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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Weil die untere Röhre eng ist, so kan man die Grenze, an der sich beyde Materien berühren, und den Augenblick, in welchem diese Grenze die untere Oefnung erreicht, sehr genau wahrnehmen. In diesem Augenblicke verschließt man die obere Oefnung mit dem Finger--das Auslaufen hört auf, und das obere leichtere Fluidum bleibt allein im Gefäße zurück.

Steine, Lapides, Pierres.

So nennt man die harten und festen Körper von erdichter Natur--die verhärteten Erden. Es giebt keine Art von Erde, deren Theile nicht in einen starken Zusammenhang treten, und dadurch einen steinartigen Körper bilden könnten. Weil aber hiebey die Theile selbst ihre Natur in keinem Stücke ändern, und bey der chymischen Untersuchung noch immer die vorigen Eigenschaften der Erden zeigen, so hat man in der Physik gar nicht nöthig, Erden und Steine von einander zu unterscheiden. In mineralogischer Rücksicht, wo es auf die äußerlichen Kennzeichen ankömmt, ist freylich der Fall anders. Vom Ursprung der Steine s. die Worte: Cohäsion, Petrefacten, Versteinerung.

Stein, bononischer, Bologneser Stein, s. Phosphorus.

Stein der Weisen, philosophischer Stein

Lapis philosophorum s. philosophicus, Pierrephilosophale. Diesen Namen geben die Alchymisten einer Materie, welche alle Metalle in Gold verwandeln und zugleich ein allgemeines Arzneymittel gegen alle Krankheiten abgeben soll. Nur die ausschweifendste Phantasie hat so heterogene Begriffe, als die des Goldmachens und der Universalmedicin sind, in dem Ziele ihrer Bestrebungen vereinigen können. Der Umstand, daß beyde schlechterdings nichts, als das Gewinnbringen, gemein haben, entdeckt sehr deutlich den Grund dieser sonst unbegreiflichen Schwärmerey-- so traurig auch diese Bemerkung für die Ehre der Menschheit ist.

Es fehlt nicht an guten Schriften, welche die Nichtigkeit solcher Vorspiegelungen deutlich vor Augen legen, s.


Weil die untere Roͤhre eng iſt, ſo kan man die Grenze, an der ſich beyde Materien beruͤhren, und den Augenblick, in welchem dieſe Grenze die untere Oefnung erreicht, ſehr genau wahrnehmen. In dieſem Augenblicke verſchließt man die obere Oefnung mit dem Finger—das Auslaufen hoͤrt auf, und das obere leichtere Fluidum bleibt allein im Gefaͤße zuruͤck.

Steine, Lapides, Pierres.

So nennt man die harten und feſten Koͤrper von erdichter Natur—die verhaͤrteten Erden. Es giebt keine Art von Erde, deren Theile nicht in einen ſtarken Zuſammenhang treten, und dadurch einen ſteinartigen Koͤrper bilden koͤnnten. Weil aber hiebey die Theile ſelbſt ihre Natur in keinem Stuͤcke aͤndern, und bey der chymiſchen Unterſuchung noch immer die vorigen Eigenſchaften der Erden zeigen, ſo hat man in der Phyſik gar nicht noͤthig, Erden und Steine von einander zu unterſcheiden. In mineralogiſcher Ruͤckſicht, wo es auf die aͤußerlichen Kennzeichen ankoͤmmt, iſt freylich der Fall anders. Vom Urſprung der Steine ſ. die Worte: Cohaͤſion, Petrefacten, Verſteinerung.

Stein, bononiſcher, Bologneſer Stein, ſ. Phosphorus.

Stein der Weiſen, philoſophiſcher Stein

Lapis philoſophorum ſ. philoſophicus, Pierrephiloſophale. Dieſen Namen geben die Alchymiſten einer Materie, welche alle Metalle in Gold verwandeln und zugleich ein allgemeines Arzneymittel gegen alle Krankheiten abgeben ſoll. Nur die ausſchweifendſte Phantaſie hat ſo heterogene Begriffe, als die des Goldmachens und der Univerſalmedicin ſind, in dem Ziele ihrer Beſtrebungen vereinigen koͤnnen. Der Umſtand, daß beyde ſchlechterdings nichts, als das Gewinnbringen, gemein haben, entdeckt ſehr deutlich den Grund dieſer ſonſt unbegreiflichen Schwaͤrmerey— ſo traurig auch dieſe Bemerkung fuͤr die Ehre der Menſchheit iſt.

Es fehlt nicht an guten Schriften, welche die Nichtigkeit ſolcher Vorſpiegelungen deutlich vor Augen legen, ſ.

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[186/0196] Weil die untere Roͤhre eng iſt, ſo kan man die Grenze, an der ſich beyde Materien beruͤhren, und den Augenblick, in welchem dieſe Grenze die untere Oefnung erreicht, ſehr genau wahrnehmen. In dieſem Augenblicke verſchließt man die obere Oefnung mit dem Finger—das Auslaufen hoͤrt auf, und das obere leichtere Fluidum bleibt allein im Gefaͤße zuruͤck. Steine, Lapides, Pierres. So nennt man die harten und feſten Koͤrper von erdichter Natur—die verhaͤrteten Erden. Es giebt keine Art von Erde, deren Theile nicht in einen ſtarken Zuſammenhang treten, und dadurch einen ſteinartigen Koͤrper bilden koͤnnten. Weil aber hiebey die Theile ſelbſt ihre Natur in keinem Stuͤcke aͤndern, und bey der chymiſchen Unterſuchung noch immer die vorigen Eigenſchaften der Erden zeigen, ſo hat man in der Phyſik gar nicht noͤthig, Erden und Steine von einander zu unterſcheiden. In mineralogiſcher Ruͤckſicht, wo es auf die aͤußerlichen Kennzeichen ankoͤmmt, iſt freylich der Fall anders. Vom Urſprung der Steine ſ. die Worte: Cohaͤſion, Petrefacten, Verſteinerung. Stein, bononiſcher, Bologneſer Stein, ſ. Phosphorus. Stein der Weiſen, philoſophiſcher Stein Lapis philoſophorum ſ. philoſophicus, Pierrephiloſophale. Dieſen Namen geben die Alchymiſten einer Materie, welche alle Metalle in Gold verwandeln und zugleich ein allgemeines Arzneymittel gegen alle Krankheiten abgeben ſoll. Nur die ausſchweifendſte Phantaſie hat ſo heterogene Begriffe, als die des Goldmachens und der Univerſalmedicin ſind, in dem Ziele ihrer Beſtrebungen vereinigen koͤnnen. Der Umſtand, daß beyde ſchlechterdings nichts, als das Gewinnbringen, gemein haben, entdeckt ſehr deutlich den Grund dieſer ſonſt unbegreiflichen Schwaͤrmerey— ſo traurig auch dieſe Bemerkung fuͤr die Ehre der Menſchheit iſt. Es fehlt nicht an guten Schriften, welche die Nichtigkeit ſolcher Vorſpiegelungen deutlich vor Augen legen, ſ.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/196>, abgerufen am 22.11.2024.