Boden, in welchem in zwo verschiedenen Höhen Leinwand ausgespannt war, zog zur Zeit des Thaues die obere Leinwand viel Wasser ein, indem die untere nur wenig annahm. Ward hingegen zu gleicher Zeit ein Theil des Rasens mit Glasscheiben bedeckt, so ward das bedeckte Gras dennoch eben so feucht, als das unbedeckte, und die Scheiben waren alsdann oben und unten naß, da sie horizontal einen Fuß hoch über der Erde gehalten, sich nur von oben beseuchteten. Daher scheint ihm das Bethauen der Körper in der Luft von einem wahren Niederfallen des Wassers herzurühren, die Befeuchtung der Pflanzen aber nur den Zustand der Luft, der das Fallen des Thaues hervorbringt, zu begleiten, aber noch eine andere Ursache zu haben, die vielleicht vom Mechanismus der Vegetation abhängen möge. Die untere Befeuchtung aufgehangner Glasscheiben beweise, daß selbst während des Thaues die Ausdünstung noch reichlich fortfahre.
Bey Tage ist die Feuchtheit der untern Luftschichten geringer, weil sie wärmer sind, und also mehr Wasser enthalten können, oder nach Herrn de Lüc Ausdrucke (Neue Ideen, §. 558.), weil sie durch die Wärme mehr von ihrem Maximum entfernt werden. Bey Sonnenuntergang und in der Nacht nimmt die Wärme in der Luft ab, in der Erde aber und im Wasser bleibt sie, daher die Ausdünstung fortdauert. Durch die Abnahme der Wärme nähern sich die Dünste ihrem Maximum, durch die Fortdauer der Ausdünstung überschreiten sie dasselbe; daher durch ihr Anhängen und Niederfallen der Thau entsteht. Daß die positive Luftelektricität beym Thaue stärker wird, erklärt Herr de Luc (§. 830.) mit de Saussure dadurch, daß der Thau einen Leiter bilde, der die Elektricität der obern Schichten in die untern überführe, welche letztern sonst wegen der Mittheilung an die Erdfläche allezeit eine etwas schwächere Elektricität zeigten.
Herr Hube (Ueber die Ausdünstung und ihre Wirkungen in der Atmosphäre. Leipzig, 1790. gr. 8. Cap. 35 und 36.), welcher neuerlich das Auflösungssystem wiederum sehr scharfsinnig vertheidiget hat, giebt nach demselben eine
Boden, in welchem in zwo verſchiedenen Hoͤhen Leinwand ausgeſpannt war, zog zur Zeit des Thaues die obere Leinwand viel Waſſer ein, indem die untere nur wenig annahm. Ward hingegen zu gleicher Zeit ein Theil des Raſens mit Glasſcheiben bedeckt, ſo ward das bedeckte Gras dennoch eben ſo feucht, als das unbedeckte, und die Scheiben waren alsdann oben und unten naß, da ſie horizontal einen Fuß hoch uͤber der Erde gehalten, ſich nur von oben beſeuchteten. Daher ſcheint ihm das Bethauen der Koͤrper in der Luft von einem wahren Niederfallen des Waſſers herzuruͤhren, die Befeuchtung der Pflanzen aber nur den Zuſtand der Luft, der das Fallen des Thaues hervorbringt, zu begleiten, aber noch eine andere Urſache zu haben, die vielleicht vom Mechanismus der Vegetation abhaͤngen moͤge. Die untere Befeuchtung aufgehangner Glasſcheiben beweiſe, daß ſelbſt waͤhrend des Thaues die Ausduͤnſtung noch reichlich fortfahre.
Bey Tage iſt die Feuchtheit der untern Luftſchichten geringer, weil ſie waͤrmer ſind, und alſo mehr Waſſer enthalten koͤnnen, oder nach Herrn de Luͤc Ausdrucke (Neue Ideen, §. 558.), weil ſie durch die Waͤrme mehr von ihrem Maximum entfernt werden. Bey Sonnenuntergang und in der Nacht nimmt die Waͤrme in der Luft ab, in der Erde aber und im Waſſer bleibt ſie, daher die Ausduͤnſtung fortdauert. Durch die Abnahme der Waͤrme naͤhern ſich die Duͤnſte ihrem Maximum, durch die Fortdauer der Ausduͤnſtung uͤberſchreiten ſie daſſelbe; daher durch ihr Anhaͤngen und Niederfallen der Thau entſteht. Daß die poſitive Luftelektricitaͤt beym Thaue ſtaͤrker wird, erklaͤrt Herr de Luc (§. 830.) mit de Sauſſure dadurch, daß der Thau einen Leiter bilde, der die Elektricitaͤt der obern Schichten in die untern uͤberfuͤhre, welche letztern ſonſt wegen der Mittheilung an die Erdflaͤche allezeit eine etwas ſchwaͤchere Elektricitaͤt zeigten.
Herr Hube (Ueber die Ausduͤnſtung und ihre Wirkungen in der Atmoſphaͤre. Leipzig, 1790. gr. 8. Cap. 35 und 36.), welcher neuerlich das Aufloͤſungsſyſtem wiederum ſehr ſcharfſinnig vertheidiget hat, giebt nach demſelben eine
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Boden, in welchem in zwo verſchiedenen Hoͤhen Leinwand ausgeſpannt war, zog zur Zeit des Thaues die obere Leinwand viel Waſſer ein, indem die untere nur wenig annahm. Ward hingegen zu gleicher Zeit ein Theil des Raſens mit Glasſcheiben bedeckt, ſo ward das bedeckte Gras dennoch eben ſo feucht, als das unbedeckte, und die Scheiben waren alsdann oben und unten naß, da ſie horizontal einen Fuß hoch uͤber der Erde gehalten, ſich nur von oben beſeuchteten. Daher ſcheint ihm das Bethauen der Koͤrper in der Luft von einem wahren Niederfallen des Waſſers herzuruͤhren, die Befeuchtung der Pflanzen aber nur den Zuſtand der Luft, der das Fallen des Thaues hervorbringt, zu begleiten, aber noch eine andere Urſache zu haben, die vielleicht vom Mechanismus der Vegetation abhaͤngen moͤge. Die untere Befeuchtung aufgehangner Glasſcheiben beweiſe, daß ſelbſt waͤhrend des Thaues die Ausduͤnſtung noch reichlich fortfahre.
Bey Tage iſt die Feuchtheit der untern Luftſchichten geringer, weil ſie waͤrmer ſind, und alſo mehr Waſſer enthalten koͤnnen, oder nach Herrn de Luͤc Ausdrucke (Neue Ideen, §. 558.), weil ſie durch die Waͤrme mehr von ihrem Maximum entfernt werden. Bey Sonnenuntergang und in der Nacht nimmt die Waͤrme in der Luft ab, in der Erde aber und im Waſſer bleibt ſie, daher die Ausduͤnſtung fortdauert. Durch die Abnahme der Waͤrme naͤhern ſich die Duͤnſte ihrem Maximum, durch die Fortdauer der Ausduͤnſtung uͤberſchreiten ſie daſſelbe; daher durch ihr Anhaͤngen und Niederfallen der Thau entſteht. Daß die poſitive Luftelektricitaͤt beym Thaue ſtaͤrker wird, erklaͤrt Herr de Luc (§. 830.) mit de Sauſſure dadurch, daß der Thau einen Leiter bilde, der die Elektricitaͤt der obern Schichten in die untern uͤberfuͤhre, welche letztern ſonſt wegen der Mittheilung an die Erdflaͤche allezeit eine etwas ſchwaͤchere Elektricitaͤt zeigten.
Herr Hube (Ueber die Ausduͤnſtung und ihre Wirkungen in der Atmoſphaͤre. Leipzig, 1790. gr. 8. Cap. 35 und 36.), welcher neuerlich das Aufloͤſungsſyſtem wiederum ſehr ſcharfſinnig vertheidiget hat, giebt nach demſelben eine
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/303>, abgerufen am 23.11.2024.
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