Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Man glaubte ehedem, die Größe der Stralenbrechung sey an verschiedenen Orten der Erdfläche ungleich. So fand Bouguer die Horizontalrefraction in Peru nur 27', da sie bey uns über 32' beträgt. Aber de la Caille hat sie auf dem Cap nur um (1/40) stärker, als in Paris, und Maupertuis die in Lapland von der pariser gar nicht unterschieden gefunden. Im Horizonte und in geringen Höhen ist sie freylich wegen der verschiedenen Beschaffenheit der Dünste überall unbestimmt und veränderlich; daher man auch astronomischen Beobachtungen bis auf die Höhe von 10-12 Graden niemals trauet. Für größere Höhen läßt sich die angeführte Tafel an allen Orten der Erde ohne große Fehler brauchen, wenn das Barometer auf 28 pariser Zoll, und das Quecksilberthermometer von 80 Graden auf 10 Grad stehet, für welche Beschaffenheit der Luft die Stralenbrechungen die mittlern (refractiones mediae) genannt werden. Aus diesem Grunde nennt man dies die Tafel der mittlern Stralenbrechungen. Picard aber erkannte schon 1669 aus den Mittagshöhen der Sonne, daß die Refractionen im Winter und des Nachts größer, als im Sommer und bey Tage sind. Man übersieht bald, daß dieses von der Dichtigkeit der Luft abhängt, und es läßt sich der Lehre von der Brechung gemäß annehmen, daß die Refractionen (als sehr kleine Winkel) allemal
Man glaubte ehedem, die Groͤße der Stralenbrechung ſey an verſchiedenen Orten der Erdflaͤche ungleich. So fand Bouguer die Horizontalrefraction in Peru nur 27′, da ſie bey uns uͤber 32′ betraͤgt. Aber de la Caille hat ſie auf dem Cap nur um (1/40) ſtaͤrker, als in Paris, und Maupertuis die in Lapland von der pariſer gar nicht unterſchieden gefunden. Im Horizonte und in geringen Hoͤhen iſt ſie freylich wegen der verſchiedenen Beſchaffenheit der Duͤnſte uͤberall unbeſtimmt und veraͤnderlich; daher man auch aſtronomiſchen Beobachtungen bis auf die Hoͤhe von 10-12 Graden niemals trauet. Fuͤr groͤßere Hoͤhen laͤßt ſich die angefuͤhrte Tafel an allen Orten der Erde ohne große Fehler brauchen, wenn das Barometer auf 28 pariſer Zoll, und das Queckſilberthermometer von 80 Graden auf 10 Grad ſtehet, fuͤr welche Beſchaffenheit der Luft die Stralenbrechungen die mittlern (refractiones mediae) genannt werden. Aus dieſem Grunde nennt man dies die Tafel der mittlern Stralenbrechungen. Picard aber erkannte ſchon 1669 aus den Mittagshoͤhen der Sonne, daß die Refractionen im Winter und des Nachts groͤßer, als im Sommer und bey Tage ſind. Man uͤberſieht bald, daß dieſes von der Dichtigkeit der Luft abhaͤngt, und es laͤßt ſich der Lehre von der Brechung gemaͤß annehmen, daß die Refractionen (als ſehr kleine Winkel) allemal <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0260" xml:id="P.4.250" n="250"/><lb/> <table> <row> <cell>ſcheinbare<lb/> Hoͤhe</cell> <cell>Stra-<lb/> lenbrech.</cell> <cell>ſcheinb.<lb/> Hoͤhe</cell> <cell>Stra-<lb/> lenbrech.</cell> <cell>ſcheinb.<lb/> Hoͤhe</cell> <cell>Stra-<lb/> lenbrech.</cell> </row> <row> <cell>Grad</cell> <cell>′</cell> <cell>″</cell> <cell>Grad</cell> <cell>′</cell> <cell>″</cell> <cell>Grad</cell> <cell>′</cell> <cell>″</cell> </row> <row> <cell>0</cell> <cell>32</cell> <cell>24</cell> <cell>9</cell> <cell>5</cell> <cell>58</cell> <cell>50</cell> <cell>0</cell> <cell>49</cell> </row> <row> <cell>1</cell> <cell>24</cell> <cell>21</cell> <cell>10</cell> <cell>5</cell> <cell>24</cell> <cell>55</cell> <cell>0</cell> <cell>41</cell> </row> <row> <cell>2</cell> <cell>18</cell> <cell>41</cell> <cell>15</cell> <cell>3</cell> <cell>36</cell> <cell>60</cell> <cell>0</cell> <cell>34</cell> </row> <row> <cell>3</cell> <cell>14</cell> <cell>46</cell> <cell>20</cell> <cell>2</cell> <cell>40</cell> <cell>65</cell> <cell>0</cell> <cell>28</cell> </row> <row> <cell>4</cell> <cell>12</cell> <cell>3</cell> <cell>25</cell> <cell>2</cell> <cell>6</cell> <cell>70</cell> <cell>0</cell> <cell>21</cell> </row> <row> <cell>5</cell> <cell>10</cell> <cell>5</cell> <cell>30</cell> <cell>1</cell> <cell>42</cell> <cell>75</cell> <cell>0</cell> <cell>16</cell> </row> <row> <cell>6</cell> <cell>8</cell> <cell>39</cell> <cell>35</cell> <cell>1</cell> <cell>24</cell> <cell>80</cell> <cell>0</cell> <cell>10</cell> </row> <row> <cell>7</cell> <cell>7</cell> <cell>32</cell> <cell>40</cell> <cell>1</cell> <cell>10</cell> <cell>85</cell> <cell>0</cell> <cell>5</cell> </row> <row> <cell>8</cell> <cell>6</cell> <cell>40</cell> <cell>45</cell> <cell>0</cell> <cell>59</cell> <cell>90</cell> <cell>0</cell> <cell>0</cell> </row> </table> </p> <p>Man glaubte ehedem, die Groͤße der Stralenbrechung ſey an verſchiedenen Orten der Erdflaͤche ungleich. So fand <hi rendition="#b">Bouguer</hi> die Horizontalrefraction in Peru nur 27′, da ſie bey uns uͤber 32′ betraͤgt. Aber <hi rendition="#b">de la Caille</hi> hat ſie auf dem Cap nur um (1/40) ſtaͤrker, als in Paris, und <hi rendition="#b">Maupertuis</hi> die in Lapland von der pariſer gar nicht unterſchieden gefunden. Im Horizonte und in geringen Hoͤhen iſt ſie freylich wegen der verſchiedenen Beſchaffenheit der Duͤnſte uͤberall unbeſtimmt und veraͤnderlich; daher man auch aſtronomiſchen Beobachtungen bis auf die Hoͤhe von 10-12 Graden niemals trauet. Fuͤr groͤßere Hoͤhen laͤßt ſich die angefuͤhrte Tafel an allen Orten der Erde ohne große Fehler brauchen, wenn das Barometer auf 28 pariſer Zoll, und das Queckſilberthermometer von 80 Graden auf 10 Grad ſtehet, fuͤr welche Beſchaffenheit der Luft die Stralenbrechungen die <hi rendition="#b">mittlern</hi> (<hi rendition="#aq">refractiones mediae</hi>) genannt werden. Aus dieſem Grunde nennt man dies die <hi rendition="#b">Tafel der mittlern Stralenbrechungen.</hi></p> <p><hi rendition="#b">Picard</hi> aber erkannte ſchon 1669 aus den Mittagshoͤhen der Sonne, daß die Refractionen im Winter und des Nachts groͤßer, als im Sommer und bey Tage ſind. Man uͤberſieht bald, daß dieſes von der Dichtigkeit der Luft abhaͤngt, und es laͤßt ſich der Lehre von der Brechung gemaͤß annehmen, daß die Refractionen (als ſehr kleine Winkel) allemal<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [250/0260]
ſcheinbare
Hoͤhe Stra-
lenbrech. ſcheinb.
Hoͤhe Stra-
lenbrech. ſcheinb.
Hoͤhe Stra-
lenbrech.
Grad ′ ″ Grad ′ ″ Grad ′ ″
0 32 24 9 5 58 50 0 49
1 24 21 10 5 24 55 0 41
2 18 41 15 3 36 60 0 34
3 14 46 20 2 40 65 0 28
4 12 3 25 2 6 70 0 21
5 10 5 30 1 42 75 0 16
6 8 39 35 1 24 80 0 10
7 7 32 40 1 10 85 0 5
8 6 40 45 0 59 90 0 0
Man glaubte ehedem, die Groͤße der Stralenbrechung ſey an verſchiedenen Orten der Erdflaͤche ungleich. So fand Bouguer die Horizontalrefraction in Peru nur 27′, da ſie bey uns uͤber 32′ betraͤgt. Aber de la Caille hat ſie auf dem Cap nur um (1/40) ſtaͤrker, als in Paris, und Maupertuis die in Lapland von der pariſer gar nicht unterſchieden gefunden. Im Horizonte und in geringen Hoͤhen iſt ſie freylich wegen der verſchiedenen Beſchaffenheit der Duͤnſte uͤberall unbeſtimmt und veraͤnderlich; daher man auch aſtronomiſchen Beobachtungen bis auf die Hoͤhe von 10-12 Graden niemals trauet. Fuͤr groͤßere Hoͤhen laͤßt ſich die angefuͤhrte Tafel an allen Orten der Erde ohne große Fehler brauchen, wenn das Barometer auf 28 pariſer Zoll, und das Queckſilberthermometer von 80 Graden auf 10 Grad ſtehet, fuͤr welche Beſchaffenheit der Luft die Stralenbrechungen die mittlern (refractiones mediae) genannt werden. Aus dieſem Grunde nennt man dies die Tafel der mittlern Stralenbrechungen.
Picard aber erkannte ſchon 1669 aus den Mittagshoͤhen der Sonne, daß die Refractionen im Winter und des Nachts groͤßer, als im Sommer und bey Tage ſind. Man uͤberſieht bald, daß dieſes von der Dichtigkeit der Luft abhaͤngt, und es laͤßt ſich der Lehre von der Brechung gemaͤß annehmen, daß die Refractionen (als ſehr kleine Winkel) allemal
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