Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Das beständige Fortrücken der Sonne, welches von Zeit zu Zeit eine veränderte Stellung des Spiegels EG erfordert, ist beym Gebrauche des Sonnenmikroskops ungemein hinderlich. Gewöhnlich giebt man dem Spiegel die Bewegung durch zwo Schrauben, deren eine ihn horizontal, die andere vertikal umwendet. Weil aber die Schrauben inwendig im Zimmer gedreht werden müssen, wo man Spiegel und Sonne nicht sehen kan, so hält es schwer und erfordert Uebung, den Spiegel gehörig zu stellen. s'Gravesande hat unter dem Namen Heliostata eine Vorrichtung angegeben, welche mittelst eines Uhrwerks den Spiegel so herumdreht, daß seine Stellung immer dem jedesmaligen Stande der Sonne gemäß bleibt, wodurch die Sonnenstralen jederzeit horizontal ins Zimmer geworfen, und gleichsam stillstehend gemacht werden. Diesen Heliostat beschreibt Martin (Philosophia Britann. deutsche Uebers. Leipz. 1772. gr. 8. III. B. S. 106 u. f.); er scheint aber doch mühsam zu stellen und zum gemeinen Gebrauche zu kostbar zu seyn. Wiedeburg (Beschreibung eines verbesserten Sonnenmikroskops. Nürnb. 1758. 4. neue Aufl. 1775. 4.) läßt den Spiegel durch ein Räderwerk zwischen zwo Platten bewegen, wobey zwar die erste Richtung wegen der dabey vorkommenden Schrauben etwas langsam ausfällt, aber die wegen des veränderten Standes der Sonne nöthige Verrückung desto behender und leichter geschieht. Daß die Erleuchtung beym bisher beschriebnen Sonnenmikroskop von der Rückseite einfällt, veranlaßt den doppelten Nachtheil, daß man das Instrument nur für durchsichtige Gegenstände brauchen kan, und daß das Bild nicht blos die Oberfläche, sondern zugleich alles, was im Innern enthalten ist, mit darstellet, welches man oft nicht haben will, wenn der Zweck auf Abbildung gerichtet ist. Daher hat man auf Erleuchtung von der Vorderseite, oder auf ein Sonnenmikroskop für undurchsichtige Gegenstände (opake solar mikroscope) gedacht.
Das beſtaͤndige Fortruͤcken der Sonne, welches von Zeit zu Zeit eine veraͤnderte Stellung des Spiegels EG erfordert, iſt beym Gebrauche des Sonnenmikroſkops ungemein hinderlich. Gewoͤhnlich giebt man dem Spiegel die Bewegung durch zwo Schrauben, deren eine ihn horizontal, die andere vertikal umwendet. Weil aber die Schrauben inwendig im Zimmer gedreht werden muͤſſen, wo man Spiegel und Sonne nicht ſehen kan, ſo haͤlt es ſchwer und erfordert Uebung, den Spiegel gehoͤrig zu ſtellen. s'Graveſande hat unter dem Namen Helioſtata eine Vorrichtung angegeben, welche mittelſt eines Uhrwerks den Spiegel ſo herumdreht, daß ſeine Stellung immer dem jedesmaligen Stande der Sonne gemaͤß bleibt, wodurch die Sonnenſtralen jederzeit horizontal ins Zimmer geworfen, und gleichſam ſtillſtehend gemacht werden. Dieſen Helioſtat beſchreibt Martin (Philoſophia Britann. deutſche Ueberſ. Leipz. 1772. gr. 8. III. B. S. 106 u. f.); er ſcheint aber doch muͤhſam zu ſtellen und zum gemeinen Gebrauche zu koſtbar zu ſeyn. Wiedeburg (Beſchreibung eines verbeſſerten Sonnenmikroſkops. Nuͤrnb. 1758. 4. neue Aufl. 1775. 4.) laͤßt den Spiegel durch ein Raͤderwerk zwiſchen zwo Platten bewegen, wobey zwar die erſte Richtung wegen der dabey vorkommenden Schrauben etwas langſam ausfaͤllt, aber die wegen des veraͤnderten Standes der Sonne noͤthige Verruͤckung deſto behender und leichter geſchieht. Daß die Erleuchtung beym bisher beſchriebnen Sonnenmikroſkop von der Ruͤckſeite einfaͤllt, veranlaßt den doppelten Nachtheil, daß man das Inſtrument nur fuͤr durchſichtige Gegenſtaͤnde brauchen kan, und daß das Bild nicht blos die Oberflaͤche, ſondern zugleich alles, was im Innern enthalten iſt, mit darſtellet, welches man oft nicht haben will, wenn der Zweck auf Abbildung gerichtet iſt. Daher hat man auf Erleuchtung von der Vorderſeite, oder auf ein Sonnenmikroſkop fuͤr undurchſichtige Gegenſtaͤnde (opake ſolar mikroſcope) gedacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0112" xml:id="P.4.102" n="102"/><lb/> und eines Sonnenmikroſkops. Augſp. 1769. 8.) In dieſer Geſtalt iſt es zum Abzeichnen noch bequemer.</p> <p>Das beſtaͤndige Fortruͤcken der Sonne, welches von Zeit zu Zeit eine veraͤnderte Stellung des Spiegels <hi rendition="#aq">EG</hi> erfordert, iſt beym Gebrauche des Sonnenmikroſkops ungemein hinderlich. Gewoͤhnlich giebt man dem Spiegel die Bewegung durch zwo Schrauben, deren eine ihn horizontal, die andere vertikal umwendet. Weil aber die Schrauben inwendig im Zimmer gedreht werden muͤſſen, wo man Spiegel und Sonne nicht ſehen kan, ſo haͤlt es ſchwer und erfordert Uebung, den Spiegel gehoͤrig zu ſtellen. <hi rendition="#b">s'Graveſande</hi> hat unter dem Namen <hi rendition="#aq">Helioſtata</hi> eine Vorrichtung angegeben, welche mittelſt eines Uhrwerks den Spiegel ſo herumdreht, daß ſeine Stellung immer dem jedesmaligen Stande der Sonne gemaͤß bleibt, wodurch die Sonnenſtralen jederzeit horizontal ins Zimmer geworfen, und gleichſam ſtillſtehend gemacht werden. Dieſen Helioſtat beſchreibt <hi rendition="#b">Martin</hi> (<hi rendition="#aq">Philoſophia Britann.</hi> deutſche Ueberſ. Leipz. 1772. gr. 8. <hi rendition="#aq">III.</hi> B. S. 106 u. f.); er ſcheint aber doch muͤhſam zu ſtellen und zum gemeinen Gebrauche zu koſtbar zu ſeyn. <hi rendition="#b">Wiedeburg</hi> (Beſchreibung eines verbeſſerten Sonnenmikroſkops. Nuͤrnb. 1758. 4. neue Aufl. 1775. 4.) laͤßt den Spiegel durch ein Raͤderwerk zwiſchen zwo Platten bewegen, wobey zwar die erſte Richtung wegen der dabey vorkommenden Schrauben etwas langſam ausfaͤllt, aber die wegen des veraͤnderten Standes der Sonne noͤthige Verruͤckung deſto behender und leichter geſchieht.</p> <p>Daß die Erleuchtung beym bisher beſchriebnen Sonnenmikroſkop von der Ruͤckſeite einfaͤllt, veranlaßt den doppelten Nachtheil, daß man das Inſtrument nur fuͤr <hi rendition="#b">durchſichtige</hi> Gegenſtaͤnde brauchen kan, und daß das Bild nicht blos die Oberflaͤche, ſondern zugleich alles, was im Innern enthalten iſt, mit darſtellet, welches man oft nicht haben will, wenn der Zweck auf Abbildung gerichtet iſt. Daher hat man auf Erleuchtung von der Vorderſeite, oder auf ein <hi rendition="#b">Sonnenmikroſkop fuͤr undurchſichtige Gegenſtaͤnde</hi> (<hi rendition="#aq">opake ſolar mikroſcope</hi>) gedacht.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0112]
und eines Sonnenmikroſkops. Augſp. 1769. 8.) In dieſer Geſtalt iſt es zum Abzeichnen noch bequemer.
Das beſtaͤndige Fortruͤcken der Sonne, welches von Zeit zu Zeit eine veraͤnderte Stellung des Spiegels EG erfordert, iſt beym Gebrauche des Sonnenmikroſkops ungemein hinderlich. Gewoͤhnlich giebt man dem Spiegel die Bewegung durch zwo Schrauben, deren eine ihn horizontal, die andere vertikal umwendet. Weil aber die Schrauben inwendig im Zimmer gedreht werden muͤſſen, wo man Spiegel und Sonne nicht ſehen kan, ſo haͤlt es ſchwer und erfordert Uebung, den Spiegel gehoͤrig zu ſtellen. s'Graveſande hat unter dem Namen Helioſtata eine Vorrichtung angegeben, welche mittelſt eines Uhrwerks den Spiegel ſo herumdreht, daß ſeine Stellung immer dem jedesmaligen Stande der Sonne gemaͤß bleibt, wodurch die Sonnenſtralen jederzeit horizontal ins Zimmer geworfen, und gleichſam ſtillſtehend gemacht werden. Dieſen Helioſtat beſchreibt Martin (Philoſophia Britann. deutſche Ueberſ. Leipz. 1772. gr. 8. III. B. S. 106 u. f.); er ſcheint aber doch muͤhſam zu ſtellen und zum gemeinen Gebrauche zu koſtbar zu ſeyn. Wiedeburg (Beſchreibung eines verbeſſerten Sonnenmikroſkops. Nuͤrnb. 1758. 4. neue Aufl. 1775. 4.) laͤßt den Spiegel durch ein Raͤderwerk zwiſchen zwo Platten bewegen, wobey zwar die erſte Richtung wegen der dabey vorkommenden Schrauben etwas langſam ausfaͤllt, aber die wegen des veraͤnderten Standes der Sonne noͤthige Verruͤckung deſto behender und leichter geſchieht.
Daß die Erleuchtung beym bisher beſchriebnen Sonnenmikroſkop von der Ruͤckſeite einfaͤllt, veranlaßt den doppelten Nachtheil, daß man das Inſtrument nur fuͤr durchſichtige Gegenſtaͤnde brauchen kan, und daß das Bild nicht blos die Oberflaͤche, ſondern zugleich alles, was im Innern enthalten iſt, mit darſtellet, welches man oft nicht haben will, wenn der Zweck auf Abbildung gerichtet iſt. Daher hat man auf Erleuchtung von der Vorderſeite, oder auf ein Sonnenmikroſkop fuͤr undurchſichtige Gegenſtaͤnde (opake ſolar mikroſcope) gedacht.
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