Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Physikalisches Wörterbuch oder Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstworte der Naturlehre, in alphabetischer Ordnung.
S

See, s. Meer.

Seen, Landseen, Lacus, Stagna, Lacs, Etangs.

Diesen Namen führen die stehenden Gewässer mitten im Lande, welche in keiner sichtbaren, wenigstens keiner unmittelbaren, Gemeinschaft mit dem Weltmeere stehen. Man theilt sie gewöhnlich in eigentliche Seen und Sümpfe, wobey man unter den letztern diejenigen versteht, welche gar keinen sichtbaren Abfluß haben. In diesem Sinne ist das sogenannte kaspische Meer ein Sumpf. Andere Schriftsteller, z. B. Lulofs, nennen Sümpfe (paludes) nur diejenigen Sammlungen von Wasser, die durch Vermischung mit erdichten Theilen einen Theil ihrer Flüßigkeit verlohren haben. Von diesen werde ich bey dem Worte Sümpfe handeln.

Die eigentlichen Seen (lacus, lacs,) mit sichtbaren Abflüssen verändern gewöhnlich ihre Höhe zu verschiedenen Zeiten des Jahres, je nachdem sich die Menge der Zuflüsse und des Niederschlags aus dem Luftkreise ändert. Bey Seen, welche ihre Zuflüsse aus entlegnen Orten erhalten, kömmt es nicht blos auf die Witterung in den nächsten Gegenden, sondern hauptsächlich auf die Veränderungen in den Gebirgen an, aus welchen die Seen das Wasser empfangen. Daher können Seen sehr anwachsen, wenn der Schnee auf den Gebirgen zerschmelzt, ohne daß man in ihrer Nachbarschaft Regen oder Nässe bemerkt. Der Genfersee ändert seine Höhe im Jahre oft auf 12 bis 16 Fuß, steigt gewöhnlich vom Ende des Jänners bis zum Julius oder August, und nimmt in dem übrigen Theile des Jahres nach und nach wieder ab, welches ohne Zweifel von dem Schmelzen


Phyſikaliſches Woͤrterbuch oder Verſuch einer Erklaͤrung der vornehmſten Begriffe und Kunſtworte der Naturlehre, in alphabetiſcher Ordnung.
S

See, ſ. Meer.

Seen, Landſeen, Lacus, Stagna, Lacs, Etangs.

Dieſen Namen fuͤhren die ſtehenden Gewaͤſſer mitten im Lande, welche in keiner ſichtbaren, wenigſtens keiner unmittelbaren, Gemeinſchaft mit dem Weltmeere ſtehen. Man theilt ſie gewoͤhnlich in eigentliche Seen und Suͤmpfe, wobey man unter den letztern diejenigen verſteht, welche gar keinen ſichtbaren Abfluß haben. In dieſem Sinne iſt das ſogenannte kaſpiſche Meer ein Sumpf. Andere Schriftſteller, z. B. Lulofs, nennen Suͤmpfe (paludes) nur diejenigen Sammlungen von Waſſer, die durch Vermiſchung mit erdichten Theilen einen Theil ihrer Fluͤßigkeit verlohren haben. Von dieſen werde ich bey dem Worte Suͤmpfe handeln.

Die eigentlichen Seen (lacus, lacs,) mit ſichtbaren Abfluͤſſen veraͤndern gewoͤhnlich ihre Hoͤhe zu verſchiedenen Zeiten des Jahres, je nachdem ſich die Menge der Zufluͤſſe und des Niederſchlags aus dem Luftkreiſe aͤndert. Bey Seen, welche ihre Zufluͤſſe aus entlegnen Orten erhalten, koͤmmt es nicht blos auf die Witterung in den naͤchſten Gegenden, ſondern hauptſaͤchlich auf die Veraͤnderungen in den Gebirgen an, aus welchen die Seen das Waſſer empfangen. Daher koͤnnen Seen ſehr anwachſen, wenn der Schnee auf den Gebirgen zerſchmelzt, ohne daß man in ihrer Nachbarſchaft Regen oder Naͤſſe bemerkt. Der Genferſee aͤndert ſeine Hoͤhe im Jahre oft auf 12 bis 16 Fuß, ſteigt gewoͤhnlich vom Ende des Jaͤnners bis zum Julius oder Auguſt, und nimmt in dem uͤbrigen Theile des Jahres nach und nach wieder ab, welches ohne Zweifel von dem Schmelzen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0011" xml:id="P.4.1" n="1"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Phy&#x017F;ikali&#x017F;ches Wo&#x0364;rterbuch</hi> oder Ver&#x017F;uch einer Erkla&#x0364;rung der vornehm&#x017F;ten Begriffe und Kun&#x017F;tworte der Naturlehre, in alphabeti&#x017F;cher Ordnung.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>S</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#b">See, &#x017F;. Meer.</hi> </p>
          <div n="3">
            <head>Seen, Land&#x017F;een, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Lacus, Stagna</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Lacs, Etangs</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;en Namen fu&#x0364;hren die &#x017F;tehenden Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er mitten im Lande, welche in keiner &#x017F;ichtbaren, wenig&#x017F;tens keiner unmittelbaren, Gemein&#x017F;chaft mit dem Weltmeere &#x017F;tehen. Man theilt &#x017F;ie gewo&#x0364;hnlich in <hi rendition="#b">eigentliche Seen</hi> und <hi rendition="#b">Su&#x0364;mpfe,</hi> wobey man unter den letztern diejenigen ver&#x017F;teht, welche gar keinen &#x017F;ichtbaren Abfluß haben. In die&#x017F;em Sinne i&#x017F;t das &#x017F;ogenannte ka&#x017F;pi&#x017F;che Meer ein Sumpf. Andere Schrift&#x017F;teller, z. <hi rendition="#b">B. Lulofs,</hi> nennen Su&#x0364;mpfe (<hi rendition="#aq">paludes</hi>) nur diejenigen Sammlungen von Wa&#x017F;&#x017F;er, die durch Vermi&#x017F;chung mit erdichten Theilen einen Theil ihrer Flu&#x0364;ßigkeit verlohren haben. Von die&#x017F;en werde ich bey dem Worte <hi rendition="#b">Su&#x0364;mpfe</hi> handeln.</p>
            <p>Die <hi rendition="#b">eigentlichen Seen</hi> (<hi rendition="#aq">lacus, <hi rendition="#i">lacs,</hi></hi>) mit &#x017F;ichtbaren Abflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en vera&#x0364;ndern gewo&#x0364;hnlich ihre Ho&#x0364;he zu ver&#x017F;chiedenen Zeiten des Jahres, je nachdem &#x017F;ich die Menge der Zuflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und des Nieder&#x017F;chlags aus dem Luftkrei&#x017F;e a&#x0364;ndert. Bey Seen, welche ihre Zuflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e aus entlegnen Orten erhalten, ko&#x0364;mmt es nicht blos auf die Witterung in den na&#x0364;ch&#x017F;ten Gegenden, &#x017F;ondern haupt&#x017F;a&#x0364;chlich auf die Vera&#x0364;nderungen in den Gebirgen an, aus welchen die Seen das Wa&#x017F;&#x017F;er empfangen. Daher ko&#x0364;nnen Seen &#x017F;ehr anwach&#x017F;en, wenn der Schnee auf den Gebirgen zer&#x017F;chmelzt, ohne daß man in ihrer Nachbar&#x017F;chaft Regen oder Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bemerkt. Der <hi rendition="#b">Genfer&#x017F;ee</hi> a&#x0364;ndert &#x017F;eine Ho&#x0364;he im Jahre oft auf 12 bis 16 Fuß, &#x017F;teigt gewo&#x0364;hnlich vom Ende des Ja&#x0364;nners bis zum Julius oder Augu&#x017F;t, und nimmt in dem u&#x0364;brigen Theile des Jahres nach und nach wieder ab, welches ohne Zweifel von dem Schmelzen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1/0011] Phyſikaliſches Woͤrterbuch oder Verſuch einer Erklaͤrung der vornehmſten Begriffe und Kunſtworte der Naturlehre, in alphabetiſcher Ordnung. S See, ſ. Meer. Seen, Landſeen, Lacus, Stagna, Lacs, Etangs. Dieſen Namen fuͤhren die ſtehenden Gewaͤſſer mitten im Lande, welche in keiner ſichtbaren, wenigſtens keiner unmittelbaren, Gemeinſchaft mit dem Weltmeere ſtehen. Man theilt ſie gewoͤhnlich in eigentliche Seen und Suͤmpfe, wobey man unter den letztern diejenigen verſteht, welche gar keinen ſichtbaren Abfluß haben. In dieſem Sinne iſt das ſogenannte kaſpiſche Meer ein Sumpf. Andere Schriftſteller, z. B. Lulofs, nennen Suͤmpfe (paludes) nur diejenigen Sammlungen von Waſſer, die durch Vermiſchung mit erdichten Theilen einen Theil ihrer Fluͤßigkeit verlohren haben. Von dieſen werde ich bey dem Worte Suͤmpfe handeln. Die eigentlichen Seen (lacus, lacs,) mit ſichtbaren Abfluͤſſen veraͤndern gewoͤhnlich ihre Hoͤhe zu verſchiedenen Zeiten des Jahres, je nachdem ſich die Menge der Zufluͤſſe und des Niederſchlags aus dem Luftkreiſe aͤndert. Bey Seen, welche ihre Zufluͤſſe aus entlegnen Orten erhalten, koͤmmt es nicht blos auf die Witterung in den naͤchſten Gegenden, ſondern hauptſaͤchlich auf die Veraͤnderungen in den Gebirgen an, aus welchen die Seen das Waſſer empfangen. Daher koͤnnen Seen ſehr anwachſen, wenn der Schnee auf den Gebirgen zerſchmelzt, ohne daß man in ihrer Nachbarſchaft Regen oder Naͤſſe bemerkt. Der Genferſee aͤndert ſeine Hoͤhe im Jahre oft auf 12 bis 16 Fuß, ſteigt gewoͤhnlich vom Ende des Jaͤnners bis zum Julius oder Auguſt, und nimmt in dem uͤbrigen Theile des Jahres nach und nach wieder ab, welches ohne Zweifel von dem Schmelzen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/11
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/11>, abgerufen am 21.11.2024.