Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Abends bemerken, vorzüglich um die Zeit der Wintersonnenwende, da die Ekliptik mit dem Horizonte früh und Abends gleich große Winkel macht. So sahe es Cassini am 4. Dec. 1687 um 6 1/2 Uhr Abends, und am folgenden Morgen um 4 Uhr 40 Min. Um die Zeit der Sommersonnenwende hindert dies die flache Lage des Thierkreises und die längere Dämmerung.

Die scheinbare Länge des Zodiakalscheins ist nach den verschiedenen Stellungen der Erde gegen die Sonne sehr veränderlich. Sie geht, von der Sonne aus gerechnet, von 45° bis 100° auf einer Seite. Wenn sie 90° und drüber beträgt, so müssen wir uns in der Atmosphäre der Sonne selbst befinden, und da sie uns alsdann eigentlich auf allen Seiten umgiebt, so müssen ihre Grenzen sehr undeutlich erscheinen. Die Breite gegen den Horizont geht aus gleichen Gründen von 8° bis 30°. Sie ist am größten, wenn die Sonne in den Zeichen der Fische und der Jungfrau steht, weil alsdann die Stellung der Erde so ist, daß wir auf die Ebene des Sonnenäquators unter dem größten möglichen Winkel von 7 1/2° sehen, s. Sonnenflecken.

v. Mairan physikal. und histor. Abhandl. vom Nordlichte, in den physikal. Abhandl. der königl. Akademie der Wiss. in Paris; von Steinwehr. IX. B. S. 256. u. f.

Bode Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels. Dritte Aufl. Berlin, 1775. gr. 8. S. 595. u. f.

Thonerde, Alaunerde, Terra argillacea, Terra aluminis, Terre argilleuse, Terre d'alun. Die reine Thonerde ist eine eigne von den übrigen wesentlich unterschiedene Erde, welche mit der Vitriolsäure verbunden den Alaun (alumen, alun) ausmacht, und aus demselben erhalten werden kan, wenn man ihn gepülvert in kochendem Wasser auflöset, und zu der durchgeseiheten Lauge ein aufgelöstes mildes Laugensalz tröpfelt. Alsdann verbindet sich die Vitriolsäure mit dem Laugensalze dessen Luftsäure frey wird. Es fällt also unter Aufbrausen ein zarter weißer Niederschlag zu Boden, der, wenn nichts mehr niederfällt, gehörig ausgesüßt und getrocknet, die reine Thonerde giebt.


Abends bemerken, vorzuͤglich um die Zeit der Winterſonnenwende, da die Ekliptik mit dem Horizonte fruͤh und Abends gleich große Winkel macht. So ſahe es Caſſini am 4. Dec. 1687 um 6 1/2 Uhr Abends, und am folgenden Morgen um 4 Uhr 40 Min. Um die Zeit der Sommerſonnenwende hindert dies die flache Lage des Thierkreiſes und die laͤngere Daͤmmerung.

Die ſcheinbare Laͤnge des Zodiakalſcheins iſt nach den verſchiedenen Stellungen der Erde gegen die Sonne ſehr veraͤnderlich. Sie geht, von der Sonne aus gerechnet, von 45° bis 100° auf einer Seite. Wenn ſie 90° und druͤber betraͤgt, ſo muͤſſen wir uns in der Atmoſphaͤre der Sonne ſelbſt befinden, und da ſie uns alsdann eigentlich auf allen Seiten umgiebt, ſo muͤſſen ihre Grenzen ſehr undeutlich erſcheinen. Die Breite gegen den Horizont geht aus gleichen Gruͤnden von 8° bis 30°. Sie iſt am groͤßten, wenn die Sonne in den Zeichen der Fiſche und der Jungfrau ſteht, weil alsdann die Stellung der Erde ſo iſt, daß wir auf die Ebene des Sonnenaͤquators unter dem groͤßten moͤglichen Winkel von 7 1/2° ſehen, ſ. Sonnenflecken.

v. Mairan phyſikal. und hiſtor. Abhandl. vom Nordlichte, in den phyſikal. Abhandl. der koͤnigl. Akademie der Wiſſ. in Paris; von Steinwehr. IX. B. S. 256. u. f.

Bode Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten Himmels. Dritte Aufl. Berlin, 1775. gr. 8. S. 595. u. f.

Thonerde, Alaunerde, Terra argillacea, Terra aluminis, Terre argilleuſe, Terre d'alun. Die reine Thonerde iſt eine eigne von den uͤbrigen weſentlich unterſchiedene Erde, welche mit der Vitriolſaͤure verbunden den Alaun (alumen, alun) ausmacht, und aus demſelben erhalten werden kan, wenn man ihn gepuͤlvert in kochendem Waſſer aufloͤſet, und zu der durchgeſeiheten Lauge ein aufgeloͤſtes mildes Laugenſalz troͤpfelt. Alsdann verbindet ſich die Vitriolſaͤure mit dem Laugenſalze deſſen Luftſaͤure frey wird. Es faͤllt alſo unter Aufbrauſen ein zarter weißer Niederſchlag zu Boden, der, wenn nichts mehr niederfaͤllt, gehoͤrig ausgeſuͤßt und getrocknet, die reine Thonerde giebt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0383" xml:id="P.4.373" n="373"/><lb/>
Abends bemerken, vorzu&#x0364;glich um die Zeit der Winter&#x017F;onnenwende, da die Ekliptik mit dem Horizonte fru&#x0364;h und Abends gleich große Winkel macht. So &#x017F;ahe es <hi rendition="#b">Ca&#x017F;&#x017F;ini</hi> am 4. Dec. 1687 um 6 1/2 Uhr Abends, und am folgenden Morgen um 4 Uhr 40 Min. Um die Zeit der Sommer&#x017F;onnenwende hindert dies die flache Lage des Thierkrei&#x017F;es und die la&#x0364;ngere Da&#x0364;mmerung.</p>
            <p>Die &#x017F;cheinbare La&#x0364;nge des Zodiakal&#x017F;cheins i&#x017F;t nach den ver&#x017F;chiedenen Stellungen der Erde gegen die Sonne &#x017F;ehr vera&#x0364;nderlich. Sie geht, von der Sonne aus gerechnet, von 45° bis 100° auf einer Seite. Wenn &#x017F;ie 90° und dru&#x0364;ber betra&#x0364;gt, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir uns in der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re der Sonne &#x017F;elb&#x017F;t befinden, und da &#x017F;ie uns alsdann eigentlich auf allen Seiten umgiebt, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihre Grenzen &#x017F;ehr undeutlich er&#x017F;cheinen. Die Breite gegen den Horizont geht aus gleichen Gru&#x0364;nden von 8° bis 30°. Sie i&#x017F;t am gro&#x0364;ßten, wenn die Sonne in den Zeichen der Fi&#x017F;che und der Jungfrau &#x017F;teht, weil alsdann die Stellung der Erde &#x017F;o i&#x017F;t, daß wir auf die Ebene des Sonnena&#x0364;quators unter dem gro&#x0364;ßten mo&#x0364;glichen Winkel von 7 1/2° &#x017F;ehen, <hi rendition="#b">&#x017F;. Sonnenflecken.</hi></p>
            <p><hi rendition="#b">v. Mairan</hi> phy&#x017F;ikal. und hi&#x017F;tor. Abhandl. vom Nordlichte, in den phy&#x017F;ikal. Abhandl. der ko&#x0364;nigl. Akademie der Wi&#x017F;&#x017F;. in Paris; von <hi rendition="#b">Steinwehr.</hi> <hi rendition="#aq">IX.</hi> B. S. 256. u. f.</p>
            <p>Bode Anleitung zur Kenntniß des ge&#x017F;tirnten Himmels. Dritte Aufl. Berlin, 1775. gr. 8. S. 595. u. f.</p>
            <p><hi rendition="#b">Thonerde, Alaunerde,</hi><hi rendition="#aq">Terra argillacea, Terra aluminis, <hi rendition="#i">Terre argilleu&#x017F;e, Terre d'alun.</hi></hi> Die <hi rendition="#b">reine Thonerde</hi> i&#x017F;t eine eigne von den u&#x0364;brigen we&#x017F;entlich unter&#x017F;chiedene Erde, welche mit der Vitriol&#x017F;a&#x0364;ure verbunden den <hi rendition="#b">Alaun</hi> (<hi rendition="#aq">alumen, <hi rendition="#i">alun</hi></hi>) ausmacht, und aus dem&#x017F;elben erhalten werden kan, wenn man ihn gepu&#x0364;lvert in kochendem Wa&#x017F;&#x017F;er auflo&#x0364;&#x017F;et, und zu der durchge&#x017F;eiheten Lauge ein aufgelo&#x0364;&#x017F;tes mildes Laugen&#x017F;alz tro&#x0364;pfelt. Alsdann verbindet &#x017F;ich die Vitriol&#x017F;a&#x0364;ure mit dem Laugen&#x017F;alze de&#x017F;&#x017F;en Luft&#x017F;a&#x0364;ure frey wird. Es fa&#x0364;llt al&#x017F;o unter Aufbrau&#x017F;en ein zarter weißer Nieder&#x017F;chlag zu Boden, der, wenn nichts mehr niederfa&#x0364;llt, geho&#x0364;rig ausge&#x017F;u&#x0364;ßt und getrocknet, die <hi rendition="#b">reine Thonerde</hi> giebt.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0383] Abends bemerken, vorzuͤglich um die Zeit der Winterſonnenwende, da die Ekliptik mit dem Horizonte fruͤh und Abends gleich große Winkel macht. So ſahe es Caſſini am 4. Dec. 1687 um 6 1/2 Uhr Abends, und am folgenden Morgen um 4 Uhr 40 Min. Um die Zeit der Sommerſonnenwende hindert dies die flache Lage des Thierkreiſes und die laͤngere Daͤmmerung. Die ſcheinbare Laͤnge des Zodiakalſcheins iſt nach den verſchiedenen Stellungen der Erde gegen die Sonne ſehr veraͤnderlich. Sie geht, von der Sonne aus gerechnet, von 45° bis 100° auf einer Seite. Wenn ſie 90° und druͤber betraͤgt, ſo muͤſſen wir uns in der Atmoſphaͤre der Sonne ſelbſt befinden, und da ſie uns alsdann eigentlich auf allen Seiten umgiebt, ſo muͤſſen ihre Grenzen ſehr undeutlich erſcheinen. Die Breite gegen den Horizont geht aus gleichen Gruͤnden von 8° bis 30°. Sie iſt am groͤßten, wenn die Sonne in den Zeichen der Fiſche und der Jungfrau ſteht, weil alsdann die Stellung der Erde ſo iſt, daß wir auf die Ebene des Sonnenaͤquators unter dem groͤßten moͤglichen Winkel von 7 1/2° ſehen, ſ. Sonnenflecken. v. Mairan phyſikal. und hiſtor. Abhandl. vom Nordlichte, in den phyſikal. Abhandl. der koͤnigl. Akademie der Wiſſ. in Paris; von Steinwehr. IX. B. S. 256. u. f. Bode Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten Himmels. Dritte Aufl. Berlin, 1775. gr. 8. S. 595. u. f. Thonerde, Alaunerde, Terra argillacea, Terra aluminis, Terre argilleuſe, Terre d'alun. Die reine Thonerde iſt eine eigne von den uͤbrigen weſentlich unterſchiedene Erde, welche mit der Vitriolſaͤure verbunden den Alaun (alumen, alun) ausmacht, und aus demſelben erhalten werden kan, wenn man ihn gepuͤlvert in kochendem Waſſer aufloͤſet, und zu der durchgeſeiheten Lauge ein aufgeloͤſtes mildes Laugenſalz troͤpfelt. Alsdann verbindet ſich die Vitriolſaͤure mit dem Laugenſalze deſſen Luftſaͤure frey wird. Es faͤllt alſo unter Aufbrauſen ein zarter weißer Niederſchlag zu Boden, der, wenn nichts mehr niederfaͤllt, gehoͤrig ausgeſuͤßt und getrocknet, die reine Thonerde giebt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/383
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/383>, abgerufen am 25.11.2024.