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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Länge ist, und der Nacht entgegengesetzt wird. Die französischen Schriststeller nennen jenen den natürlichen, diesen den künstlichen Tag.

Der astronomische Tag ist eigentlich die Zeit, binnen welcher die Erdkugel eine ganze Umdrehung um ihre Axe vollendet, in der also die Gestirne wieder zu eben derselben Stellung gegen Horizont und Mittagskreis zurückkehren. Für die Firsterne, deren eigne Bewegungen man hiebey vernachläßigen kan, ist dieses eine immer gleiche unveränderliche Zeitdauer, der Sterntag oder Tag der ersten Bewegung, s. Sternzeit. Für die Sonne aber, deren eigne Bewegung beträchtlicher, und nicht alle Tage gleich ist, sind die Zeiten, in denen sie wieder einerley Stellung gegen die Kreise der unbeweglichen Himmelskugel erhält, oder die wahren Sonnentage, ungleich. Ein Mittel aus diesen ungleichen Zeiträumen im Durchschnitte genommen, ist der mittlere Sonnentag, s. Sonnenzeit.

Den Anfang des Tages setzen die Astronomen in den Mittag, d. i. in den Augenblick, da der Mittelpunkt der Sonnenscheibe durch den Mittagskreis geht. Von diesem Zeitpunkte zählen sie bis zum folgenden Mittage 24 Stunden in ununterbrochener Reihe, welches also wahre Sonnenstunden sind, nach welchen die Zeitpunkte der astronomischen Beobachtungen angegeben werden.

Der bürgerliche Tag wird bey den europäischen Völkern sast durchgängig von Mitternacht angefangen. So haben ihn schon die römischen Priester u. a. (Plin. H. N. II. 77.) gerechnet, daher es nicht wahrscheinlich ist, daß die christliche Kirche bey dieser Wahl auf die nächtliche Zeit der Geburt Christi gesehen habe. Man zählt, wie bekannt, die Vormittagsstunden bis 12, und fängt mit den Nachmittagsstunden eine neue Reihe an. Daher treffen die letztern Stunden mit den astronomischen zusammen; in den Vormittagsstunden aber sind beyde um 12 aus einander; wenn z. B. die bürgerliche Zeitrechnung den 18ten Jul. früh 9 Uhr zählt, so hat die astronomische die 21ste Stunde des 17. Jul. vollendet.


Laͤnge iſt, und der Nacht entgegengeſetzt wird. Die franzoͤſiſchen Schriſtſteller nennen jenen den natuͤrlichen, dieſen den kuͤnſtlichen Tag.

Der aſtronomiſche Tag iſt eigentlich die Zeit, binnen welcher die Erdkugel eine ganze Umdrehung um ihre Axe vollendet, in der alſo die Geſtirne wieder zu eben derſelben Stellung gegen Horizont und Mittagskreis zuruͤckkehren. Fuͤr die Firſterne, deren eigne Bewegungen man hiebey vernachlaͤßigen kan, iſt dieſes eine immer gleiche unveraͤnderliche Zeitdauer, der Sterntag oder Tag der erſten Bewegung, ſ. Sternzeit. Fuͤr die Sonne aber, deren eigne Bewegung betraͤchtlicher, und nicht alle Tage gleich iſt, ſind die Zeiten, in denen ſie wieder einerley Stellung gegen die Kreiſe der unbeweglichen Himmelskugel erhaͤlt, oder die wahren Sonnentage, ungleich. Ein Mittel aus dieſen ungleichen Zeitraͤumen im Durchſchnitte genommen, iſt der mittlere Sonnentag, ſ. Sonnenzeit.

Den Anfang des Tages ſetzen die Aſtronomen in den Mittag, d. i. in den Augenblick, da der Mittelpunkt der Sonnenſcheibe durch den Mittagskreis geht. Von dieſem Zeitpunkte zaͤhlen ſie bis zum folgenden Mittage 24 Stunden in ununterbrochener Reihe, welches alſo wahre Sonnenſtunden ſind, nach welchen die Zeitpunkte der aſtronomiſchen Beobachtungen angegeben werden.

Der buͤrgerliche Tag wird bey den europaͤiſchen Voͤlkern ſaſt durchgaͤngig von Mitternacht angefangen. So haben ihn ſchon die roͤmiſchen Prieſter u. a. (Plin. H. N. II. 77.) gerechnet, daher es nicht wahrſcheinlich iſt, daß die chriſtliche Kirche bey dieſer Wahl auf die naͤchtliche Zeit der Geburt Chriſti geſehen habe. Man zaͤhlt, wie bekannt, die Vormittagsſtunden bis 12, und faͤngt mit den Nachmittagsſtunden eine neue Reihe an. Daher treffen die letztern Stunden mit den aſtronomiſchen zuſammen; in den Vormittagsſtunden aber ſind beyde um 12 aus einander; wenn z. B. die buͤrgerliche Zeitrechnung den 18ten Jul. fruͤh 9 Uhr zaͤhlt, ſo hat die aſtronomiſche die 21ſte Stunde des 17. Jul. vollendet.

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[273/0283] Laͤnge iſt, und der Nacht entgegengeſetzt wird. Die franzoͤſiſchen Schriſtſteller nennen jenen den natuͤrlichen, dieſen den kuͤnſtlichen Tag. Der aſtronomiſche Tag iſt eigentlich die Zeit, binnen welcher die Erdkugel eine ganze Umdrehung um ihre Axe vollendet, in der alſo die Geſtirne wieder zu eben derſelben Stellung gegen Horizont und Mittagskreis zuruͤckkehren. Fuͤr die Firſterne, deren eigne Bewegungen man hiebey vernachlaͤßigen kan, iſt dieſes eine immer gleiche unveraͤnderliche Zeitdauer, der Sterntag oder Tag der erſten Bewegung, ſ. Sternzeit. Fuͤr die Sonne aber, deren eigne Bewegung betraͤchtlicher, und nicht alle Tage gleich iſt, ſind die Zeiten, in denen ſie wieder einerley Stellung gegen die Kreiſe der unbeweglichen Himmelskugel erhaͤlt, oder die wahren Sonnentage, ungleich. Ein Mittel aus dieſen ungleichen Zeitraͤumen im Durchſchnitte genommen, iſt der mittlere Sonnentag, ſ. Sonnenzeit. Den Anfang des Tages ſetzen die Aſtronomen in den Mittag, d. i. in den Augenblick, da der Mittelpunkt der Sonnenſcheibe durch den Mittagskreis geht. Von dieſem Zeitpunkte zaͤhlen ſie bis zum folgenden Mittage 24 Stunden in ununterbrochener Reihe, welches alſo wahre Sonnenſtunden ſind, nach welchen die Zeitpunkte der aſtronomiſchen Beobachtungen angegeben werden. Der buͤrgerliche Tag wird bey den europaͤiſchen Voͤlkern ſaſt durchgaͤngig von Mitternacht angefangen. So haben ihn ſchon die roͤmiſchen Prieſter u. a. (Plin. H. N. II. 77.) gerechnet, daher es nicht wahrſcheinlich iſt, daß die chriſtliche Kirche bey dieſer Wahl auf die naͤchtliche Zeit der Geburt Chriſti geſehen habe. Man zaͤhlt, wie bekannt, die Vormittagsſtunden bis 12, und faͤngt mit den Nachmittagsſtunden eine neue Reihe an. Daher treffen die letztern Stunden mit den aſtronomiſchen zuſammen; in den Vormittagsſtunden aber ſind beyde um 12 aus einander; wenn z. B. die buͤrgerliche Zeitrechnung den 18ten Jul. fruͤh 9 Uhr zaͤhlt, ſo hat die aſtronomiſche die 21ſte Stunde des 17. Jul. vollendet.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/283>, abgerufen am 25.11.2024.