaͤten dieſe Muthmaßung zur voͤlligen Gewißheit, und entdeckten die beſondern Geſetze der Elektricitaͤt des Turmalins. Wilke (Geſch. des Turmalins, in den ſchwed. Abhdl. d. deutſch. Ueb. XXVIII. B. S. 95. XXX. B. S. 1. u. 105.) hat das hieher Gehoͤrige im Zuſammenhange vorgetragen; Aepinus machte die Entdeckung zuerſt bekannt (Mém. de l'Acad. de Berl. 1756. p. 110.) und ließ in der Folge die daruͤber gewechſelten Schriften zuſammendrucken (Recueil de differens memoires ſur la Tourmaline, publié par Aepinus. à St. Petersb. 1762. 8.).
Die Eigenſchaſten des Turmalins in Abſicht auf die Elektricitaͤt ſind folgende.
1.) So lang er in einerley Gradeder Waͤrme erhalten wird, zeigt er keine elektriſchen Erſcheinungen. Er wird aber elektriſch, ſowohl durch Erwaͤrmung, als durch Erkaͤltung, und zwar durch erſtere ſtaͤrker, als durch letztere: am ſtaͤrkſten in ſiedendem Waſſer.
2.) Dieſe Elektricitaͤt zeigt ſich in der Gegend zweener entgegengeſetzten Punkte, die man ſeine Pole nennen kan. Dieſe liegen in gerader Linie mit dem Mittelpunkte des Steins, in der Richtung ſeiner Blaͤtter oder Streifen, nach der er auch vollkommen undurchſichtig iſt.
3.) Waͤhrend der Erwaͤrmung iſt eine Seite von ihm A poſitiv, die andere B negativ elektriſch. Waͤhrend der Erkaͤltung iſt A negativ, und B poſitiv elektriſch. Erwaͤrmt man die eine Seite, indem man die andere erkaͤltet, ſo zeigen beyde einerley Elektricitaͤt; und wenn nur eine Seite
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