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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Schwererde, Schwerspatherde, Terra ponderosa, Barytes, Terre pondereuse ou du Spath pesant.

Eine eigne von den übrigen wesentlich unterschiedene Erde, welche mit der Vitriolsäure verbunden den Schwerspath giebt, und aus demselben erhalten werden kan, wenn man ihn gepülvert mit 1 1/2 -- 2 Theilen Weinsteinsalz calcinirt, und das daraus entstehende salzige Gemisch in destillirtem Wasser auflöset und durchseihet. Hiebey verbindet sich die Vitriolsäure mit dem Laugensalze, und die Schwererde mit der Luftsäure des letztern; es bleibt also im Filtrum eine rohe, luftsäurehaltige Schwererde (terra ponderosa aerata) übrig, die noch durch Absüßen von den anhängenden Salztheilen befreyt werden muß. Diese wird durchs Brennen von Luftsäure und Wasser befreyt, und giebt alsdann die gebrannte oder reine Schwererde, welche, wie der gebrannte Kalk, brennend und scharfvon Geschmack, auch in 900 Theilen Wasser auflöslich ist.

Die Schwererde findet sich außer dem Schwerspathe auch im Braunstein. Im letztern entdeckte sie Scheele (Vom Braunstein, in Schwed. Abhandl. 1774. und in Crells Neusten Entd. Th. I. S. 113. 124. 133.) zuerst, erfuhr aber bald darauf von Gahn (Bergmanns Anm. zu Scheffers chym. Vorles. §. 167.), daß sie den Grundtheil des Schwerspaths ausmache, den man bisher für kalkartig gehalten hatte. Er suchte sie also in dieser Steinart auf, bestätigte ihr Daseyn und lehrte ihre Eigenschaften (Abh. von Luft und Feuer. §. 95.), welche Bergmann und de Morveau (Journal de phys. 1781. Mars et Octobr.) noch weiter untersucht haben.

Die rohe Schwererde ist weiß, unschmackhaft, fein, und unter den einfachen Erden die schwerste, indem ihr eigenthümliches Gewicht nach Bergmann 3,773 beträgt. Sie ist, wie schon aus dem Vorigen erhellet, der Kalkerde ähnlich, dennoch aber durch ihre Verwand<*>schaften eigenthümlich von letzterer unterschieden. Die gebrannte Schwererde ist, wie der lebendige Kalk, ätzend, löset sich in den Säuren ohne Aufbrausen auf, und macht auch die milden Laugensalze ätzend.


Schwererde, Schwerſpatherde, Terra ponderoſa, Barytes, Terre pondereuſe ou du Spath peſant.

Eine eigne von den uͤbrigen weſentlich unterſchiedene Erde, welche mit der Vitriolſaͤure verbunden den Schwerſpath giebt, und aus demſelben erhalten werden kan, wenn man ihn gepuͤlvert mit 1 1/2 — 2 Theilen Weinſteinſalz calcinirt, und das daraus entſtehende ſalzige Gemiſch in deſtillirtem Waſſer aufloͤſet und durchſeihet. Hiebey verbindet ſich die Vitriolſaͤure mit dem Laugenſalze, und die Schwererde mit der Luftſaͤure des letztern; es bleibt alſo im Filtrum eine rohe, luftſaͤurehaltige Schwererde (terra ponderoſa aërata) uͤbrig, die noch durch Abſuͤßen von den anhaͤngenden Salztheilen befreyt werden muß. Dieſe wird durchs Brennen von Luftſaͤure und Waſſer befreyt, und giebt alsdann die gebrannte oder reine Schwererde, welche, wie der gebrannte Kalk, brennend und ſcharfvon Geſchmack, auch in 900 Theilen Waſſer aufloͤslich iſt.

Die Schwererde findet ſich außer dem Schwerſpathe auch im Braunſtein. Im letztern entdeckte ſie Scheele (Vom Braunſtein, in Schwed. Abhandl. 1774. und in Crells Neuſten Entd. Th. I. S. 113. 124. 133.) zuerſt, erfuhr aber bald darauf von Gahn (Bergmanns Anm. zu Scheffers chym. Vorleſ. §. 167.), daß ſie den Grundtheil des Schwerſpaths ausmache, den man bisher fuͤr kalkartig gehalten hatte. Er ſuchte ſie alſo in dieſer Steinart auf, beſtaͤtigte ihr Daſeyn und lehrte ihre Eigenſchaften (Abh. von Luft und Feuer. §. 95.), welche Bergmann und de Morveau (Journal de phyſ. 1781. Mars et Octobr.) noch weiter unterſucht haben.

Die rohe Schwererde iſt weiß, unſchmackhaft, fein, und unter den einfachen Erden die ſchwerſte, indem ihr eigenthuͤmliches Gewicht nach Bergmann 3,773 betraͤgt. Sie iſt, wie ſchon aus dem Vorigen erhellet, der Kalkerde aͤhnlich, dennoch aber durch ihre Verwand<*>ſchaften eigenthuͤmlich von letzterer unterſchieden. Die gebrannte Schwererde iſt, wie der lebendige Kalk, aͤtzend, loͤſet ſich in den Saͤuren ohne Aufbrauſen auf, und macht auch die milden Laugenſalze aͤtzend.

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[921/0927] Schwererde, Schwerſpatherde, Terra ponderoſa, Barytes, Terre pondereuſe ou du Spath peſant. Eine eigne von den uͤbrigen weſentlich unterſchiedene Erde, welche mit der Vitriolſaͤure verbunden den Schwerſpath giebt, und aus demſelben erhalten werden kan, wenn man ihn gepuͤlvert mit 1 1/2 — 2 Theilen Weinſteinſalz calcinirt, und das daraus entſtehende ſalzige Gemiſch in deſtillirtem Waſſer aufloͤſet und durchſeihet. Hiebey verbindet ſich die Vitriolſaͤure mit dem Laugenſalze, und die Schwererde mit der Luftſaͤure des letztern; es bleibt alſo im Filtrum eine rohe, luftſaͤurehaltige Schwererde (terra ponderoſa aërata) uͤbrig, die noch durch Abſuͤßen von den anhaͤngenden Salztheilen befreyt werden muß. Dieſe wird durchs Brennen von Luftſaͤure und Waſſer befreyt, und giebt alsdann die gebrannte oder reine Schwererde, welche, wie der gebrannte Kalk, brennend und ſcharfvon Geſchmack, auch in 900 Theilen Waſſer aufloͤslich iſt. Die Schwererde findet ſich außer dem Schwerſpathe auch im Braunſtein. Im letztern entdeckte ſie Scheele (Vom Braunſtein, in Schwed. Abhandl. 1774. und in Crells Neuſten Entd. Th. I. S. 113. 124. 133.) zuerſt, erfuhr aber bald darauf von Gahn (Bergmanns Anm. zu Scheffers chym. Vorleſ. §. 167.), daß ſie den Grundtheil des Schwerſpaths ausmache, den man bisher fuͤr kalkartig gehalten hatte. Er ſuchte ſie alſo in dieſer Steinart auf, beſtaͤtigte ihr Daſeyn und lehrte ihre Eigenſchaften (Abh. von Luft und Feuer. §. 95.), welche Bergmann und de Morveau (Journal de phyſ. 1781. Mars et Octobr.) noch weiter unterſucht haben. Die rohe Schwererde iſt weiß, unſchmackhaft, fein, und unter den einfachen Erden die ſchwerſte, indem ihr eigenthuͤmliches Gewicht nach Bergmann 3,773 betraͤgt. Sie iſt, wie ſchon aus dem Vorigen erhellet, der Kalkerde aͤhnlich, dennoch aber durch ihre Verwand<*>ſchaften eigenthuͤmlich von letzterer unterſchieden. Die gebrannte Schwererde iſt, wie der lebendige Kalk, aͤtzend, loͤſet ſich in den Saͤuren ohne Aufbrauſen auf, und macht auch die milden Laugenſalze aͤtzend.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 921. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/927>, abgerufen am 22.11.2024.