beym Weingeiste wegen des Anhängens am Glase Unrichtigkeit veranlassen. Bey der Beobachtung muß das Auge genau in einerley Horizontalebene mit der Oberfläche des Liquors stehen, um die sonst entstehende Parallaxe zu vermeiden. Wenn das Bret eben ist, und die Striche der Scale hinter der Röhre durchgezogen sind, so erscheint unter diesen Strichen, die sich in der Röhre spiegeln, nur einer horizontal; und wenn dies derjenige ist, der an der Oberfläche des Liquors steht, so hat das Auge die rechte Stelle, und eben dieser Strich giebt den richtigen Grad an.
Endlich muß man auch auf die Ausdehnung des Glases und des Brets selbst Achtung geben. Dazu schreiben die englischen Gelehrten (Philos. Trans. Vol. LXVII. P. II. no. 37.) folgende Regel nach Smeaton's Versuchen vor. Es sey die Temperatur, bey der die Röhre an die Scale ist befestiget worden=a; der beobachtete Grad bey einem Versuche=d; der Grad, bey welchem die Röhre an der Scale fest ist,=f. So ist der beobachtete Grad um ((d--f)· (d--a)/n) Grad zu vergrößern. Für eine Scale von Messing ist n=165000; für eine auf Holz ist n= --216000, wo das negative Zeichen bedeutet, daß die Zahl des Grades zu vermindern sey. Ist der Zähler negativ, so verwandelt sich die Vergrößerung in Verminderung u. s. w. Bey gewöhnlichen Beobachtungen wird d--a immer fehr klein ausfallen, und die ganze Berichtigung wenig bedeuten.
Obgleich über die Vorzüge des Quecksilbers kein Zweifel mehr statt findet, so empfiehlt doch de Lüc selbst zum gemeinen Gebrauch für Witterungsbeobachtungen die Weingeistthermometer, weil sie so wohlfeil, so leicht zu füllen, und wegen des gefärbten Liquors dem Auge angenehm sind (welcher Umstand dem Beobachter in Jahrern, da das Auge schwach wird, gar nicht gleichgültig ist). Er will aber, daß sie nach einem Normalthermometer von Quecksilber graduirt werden, mithin ungleiche Grade bekommen sollen. Dieses den Künstlern zu überlassen, möchte doch sehr unsicher
beym Weingeiſte wegen des Anhaͤngens am Glaſe Unrichtigkeit veranlaſſen. Bey der Beobachtung muß das Auge genau in einerley Horizontalebene mit der Oberflaͤche des Liquors ſtehen, um die ſonſt entſtehende Parallaxe zu vermeiden. Wenn das Bret eben iſt, und die Striche der Scale hinter der Roͤhre durchgezogen ſind, ſo erſcheint unter dieſen Strichen, die ſich in der Roͤhre ſpiegeln, nur einer horizontal; und wenn dies derjenige iſt, der an der Oberflaͤche des Liquors ſteht, ſo hat das Auge die rechte Stelle, und eben dieſer Strich giebt den richtigen Grad an.
Endlich muß man auch auf die Ausdehnung des Glaſes und des Brets ſelbſt Achtung geben. Dazu ſchreiben die engliſchen Gelehrten (Philoſ. Trans. Vol. LXVII. P. II. no. 37.) folgende Regel nach Smeaton's Verſuchen vor. Es ſey die Temperatur, bey der die Roͤhre an die Scale iſt befeſtiget worden=a; der beobachtete Grad bey einem Verſuche=d; der Grad, bey welchem die Roͤhre an der Scale feſt iſt,=f. So iſt der beobachtete Grad um ((d—f)· (d—a)/n) Grad zu vergroͤßern. Fuͤr eine Scale von Meſſing iſt n=165000; fuͤr eine auf Holz iſt n= —216000, wo das negative Zeichen bedeutet, daß die Zahl des Grades zu vermindern ſey. Iſt der Zaͤhler negativ, ſo verwandelt ſich die Vergroͤßerung in Verminderung u. ſ. w. Bey gewoͤhnlichen Beobachtungen wird d—a immer fehr klein ausfallen, und die ganze Berichtigung wenig bedeuten.
Obgleich uͤber die Vorzuͤge des Queckſilbers kein Zweifel mehr ſtatt findet, ſo empfiehlt doch de Luͤc ſelbſt zum gemeinen Gebrauch fuͤr Witterungsbeobachtungen die Weingeiſtthermometer, weil ſie ſo wohlfeil, ſo leicht zu fuͤllen, und wegen des gefaͤrbten Liquors dem Auge angenehm ſind (welcher Umſtand dem Beobachter in Jahrern, da das Auge ſchwach wird, gar nicht gleichguͤltig iſt). Er will aber, daß ſie nach einem Normalthermometer von Queckſilber graduirt werden, mithin ungleiche Grade bekommen ſollen. Dieſes den Kuͤnſtlern zu uͤberlaſſen, moͤchte doch ſehr unſicher
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beym Weingeiſte wegen des Anhaͤngens am Glaſe Unrichtigkeit veranlaſſen. Bey der Beobachtung muß das Auge genau in einerley Horizontalebene mit der Oberflaͤche des Liquors ſtehen, um die ſonſt entſtehende Parallaxe zu vermeiden. Wenn das Bret eben iſt, und die Striche der Scale hinter der Roͤhre durchgezogen ſind, ſo erſcheint unter dieſen Strichen, die ſich in der Roͤhre ſpiegeln, nur einer horizontal; und wenn dies derjenige iſt, der an der Oberflaͤche des Liquors ſteht, ſo hat das Auge die rechte Stelle, und eben dieſer Strich giebt den richtigen Grad an.</p><p>Endlich muß man auch auf die Ausdehnung des Glaſes und des Brets ſelbſt Achtung geben. Dazu ſchreiben die engliſchen Gelehrten (<hirendition="#aq">Philoſ. Trans. Vol. LXVII. P. II. no. 37.</hi>) folgende Regel nach <hirendition="#b">Smeaton's</hi> Verſuchen vor. Es ſey die Temperatur, bey der die Roͤhre an die Scale iſt befeſtiget worden=<hirendition="#aq">a;</hi> der beobachtete Grad bey einem Verſuche=<hirendition="#aq">d;</hi> der Grad, bey welchem die Roͤhre an der Scale feſt iſt,=<hirendition="#aq">f.</hi> So iſt der beobachtete Grad um (<hirendition="#aq">(d—f)· (d—a)/n</hi>) Grad zu vergroͤßern. Fuͤr eine Scale von Meſſing iſt <hirendition="#aq">n</hi>=165000; fuͤr eine auf Holz iſt <hirendition="#aq">n</hi>= —216000, wo das negative Zeichen bedeutet, daß die Zahl des Grades zu vermindern ſey. Iſt der Zaͤhler negativ, ſo verwandelt ſich die Vergroͤßerung in Verminderung u. ſ. w. Bey gewoͤhnlichen Beobachtungen wird <hirendition="#aq">d—a</hi> immer fehr klein ausfallen, und die ganze Berichtigung wenig bedeuten.</p><p>Obgleich uͤber die Vorzuͤge des Queckſilbers kein Zweifel mehr ſtatt findet, ſo empfiehlt doch <hirendition="#b">de Luͤc</hi>ſelbſt zum gemeinen Gebrauch fuͤr Witterungsbeobachtungen die Weingeiſtthermometer, weil ſie ſo wohlfeil, ſo leicht zu fuͤllen, und wegen des gefaͤrbten Liquors dem Auge angenehm ſind (welcher Umſtand dem Beobachter in Jahrern, da das Auge ſchwach wird, gar nicht gleichguͤltig iſt). Er will aber, daß ſie nach einem Normalthermometer von Queckſilber graduirt werden, mithin ungleiche Grade bekommen ſollen. Dieſes den Kuͤnſtlern zu uͤberlaſſen, moͤchte doch ſehr unſicher<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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beym Weingeiſte wegen des Anhaͤngens am Glaſe Unrichtigkeit veranlaſſen. Bey der Beobachtung muß das Auge genau in einerley Horizontalebene mit der Oberflaͤche des Liquors ſtehen, um die ſonſt entſtehende Parallaxe zu vermeiden. Wenn das Bret eben iſt, und die Striche der Scale hinter der Roͤhre durchgezogen ſind, ſo erſcheint unter dieſen Strichen, die ſich in der Roͤhre ſpiegeln, nur einer horizontal; und wenn dies derjenige iſt, der an der Oberflaͤche des Liquors ſteht, ſo hat das Auge die rechte Stelle, und eben dieſer Strich giebt den richtigen Grad an.
Endlich muß man auch auf die Ausdehnung des Glaſes und des Brets ſelbſt Achtung geben. Dazu ſchreiben die engliſchen Gelehrten (Philoſ. Trans. Vol. LXVII. P. II. no. 37.) folgende Regel nach Smeaton's Verſuchen vor. Es ſey die Temperatur, bey der die Roͤhre an die Scale iſt befeſtiget worden=a; der beobachtete Grad bey einem Verſuche=d; der Grad, bey welchem die Roͤhre an der Scale feſt iſt,=f. So iſt der beobachtete Grad um ((d—f)· (d—a)/n) Grad zu vergroͤßern. Fuͤr eine Scale von Meſſing iſt n=165000; fuͤr eine auf Holz iſt n= —216000, wo das negative Zeichen bedeutet, daß die Zahl des Grades zu vermindern ſey. Iſt der Zaͤhler negativ, ſo verwandelt ſich die Vergroͤßerung in Verminderung u. ſ. w. Bey gewoͤhnlichen Beobachtungen wird d—a immer fehr klein ausfallen, und die ganze Berichtigung wenig bedeuten.
Obgleich uͤber die Vorzuͤge des Queckſilbers kein Zweifel mehr ſtatt findet, ſo empfiehlt doch de Luͤc ſelbſt zum gemeinen Gebrauch fuͤr Witterungsbeobachtungen die Weingeiſtthermometer, weil ſie ſo wohlfeil, ſo leicht zu fuͤllen, und wegen des gefaͤrbten Liquors dem Auge angenehm ſind (welcher Umſtand dem Beobachter in Jahrern, da das Auge ſchwach wird, gar nicht gleichguͤltig iſt). Er will aber, daß ſie nach einem Normalthermometer von Queckſilber graduirt werden, mithin ungleiche Grade bekommen ſollen. Dieſes den Kuͤnſtlern zu uͤberlaſſen, moͤchte doch ſehr unſicher
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/364>, abgerufen am 22.11.2024.
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