Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Es hat aber mit dem Satze, daß die Wärme der Federkraft proportional sey, eben die Bewandniß, wie mit dem mariottischen Gesetze. In geometrischer Strenge kan er nicht wahr seyn, weil sonst für die Wärme=0 das ganze Volumen der Luft verschwinden, also ein Körper ohne Ausdehnung statt finden müßte. Ob aber der Satz innerhalb der Grenzen unserer Versuche wahr sey, kan nur durch Erfahrungen ausgemacht werden. Roy's Versuche (s. Luft. Th III. S. 20.), und die von Luz (Vollst. Beschr. v. Barom. Nürnb. u. Leipz. 1784. gr. 8. Anh. S. 45.) angeführten, scheinen doch eher die Sache zweifelhaft zu machen. Der Raum verbietet mir, diese Untersuchungen hier zu beruhren. Wäre es aber auch erwiesen, daß dieses Werkzeug Verhältnisse wirklicher Wärme zeige, so würde dasselbe dennoch wegen der Schwierigkeit, allezeit gleich feuchte und gleich gemischte Luft in die Kugel einzuschließen, ingleichen die Einflüsse des Drucks der Atmosphäre und der Ausdehnung des Quecksilbers genau zu bestimmen, allemal ein sehr unsicheres und zu den täglichen Beobachtungen der Wärme ganz unbequemes Instrument bleiben. Weit vortheilhafter läßt es sich als ein Maaß der Ausdehnungen oder Dichtigkeiten eingeschloßner Luft, bey bekannten Graden der Wärme, gebrauchen. Alsdann giebt man ihm die beym Worte Manometer (Th. III. S. 137.) erwähnte Gestalt. In dieser ist es von Roy und Luz gebraucht worden. Der letztere (Beschreib. von Barometern, S. 416. u. f.) giebt gute Anweisungen zu seiner Verfertigung, und legt (S. 424.) in einer Tabelle die Resultate seiner damit angestellten Versuche vor. Metallthermometer. Da sich auch feste Körper, und vorzüglich die Metalle, durch die Wärme ausdehnen, und durch die Kälte wieder zusammenziehen, so kan man sich ihrer ebenfalls bedienen,
Es hat aber mit dem Satze, daß die Waͤrme der Federkraft proportional ſey, eben die Bewandniß, wie mit dem mariottiſchen Geſetze. In geometriſcher Strenge kan er nicht wahr ſeyn, weil ſonſt fuͤr die Waͤrme=0 das ganze Volumen der Luft verſchwinden, alſo ein Koͤrper ohne Ausdehnung ſtatt finden muͤßte. Ob aber der Satz innerhalb der Grenzen unſerer Verſuche wahr ſey, kan nur durch Erfahrungen ausgemacht werden. Roy's Verſuche (ſ. Luft. Th III. S. 20.), und die von Luz (Vollſt. Beſchr. v. Barom. Nuͤrnb. u. Leipz. 1784. gr. 8. Anh. S. 45.) angefuͤhrten, ſcheinen doch eher die Sache zweifelhaft zu machen. Der Raum verbietet mir, dieſe Unterſuchungen hier zu beruhren. Waͤre es aber auch erwieſen, daß dieſes Werkzeug Verhaͤltniſſe wirklicher Waͤrme zeige, ſo wuͤrde daſſelbe dennoch wegen der Schwierigkeit, allezeit gleich feuchte und gleich gemiſchte Luft in die Kugel einzuſchließen, ingleichen die Einfluͤſſe des Drucks der Atmoſphaͤre und der Ausdehnung des Queckſilbers genau zu beſtimmen, allemal ein ſehr unſicheres und zu den taͤglichen Beobachtungen der Waͤrme ganz unbequemes Inſtrument bleiben. Weit vortheilhafter laͤßt es ſich als ein Maaß der Ausdehnungen oder Dichtigkeiten eingeſchloßner Luft, bey bekannten Graden der Waͤrme, gebrauchen. Alsdann giebt man ihm die beym Worte Manometer (Th. III. S. 137.) erwaͤhnte Geſtalt. In dieſer iſt es von Roy und Luz gebraucht worden. Der letztere (Beſchreib. von Barometern, S. 416. u. f.) giebt gute Anweiſungen zu ſeiner Verfertigung, und legt (S. 424.) in einer Tabelle die Reſultate ſeiner damit angeſtellten Verſuche vor. Metallthermometer. Da ſich auch feſte Koͤrper, und vorzuͤglich die Metalle, durch die Waͤrme ausdehnen, und durch die Kaͤlte wieder zuſammenziehen, ſo kan man ſich ihrer ebenfalls bedienen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0368" xml:id="P.4.358" n="358"/><lb/> wirklichen Waͤrme angebe, mithin eine an ſich ſelbſt verſtaͤndliche Sprache fuͤhre.</p> <p>Es hat aber mit dem Satze, daß die Waͤrme der Federkraft proportional ſey, eben die Bewandniß, wie mit dem mariottiſchen Geſetze. In geometriſcher Strenge kan er nicht wahr ſeyn, weil ſonſt fuͤr die Waͤrme=0 das ganze Volumen der Luft verſchwinden, alſo ein Koͤrper ohne Ausdehnung ſtatt finden muͤßte. Ob aber der Satz innerhalb der Grenzen unſerer Verſuche wahr ſey, kan nur durch Erfahrungen ausgemacht werden. <hi rendition="#b">Roy's</hi> Verſuche (<hi rendition="#b">ſ. Luft.</hi> Th <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 20.), und die von <hi rendition="#b">Luz</hi> (Vollſt. Beſchr. v. Barom. Nuͤrnb. u. Leipz. 1784. gr. 8. Anh. S. 45.) angefuͤhrten, ſcheinen doch eher die Sache zweifelhaft zu machen. Der Raum verbietet mir, dieſe Unterſuchungen hier zu beruhren. Waͤre es aber auch erwieſen, daß dieſes Werkzeug Verhaͤltniſſe wirklicher Waͤrme zeige, ſo wuͤrde daſſelbe dennoch wegen der Schwierigkeit, allezeit gleich feuchte und gleich gemiſchte Luft in die Kugel einzuſchließen, ingleichen die Einfluͤſſe des Drucks der Atmoſphaͤre und der Ausdehnung des Queckſilbers genau zu beſtimmen, allemal ein ſehr unſicheres und zu den taͤglichen Beobachtungen der Waͤrme ganz unbequemes Inſtrument bleiben.</p> <p>Weit vortheilhafter laͤßt es ſich als ein Maaß der Ausdehnungen oder Dichtigkeiten eingeſchloßner Luft, bey bekannten Graden der Waͤrme, gebrauchen. Alsdann giebt man ihm die beym Worte <hi rendition="#b">Manometer</hi> (Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 137.) erwaͤhnte Geſtalt. In dieſer iſt es von <hi rendition="#b">Roy</hi> und <hi rendition="#b">Luz</hi> gebraucht worden. Der letztere (Beſchreib. von Barometern, S. 416. u. f.) giebt gute Anweiſungen zu ſeiner Verfertigung, und legt (S. 424.) in einer Tabelle die Reſultate ſeiner damit angeſtellten Verſuche vor. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Metallthermometer.</hi></hi></p> <p>Da ſich auch feſte Koͤrper, und vorzuͤglich die Metalle, durch die Waͤrme ausdehnen, und durch die Kaͤlte wieder zuſammenziehen, ſo kan man ſich ihrer ebenfalls bedienen,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [358/0368]
wirklichen Waͤrme angebe, mithin eine an ſich ſelbſt verſtaͤndliche Sprache fuͤhre.
Es hat aber mit dem Satze, daß die Waͤrme der Federkraft proportional ſey, eben die Bewandniß, wie mit dem mariottiſchen Geſetze. In geometriſcher Strenge kan er nicht wahr ſeyn, weil ſonſt fuͤr die Waͤrme=0 das ganze Volumen der Luft verſchwinden, alſo ein Koͤrper ohne Ausdehnung ſtatt finden muͤßte. Ob aber der Satz innerhalb der Grenzen unſerer Verſuche wahr ſey, kan nur durch Erfahrungen ausgemacht werden. Roy's Verſuche (ſ. Luft. Th III. S. 20.), und die von Luz (Vollſt. Beſchr. v. Barom. Nuͤrnb. u. Leipz. 1784. gr. 8. Anh. S. 45.) angefuͤhrten, ſcheinen doch eher die Sache zweifelhaft zu machen. Der Raum verbietet mir, dieſe Unterſuchungen hier zu beruhren. Waͤre es aber auch erwieſen, daß dieſes Werkzeug Verhaͤltniſſe wirklicher Waͤrme zeige, ſo wuͤrde daſſelbe dennoch wegen der Schwierigkeit, allezeit gleich feuchte und gleich gemiſchte Luft in die Kugel einzuſchließen, ingleichen die Einfluͤſſe des Drucks der Atmoſphaͤre und der Ausdehnung des Queckſilbers genau zu beſtimmen, allemal ein ſehr unſicheres und zu den taͤglichen Beobachtungen der Waͤrme ganz unbequemes Inſtrument bleiben.
Weit vortheilhafter laͤßt es ſich als ein Maaß der Ausdehnungen oder Dichtigkeiten eingeſchloßner Luft, bey bekannten Graden der Waͤrme, gebrauchen. Alsdann giebt man ihm die beym Worte Manometer (Th. III. S. 137.) erwaͤhnte Geſtalt. In dieſer iſt es von Roy und Luz gebraucht worden. Der letztere (Beſchreib. von Barometern, S. 416. u. f.) giebt gute Anweiſungen zu ſeiner Verfertigung, und legt (S. 424.) in einer Tabelle die Reſultate ſeiner damit angeſtellten Verſuche vor. Metallthermometer.
Da ſich auch feſte Koͤrper, und vorzuͤglich die Metalle, durch die Waͤrme ausdehnen, und durch die Kaͤlte wieder zuſammenziehen, ſo kan man ſich ihrer ebenfalls bedienen,
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