Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Diejenigen, welche die Sonne für ein brausendes Feuermeer hielten, wie Scheiner, Kircher u. a. haben nicht verabsäumt, die Flecken als Rauch-und Dampfwolken, und die Fackeln als Oefnungen der heftiger brennenden Feuerschlünde darzustellen, s. Sonne. Sie bilden dies so ab, als ob sie es mit Augen gesehen hätten. Aber dieses Bild der Sonne ist so ungereimt, daß es selbst von Wolfen für erdichtet gehalten wird. Andere hielten die Sonnenflecken für Ausdünstungen der Planeten, welche in die Sonne fielen, um ihren Brand zu nähren. So hat sie Wiedeburg (Neue Muthmaßungen über die Sonnenflecken rc. Gotha 1776. 4.) für Körper erklärt, die sich in die Sonne stürzen, um zu Kometen und endlich zu Planeten oder Monden gebildet zu werden. Gegen dieses schon ziemlich alte Generationssystem der Weltkörper hat bereits Lambert in seinen kosmologischen Briefen das Nöthige erinnert. In der Folge, da man mehr überzeugt ward, daß die Flecken auf der Oberfläche der Sonne selbst lägen, änderten sich auch die Meinungen über ihre Natur. De la Hire (Mem. de Paris, 1700. 1702.) hielt sie für Hervorragungen einer dichten, dunkeln und unförmlichen Masse, die in der stüßigen leuchtenden Materie der Sonne schwimme, und sich manchmal in dieselbe ganz eintauche. Diese schwimmende und dunkle Masse müßte bisweilen zergehen, und sich in mehrere Stücken zertheilen, bisweilen sich auch in wenigere Stucken vereinigen. Ueberdies müßten solche frey schwimmende Massen öfters ihren Ort gegen einander ändern, welches man doch an den Flecken nie wahrnimmt. Hausen (Theoria motus solis etc.) muthmaßte, es könnten Stücke aus dem Innern der Sonne, das nicht glühe, auf die Oberfläche geworfen werden, durch eine Gewalt, wie bey uns die Vulkane darstellen. Aber dieser Meinung stehen alle die Schwierigkeiten entgegen, die es
Diejenigen, welche die Sonne fuͤr ein brauſendes Feuermeer hielten, wie Scheiner, Kircher u. a. haben nicht verabſaͤumt, die Flecken als Rauch-und Dampfwolken, und die Fackeln als Oefnungen der heftiger brennenden Feuerſchluͤnde darzuſtellen, ſ. Sonne. Sie bilden dies ſo ab, als ob ſie es mit Augen geſehen haͤtten. Aber dieſes Bild der Sonne iſt ſo ungereimt, daß es ſelbſt von Wolfen fuͤr erdichtet gehalten wird. Andere hielten die Sonnenflecken fuͤr Ausduͤnſtungen der Planeten, welche in die Sonne fielen, um ihren Brand zu naͤhren. So hat ſie Wiedeburg (Neue Muthmaßungen uͤber die Sonnenflecken rc. Gotha 1776. 4.) fuͤr Koͤrper erklaͤrt, die ſich in die Sonne ſtuͤrzen, um zu Kometen und endlich zu Planeten oder Monden gebildet zu werden. Gegen dieſes ſchon ziemlich alte Generationsſyſtem der Weltkoͤrper hat bereits Lambert in ſeinen kosmologiſchen Briefen das Noͤthige erinnert. In der Folge, da man mehr uͤberzeugt ward, daß die Flecken auf der Oberflaͤche der Sonne ſelbſt laͤgen, aͤnderten ſich auch die Meinungen uͤber ihre Natur. De la Hire (Mém. de Paris, 1700. 1702.) hielt ſie fuͤr Hervorragungen einer dichten, dunkeln und unfoͤrmlichen Maſſe, die in der ſtuͤßigen leuchtenden Materie der Sonne ſchwimme, und ſich manchmal in dieſelbe ganz eintauche. Dieſe ſchwimmende und dunkle Maſſe muͤßte bisweilen zergehen, und ſich in mehrere Stuͤcken zertheilen, bisweilen ſich auch in wenigere Stucken vereinigen. Ueberdies muͤßten ſolche frey ſchwimmende Maſſen oͤfters ihren Ort gegen einander aͤndern, welches man doch an den Flecken nie wahrnimmt. Hauſen (Theoria motus ſolis etc.) muthmaßte, es koͤnnten Stuͤcke aus dem Innern der Sonne, das nicht gluͤhe, auf die Oberflaͤche geworfen werden, durch eine Gewalt, wie bey uns die Vulkane darſtellen. Aber dieſer Meinung ſtehen alle die Schwierigkeiten entgegen, die es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0105" xml:id="P.4.95" n="95"/><lb/> Nach unſern Begriffen zu urtheilen, moͤchte auch die Heftigkeit der Hitze Wolken, wie die unſrigen ſind, keine ſo lange Dauer geſtatten; auch koͤnnte ihre Bewegung nicht ſo regelmaͤßig ſeyn, als wir ſie bey den Flecken wahrnehmen.</p> <p>Diejenigen, welche die Sonne fuͤr ein brauſendes Feuermeer hielten, wie <hi rendition="#b">Scheiner, Kircher</hi> u. a. haben nicht verabſaͤumt, die Flecken als Rauch-und Dampfwolken, und die Fackeln als Oefnungen der heftiger brennenden Feuerſchluͤnde darzuſtellen, <hi rendition="#b">ſ. Sonne.</hi> Sie bilden dies ſo ab, als ob ſie es mit Augen geſehen haͤtten. Aber dieſes Bild der Sonne iſt ſo ungereimt, daß es ſelbſt von <hi rendition="#b">Wolfen</hi> fuͤr erdichtet gehalten wird.</p> <p>Andere hielten die Sonnenflecken fuͤr Ausduͤnſtungen der Planeten, welche in die Sonne fielen, um ihren Brand zu naͤhren. So hat ſie <hi rendition="#b">Wiedeburg</hi> (Neue Muthmaßungen uͤber die Sonnenflecken rc. Gotha 1776. 4.) fuͤr Koͤrper erklaͤrt, die ſich in die Sonne ſtuͤrzen, um zu Kometen und endlich zu Planeten oder Monden gebildet zu werden. Gegen dieſes ſchon ziemlich alte Generationsſyſtem der Weltkoͤrper hat bereits <hi rendition="#b">Lambert</hi> in ſeinen kosmologiſchen Briefen das Noͤthige erinnert.</p> <p>In der Folge, da man mehr uͤberzeugt ward, daß die Flecken auf der Oberflaͤche der Sonne ſelbſt laͤgen, aͤnderten ſich auch die Meinungen uͤber ihre Natur. <hi rendition="#b">De la Hire</hi> (<hi rendition="#aq">Mém. de Paris, 1700. 1702.</hi>) hielt ſie fuͤr Hervorragungen einer dichten, dunkeln und unfoͤrmlichen Maſſe, die in der ſtuͤßigen leuchtenden Materie der Sonne ſchwimme, und ſich manchmal in dieſelbe ganz eintauche. Dieſe ſchwimmende und dunkle Maſſe muͤßte bisweilen zergehen, und ſich in mehrere Stuͤcken zertheilen, bisweilen ſich auch in wenigere Stucken vereinigen. Ueberdies muͤßten ſolche frey ſchwimmende Maſſen oͤfters ihren Ort gegen einander aͤndern, welches man doch an den Flecken nie wahrnimmt. <hi rendition="#b">Hauſen</hi> (<hi rendition="#aq">Theoria motus ſolis etc.</hi>) muthmaßte, es koͤnnten Stuͤcke aus dem Innern der Sonne, das nicht gluͤhe, auf die Oberflaͤche geworfen werden, durch eine Gewalt, wie bey uns die Vulkane darſtellen. Aber dieſer Meinung ſtehen alle die Schwierigkeiten entgegen, die es<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0105]
Nach unſern Begriffen zu urtheilen, moͤchte auch die Heftigkeit der Hitze Wolken, wie die unſrigen ſind, keine ſo lange Dauer geſtatten; auch koͤnnte ihre Bewegung nicht ſo regelmaͤßig ſeyn, als wir ſie bey den Flecken wahrnehmen.
Diejenigen, welche die Sonne fuͤr ein brauſendes Feuermeer hielten, wie Scheiner, Kircher u. a. haben nicht verabſaͤumt, die Flecken als Rauch-und Dampfwolken, und die Fackeln als Oefnungen der heftiger brennenden Feuerſchluͤnde darzuſtellen, ſ. Sonne. Sie bilden dies ſo ab, als ob ſie es mit Augen geſehen haͤtten. Aber dieſes Bild der Sonne iſt ſo ungereimt, daß es ſelbſt von Wolfen fuͤr erdichtet gehalten wird.
Andere hielten die Sonnenflecken fuͤr Ausduͤnſtungen der Planeten, welche in die Sonne fielen, um ihren Brand zu naͤhren. So hat ſie Wiedeburg (Neue Muthmaßungen uͤber die Sonnenflecken rc. Gotha 1776. 4.) fuͤr Koͤrper erklaͤrt, die ſich in die Sonne ſtuͤrzen, um zu Kometen und endlich zu Planeten oder Monden gebildet zu werden. Gegen dieſes ſchon ziemlich alte Generationsſyſtem der Weltkoͤrper hat bereits Lambert in ſeinen kosmologiſchen Briefen das Noͤthige erinnert.
In der Folge, da man mehr uͤberzeugt ward, daß die Flecken auf der Oberflaͤche der Sonne ſelbſt laͤgen, aͤnderten ſich auch die Meinungen uͤber ihre Natur. De la Hire (Mém. de Paris, 1700. 1702.) hielt ſie fuͤr Hervorragungen einer dichten, dunkeln und unfoͤrmlichen Maſſe, die in der ſtuͤßigen leuchtenden Materie der Sonne ſchwimme, und ſich manchmal in dieſelbe ganz eintauche. Dieſe ſchwimmende und dunkle Maſſe muͤßte bisweilen zergehen, und ſich in mehrere Stuͤcken zertheilen, bisweilen ſich auch in wenigere Stucken vereinigen. Ueberdies muͤßten ſolche frey ſchwimmende Maſſen oͤfters ihren Ort gegen einander aͤndern, welches man doch an den Flecken nie wahrnimmt. Hauſen (Theoria motus ſolis etc.) muthmaßte, es koͤnnten Stuͤcke aus dem Innern der Sonne, das nicht gluͤhe, auf die Oberflaͤche geworfen werden, durch eine Gewalt, wie bey uns die Vulkane darſtellen. Aber dieſer Meinung ſtehen alle die Schwierigkeiten entgegen, die es
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