Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Der berühmteste Strudel ist der sogenannte Mal-oder Moskestrom unter 68° Breite an der norwegischen Küste. Man hatte von ihm sehr ungegründete Gerüchte verbreitet, und Kircher glaubte, es sey hier ein Schlund, der mit dem bothnischen Meerbusen zusammenhänge. Nach den glaubwürdigern Beschreibungen von Schelderux (Schwed. Abhandl. v. 1750. der deutsch. Uebers. XII. B. S. 177. u. f.) und Bergmann wird dieser. Strudel durch die Ebbe und Fluth veranlasset, gegen welche der Queere nach ein Meerstrom anstößt, der zwischen den sogenannten Lofodden, einer nach Südsüdost gestreckten Reihe von 6 Inseln, hindurchgeht. Diesen Strom lenkt die Ebbe und Fluth so um, daß er 6 Stunden gegen Süden, 6 Stunden gegen Norden gewendet wird. Wenn die Bewegungen der Ebbe und Fluth dem Strome am meisten entgegengesetzt sind, so entsteht ein Wirbel, gleich einem umgekehrten hohlen Kegel, dessen Axe über 2 Klaftern oder Faden beträgt; es wird aber in ihm nichts zermalmet oder verschlungen; vielmehr giebt es darinn die besten Fische. Bey voller Fluth, und bey ganz niedriger See ist das Wasser so ruhig, daß man selbst in der Meerenge, zwischen den Lofodden und der Klippe Moske, fischen kan. Die gröste Gefahr verursacht der Fall des Wassers und die Menge der blinden Klippen, daher sich die Schiffer dem Strudel ostwärts auf eine, und westwärts auf 5-6 schwedische Seemeilen nicht nähern. Wenn das Meer in der halben Fluth steht, und das Wasser nach Norden geht, hat der Strom seinen Lauf nach Süden. Je mehr die Fluth wächst, desto mehr beugt sich zuerst der südliche Theil desselben, und so nach und nach das übrige gegen Südwesten, Westen, Nordwesten, und endlich gegen Rorden. Wenn aber das Meer halb gefallen ist, steht er ein wenig still, und wendet sich dann zurück gegen Nordwesten, Westen, Südwesten und zuletzt gegen Süden so, daß er innerhalb 12 Stunden diese ganze Helfte des Compasses einmal durch und wieder zurückläuft. Bergmann führt noch einige kleine Strudel in der Nordsee an, welche bey ruhiger See wenig gefährlich sind. Der beruͤhmteſte Strudel iſt der ſogenannte Mal-oder Moskeſtrom unter 68° Breite an der norwegiſchen Kuͤſte. Man hatte von ihm ſehr ungegruͤndete Geruͤchte verbreitet, und Kircher glaubte, es ſey hier ein Schlund, der mit dem bothniſchen Meerbuſen zuſammenhaͤnge. Nach den glaubwuͤrdigern Beſchreibungen von Schelderux (Schwed. Abhandl. v. 1750. der deutſch. Ueberſ. XII. B. S. 177. u. f.) und Bergmann wird dieſer. Strudel durch die Ebbe und Fluth veranlaſſet, gegen welche der Queere nach ein Meerſtrom anſtoͤßt, der zwiſchen den ſogenannten Lofodden, einer nach Suͤdſuͤdoſt geſtreckten Reihe von 6 Inſeln, hindurchgeht. Dieſen Strom lenkt die Ebbe und Fluth ſo um, daß er 6 Stunden gegen Suͤden, 6 Stunden gegen Norden gewendet wird. Wenn die Bewegungen der Ebbe und Fluth dem Strome am meiſten entgegengeſetzt ſind, ſo entſteht ein Wirbel, gleich einem umgekehrten hohlen Kegel, deſſen Axe uͤber 2 Klaftern oder Faden betraͤgt; es wird aber in ihm nichts zermalmet oder verſchlungen; vielmehr giebt es darinn die beſten Fiſche. Bey voller Fluth, und bey ganz niedriger See iſt das Waſſer ſo ruhig, daß man ſelbſt in der Meerenge, zwiſchen den Lofodden und der Klippe Moſke, fiſchen kan. Die groͤſte Gefahr verurſacht der Fall des Waſſers und die Menge der blinden Klippen, daher ſich die Schiffer dem Strudel oſtwaͤrts auf eine, und weſtwaͤrts auf 5-6 ſchwediſche Seemeilen nicht naͤhern. Wenn das Meer in der halben Fluth ſteht, und das Waſſer nach Norden geht, hat der Strom ſeinen Lauf nach Suͤden. Je mehr die Fluth waͤchſt, deſto mehr beugt ſich zuerſt der ſuͤdliche Theil deſſelben, und ſo nach und nach das uͤbrige gegen Suͤdweſten, Weſten, Nordweſten, und endlich gegen Rorden. Wenn aber das Meer halb gefallen iſt, ſteht er ein wenig ſtill, und wendet ſich dann zuruͤck gegen Nordweſten, Weſten, Suͤdweſten und zuletzt gegen Suͤden ſo, daß er innerhalb 12 Stunden dieſe ganze Helfte des Compaſſes einmal durch und wieder zuruͤcklaͤuft. Bergmann fuͤhrt noch einige kleine Strudel in der Nordſee an, welche bey ruhiger See wenig gefaͤhrlich ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0274" xml:id="P.4.264" n="264"/><lb/> </p> <p>Der beruͤhmteſte Strudel iſt der ſogenannte <hi rendition="#b">Mal</hi>-oder <hi rendition="#b">Moskeſtrom</hi> unter 68° Breite an der norwegiſchen Kuͤſte. Man hatte von ihm ſehr ungegruͤndete Geruͤchte verbreitet, und Kircher glaubte, es ſey hier ein Schlund, der mit dem bothniſchen Meerbuſen zuſammenhaͤnge. 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Die groͤſte Gefahr verurſacht der Fall des Waſſers und die Menge der blinden Klippen, daher ſich die Schiffer dem Strudel oſtwaͤrts auf eine, und weſtwaͤrts auf 5-6 ſchwediſche Seemeilen nicht naͤhern. Wenn das Meer in der halben Fluth ſteht, und das Waſſer nach Norden geht, hat der Strom ſeinen Lauf nach Suͤden. Je mehr die Fluth waͤchſt, deſto mehr beugt ſich zuerſt der ſuͤdliche Theil deſſelben, und ſo nach und nach das uͤbrige gegen Suͤdweſten, Weſten, Nordweſten, und endlich gegen Rorden. Wenn aber das Meer halb gefallen iſt, ſteht er ein wenig ſtill, und wendet ſich dann zuruͤck gegen Nordweſten, Weſten, Suͤdweſten und zuletzt gegen Suͤden ſo, daß er innerhalb 12 Stunden dieſe ganze Helfte des Compaſſes einmal durch und wieder zuruͤcklaͤuft. <hi rendition="#b">Bergmann</hi> fuͤhrt noch einige kleine Strudel in der Nordſee an, welche bey ruhiger See wenig gefaͤhrlich ſind.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [264/0274]
Der beruͤhmteſte Strudel iſt der ſogenannte Mal-oder Moskeſtrom unter 68° Breite an der norwegiſchen Kuͤſte. Man hatte von ihm ſehr ungegruͤndete Geruͤchte verbreitet, und Kircher glaubte, es ſey hier ein Schlund, der mit dem bothniſchen Meerbuſen zuſammenhaͤnge. Nach den glaubwuͤrdigern Beſchreibungen von Schelderux (Schwed. Abhandl. v. 1750. der deutſch. Ueberſ. XII. B. S. 177. u. f.) und Bergmann wird dieſer. Strudel durch die Ebbe und Fluth veranlaſſet, gegen welche der Queere nach ein Meerſtrom anſtoͤßt, der zwiſchen den ſogenannten Lofodden, einer nach Suͤdſuͤdoſt geſtreckten Reihe von 6 Inſeln, hindurchgeht. Dieſen Strom lenkt die Ebbe und Fluth ſo um, daß er 6 Stunden gegen Suͤden, 6 Stunden gegen Norden gewendet wird. Wenn die Bewegungen der Ebbe und Fluth dem Strome am meiſten entgegengeſetzt ſind, ſo entſteht ein Wirbel, gleich einem umgekehrten hohlen Kegel, deſſen Axe uͤber 2 Klaftern oder Faden betraͤgt; es wird aber in ihm nichts zermalmet oder verſchlungen; vielmehr giebt es darinn die beſten Fiſche. Bey voller Fluth, und bey ganz niedriger See iſt das Waſſer ſo ruhig, daß man ſelbſt in der Meerenge, zwiſchen den Lofodden und der Klippe Moſke, fiſchen kan. Die groͤſte Gefahr verurſacht der Fall des Waſſers und die Menge der blinden Klippen, daher ſich die Schiffer dem Strudel oſtwaͤrts auf eine, und weſtwaͤrts auf 5-6 ſchwediſche Seemeilen nicht naͤhern. Wenn das Meer in der halben Fluth ſteht, und das Waſſer nach Norden geht, hat der Strom ſeinen Lauf nach Suͤden. Je mehr die Fluth waͤchſt, deſto mehr beugt ſich zuerſt der ſuͤdliche Theil deſſelben, und ſo nach und nach das uͤbrige gegen Suͤdweſten, Weſten, Nordweſten, und endlich gegen Rorden. Wenn aber das Meer halb gefallen iſt, ſteht er ein wenig ſtill, und wendet ſich dann zuruͤck gegen Nordweſten, Weſten, Suͤdweſten und zuletzt gegen Suͤden ſo, daß er innerhalb 12 Stunden dieſe ganze Helfte des Compaſſes einmal durch und wieder zuruͤcklaͤuft. Bergmann fuͤhrt noch einige kleine Strudel in der Nordſee an, welche bey ruhiger See wenig gefaͤhrlich ſind.
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