Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Werkzeuge in den Händen des Naturforschers zu machen.

Ich werde die Abhandlung von demselben so ordnen, daß ich mit der Geschichte seiner mannigfaltigen Einrichtungen den Anfang mache, dann von den Vorzügen der Quecksilberthermometer, der Bestimmung fester Punkte auf denselben und der Vergleichung ihrer Scalen handle, hierauf die praktischen Vorschriften zu Verfertigung der Thermometer und Anstellung der Beobachtungen vortrage, und endlich mit einigen Nachrichten von den Luft- und Metallthermometern beschließe. Erfindung und erste Einrichtungen des Thermometers.

Die Erfindung des Thermometers wird von den meisten nach Dalence (Traite des barometres, thermometres et notiometres. Amst. 1688. 8.) dem Cornelius Drebbel, einem wegen vieler andern Erfindungen in der Mechanik und Optik berühmten Landmanne aus Alkmar in Nordholland, zugeschrieben, durch den dieses Werkzeug in der ersten Helfte des vorigen Jahrhunderts in Holland und England bekannt ward. Dem Engländer Robert Fludd hat man diese Erfindung vielleicht nur darum zugeeignet, weil er in seinen schwärmerischen Schriften eine Menge seltsamer Dinge vom Thermometer vorgegeben hat.

Der berühmte paduanische Arzt Sanctorius (Comm. in Galen. Art. Med. ingl. Comm. in Avicenn. Fen. I.) erklärt sich selbst für den Erfinder eines Werkzeugs, das die verschiedne Temperatur des Körpers der Kranken zu erforschen diene. Daher haben Poleni (Institut. philos. exper.), Malpighi (Opp. posth. p. 30.), Borelli (De motu animal. II. prop. 175.) keinen Anstand genommen, ihm die Erfindung des Thermometers beyzulegen; obgleich die beyden erstern Florentiner, und sonst eben nicht partheyisch für die Gelehrten der paduanischen Schule sind. Musschenbroek (Introd. ad phil. nat. To. II. §. 1565.) sagt, des Sanctorius Instrument sey auswärtig nicht bekannt


Werkzeuge in den Haͤnden des Naturforſchers zu machen.

Ich werde die Abhandlung von demſelben ſo ordnen, daß ich mit der Geſchichte ſeiner mannigfaltigen Einrichtungen den Anfang mache, dann von den Vorzuͤgen der Queckſilberthermometer, der Beſtimmung feſter Punkte auf denſelben und der Vergleichung ihrer Scalen handle, hierauf die praktiſchen Vorſchriften zu Verfertigung der Thermometer und Anſtellung der Beobachtungen vortrage, und endlich mit einigen Nachrichten von den Luft- und Metallthermometern beſchließe. Erfindung und erſte Einrichtungen des Thermometers.

Die Erfindung des Thermometers wird von den meiſten nach Dalencé (Traité des barometres, thermometres et notiometres. Amſt. 1688. 8.) dem Cornelius Drebbel, einem wegen vieler andern Erfindungen in der Mechanik und Optik beruͤhmten Landmanne aus Alkmar in Nordholland, zugeſchrieben, durch den dieſes Werkzeug in der erſten Helfte des vorigen Jahrhunderts in Holland und England bekannt ward. Dem Englaͤnder Robert Fludd hat man dieſe Erfindung vielleicht nur darum zugeeignet, weil er in ſeinen ſchwaͤrmeriſchen Schriften eine Menge ſeltſamer Dinge vom Thermometer vorgegeben hat.

Der beruͤhmte paduaniſche Arzt Sanctorius (Comm. in Galen. Art. Med. ingl. Comm. in Avicenn. Fen. I.) erklaͤrt ſich ſelbſt fuͤr den Erfinder eines Werkzeugs, das die verſchiedne Temperatur des Koͤrpers der Kranken zu erforſchen diene. Daher haben Poleni (Inſtitut. philoſ. exper.), Malpighi (Opp. poſth. p. 30.), Borelli (De motu animal. II. prop. 175.) keinen Anſtand genommen, ihm die Erfindung des Thermometers beyzulegen; obgleich die beyden erſtern Florentiner, und ſonſt eben nicht partheyiſch fuͤr die Gelehrten der paduaniſchen Schule ſind. Muſſchenbroek (Introd. ad phil. nat. To. II. §. 1565.) ſagt, des Sanctorius Inſtrument ſey auswaͤrtig nicht bekannt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0319" xml:id="P.4.309" n="309"/><lb/>
Werkzeuge in den Ha&#x0364;nden des Naturfor&#x017F;chers zu machen.</p>
            <p>Ich werde die Abhandlung von dem&#x017F;elben &#x017F;o ordnen, daß ich mit der Ge&#x017F;chichte &#x017F;einer mannigfaltigen Einrichtungen den Anfang mache, dann von den Vorzu&#x0364;gen der Queck&#x017F;ilberthermometer, der Be&#x017F;timmung fe&#x017F;ter Punkte auf den&#x017F;elben und der Vergleichung ihrer Scalen handle, hierauf die prakti&#x017F;chen Vor&#x017F;chriften zu Verfertigung der Thermometer und An&#x017F;tellung der Beobachtungen vortrage, und endlich mit einigen Nachrichten von den Luft- und Metallthermometern be&#x017F;chließe. <hi rendition="#c">Erfindung und er&#x017F;te Einrichtungen des Thermometers.</hi></p>
            <p>Die Erfindung des Thermometers wird von den mei&#x017F;ten nach <hi rendition="#b">Dalencé</hi> (<hi rendition="#aq">Traité des barometres, thermometres et notiometres. Am&#x017F;t. 1688. 8.</hi>) dem <hi rendition="#b">Cornelius Drebbel,</hi> einem wegen vieler andern Erfindungen in der Mechanik und Optik beru&#x0364;hmten Landmanne aus Alkmar in Nordholland, zuge&#x017F;chrieben, durch den die&#x017F;es Werkzeug in der er&#x017F;ten Helfte des vorigen Jahrhunderts in Holland und England bekannt ward. Dem Engla&#x0364;nder <hi rendition="#b">Robert Fludd</hi> hat man die&#x017F;e Erfindung vielleicht nur darum zugeeignet, weil er in &#x017F;einen &#x017F;chwa&#x0364;rmeri&#x017F;chen Schriften eine Menge &#x017F;elt&#x017F;amer Dinge vom Thermometer vorgegeben hat.</p>
            <p>Der beru&#x0364;hmte paduani&#x017F;che Arzt <hi rendition="#b">Sanctorius</hi> (<hi rendition="#aq">Comm. in Galen. Art. Med.</hi> ingl. <hi rendition="#aq">Comm. in Avicenn. Fen. I.</hi>) erkla&#x0364;rt &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r den Erfinder eines Werkzeugs, das die ver&#x017F;chiedne Temperatur des Ko&#x0364;rpers der Kranken zu erfor&#x017F;chen diene. Daher haben <hi rendition="#b">Poleni</hi> (<hi rendition="#aq">In&#x017F;titut. philo&#x017F;. exper.</hi>), <hi rendition="#b">Malpighi</hi> (<hi rendition="#aq">Opp. po&#x017F;th. p. 30.</hi>), <hi rendition="#b">Borelli</hi> (<hi rendition="#aq">De motu animal. II. prop. 175.</hi>) keinen An&#x017F;tand genommen, ihm die Erfindung des Thermometers beyzulegen; obgleich die beyden er&#x017F;tern Florentiner, und &#x017F;on&#x017F;t eben nicht partheyi&#x017F;ch fu&#x0364;r die Gelehrten der paduani&#x017F;chen Schule &#x017F;ind. <hi rendition="#b">Mu&#x017F;&#x017F;chenbroek</hi> (<hi rendition="#aq">Introd. ad phil. nat. To. II. §. 1565.</hi>) &#x017F;agt, des <hi rendition="#b">Sanctorius</hi> In&#x017F;trument &#x017F;ey auswa&#x0364;rtig nicht bekannt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0319] Werkzeuge in den Haͤnden des Naturforſchers zu machen. Ich werde die Abhandlung von demſelben ſo ordnen, daß ich mit der Geſchichte ſeiner mannigfaltigen Einrichtungen den Anfang mache, dann von den Vorzuͤgen der Queckſilberthermometer, der Beſtimmung feſter Punkte auf denſelben und der Vergleichung ihrer Scalen handle, hierauf die praktiſchen Vorſchriften zu Verfertigung der Thermometer und Anſtellung der Beobachtungen vortrage, und endlich mit einigen Nachrichten von den Luft- und Metallthermometern beſchließe. Erfindung und erſte Einrichtungen des Thermometers. Die Erfindung des Thermometers wird von den meiſten nach Dalencé (Traité des barometres, thermometres et notiometres. Amſt. 1688. 8.) dem Cornelius Drebbel, einem wegen vieler andern Erfindungen in der Mechanik und Optik beruͤhmten Landmanne aus Alkmar in Nordholland, zugeſchrieben, durch den dieſes Werkzeug in der erſten Helfte des vorigen Jahrhunderts in Holland und England bekannt ward. Dem Englaͤnder Robert Fludd hat man dieſe Erfindung vielleicht nur darum zugeeignet, weil er in ſeinen ſchwaͤrmeriſchen Schriften eine Menge ſeltſamer Dinge vom Thermometer vorgegeben hat. Der beruͤhmte paduaniſche Arzt Sanctorius (Comm. in Galen. Art. Med. ingl. Comm. in Avicenn. Fen. I.) erklaͤrt ſich ſelbſt fuͤr den Erfinder eines Werkzeugs, das die verſchiedne Temperatur des Koͤrpers der Kranken zu erforſchen diene. Daher haben Poleni (Inſtitut. philoſ. exper.), Malpighi (Opp. poſth. p. 30.), Borelli (De motu animal. II. prop. 175.) keinen Anſtand genommen, ihm die Erfindung des Thermometers beyzulegen; obgleich die beyden erſtern Florentiner, und ſonſt eben nicht partheyiſch fuͤr die Gelehrten der paduaniſchen Schule ſind. Muſſchenbroek (Introd. ad phil. nat. To. II. §. 1565.) ſagt, des Sanctorius Inſtrument ſey auswaͤrtig nicht bekannt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/319
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/319>, abgerufen am 22.11.2024.