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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Zur Absonderung des Thaues trägt die Luftelektricität das Allermeiste bey. Die positive Elektricität der Luft und der Bläschen wird durch die Kälte verstärkt, und letztere werden nun von allen Körpern, die nicht elektrisirt sind, angezogen, nähern sich ihnen bis zur Berührung, und bleiben an ihnen hängen, wenn ihre Adhäsion gegen sie stark genug ist. Fehlt diese elektrische Annäherung der Bläschen, so fällt kein Thau. Dies ist der Fall, wenn Tags vorher das + E der Atmosphäre sehr schwach gewesen ist, wenn Wolken oder andere Ursachen der Luft ihr + E rauben, worauf gewöhnlich Regen folgt, wenn starker Wind die langsame Annäherung der Bläschen an die Körper hindert u. s. w.

Setzt man der thauenden Luft Leiter aus, die nicht isolirt sind, so ziehen sie die Bläschen an, rauben ihnen ihr E, und behalten sie an sich, wenn die Adhäsion stark genug ist, wie z. B. bey Holz, Erde, rauhem Metall; polirte Metallflächen nehmen das Wasser nicht so leicht an, daher es die Luft an sich behält. Sind die Leiter gut isolirt, so nehmen sie bald gleiche Elektricität mit den Bläschen an, stoßen diese zurück und bleiben trocken. Legt man z. B. Metall auf Glas, so bleibt nicht nur das Metall, sondern auch rings um dasselbe ein schmaler Streif vom Glase trocken. Nichtleiter, wenn sie isolirt sind, oder auf schlechten Leitern ruhen, ziehen die Bläschen an, ohne Elektricität von ihnen anzunehmen, daher bleiben die letztern aus einer doppelten Ursache, wegen der Elektricität und Adhäsion, an ihnen hängen. Aus diesem Grunde werden Glas, Porcellan, Seide, Wolle, auf Holz, Gras u. dergl. gelegt, so reichlich vom Thau befeuchtet. Liegen aber Nichtleiter auf genau berührenden guten Leitern, die nicht isolirt sind, und also eine Art von Belegung ausmachen, so können sie an der untern Seite --E annehmen; sie rauben also der Luft ihr + E, stoßen die Bläschen stark ab, und bleiben trocken, wie schon du Fay an einer auf Metall liegenden Glastafel bemerkte.

Ich hoffe, man werde diese Erklärungen des Herrn Hube sehr befriedigend finden. Obgleich das Auflösungssystem


Zur Abſonderung des Thaues traͤgt die Luftelektricitaͤt das Allermeiſte bey. Die poſitive Elektricitaͤt der Luft und der Blaͤschen wird durch die Kaͤlte verſtaͤrkt, und letztere werden nun von allen Koͤrpern, die nicht elektriſirt ſind, angezogen, naͤhern ſich ihnen bis zur Beruͤhrung, und bleiben an ihnen haͤngen, wenn ihre Adhaͤſion gegen ſie ſtark genug iſt. Fehlt dieſe elektriſche Annaͤherung der Blaͤschen, ſo faͤllt kein Thau. Dies iſt der Fall, wenn Tags vorher das + E der Atmoſphaͤre ſehr ſchwach geweſen iſt, wenn Wolken oder andere Urſachen der Luft ihr + E rauben, worauf gewoͤhnlich Regen folgt, wenn ſtarker Wind die langſame Annaͤherung der Blaͤschen an die Koͤrper hindert u. ſ. w.

Setzt man der thauenden Luft Leiter aus, die nicht iſolirt ſind, ſo ziehen ſie die Blaͤschen an, rauben ihnen ihr E, und behalten ſie an ſich, wenn die Adhaͤſion ſtark genug iſt, wie z. B. bey Holz, Erde, rauhem Metall; polirte Metallflaͤchen nehmen das Waſſer nicht ſo leicht an, daher es die Luft an ſich behaͤlt. Sind die Leiter gut iſolirt, ſo nehmen ſie bald gleiche Elektricitaͤt mit den Blaͤschen an, ſtoßen dieſe zuruͤck und bleiben trocken. Legt man z. B. Metall auf Glas, ſo bleibt nicht nur das Metall, ſondern auch rings um daſſelbe ein ſchmaler Streif vom Glaſe trocken. Nichtleiter, wenn ſie iſolirt ſind, oder auf ſchlechten Leitern ruhen, ziehen die Blaͤschen an, ohne Elektricitaͤt von ihnen anzunehmen, daher bleiben die letztern aus einer doppelten Urſache, wegen der Elektricitaͤt und Adhaͤſion, an ihnen haͤngen. Aus dieſem Grunde werden Glas, Porcellan, Seide, Wolle, auf Holz, Gras u. dergl. gelegt, ſo reichlich vom Thau befeuchtet. Liegen aber Nichtleiter auf genau beruͤhrenden guten Leitern, die nicht iſolirt ſind, und alſo eine Art von Belegung ausmachen, ſo koͤnnen ſie an der untern Seite —E annehmen; ſie rauben alſo der Luft ihr + E, ſtoßen die Blaͤschen ſtark ab, und bleiben trocken, wie ſchon du Fay an einer auf Metall liegenden Glastafel bemerkte.

Ich hoffe, man werde dieſe Erklaͤrungen des Herrn Hube ſehr befriedigend finden. Obgleich das Aufloͤſungsſyſtem

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[295/0305] Zur Abſonderung des Thaues traͤgt die Luftelektricitaͤt das Allermeiſte bey. Die poſitive Elektricitaͤt der Luft und der Blaͤschen wird durch die Kaͤlte verſtaͤrkt, und letztere werden nun von allen Koͤrpern, die nicht elektriſirt ſind, angezogen, naͤhern ſich ihnen bis zur Beruͤhrung, und bleiben an ihnen haͤngen, wenn ihre Adhaͤſion gegen ſie ſtark genug iſt. Fehlt dieſe elektriſche Annaͤherung der Blaͤschen, ſo faͤllt kein Thau. Dies iſt der Fall, wenn Tags vorher das + E der Atmoſphaͤre ſehr ſchwach geweſen iſt, wenn Wolken oder andere Urſachen der Luft ihr + E rauben, worauf gewoͤhnlich Regen folgt, wenn ſtarker Wind die langſame Annaͤherung der Blaͤschen an die Koͤrper hindert u. ſ. w. Setzt man der thauenden Luft Leiter aus, die nicht iſolirt ſind, ſo ziehen ſie die Blaͤschen an, rauben ihnen ihr E, und behalten ſie an ſich, wenn die Adhaͤſion ſtark genug iſt, wie z. B. bey Holz, Erde, rauhem Metall; polirte Metallflaͤchen nehmen das Waſſer nicht ſo leicht an, daher es die Luft an ſich behaͤlt. Sind die Leiter gut iſolirt, ſo nehmen ſie bald gleiche Elektricitaͤt mit den Blaͤschen an, ſtoßen dieſe zuruͤck und bleiben trocken. Legt man z. B. Metall auf Glas, ſo bleibt nicht nur das Metall, ſondern auch rings um daſſelbe ein ſchmaler Streif vom Glaſe trocken. Nichtleiter, wenn ſie iſolirt ſind, oder auf ſchlechten Leitern ruhen, ziehen die Blaͤschen an, ohne Elektricitaͤt von ihnen anzunehmen, daher bleiben die letztern aus einer doppelten Urſache, wegen der Elektricitaͤt und Adhaͤſion, an ihnen haͤngen. Aus dieſem Grunde werden Glas, Porcellan, Seide, Wolle, auf Holz, Gras u. dergl. gelegt, ſo reichlich vom Thau befeuchtet. Liegen aber Nichtleiter auf genau beruͤhrenden guten Leitern, die nicht iſolirt ſind, und alſo eine Art von Belegung ausmachen, ſo koͤnnen ſie an der untern Seite —E annehmen; ſie rauben alſo der Luft ihr + E, ſtoßen die Blaͤschen ſtark ab, und bleiben trocken, wie ſchon du Fay an einer auf Metall liegenden Glastafel bemerkte. Ich hoffe, man werde dieſe Erklaͤrungen des Herrn Hube ſehr befriedigend finden. Obgleich das Aufloͤſungsſyſtem

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/305>, abgerufen am 22.11.2024.