Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
14.) Für vollkommen unelastische Körper sind die Veränderungen der Geschwindigkeit C--x und x--c; für vollkommen elastische nach Num. 8.) 2 (C--x) und 2 (x--c). In der Natur gehören die Körper weder zur ersten noch zur zweyten Classe; sie haben verschiedene Grade von Elasticität, ohne je vollkommen elastisch oder unelastisch zu seyn. Man kan also für die natürlichen Körper überhaupt sagen, ihre Geschwindigkeiten ändern sich beym Stoße um , wo für völlig unelastische l=1, für völlig elastische=2 wäre, für die wirklichen Körper also zwischen 1 und 2 fällt. Wäre z. B. bey gewissen Körpern die von der Federkraft herrührende Aenderung nur halb so groß, als sie bey vollkommen elastischen seyn müßte, so wäre l=3/2 (s. v. Segner Einl. in die Naturl. 1746. 8. §. 560.). Bleykugeln werden gewöhnlich für unelastisch, elfenbeinerne für elastisch angenommen; es ist aber keines von beyden in der Strenge wahr, also l für jene nur nahe 1, für diese nahe 2. Sind die kleinsten Theilchen der Körper elastisch, so werden die ganzen Körper mehr oder weniger Elasticität äussern, nachdem sie mit mehr oder weniger Geschwindigkeit anschlagen; alsdann hängt l von C--c ab. Diese Lehre hat in der Anwendung große Schwierigkeiten, und es fehlt noch sehr an hieher gehörigen Versuchen (s. Lambert Anm. über die Gewalt des Schießpulvers. Berlin, 1766. §. 24-27. Hennert in den Haariemer Verhandelingen 1775, übersetzt von Kästner. Altenb. 1785. 8. I. B. 1. Stück). Die Kürze verbietet mir, aus dem großen Reichthume hieher gehöriger Wahrheiten noch mehr beyzubringen.
14.) Fuͤr vollkommen unelaſtiſche Koͤrper ſind die Veraͤnderungen der Geſchwindigkeit C—x und x—c; fuͤr vollkommen elaſtiſche nach Num. 8.) 2 (C—x) und 2 (x—c). In der Natur gehoͤren die Koͤrper weder zur erſten noch zur zweyten Claſſe; ſie haben verſchiedene Grade von Elaſticitaͤt, ohne je vollkommen elaſtiſch oder unelaſtiſch zu ſeyn. Man kan alſo fuͤr die natuͤrlichen Koͤrper uͤberhaupt ſagen, ihre Geſchwindigkeiten aͤndern ſich beym Stoße um , wo fuͤr voͤllig unelaſtiſche λ=1, fuͤr voͤllig elaſtiſche=2 waͤre, fuͤr die wirklichen Koͤrper alſo zwiſchen 1 und 2 faͤllt. Waͤre z. B. bey gewiſſen Koͤrpern die von der Federkraft herruͤhrende Aenderung nur halb ſo groß, als ſie bey vollkommen elaſtiſchen ſeyn muͤßte, ſo waͤre λ=3/2 (ſ. v. Segner Einl. in die Naturl. 1746. 8. §. 560.). Bleykugeln werden gewoͤhnlich fuͤr unelaſtiſch, elfenbeinerne fuͤr elaſtiſch angenommen; es iſt aber keines von beyden in der Strenge wahr, alſo λ fuͤr jene nur nahe 1, fuͤr dieſe nahe 2. Sind die kleinſten Theilchen der Koͤrper elaſtiſch, ſo werden die ganzen Koͤrper mehr oder weniger Elaſticitaͤt aͤuſſern, nachdem ſie mit mehr oder weniger Geſchwindigkeit anſchlagen; alsdann haͤngt λ von C—c ab. Dieſe Lehre hat in der Anwendung große Schwierigkeiten, und es fehlt noch ſehr an hieher gehoͤrigen Verſuchen (ſ. Lambert Anm. uͤber die Gewalt des Schießpulvers. Berlin, 1766. §. 24-27. Hennert in den Haariemer Verhandelingen 1775, uͤberſetzt von Kaͤſtner. Altenb. 1785. 8. I. B. 1. Stuͤck). Die Kuͤrze verbietet mir, aus dem großen Reichthume hieher gehoͤriger Wahrheiten noch mehr beyzubringen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0238" xml:id="P.4.228" n="228"/><lb/> ſtoßen, ſo ſpringt die letzte Kugel <hi rendition="#aq">H</hi> mit eben der Geſchwindigkeit ab, und die mittlern von <hi rendition="#aq">B</hi> bis <hi rendition="#aq">G</hi> bleiben in Ruhe. Laͤßt man zwo Kugeln <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> an <hi rendition="#aq">C</hi> ſtoßen, ſo ſpringen die zwo letzten <hi rendition="#aq">G</hi> und <hi rendition="#aq">H</hi> ab, die mittlern von <hi rendition="#aq">C</hi> bis <hi rendition="#aq">F</hi> bleiben in Ruhe. Laͤßt man die drey <hi rendition="#aq">A, B, C,</hi> an <hi rendition="#aq">D</hi> ſtoßen, ſo ſpringen die drey letzten <hi rendition="#aq">F, G, H</hi> ab; <hi rendition="#aq">D</hi> und <hi rendition="#aq">E</hi> bleiben in Ruhe, u. ſ. w.</p> <p>14.) Fuͤr vollkommen unelaſtiſche Koͤrper ſind die Veraͤnderungen der Geſchwindigkeit <hi rendition="#aq">C—x</hi> und <hi rendition="#aq">x—c;</hi> fuͤr vollkommen elaſtiſche nach Num. 8.) 2 (<hi rendition="#aq">C—x</hi>) und 2 (<hi rendition="#aq">x—c</hi>). In der Natur gehoͤren die Koͤrper weder zur erſten noch zur zweyten Claſſe; ſie haben verſchiedene Grade von Elaſticitaͤt, ohne je vollkommen elaſtiſch oder unelaſtiſch zu ſeyn. Man kan alſo fuͤr die natuͤrlichen Koͤrper uͤberhaupt ſagen, ihre Geſchwindigkeiten aͤndern ſich beym Stoße um , wo fuͤr voͤllig unelaſtiſche <foreign xml:lang="grc">λ</foreign>=1, fuͤr voͤllig elaſtiſche=2 waͤre, fuͤr die wirklichen Koͤrper alſo zwiſchen 1 und 2 faͤllt. Waͤre z. B. bey gewiſſen Koͤrpern die von der Federkraft herruͤhrende Aenderung nur halb ſo groß, als ſie bey vollkommen elaſtiſchen ſeyn muͤßte, ſo waͤre <foreign xml:lang="grc">λ</foreign>=3/2 (<hi rendition="#b">ſ. v. Segner</hi> Einl. in die Naturl. 1746. 8. §. 560.). Bleykugeln werden gewoͤhnlich fuͤr unelaſtiſch, elfenbeinerne fuͤr elaſtiſch angenommen; es iſt aber keines von beyden in der Strenge wahr, alſo <foreign xml:lang="grc">λ</foreign> fuͤr jene nur nahe 1, fuͤr dieſe nahe 2. Sind die kleinſten Theilchen der Koͤrper elaſtiſch, ſo werden die ganzen Koͤrper mehr oder weniger Elaſticitaͤt aͤuſſern, nachdem ſie mit mehr oder weniger Geſchwindigkeit anſchlagen; alsdann haͤngt <foreign xml:lang="grc">λ</foreign> von <hi rendition="#aq">C—c</hi> ab. Dieſe Lehre hat in der Anwendung große Schwierigkeiten, und es fehlt noch ſehr an hieher gehoͤrigen Verſuchen (<hi rendition="#b">ſ. Lambert</hi> Anm. uͤber die Gewalt des Schießpulvers. Berlin, 1766. §. 24-27. <hi rendition="#b">Hennert</hi> in den Haariemer Verhandelingen 1775, uͤberſetzt von <hi rendition="#b">Kaͤſtner.</hi> Altenb. 1785. 8. <hi rendition="#aq">I.</hi> B. 1. Stuͤck).</p> <p>Die Kuͤrze verbietet mir, aus dem großen Reichthume hieher gehoͤriger Wahrheiten noch mehr beyzubringen.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [228/0238]
ſtoßen, ſo ſpringt die letzte Kugel H mit eben der Geſchwindigkeit ab, und die mittlern von B bis G bleiben in Ruhe. Laͤßt man zwo Kugeln A und B an C ſtoßen, ſo ſpringen die zwo letzten G und H ab, die mittlern von C bis F bleiben in Ruhe. Laͤßt man die drey A, B, C, an D ſtoßen, ſo ſpringen die drey letzten F, G, H ab; D und E bleiben in Ruhe, u. ſ. w.
14.) Fuͤr vollkommen unelaſtiſche Koͤrper ſind die Veraͤnderungen der Geſchwindigkeit C—x und x—c; fuͤr vollkommen elaſtiſche nach Num. 8.) 2 (C—x) und 2 (x—c). In der Natur gehoͤren die Koͤrper weder zur erſten noch zur zweyten Claſſe; ſie haben verſchiedene Grade von Elaſticitaͤt, ohne je vollkommen elaſtiſch oder unelaſtiſch zu ſeyn. Man kan alſo fuͤr die natuͤrlichen Koͤrper uͤberhaupt ſagen, ihre Geſchwindigkeiten aͤndern ſich beym Stoße um , wo fuͤr voͤllig unelaſtiſche λ=1, fuͤr voͤllig elaſtiſche=2 waͤre, fuͤr die wirklichen Koͤrper alſo zwiſchen 1 und 2 faͤllt. Waͤre z. B. bey gewiſſen Koͤrpern die von der Federkraft herruͤhrende Aenderung nur halb ſo groß, als ſie bey vollkommen elaſtiſchen ſeyn muͤßte, ſo waͤre λ=3/2 (ſ. v. Segner Einl. in die Naturl. 1746. 8. §. 560.). Bleykugeln werden gewoͤhnlich fuͤr unelaſtiſch, elfenbeinerne fuͤr elaſtiſch angenommen; es iſt aber keines von beyden in der Strenge wahr, alſo λ fuͤr jene nur nahe 1, fuͤr dieſe nahe 2. Sind die kleinſten Theilchen der Koͤrper elaſtiſch, ſo werden die ganzen Koͤrper mehr oder weniger Elaſticitaͤt aͤuſſern, nachdem ſie mit mehr oder weniger Geſchwindigkeit anſchlagen; alsdann haͤngt λ von C—c ab. Dieſe Lehre hat in der Anwendung große Schwierigkeiten, und es fehlt noch ſehr an hieher gehoͤrigen Verſuchen (ſ. Lambert Anm. uͤber die Gewalt des Schießpulvers. Berlin, 1766. §. 24-27. Hennert in den Haariemer Verhandelingen 1775, uͤberſetzt von Kaͤſtner. Altenb. 1785. 8. I. B. 1. Stuͤck).
Die Kuͤrze verbietet mir, aus dem großen Reichthume hieher gehoͤriger Wahrheiten noch mehr beyzubringen.
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