Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Franklin erhielt die Nachricht von dieser Eigenschaft der Spitzen durch seinen Freund Thomas Hopkinson, der eine eiserne Kugel mit einer daran befestigten Nadel (um seiner Meinung nach die Elektricität in der Spitze zu concentriren) elektrisirt, aber zu seinem Erstaunen gar keine Elektricität darinn gefunden hatte. So erzählt er die Sache in der neuern Ausgabe seiner Versuche (New exper. and observ. on Electricity by Mr. Benj. Franklin. Lond. 1769. 4. p. 5.), da er in der ältern (Franklins Briefe, durch Wilke übers. II. Brief an Collinson v. 1. Sept 1747. S. 14.) dieser wunderbaren Kraft der Spitzen in Ableitung und Ausströmung der Elektricität blos als einer gemeinschaftlichen Entdeckung seiner Freunde in Amerika gedacht hatte. Die Sache ward aber unter seinen Händen durch die Anwendung auf die Blitzableiter äußerst wichtig, s. Blitzableiter (Th. I. S. 390. u. f.), und hat sich in der Folge an die Sätze von den elektrischen Wirkungskreisen und von den Eigenschaften platter Flächen vortreflich angeschlossen.

Spitzige Körper laden die Elektricität auf eine weit größere Entfernung in andere aus, und nehmen sie von andern in weit größerer Entfernung an, als Körper von andern Gestalten. Der Uebergang in Spitzen bringt auch gewöhnlich keinen Schall hervor, und die Elektricität geht nicht als ein plötzlich abgesonderter Funken von merklichem Durchmesser, sondern nach und nach, oder in einem anhaltenden Strome, über. An Spitzen, welche Elektricität abgeben oder einnehmen, zeigt sich im Dunkeln das elektrische Licht, und zwar, wenn die Spitze+E aussendet und --E annimmt, als ein Stralenbüschel; wenn sie--E aussendet und+E annimmt, als ein Lichtpunkt oder Stern, s. Leidner Vacuum (Th. II. S. 872. f.). In beyden Fällen fühlt man eine gelinde Bewegung oder ein Blasen, welches allezeit von der Spitze ausgeht, sie mag+E oder--E haben, s. Rad, elektrisches (Th. III. S. 625).

Wenn man während des Drehens der Elektrisirmaschine den Knopf einer messingnen Stange so nahe an den Conductor hält, daß beständig Funken gegen denselben schlagen,


Franklin erhielt die Nachricht von dieſer Eigenſchaft der Spitzen durch ſeinen Freund Thomas Hopkinſon, der eine eiſerne Kugel mit einer daran befeſtigten Nadel (um ſeiner Meinung nach die Elektricitaͤt in der Spitze zu concentriren) elektriſirt, aber zu ſeinem Erſtaunen gar keine Elektricitaͤt darinn gefunden hatte. So erzaͤhlt er die Sache in der neuern Ausgabe ſeiner Verſuche (New exper. and obſerv. on Electricity by Mr. Benj. Franklin. Lond. 1769. 4. p. 5.), da er in der aͤltern (Franklins Briefe, durch Wilke uͤberſ. II. Brief an Collinſon v. 1. Sept 1747. S. 14.) dieſer wunderbaren Kraft der Spitzen in Ableitung und Ausſtroͤmung der Elektricitaͤt blos als einer gemeinſchaftlichen Entdeckung ſeiner Freunde in Amerika gedacht hatte. Die Sache ward aber unter ſeinen Haͤnden durch die Anwendung auf die Blitzableiter aͤußerſt wichtig, ſ. Blitzableiter (Th. I. S. 390. u. f.), und hat ſich in der Folge an die Saͤtze von den elektriſchen Wirkungskreiſen und von den Eigenſchaften platter Flaͤchen vortreflich angeſchloſſen.

Spitzige Koͤrper laden die Elektricitaͤt auf eine weit groͤßere Entfernung in andere aus, und nehmen ſie von andern in weit groͤßerer Entfernung an, als Koͤrper von andern Geſtalten. Der Uebergang in Spitzen bringt auch gewoͤhnlich keinen Schall hervor, und die Elektricitaͤt geht nicht als ein ploͤtzlich abgeſonderter Funken von merklichem Durchmeſſer, ſondern nach und nach, oder in einem anhaltenden Strome, uͤber. An Spitzen, welche Elektricitaͤt abgeben oder einnehmen, zeigt ſich im Dunkeln das elektriſche Licht, und zwar, wenn die Spitze+E ausſendet und —E annimmt, als ein Stralenbuͤſchel; wenn ſie—E ausſendet und+E annimmt, als ein Lichtpunkt oder Stern, ſ. Leidner Vacuum (Th. II. S. 872. f.). In beyden Faͤllen fuͤhlt man eine gelinde Bewegung oder ein Blaſen, welches allezeit von der Spitze ausgeht, ſie mag+E oder—E haben, ſ. Rad, elektriſches (Th. III. S. 625).

Wenn man waͤhrend des Drehens der Elektriſirmaſchine den Knopf einer meſſingnen Stange ſo nahe an den Conductor haͤlt, daß beſtaͤndig Funken gegen denſelben ſchlagen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0169" xml:id="P.4.159" n="159"/><lb/>
            </p>
            <p><hi rendition="#b">Franklin</hi> erhielt die Nachricht von die&#x017F;er Eigen&#x017F;chaft der Spitzen durch &#x017F;einen Freund <hi rendition="#b">Thomas Hopkin&#x017F;on,</hi> der eine ei&#x017F;erne Kugel mit einer daran befe&#x017F;tigten Nadel (um &#x017F;einer Meinung nach die Elektricita&#x0364;t in der Spitze zu concentriren) elektri&#x017F;irt, aber zu &#x017F;einem Er&#x017F;taunen gar keine Elektricita&#x0364;t darinn gefunden hatte. So erza&#x0364;hlt er die Sache in der neuern Ausgabe &#x017F;einer Ver&#x017F;uche (<hi rendition="#aq">New exper. and ob&#x017F;erv. on Electricity by Mr. <hi rendition="#i">Benj. Franklin.</hi> Lond. 1769. 4. p. 5.</hi>), da er in der a&#x0364;ltern (Franklins Briefe, durch <hi rendition="#b">Wilke</hi> u&#x0364;ber&#x017F;. <hi rendition="#aq">II.</hi> Brief an Collin&#x017F;on v. 1. Sept 1747. S. 14.) die&#x017F;er <hi rendition="#b">wunderbaren Kraft der Spitzen</hi> in Ableitung und Aus&#x017F;tro&#x0364;mung der Elektricita&#x0364;t blos als einer gemein&#x017F;chaftlichen Entdeckung &#x017F;einer Freunde in Amerika gedacht hatte. Die Sache ward aber unter &#x017F;einen Ha&#x0364;nden durch die Anwendung auf die Blitzableiter a&#x0364;ußer&#x017F;t wichtig, &#x017F;. <hi rendition="#b">Blitzableiter</hi> (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 390. u. f.), und hat &#x017F;ich in der Folge an die Sa&#x0364;tze von den elektri&#x017F;chen Wirkungskrei&#x017F;en und von den Eigen&#x017F;chaften platter Fla&#x0364;chen vortreflich ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</p>
            <p>Spitzige Ko&#x0364;rper laden die Elektricita&#x0364;t auf eine weit gro&#x0364;ßere Entfernung in andere aus, und nehmen &#x017F;ie von andern in weit gro&#x0364;ßerer Entfernung an, als Ko&#x0364;rper von andern Ge&#x017F;talten. Der Uebergang in Spitzen bringt auch gewo&#x0364;hnlich keinen Schall hervor, und die Elektricita&#x0364;t geht nicht als ein plo&#x0364;tzlich abge&#x017F;onderter Funken von merklichem Durchme&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;ondern nach und nach, oder in einem anhaltenden Strome, u&#x0364;ber. An Spitzen, welche Elektricita&#x0364;t abgeben oder einnehmen, zeigt &#x017F;ich im Dunkeln das elektri&#x017F;che Licht, und zwar, wenn die Spitze+<hi rendition="#aq">E</hi> aus&#x017F;endet und &#x2014;<hi rendition="#aq">E</hi> annimmt, als ein Stralenbu&#x0364;&#x017F;chel; wenn &#x017F;ie&#x2014;<hi rendition="#aq">E</hi> aus&#x017F;endet und+<hi rendition="#aq">E</hi> annimmt, als ein Lichtpunkt oder Stern, <hi rendition="#b">&#x017F;. Leidner Vacuum</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 872. f.). In beyden Fa&#x0364;llen fu&#x0364;hlt man eine gelinde Bewegung oder ein Bla&#x017F;en, welches allezeit von der Spitze ausgeht, &#x017F;ie mag+<hi rendition="#aq">E</hi> oder&#x2014;<hi rendition="#aq">E</hi> haben, <hi rendition="#b">&#x017F;. Rad, elektri&#x017F;ches</hi> (Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 625).</p>
            <p>Wenn man wa&#x0364;hrend des Drehens der Elektri&#x017F;irma&#x017F;chine den Knopf einer me&#x017F;&#x017F;ingnen Stange &#x017F;o nahe an den Conductor ha&#x0364;lt, daß be&#x017F;ta&#x0364;ndig Funken gegen den&#x017F;elben &#x017F;chlagen,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0169] Franklin erhielt die Nachricht von dieſer Eigenſchaft der Spitzen durch ſeinen Freund Thomas Hopkinſon, der eine eiſerne Kugel mit einer daran befeſtigten Nadel (um ſeiner Meinung nach die Elektricitaͤt in der Spitze zu concentriren) elektriſirt, aber zu ſeinem Erſtaunen gar keine Elektricitaͤt darinn gefunden hatte. So erzaͤhlt er die Sache in der neuern Ausgabe ſeiner Verſuche (New exper. and obſerv. on Electricity by Mr. Benj. Franklin. Lond. 1769. 4. p. 5.), da er in der aͤltern (Franklins Briefe, durch Wilke uͤberſ. II. Brief an Collinſon v. 1. Sept 1747. S. 14.) dieſer wunderbaren Kraft der Spitzen in Ableitung und Ausſtroͤmung der Elektricitaͤt blos als einer gemeinſchaftlichen Entdeckung ſeiner Freunde in Amerika gedacht hatte. Die Sache ward aber unter ſeinen Haͤnden durch die Anwendung auf die Blitzableiter aͤußerſt wichtig, ſ. Blitzableiter (Th. I. S. 390. u. f.), und hat ſich in der Folge an die Saͤtze von den elektriſchen Wirkungskreiſen und von den Eigenſchaften platter Flaͤchen vortreflich angeſchloſſen. Spitzige Koͤrper laden die Elektricitaͤt auf eine weit groͤßere Entfernung in andere aus, und nehmen ſie von andern in weit groͤßerer Entfernung an, als Koͤrper von andern Geſtalten. Der Uebergang in Spitzen bringt auch gewoͤhnlich keinen Schall hervor, und die Elektricitaͤt geht nicht als ein ploͤtzlich abgeſonderter Funken von merklichem Durchmeſſer, ſondern nach und nach, oder in einem anhaltenden Strome, uͤber. An Spitzen, welche Elektricitaͤt abgeben oder einnehmen, zeigt ſich im Dunkeln das elektriſche Licht, und zwar, wenn die Spitze+E ausſendet und —E annimmt, als ein Stralenbuͤſchel; wenn ſie—E ausſendet und+E annimmt, als ein Lichtpunkt oder Stern, ſ. Leidner Vacuum (Th. II. S. 872. f.). In beyden Faͤllen fuͤhlt man eine gelinde Bewegung oder ein Blaſen, welches allezeit von der Spitze ausgeht, ſie mag+E oder—E haben, ſ. Rad, elektriſches (Th. III. S. 625). Wenn man waͤhrend des Drehens der Elektriſirmaſchine den Knopf einer meſſingnen Stange ſo nahe an den Conductor haͤlt, daß beſtaͤndig Funken gegen denſelben ſchlagen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/169
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/169>, abgerufen am 22.11.2024.