Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Die älteste Nachricht vom Gebrauche der Taucherglocke in Europa ist vom Jahre 1538, und wird vom P. Schott (Technica curiosa. L. VI. c. 9. p. 393.) aus Taisnier Opusc. de motu celerrimo angeführt. Taisnier sahe zu Toledo in Gegenwart Kaiser Carls V. und vieler tausend Zeugen, wie zween Griechen sich in einem umgekehrten Kessel unter Wasser ließen, und mit einem brennenden Lichte, ohne naß zu werden, wieder herauf kamen. Der Kanzler Baco (Novum Organon, L. II. §. 50. in Opp. lat. transl. Lips. 1694. fol. p. 408. ingl. Phaenomena universi, ibid. p. 702.) beschreibt schon die ganze Vorrichtung sehr umständlich. In der letzten Helfte des vorigen Jahrhunderts bemühte man sich, die Schätze, welche 1588 mit den Schiffen der sogenannten unüberwindlichen Flotte versunken seyn sollten, bey der Insel Mull an der westlichen Küste von Schottland aus dem Meere heraufzuholen. Die dabey gebrauchte Taucherglocke beschreibt Sinclair (G. Sinclari ars nova et magna gravitatis et levitatis. Roterod. 1669. 4. p. 220.), aber ohne sich die Ersindung derselben beyzulegen, die ihm vom Paschius (Inventa nov-antiqua. Lips. 1700. 4. p. 650.) und Leupold (Theatr. static. univers. P. III. Leipz. 1726. fol. S. 242.) mit Unrecht zugeschrieben wird. Man brachte im Jahre 1665 einige Kanonen, und 1688 andere Kostbarkeiten herauf, deren Werth jedoch im Ganzen nicht viel betragen haben soll. Glücklicher war die Unternehmung, die der Herzog von Albemarle 1687 durch William Phipps ausführen ließ, die Schätze eines an der Küste von Hispaniola versunkenen spanischen Schiffes aufzusuchen, wobey man einen Werth von 300000 Psund Sterling aus einer Tiefe von 6-7 Klaftern hervorzog. Leupold (Theatr. pontificiale. Leipz. 1726. fol. Cap. 2. Taf. I-III.) hat eine Menge Vorschläge, den Aufenthalt
Die aͤlteſte Nachricht vom Gebrauche der Taucherglocke in Europa iſt vom Jahre 1538, und wird vom P. Schott (Technica curioſa. L. VI. c. 9. p. 393.) aus Taiſnier Opuſc. de motu celerrimo angefuͤhrt. Taiſnier ſahe zu Toledo in Gegenwart Kaiſer Carls V. und vieler tauſend Zeugen, wie zween Griechen ſich in einem umgekehrten Keſſel unter Waſſer ließen, und mit einem brennenden Lichte, ohne naß zu werden, wieder herauf kamen. Der Kanzler Baco (Novum Organon, L. II. §. 50. in Opp. lat. transl. Lipſ. 1694. fol. p. 408. ingl. Phaenomena univerſi, ibid. p. 702.) beſchreibt ſchon die ganze Vorrichtung ſehr umſtaͤndlich. In der letzten Helfte des vorigen Jahrhunderts bemuͤhte man ſich, die Schaͤtze, welche 1588 mit den Schiffen der ſogenannten unuͤberwindlichen Flotte verſunken ſeyn ſollten, bey der Inſel Mull an der weſtlichen Kuͤſte von Schottland aus dem Meere heraufzuholen. Die dabey gebrauchte Taucherglocke beſchreibt Sinclair (G. Sinclari ars nova et magna gravitatis et levitatis. Roterod. 1669. 4. p. 220.), aber ohne ſich die Erſindung derſelben beyzulegen, die ihm vom Paſchius (Inventa nov-antiqua. Lipſ. 1700. 4. p. 650.) und Leupold (Theatr. ſtatic. univerſ. P. III. Leipz. 1726. fol. S. 242.) mit Unrecht zugeſchrieben wird. Man brachte im Jahre 1665 einige Kanonen, und 1688 andere Koſtbarkeiten herauf, deren Werth jedoch im Ganzen nicht viel betragen haben ſoll. Gluͤcklicher war die Unternehmung, die der Herzog von Albemarle 1687 durch William Phipps ausfuͤhren ließ, die Schaͤtze eines an der Kuͤſte von Hiſpaniola verſunkenen ſpaniſchen Schiffes aufzuſuchen, wobey man einen Werth von 300000 Pſund Sterling aus einer Tiefe von 6-7 Klaftern hervorzog. Leupold (Theatr. pontificiale. Leipz. 1726. fol. Cap. 2. Taf. I-III.) hat eine Menge Vorſchlaͤge, den Aufenthalt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0290" xml:id="P.4.280" n="280"/><lb/> des Keſſels uͤber den Kopf, oder ein bloßes Nachſchicken deſſelben anzeige, in welchem letztern Falle der Keſſel blos als Luftmagazin gedient haͤtte, zu welchem der Taucher ſeine Zuflucht nehmen konnte, ſo oft ihn das Beduͤrfniß zu athmen dazu antrieb.</p> <p>Die aͤlteſte Nachricht vom Gebrauche der Taucherglocke in Europa iſt vom Jahre 1538, und wird vom <hi rendition="#b">P. Schott</hi> (<hi rendition="#aq">Technica curioſa. L. VI. c. 9. p. 393.</hi>) aus Taiſnier <hi rendition="#aq">Opuſc. de motu celerrimo</hi> angefuͤhrt. Taiſnier ſahe zu Toledo in Gegenwart Kaiſer Carls <hi rendition="#aq">V.</hi> und vieler tauſend Zeugen, wie zween Griechen ſich in einem umgekehrten Keſſel unter Waſſer ließen, und mit einem brennenden Lichte, ohne naß zu werden, wieder herauf kamen. Der Kanzler <hi rendition="#b">Baco</hi> (<hi rendition="#aq">Novum Organon, L. II. §. 50. in Opp. lat. transl. Lipſ. 1694. fol. p. 408.</hi> ingl. <hi rendition="#aq">Phaenomena univerſi, ibid. p. 702.</hi>) beſchreibt ſchon die ganze Vorrichtung ſehr umſtaͤndlich.</p> <p>In der letzten Helfte des vorigen Jahrhunderts bemuͤhte man ſich, die Schaͤtze, welche 1588 mit den Schiffen der ſogenannten unuͤberwindlichen Flotte verſunken ſeyn ſollten, bey der Inſel Mull an der weſtlichen Kuͤſte von Schottland aus dem Meere heraufzuholen. Die dabey gebrauchte Taucherglocke beſchreibt <hi rendition="#b">Sinclair</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(G. Sinclari</hi> ars nova et magna gravitatis et levitatis. Roterod. 1669. 4. p. 220.</hi>), aber ohne ſich die Erſindung derſelben beyzulegen, die ihm vom <hi rendition="#b">Paſchius</hi> (<hi rendition="#aq">Inventa nov-antiqua. Lipſ. 1700. 4. p. 650.</hi>) und <hi rendition="#b">Leupold</hi> (<hi rendition="#aq">Theatr. ſtatic. univerſ. P. III.</hi> Leipz. 1726. fol. S. 242.) mit Unrecht zugeſchrieben wird. Man brachte im Jahre 1665 einige Kanonen, und 1688 andere Koſtbarkeiten herauf, deren Werth jedoch im Ganzen nicht viel betragen haben ſoll. Gluͤcklicher war die Unternehmung, die der Herzog von Albemarle 1687 durch <hi rendition="#b">William Phipps</hi> ausfuͤhren ließ, die Schaͤtze eines an der Kuͤſte von Hiſpaniola verſunkenen ſpaniſchen Schiffes aufzuſuchen, wobey man einen Werth von 300000 Pſund Sterling aus einer Tiefe von 6-7 Klaftern hervorzog.</p> <p><hi rendition="#b">Leupold</hi> (<hi rendition="#aq">Theatr. pontificiale.</hi> Leipz. 1726. fol. Cap. 2. Taf. <hi rendition="#aq">I-III.</hi>) hat eine Menge Vorſchlaͤge, den Aufenthalt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [280/0290]
des Keſſels uͤber den Kopf, oder ein bloßes Nachſchicken deſſelben anzeige, in welchem letztern Falle der Keſſel blos als Luftmagazin gedient haͤtte, zu welchem der Taucher ſeine Zuflucht nehmen konnte, ſo oft ihn das Beduͤrfniß zu athmen dazu antrieb.
Die aͤlteſte Nachricht vom Gebrauche der Taucherglocke in Europa iſt vom Jahre 1538, und wird vom P. Schott (Technica curioſa. L. VI. c. 9. p. 393.) aus Taiſnier Opuſc. de motu celerrimo angefuͤhrt. Taiſnier ſahe zu Toledo in Gegenwart Kaiſer Carls V. und vieler tauſend Zeugen, wie zween Griechen ſich in einem umgekehrten Keſſel unter Waſſer ließen, und mit einem brennenden Lichte, ohne naß zu werden, wieder herauf kamen. Der Kanzler Baco (Novum Organon, L. II. §. 50. in Opp. lat. transl. Lipſ. 1694. fol. p. 408. ingl. Phaenomena univerſi, ibid. p. 702.) beſchreibt ſchon die ganze Vorrichtung ſehr umſtaͤndlich.
In der letzten Helfte des vorigen Jahrhunderts bemuͤhte man ſich, die Schaͤtze, welche 1588 mit den Schiffen der ſogenannten unuͤberwindlichen Flotte verſunken ſeyn ſollten, bey der Inſel Mull an der weſtlichen Kuͤſte von Schottland aus dem Meere heraufzuholen. Die dabey gebrauchte Taucherglocke beſchreibt Sinclair (G. Sinclari ars nova et magna gravitatis et levitatis. Roterod. 1669. 4. p. 220.), aber ohne ſich die Erſindung derſelben beyzulegen, die ihm vom Paſchius (Inventa nov-antiqua. Lipſ. 1700. 4. p. 650.) und Leupold (Theatr. ſtatic. univerſ. P. III. Leipz. 1726. fol. S. 242.) mit Unrecht zugeſchrieben wird. Man brachte im Jahre 1665 einige Kanonen, und 1688 andere Koſtbarkeiten herauf, deren Werth jedoch im Ganzen nicht viel betragen haben ſoll. Gluͤcklicher war die Unternehmung, die der Herzog von Albemarle 1687 durch William Phipps ausfuͤhren ließ, die Schaͤtze eines an der Kuͤſte von Hiſpaniola verſunkenen ſpaniſchen Schiffes aufzuſuchen, wobey man einen Werth von 300000 Pſund Sterling aus einer Tiefe von 6-7 Klaftern hervorzog.
Leupold (Theatr. pontificiale. Leipz. 1726. fol. Cap. 2. Taf. I-III.) hat eine Menge Vorſchlaͤge, den Aufenthalt
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