bey du Fay die erste Helfte naß, die zweyte nicht. Legte man eine Glasscheibe über die Fuge, so setzte sich viel Thau auf das Stück über dem Glase, wenig oder nichts auf das andere über dem Metalle. Ein polirtes Stück Metall in einem gläsernen Napfe blieb trocken, wenn gleich der Napf feucht ward: aber ein Stück Glas in einem metallnen Napfe ward naß, indem der Napf trocken blieb. Musschenbroek vermuthet eine Mitwirkung der Elektricität, die er überhaupt bey der Erklärung der Ausdünstung zu Hülfe nimmt. Er fragt, ob vielleicht die Dünste steigen, wenn Elektricität hinzukömmt, und fallen, wenn sie wieder hinweggeht?
Er bemerkt übrigens, daß es bey starkem Winde niemals thaue, wie schon Aristoteles anführe. Der meiste Thau falle in Holland vom April bis zum October, meistens 2--3 Stunden nach Sonnenuntergang, und um Sonnenaufgang. Nach vorhergegangenem Regen, und überhaupt bey feuchtem Boden thaue es stark, ingleichen in den heißen Ländern, wo warme Tage mit kühlen Nächten abwechseln, wie Shaw vom wüsten Arabien bemerke, wo die Reisenden oft vom Thaue bis auf die Haut durchnetzt würden.
Le Roy (Sur l'elevation et la suspension de l'eau dans l'air et sur la rosee in den Mem. de Paris, 1751. p. 418.) gab aus seinem bekannten System über die Auflösung des Wassers in der Luft, eine sehr leichte Erklärung des Thaues. Nach diesem System verhält es sich mit dem Thaue eben so, wie mit dem Beschlagen der Fenster geheizter Zimmer im Winter, und mit dem Anlaufen kalter Körper, die man schnell in die Wärme bringt. Wenn die Sonne den Tag über sowohl die Erdfläche, als die Luft erwärmt hat, und nun unter den Horizont hinabsinkt, so wird der Luftkreis, wegen seiner geringern Dichte, eher, als die Erde, erkältet. Daher dauert die Ausdünstung der Erdfläche, der Pflanzen und des Wassers noch fort; sobald nun die aufsteigende Feuchtigkeit die äußere kalte Luft berührt, schlägt sie sich an den Oberflächen der Körper in Gestalt von Tropfen nieder. So läßt auch die erkältete Luft selbst einen Theil des Wassers fallen, das sie bey wärmerer
bey du Fay die erſte Helfte naß, die zweyte nicht. Legte man eine Glasſcheibe uͤber die Fuge, ſo ſetzte ſich viel Thau auf das Stuͤck uͤber dem Glaſe, wenig oder nichts auf das andere uͤber dem Metalle. Ein polirtes Stuͤck Metall in einem glaͤſernen Napfe blieb trocken, wenn gleich der Napf feucht ward: aber ein Stuͤck Glas in einem metallnen Napfe ward naß, indem der Napf trocken blieb. Muſſchenbroek vermuthet eine Mitwirkung der Elektricitaͤt, die er uͤberhaupt bey der Erklaͤrung der Ausduͤnſtung zu Huͤlfe nimmt. Er fragt, ob vielleicht die Duͤnſte ſteigen, wenn Elektricitaͤt hinzukoͤmmt, und fallen, wenn ſie wieder hinweggeht?
Er bemerkt uͤbrigens, daß es bey ſtarkem Winde niemals thaue, wie ſchon Ariſtoteles anfuͤhre. Der meiſte Thau falle in Holland vom April bis zum October, meiſtens 2—3 Stunden nach Sonnenuntergang, und um Sonnenaufgang. Nach vorhergegangenem Regen, und uͤberhaupt bey feuchtem Boden thaue es ſtark, ingleichen in den heißen Laͤndern, wo warme Tage mit kuͤhlen Naͤchten abwechſeln, wie Shaw vom wuͤſten Arabien bemerke, wo die Reiſenden oft vom Thaue bis auf die Haut durchnetzt wuͤrden.
Le Roy (Sur l'élévation et la ſuſpenſion de l'eau dans l'air et ſur la roſée in den Mém. de Paris, 1751. p. 418.) gab aus ſeinem bekannten Syſtem uͤber die Aufloͤſung des Waſſers in der Luft, eine ſehr leichte Erklaͤrung des Thaues. Nach dieſem Syſtem verhaͤlt es ſich mit dem Thaue eben ſo, wie mit dem Beſchlagen der Fenſter geheizter Zimmer im Winter, und mit dem Anlaufen kalter Koͤrper, die man ſchnell in die Waͤrme bringt. Wenn die Sonne den Tag uͤber ſowohl die Erdflaͤche, als die Luft erwaͤrmt hat, und nun unter den Horizont hinabſinkt, ſo wird der Luftkreis, wegen ſeiner geringern Dichte, eher, als die Erde, erkaͤltet. Daher dauert die Ausduͤnſtung der Erdflaͤche, der Pflanzen und des Waſſers noch fort; ſobald nun die aufſteigende Feuchtigkeit die aͤußere kalte Luft beruͤhrt, ſchlaͤgt ſie ſich an den Oberflaͤchen der Koͤrper in Geſtalt von Tropfen nieder. So laͤßt auch die erkaͤltete Luft ſelbſt einen Theil des Waſſers fallen, das ſie bey waͤrmerer
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bey du Fay die erſte Helfte naß, die zweyte nicht. Legte man eine Glasſcheibe uͤber die Fuge, ſo ſetzte ſich viel Thau auf das Stuͤck uͤber dem Glaſe, wenig oder nichts auf das andere uͤber dem Metalle. Ein polirtes Stuͤck Metall in einem glaͤſernen Napfe blieb trocken, wenn gleich der Napf feucht ward: aber ein Stuͤck Glas in einem metallnen Napfe ward naß, indem der Napf trocken blieb. Muſſchenbroek vermuthet eine Mitwirkung der Elektricitaͤt, die er uͤberhaupt bey der Erklaͤrung der Ausduͤnſtung zu Huͤlfe nimmt. Er fragt, ob vielleicht die Duͤnſte ſteigen, wenn Elektricitaͤt hinzukoͤmmt, und fallen, wenn ſie wieder hinweggeht?
Er bemerkt uͤbrigens, daß es bey ſtarkem Winde niemals thaue, wie ſchon Ariſtoteles anfuͤhre. Der meiſte Thau falle in Holland vom April bis zum October, meiſtens 2—3 Stunden nach Sonnenuntergang, und um Sonnenaufgang. Nach vorhergegangenem Regen, und uͤberhaupt bey feuchtem Boden thaue es ſtark, ingleichen in den heißen Laͤndern, wo warme Tage mit kuͤhlen Naͤchten abwechſeln, wie Shaw vom wuͤſten Arabien bemerke, wo die Reiſenden oft vom Thaue bis auf die Haut durchnetzt wuͤrden.
Le Roy (Sur l'élévation et la ſuſpenſion de l'eau dans l'air et ſur la roſée in den Mém. de Paris, 1751. p. 418.) gab aus ſeinem bekannten Syſtem uͤber die Aufloͤſung des Waſſers in der Luft, eine ſehr leichte Erklaͤrung des Thaues. Nach dieſem Syſtem verhaͤlt es ſich mit dem Thaue eben ſo, wie mit dem Beſchlagen der Fenſter geheizter Zimmer im Winter, und mit dem Anlaufen kalter Koͤrper, die man ſchnell in die Waͤrme bringt. Wenn die Sonne den Tag uͤber ſowohl die Erdflaͤche, als die Luft erwaͤrmt hat, und nun unter den Horizont hinabſinkt, ſo wird der Luftkreis, wegen ſeiner geringern Dichte, eher, als die Erde, erkaͤltet. Daher dauert die Ausduͤnſtung der Erdflaͤche, der Pflanzen und des Waſſers noch fort; ſobald nun die aufſteigende Feuchtigkeit die aͤußere kalte Luft beruͤhrt, ſchlaͤgt ſie ſich an den Oberflaͤchen der Koͤrper in Geſtalt von Tropfen nieder. So laͤßt auch die erkaͤltete Luft ſelbſt einen Theil des Waſſers fallen, das ſie bey waͤrmerer
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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