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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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solle der Stand des Quecksilbers im zergehenden Schnee und im kochenden Wasser untersucht werden, und schlägt vor, den Raum zwischen beyden allezeit in 100 Grade zu theilen. Die schwedischen Gelehrten sind ihm hierinn gefolgt, und man nennt diese bequeme Theilung in 100 Grade die schwedische Scale, auch die Scale des Celsius, oder Christin.

Das Publikum scheint stillschweigend die genannten zween festen Punkte zur Regel angenommen zu haben. Man hat sich allgemein darüber vereiniget, sie an jedem Quecksilberthermometer durch unmittelbare Versuche zu bestimmen, und ihren Abstand, den Fundamentalabstand, Fundamentalraum (Distantia fundamentalis, Intervallum fundamentale) in eine Anzahl gleicher Theile oder Grade zu theilen.

Wieviel dieser Theile sind, und wie sie gezählt werden, ist an sich gleichgültig, wenn man sich nur bestimmt darüber ausdrückt. Theilt man in 180, und setzt an Eisund Siedpunkt 32 und 212, so hat man das fahrenheitische; theilt man in 150, und zählt die Grade von oben herab, das de l'islische; theilt man in 80, und zählt von unten hinauf, das reaumurische Thermometer, oder richtiger, das Quecksilberthermometer von 80 Graden. Manche theilen auch das sogenannte reaumurische in 90. Freylich aber weichen diese jetzigen Einrichtungen von den Ideen der Erfinder, deren Namen sie führen, in mancherley Umständen ab. Theilt man endlich in 100, so erhält man Christins oder Celsius Thermometer. Diese Werkzeuge selbst sind in diesem Sinne alle allerley; blos die Scalen sind verschieden.

Die Anzahl solcher Scalen erstreckt sich noch weit höher, weil man sich verstattet hat, dem Thermometer fast zu jeder besondern Anwendung eine eigne Scale zu geben. So hat Herr de Lüc (s. Barometer, Th. I. S. 261. Höhenmessung, Th. II. S. 625.) zwo neue Scalen, eine zur Berichtigung des Barometerstands wegen der Wärme des Quecksilbers, die andere zur Berichtigung der berechneten Höhen wegen der Temperatur der Luft, vorgeschlagen.


ſolle der Stand des Queckſilbers im zergehenden Schnee und im kochenden Waſſer unterſucht werden, und ſchlaͤgt vor, den Raum zwiſchen beyden allezeit in 100 Grade zu theilen. Die ſchwediſchen Gelehrten ſind ihm hierinn gefolgt, und man nennt dieſe bequeme Theilung in 100 Grade die ſchwediſche Scale, auch die Scale des Celſius, oder Chriſtin.

Das Publikum ſcheint ſtillſchweigend die genannten zween feſten Punkte zur Regel angenommen zu haben. Man hat ſich allgemein daruͤber vereiniget, ſie an jedem Queckſilberthermometer durch unmittelbare Verſuche zu beſtimmen, und ihren Abſtand, den Fundamentalabſtand, Fundamentalraum (Diſtantia fundamentalis, Intervallum fundamentale) in eine Anzahl gleicher Theile oder Grade zu theilen.

Wieviel dieſer Theile ſind, und wie ſie gezaͤhlt werden, iſt an ſich gleichguͤltig, wenn man ſich nur beſtimmt daruͤber ausdruͤckt. Theilt man in 180, und ſetzt an Eisund Siedpunkt 32 und 212, ſo hat man das fahrenheitiſche; theilt man in 150, und zaͤhlt die Grade von oben herab, das de l'isliſche; theilt man in 80, und zaͤhlt von unten hinauf, das reaumuriſche Thermometer, oder richtiger, das Queckſilberthermometer von 80 Graden. Manche theilen auch das ſogenannte reaumuriſche in 90. Freylich aber weichen dieſe jetzigen Einrichtungen von den Ideen der Erfinder, deren Namen ſie fuͤhren, in mancherley Umſtaͤnden ab. Theilt man endlich in 100, ſo erhaͤlt man Chriſtins oder Celſius Thermometer. Dieſe Werkzeuge ſelbſt ſind in dieſem Sinne alle allerley; blos die Scalen ſind verſchieden.

Die Anzahl ſolcher Scalen erſtreckt ſich noch weit hoͤher, weil man ſich verſtattet hat, dem Thermometer faſt zu jeder beſondern Anwendung eine eigne Scale zu geben. So hat Herr de Luͤc (ſ. Barometer, Th. I. S. 261. Hoͤhenmeſſung, Th. II. S. 625.) zwo neue Scalen, eine zur Berichtigung des Barometerſtands wegen der Waͤrme des Queckſilbers, die andere zur Berichtigung der berechneten Hoͤhen wegen der Temperatur der Luft, vorgeſchlagen.

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[325/0335] ſolle der Stand des Queckſilbers im zergehenden Schnee und im kochenden Waſſer unterſucht werden, und ſchlaͤgt vor, den Raum zwiſchen beyden allezeit in 100 Grade zu theilen. Die ſchwediſchen Gelehrten ſind ihm hierinn gefolgt, und man nennt dieſe bequeme Theilung in 100 Grade die ſchwediſche Scale, auch die Scale des Celſius, oder Chriſtin. Das Publikum ſcheint ſtillſchweigend die genannten zween feſten Punkte zur Regel angenommen zu haben. Man hat ſich allgemein daruͤber vereiniget, ſie an jedem Queckſilberthermometer durch unmittelbare Verſuche zu beſtimmen, und ihren Abſtand, den Fundamentalabſtand, Fundamentalraum (Diſtantia fundamentalis, Intervallum fundamentale) in eine Anzahl gleicher Theile oder Grade zu theilen. Wieviel dieſer Theile ſind, und wie ſie gezaͤhlt werden, iſt an ſich gleichguͤltig, wenn man ſich nur beſtimmt daruͤber ausdruͤckt. Theilt man in 180, und ſetzt an Eisund Siedpunkt 32 und 212, ſo hat man das fahrenheitiſche; theilt man in 150, und zaͤhlt die Grade von oben herab, das de l'isliſche; theilt man in 80, und zaͤhlt von unten hinauf, das reaumuriſche Thermometer, oder richtiger, das Queckſilberthermometer von 80 Graden. Manche theilen auch das ſogenannte reaumuriſche in 90. Freylich aber weichen dieſe jetzigen Einrichtungen von den Ideen der Erfinder, deren Namen ſie fuͤhren, in mancherley Umſtaͤnden ab. Theilt man endlich in 100, ſo erhaͤlt man Chriſtins oder Celſius Thermometer. Dieſe Werkzeuge ſelbſt ſind in dieſem Sinne alle allerley; blos die Scalen ſind verſchieden. Die Anzahl ſolcher Scalen erſtreckt ſich noch weit hoͤher, weil man ſich verſtattet hat, dem Thermometer faſt zu jeder beſondern Anwendung eine eigne Scale zu geben. So hat Herr de Luͤc (ſ. Barometer, Th. I. S. 261. Hoͤhenmeſſung, Th. II. S. 625.) zwo neue Scalen, eine zur Berichtigung des Barometerſtands wegen der Waͤrme des Queckſilbers, die andere zur Berichtigung der berechneten Hoͤhen wegen der Temperatur der Luft, vorgeſchlagen.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/335>, abgerufen am 25.11.2024.