Herr von Segner (Progr. de aequandis thermometris aereis. Gott. 1739. 4.) gezeigt, wie sich die Reduction der Höhe EG auf gh durch Rechnung bewerkstelligen lasse. Lambert schlug vor, dieses Luftthermometer in Verbindung mit dem Barometer zur Bestimmung der Menge der in der Luft schwebenden Dünste zu gebrauchen, s. Luft (Th. III. S. 21.).
In der Folge aber ist Lambert (Pyrometrie. Berlin, 1779. gr. 4.) wieder zu dem leichter zu gebrauchenden Luftthermometer des Amontons, Taf. XXIV. Fig. 48. zurück gegangen. Er macht aber dabey die Aenderung, daß die Scale HE nicht in Zolle, sondern in Grade getheilt wird, deren jeder (1/1000) desjenigen Raums beträgt, welchen die Luft in der Kugel CD bey der Temperatur des zergehenden Eises einnimmt. Diese Einrichtung gab er seinem Luftthermometer durch eine sehr genaue Abwägung des Quecksilbers, welches in Kugel und Röhre Platz hatte, und durch sorgfältiges Calibriren aller Theile der Röhre. Er zog ferner die Wirkung des Drucks der Atmosphäre und der Verlängerung und Verkürzung der Quecksilbersäule selbst, bey den Veränderungen der Wärme, mit großer Aufmerksamkeit in Betrachtung. Nach allen diesen Berichtigungen zog er endlich aus seinen mühsamen Versuchen das Resultat, daß sich die Luft, wenn man ihr Volumen bey der Temperatur des zergehenden Eises=1000 setze, in der Hitze des kochenden Wassers bis zum Volumen 1375, oder um (375/1000)=3/8 ausdehne; wofür er doch hernach die runde Zahl 1370 annimmt, s. Luft (Th. III. S. 18.).
Er giebt daher dem Fundamentalabstande dieses Luftthermometers 370 Grade so, daß zum Eispunkte 1000, zum Siedpunkte 1370 gesetzt wird. Dürfte man die zu Anfang dieses Abschnitts erwähnten Sätze in aller Schärfe für richtig annehmen, so würden die Grade eines genau verfertigten Thermometers von dieser Art Verhältnisse der wirklichen Wärme angeben: es müßte sich z. B. die Wärme des zergehenden Eises zur Siedhitze des Wassers wirklich, wie 3 : 8 verhalten. Lambert empsiehlt also so dieses Thermometer als ein solches, das Grade der
Herr von Segner (Progr. de aequandis thermometris aëreis. Gott. 1739. 4.) gezeigt, wie ſich die Reduction der Hoͤhe EG auf gh durch Rechnung bewerkſtelligen laſſe. Lambert ſchlug vor, dieſes Luftthermometer in Verbindung mit dem Barometer zur Beſtimmung der Menge der in der Luft ſchwebenden Duͤnſte zu gebrauchen, ſ. Luft (Th. III. S. 21.).
In der Folge aber iſt Lambert (Pyrometrie. Berlin, 1779. gr. 4.) wieder zu dem leichter zu gebrauchenden Luftthermometer des Amontons, Taf. XXIV. Fig. 48. zuruͤck gegangen. Er macht aber dabey die Aenderung, daß die Scale HE nicht in Zolle, ſondern in Grade getheilt wird, deren jeder (1/1000) desjenigen Raums betraͤgt, welchen die Luft in der Kugel CD bey der Temperatur des zergehenden Eiſes einnimmt. Dieſe Einrichtung gab er ſeinem Luftthermometer durch eine ſehr genaue Abwaͤgung des Queckſilbers, welches in Kugel und Roͤhre Platz hatte, und durch ſorgfaͤltiges Calibriren aller Theile der Roͤhre. Er zog ferner die Wirkung des Drucks der Atmoſphaͤre und der Verlaͤngerung und Verkuͤrzung der Queckſilberſaͤule ſelbſt, bey den Veraͤnderungen der Waͤrme, mit großer Aufmerkſamkeit in Betrachtung. Nach allen dieſen Berichtigungen zog er endlich aus ſeinen muͤhſamen Verſuchen das Reſultat, daß ſich die Luft, wenn man ihr Volumen bey der Temperatur des zergehenden Eiſes=1000 ſetze, in der Hitze des kochenden Waſſers bis zum Volumen 1375, oder um (375/1000)=3/8 ausdehne; wofuͤr er doch hernach die runde Zahl 1370 annimmt, ſ. Luft (Th. III. S. 18.).
Er giebt daher dem Fundamentalabſtande dieſes Luftthermometers 370 Grade ſo, daß zum Eispunkte 1000, zum Siedpunkte 1370 geſetzt wird. Duͤrfte man die zu Anfang dieſes Abſchnitts erwaͤhnten Saͤtze in aller Schaͤrfe fuͤr richtig annehmen, ſo wuͤrden die Grade eines genau verfertigten Thermometers von dieſer Art Verhaͤltniſſe der wirklichen Waͤrme angeben: es muͤßte ſich z. B. die Waͤrme des zergehenden Eiſes zur Siedhitze des Waſſers wirklich, wie 3 : 8 verhalten. Lambert empſiehlt alſo ſo dieſes Thermometer als ein ſolches, das Grade der
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Herr von Segner (Progr. de aequandis thermometris aëreis. Gott. 1739. 4.) gezeigt, wie ſich die Reduction der Hoͤhe EG auf gh durch Rechnung bewerkſtelligen laſſe. Lambert ſchlug vor, dieſes Luftthermometer in Verbindung mit dem Barometer zur Beſtimmung der Menge der in der Luft ſchwebenden Duͤnſte zu gebrauchen, ſ. Luft (Th. III. S. 21.).
In der Folge aber iſt Lambert (Pyrometrie. Berlin, 1779. gr. 4.) wieder zu dem leichter zu gebrauchenden Luftthermometer des Amontons, Taf. XXIV. Fig. 48. zuruͤck gegangen. Er macht aber dabey die Aenderung, daß die Scale HE nicht in Zolle, ſondern in Grade getheilt wird, deren jeder (1/1000) desjenigen Raums betraͤgt, welchen die Luft in der Kugel CD bey der Temperatur des zergehenden Eiſes einnimmt. Dieſe Einrichtung gab er ſeinem Luftthermometer durch eine ſehr genaue Abwaͤgung des Queckſilbers, welches in Kugel und Roͤhre Platz hatte, und durch ſorgfaͤltiges Calibriren aller Theile der Roͤhre. Er zog ferner die Wirkung des Drucks der Atmoſphaͤre und der Verlaͤngerung und Verkuͤrzung der Queckſilberſaͤule ſelbſt, bey den Veraͤnderungen der Waͤrme, mit großer Aufmerkſamkeit in Betrachtung. Nach allen dieſen Berichtigungen zog er endlich aus ſeinen muͤhſamen Verſuchen das Reſultat, daß ſich die Luft, wenn man ihr Volumen bey der Temperatur des zergehenden Eiſes=1000 ſetze, in der Hitze des kochenden Waſſers bis zum Volumen 1375, oder um (375/1000)=3/8 ausdehne; wofuͤr er doch hernach die runde Zahl 1370 annimmt, ſ. Luft (Th. III. S. 18.).
Er giebt daher dem Fundamentalabſtande dieſes Luftthermometers 370 Grade ſo, daß zum Eispunkte 1000, zum Siedpunkte 1370 geſetzt wird. Duͤrfte man die zu Anfang dieſes Abſchnitts erwaͤhnten Saͤtze in aller Schaͤrfe fuͤr richtig annehmen, ſo wuͤrden die Grade eines genau verfertigten Thermometers von dieſer Art Verhaͤltniſſe der wirklichen Waͤrme angeben: es muͤßte ſich z. B. die Waͤrme des zergehenden Eiſes zur Siedhitze des Waſſers wirklich, wie 3 : 8 verhalten. Lambert empſiehlt alſo ſo dieſes Thermometer als ein ſolches, das Grade der
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/367>, abgerufen am 16.02.2025.
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