Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Newton (Princip. L. III. prop. 19.), der die Berechnung hierüber auf eine andere Art führt, giebt die Schwungkrast unter dem Aequator zur Schwere, in der ersten Ausgabe, wie 1 zu 290 4/5; in den neuern, wo er sie mit der Schwere in der Breite von Paris vergleicht, wie 7,54064 zu 2177,267 oder, wie 1 zu 289 an; die Commentatoren setzen sie bey genauerer Betrachtung der elliptischen Gestalt, wie 1 zu 287,86. Maupertuis (Sur la figure des astres) und Kraft (Comm. Acad. Petropol. To. VIII. p. 233. sqq.) finden nach andern Berechnungsarten auch 1 zu 289, so wie Hermann (Phoronom. p. 367. sqq.), dem ich oben bis auf eine Kleinigkeit gefolgt bin, weil seine Methode am besten zu der Formel für die Schwungkrast passet, die ich im Artikel Centralkräfte erwiesen habe, und hier brauchen mußte. Um zu erfahren, wieviel der Schwung an andern Orten der Erde von der Schwere hinwegnimmt, darf man nur den Bruch (1/289) mit dem Quadrate des Cosinus der geographischen Breite des Orts multipliciren. Unter elner Breite von 60°, deren Cosinus = 1/2 ist, wird dies nur 1/4 . (1/289) oder den 1156sten Theil betragen. Für die Breite von Paris 48° 15' 10" findet man den 668sten Theil. Bey den krummlinichten Bewegungen, welche auf der Erde durch allerley Kräfte hervorgebracht werden, z. B. beym Schwingen der Pendel, dem Wurfe, dem Schleudern im Kreise u. s. w., verbindet sich der daraus entstehende Schwung mit der Schwere auf sehr verschiedene Weise. Wenn Körper auf einem glatten wagrechten Boden liegen, der ihr ganzes Gewicht trägt, so kan man die Schwere ganz aus der Betrachtung lassen. Werden die Körper alsdann im Kreise geschwungen, so folgen sie den beym Worte Centralbewegung (Th. I. S. 482.) angeführten Gesetzen, in so fern es die Reibung und der Widerstand der Luft nicht hindert. Schwingt man aber einen schweren Körper am Faden in
Newton (Princip. L. III. prop. 19.), der die Berechnung hieruͤber auf eine andere Art fuͤhrt, giebt die Schwungkraſt unter dem Aequator zur Schwere, in der erſten Ausgabe, wie 1 zu 290 4/5; in den neuern, wo er ſie mit der Schwere in der Breite von Paris vergleicht, wie 7,54064 zu 2177,267 oder, wie 1 zu 289 an; die Commentatoren ſetzen ſie bey genauerer Betrachtung der elliptiſchen Geſtalt, wie 1 zu 287,86. Maupertuis (Sur la figure des aſtres) und Kraft (Comm. Acad. Petropol. To. VIII. p. 233. ſqq.) finden nach andern Berechnungsarten auch 1 zu 289, ſo wie Hermann (Phoronom. p. 367. ſqq.), dem ich oben bis auf eine Kleinigkeit gefolgt bin, weil ſeine Methode am beſten zu der Formel fuͤr die Schwungkraſt paſſet, die ich im Artikel Centralkraͤfte erwieſen habe, und hier brauchen mußte. Um zu erfahren, wieviel der Schwung an andern Orten der Erde von der Schwere hinwegnimmt, darf man nur den Bruch (1/289) mit dem Quadrate des Coſinus der geographiſchen Breite des Orts multipliciren. Unter elner Breite von 60°, deren Coſinus = 1/2 iſt, wird dies nur 1/4 . (1/289) oder den 1156ſten Theil betragen. Fuͤr die Breite von Paris 48° 15′ 10″ findet man den 668ſten Theil. Bey den krummlinichten Bewegungen, welche auf der Erde durch allerley Kraͤfte hervorgebracht werden, z. B. beym Schwingen der Pendel, dem Wurfe, dem Schleudern im Kreiſe u. ſ. w., verbindet ſich der daraus entſtehende Schwung mit der Schwere auf ſehr verſchiedene Weiſe. Wenn Koͤrper auf einem glatten wagrechten Boden liegen, der ihr ganzes Gewicht traͤgt, ſo kan man die Schwere ganz aus der Betrachtung laſſen. Werden die Koͤrper alsdann im Kreiſe geſchwungen, ſo folgen ſie den beym Worte Centralbewegung (Th. I. S. 482.) angefuͤhrten Geſetzen, in ſo fern es die Reibung und der Widerſtand der Luft nicht hindert. Schwingt man aber einen ſchweren Koͤrper am Faden in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0956" xml:id="P.3.950" n="950"/><lb/> Mit Weisheit hat alſo der Schoͤpfer dieſen Grad der Umbrehung gewaͤhlt, deſſen Wirkung nur ſo weit geht, daß ein Gewicht von 289 Pfund, aus dem Pole in den Aequator gebracht, nur um 1 Pfund leichter wird.</p> <p><hi rendition="#b">Newton</hi><hi rendition="#aq">(Princip. L. III. prop. 19.),</hi> der die Berechnung hieruͤber auf eine andere Art fuͤhrt, giebt die Schwungkraſt unter dem Aequator zur Schwere, in der erſten Ausgabe, wie 1 zu 290 4/5; in den neuern, wo er ſie mit der Schwere in der Breite von Paris vergleicht, wie 7,54064 zu 2177,267 oder, wie 1 zu 289 an; die Commentatoren ſetzen ſie bey genauerer Betrachtung der elliptiſchen Geſtalt, wie 1 zu 287,86. <hi rendition="#b">Maupertuis</hi> <hi rendition="#aq">(Sur la figure des aſtres)</hi> und <hi rendition="#b">Kraft</hi> <hi rendition="#aq">(Comm. Acad. Petropol. To. VIII. p. 233. ſqq.)</hi> finden nach andern Berechnungsarten auch 1 zu 289, ſo wie <hi rendition="#b">Hermann</hi> <hi rendition="#aq">(Phoronom. p. 367. ſqq.),</hi> dem ich oben bis auf eine Kleinigkeit gefolgt bin, weil ſeine Methode am beſten zu der Formel fuͤr die Schwungkraſt paſſet, die ich im Artikel <hi rendition="#b">Centralkraͤfte</hi> erwieſen habe, und hier brauchen mußte.</p> <p>Um zu erfahren, wieviel der Schwung an andern Orten der Erde von der Schwere hinwegnimmt, darf man nur den Bruch (1/289) mit dem Quadrate des Coſinus der geographiſchen Breite des Orts multipliciren. Unter elner Breite von 60°, deren Coſinus = 1/2 iſt, wird dies nur 1/4 . (1/289) oder den 1156ſten Theil betragen. Fuͤr die Breite von Paris 48° 15′ 10″ findet man den 668ſten Theil.</p> <p>Bey den krummlinichten Bewegungen, welche auf der Erde durch allerley Kraͤfte hervorgebracht werden, z. B. beym Schwingen der Pendel, dem Wurfe, dem Schleudern im Kreiſe u. ſ. w., verbindet ſich der daraus entſtehende Schwung mit der Schwere auf ſehr verſchiedene Weiſe. Wenn Koͤrper auf einem glatten wagrechten Boden liegen, der ihr ganzes Gewicht traͤgt, ſo kan man die Schwere ganz aus der Betrachtung laſſen. Werden die Koͤrper alsdann im Kreiſe geſchwungen, ſo folgen ſie den beym Worte <hi rendition="#b">Centralbewegung</hi> (Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 482.) angefuͤhrten Geſetzen, in ſo fern es die Reibung und der Widerſtand der Luft nicht hindert. Schwingt man aber einen ſchweren Koͤrper am Faden in<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [950/0956]
Mit Weisheit hat alſo der Schoͤpfer dieſen Grad der Umbrehung gewaͤhlt, deſſen Wirkung nur ſo weit geht, daß ein Gewicht von 289 Pfund, aus dem Pole in den Aequator gebracht, nur um 1 Pfund leichter wird.
Newton (Princip. L. III. prop. 19.), der die Berechnung hieruͤber auf eine andere Art fuͤhrt, giebt die Schwungkraſt unter dem Aequator zur Schwere, in der erſten Ausgabe, wie 1 zu 290 4/5; in den neuern, wo er ſie mit der Schwere in der Breite von Paris vergleicht, wie 7,54064 zu 2177,267 oder, wie 1 zu 289 an; die Commentatoren ſetzen ſie bey genauerer Betrachtung der elliptiſchen Geſtalt, wie 1 zu 287,86. Maupertuis (Sur la figure des aſtres) und Kraft (Comm. Acad. Petropol. To. VIII. p. 233. ſqq.) finden nach andern Berechnungsarten auch 1 zu 289, ſo wie Hermann (Phoronom. p. 367. ſqq.), dem ich oben bis auf eine Kleinigkeit gefolgt bin, weil ſeine Methode am beſten zu der Formel fuͤr die Schwungkraſt paſſet, die ich im Artikel Centralkraͤfte erwieſen habe, und hier brauchen mußte.
Um zu erfahren, wieviel der Schwung an andern Orten der Erde von der Schwere hinwegnimmt, darf man nur den Bruch (1/289) mit dem Quadrate des Coſinus der geographiſchen Breite des Orts multipliciren. Unter elner Breite von 60°, deren Coſinus = 1/2 iſt, wird dies nur 1/4 . (1/289) oder den 1156ſten Theil betragen. Fuͤr die Breite von Paris 48° 15′ 10″ findet man den 668ſten Theil.
Bey den krummlinichten Bewegungen, welche auf der Erde durch allerley Kraͤfte hervorgebracht werden, z. B. beym Schwingen der Pendel, dem Wurfe, dem Schleudern im Kreiſe u. ſ. w., verbindet ſich der daraus entſtehende Schwung mit der Schwere auf ſehr verſchiedene Weiſe. Wenn Koͤrper auf einem glatten wagrechten Boden liegen, der ihr ganzes Gewicht traͤgt, ſo kan man die Schwere ganz aus der Betrachtung laſſen. Werden die Koͤrper alsdann im Kreiſe geſchwungen, ſo folgen ſie den beym Worte Centralbewegung (Th. I. S. 482.) angefuͤhrten Geſetzen, in ſo fern es die Reibung und der Widerſtand der Luft nicht hindert. Schwingt man aber einen ſchweren Koͤrper am Faden in
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