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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Kraft des Stoßes.

Elastische Massen üben die ganze Zeit des Stoßes hindurch gegen einander einen Druck aus, dessen Größe in jedem Augenblicke man mit andern Drückungen, z. B. mit Gewichten, vergleichen, und etwa für eine gegebene Entfernung der Schwerpunkte oder für eine gegebene Zeit vom Anfange des Stoßes an, bestimmen könnte, weil sie nicht für alle Augenblicke einerley, sondern veränderlich ist. Diesen Druck könnte man Kraft des Stoßes nennen. Bey weichen Körpern, wo sich der Zusammenhang der Theile trennt, wird er eine beständige Größe. Solche Körper drücken Gruben in einander, und Euler (Sur la force de percussion, in Mem. de Berlin. 1745. p. 21.) zeigt, wenn M in m eine Grube von der Tiefe=a drücke, so sey die Kraft des Stoßes=(Mm/M+m) · ((C--c)/4ga), oder wenn die eine Masse m unbeweglich ist (in welchem Falle sie als unendlich groß angesehen werden kan, und c verschwindet) =(MC/4ga). Beyspiele hiezu giebt Euler (in Robins erläuterter Artill. S. 719.), wo eine Bleykugel mit der Geschwindigkeit von 1700 Schuh (in 1 Sec.) abgeschossen, 5 Zoll tief in Ulmenholz eindrang. Hiebey war der Druck in jedem Augenblicke 107760 mal größer, als M, oder als das Gewicht der Kugel, u. s. w.

Bey vollkommen harten Körpern, die ihre Geschwindigkeit plötzlich ändern, nimmt der Stoß jedem eine endliche Geschwindigkeit in einem Augendlicke. Die Schwere hingegen nimmt oder erzeugt endliche Geschwindigkeiten nie anders, als in endlicher Zeit. Hier verhält sich also die Kraft des Stoßes zum Drucke, wie ein Integral zu seinem Elemente, oder der Stoß ist, wie schon Galilei gesagt hat, unendlich größer, als der Druck. Indessen ist hieraus nicht zu schließen, daß die Kraft eines solchen Stoßes an sich unendlich seyn würde. Sie läßt sich nur nicht durch ein ihr gleiches Gewicht ausdrücken, ob sich wohl solche Kräfte unter einander selbst würden vergleichen lassen,


Kraft des Stoßes.

Elaſtiſche Maſſen uͤben die ganze Zeit des Stoßes hindurch gegen einander einen Druck aus, deſſen Groͤße in jedem Augenblicke man mit andern Druͤckungen, z. B. mit Gewichten, vergleichen, und etwa fuͤr eine gegebene Entfernung der Schwerpunkte oder fuͤr eine gegebene Zeit vom Anfange des Stoßes an, beſtimmen koͤnnte, weil ſie nicht fuͤr alle Augenblicke einerley, ſondern veraͤnderlich iſt. Dieſen Druck koͤnnte man Kraft des Stoßes nennen. Bey weichen Koͤrpern, wo ſich der Zuſammenhang der Theile trennt, wird er eine beſtaͤndige Groͤße. Solche Koͤrper druͤcken Gruben in einander, und Euler (Sur la force de percuſſion, in Mém. de Berlin. 1745. p. 21.) zeigt, wenn M in m eine Grube von der Tiefe=a druͤcke, ſo ſey die Kraft des Stoßes=(Mm/M+m) · ((C—c)/4ga), oder wenn die eine Maſſe m unbeweglich iſt (in welchem Falle ſie als unendlich groß angeſehen werden kan, und c verſchwindet) =(MC/4ga). Beyſpiele hiezu giebt Euler (in Robins erlaͤuterter Artill. S. 719.), wo eine Bleykugel mit der Geſchwindigkeit von 1700 Schuh (in 1 Sec.) abgeſchoſſen, 5 Zoll tief in Ulmenholz eindrang. Hiebey war der Druck in jedem Augenblicke 107760 mal groͤßer, als M, oder als das Gewicht der Kugel, u. ſ. w.

Bey vollkommen harten Koͤrpern, die ihre Geſchwindigkeit ploͤtzlich aͤndern, nimmt der Stoß jedem eine endliche Geſchwindigkeit in einem Augendlicke. Die Schwere hingegen nimmt oder erzeugt endliche Geſchwindigkeiten nie anders, als in endlicher Zeit. Hier verhaͤlt ſich alſo die Kraft des Stoßes zum Drucke, wie ein Integral zu ſeinem Elemente, oder der Stoß iſt, wie ſchon Galilei geſagt hat, unendlich groͤßer, als der Druck. Indeſſen iſt hieraus nicht zu ſchließen, daß die Kraft eines ſolchen Stoßes an ſich unendlich ſeyn wuͤrde. Sie laͤßt ſich nur nicht durch ein ihr gleiches Gewicht ausdruͤcken, ob ſich wohl ſolche Kraͤfte unter einander ſelbſt wuͤrden vergleichen laſſen,

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[241/0251] Kraft des Stoßes. Elaſtiſche Maſſen uͤben die ganze Zeit des Stoßes hindurch gegen einander einen Druck aus, deſſen Groͤße in jedem Augenblicke man mit andern Druͤckungen, z. B. mit Gewichten, vergleichen, und etwa fuͤr eine gegebene Entfernung der Schwerpunkte oder fuͤr eine gegebene Zeit vom Anfange des Stoßes an, beſtimmen koͤnnte, weil ſie nicht fuͤr alle Augenblicke einerley, ſondern veraͤnderlich iſt. Dieſen Druck koͤnnte man Kraft des Stoßes nennen. Bey weichen Koͤrpern, wo ſich der Zuſammenhang der Theile trennt, wird er eine beſtaͤndige Groͤße. Solche Koͤrper druͤcken Gruben in einander, und Euler (Sur la force de percuſſion, in Mém. de Berlin. 1745. p. 21.) zeigt, wenn M in m eine Grube von der Tiefe=a druͤcke, ſo ſey die Kraft des Stoßes=(Mm/M+m) · ((C—c)/4ga), oder wenn die eine Maſſe m unbeweglich iſt (in welchem Falle ſie als unendlich groß angeſehen werden kan, und c verſchwindet) =(MC/4ga). Beyſpiele hiezu giebt Euler (in Robins erlaͤuterter Artill. S. 719.), wo eine Bleykugel mit der Geſchwindigkeit von 1700 Schuh (in 1 Sec.) abgeſchoſſen, 5 Zoll tief in Ulmenholz eindrang. Hiebey war der Druck in jedem Augenblicke 107760 mal groͤßer, als M, oder als das Gewicht der Kugel, u. ſ. w. Bey vollkommen harten Koͤrpern, die ihre Geſchwindigkeit ploͤtzlich aͤndern, nimmt der Stoß jedem eine endliche Geſchwindigkeit in einem Augendlicke. Die Schwere hingegen nimmt oder erzeugt endliche Geſchwindigkeiten nie anders, als in endlicher Zeit. Hier verhaͤlt ſich alſo die Kraft des Stoßes zum Drucke, wie ein Integral zu ſeinem Elemente, oder der Stoß iſt, wie ſchon Galilei geſagt hat, unendlich groͤßer, als der Druck. Indeſſen iſt hieraus nicht zu ſchließen, daß die Kraft eines ſolchen Stoßes an ſich unendlich ſeyn wuͤrde. Sie laͤßt ſich nur nicht durch ein ihr gleiches Gewicht ausdruͤcken, ob ſich wohl ſolche Kraͤfte unter einander ſelbſt wuͤrden vergleichen laſſen,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/251>, abgerufen am 25.11.2024.