Phosphorus. Nach Bergmanns Angaben lassen sich auch schwererdige und bittersalzerdige Schwefellebern bereiten. Die flüchtige Schwefelleber, welche man auch Boylens rauchenden Geist, Beguins Schwefelöl, geschwefelten Salmiakgeist nennt, wird aus Schwefel, Salmiak und ungelöschtem Kalk destillirt.
Mit den Metallen verbindet sich der Schwesel sehr leicht, und ist eines ihrer gewöhnlichsten Vererzungsmittel. Nur mit dem Golde und der Platina geschieht diese Vereinigung nicht ohne Zwischenmittel, und was den Zink betrift, so wird die Möglichkeit seiner Verbindung mit dem Schwefel von den Chymikern fast allgemein geläugnet. Man befreyt die Metalle vom Schwefel entweder durch das Rösten, oder durch Säuren, die den Schwefel nicht angreifen, oder durch andere mit dem Schwefel näher verwandte Metalle, wovon bey den Hüttenarbeiten häufige Beyspiele vorkommen.
Die Oele und Fettigkeiten lösen den Schwefel mit Hülfe der Wärme vollkommen auf, und geben dadurch die Schwefelbalsame, welche eine bräunliche Farbe, einen starken Schwefelgeruch, und einen scharfen unangenehmen Geschmack haben. Die ätherischen Oele können in der Hitze weit mehr Schwefel aufgelößt erhalten, als wenn sie kälter werden; daher krystallisirt sich in den Auflösungen beym Erkalten ein Theil des Schwefels, in langen rothen Krystallen, die man Schwefelrubine nennt. Die schmierigen Oele und der Schwefel werden durch die Einwirkung auf einander einigermaßen zersetzt, daher sich der Schwefelgeruch der Balsame und die Entstehung der Schwefelsäure erklärt, die man durch die Destillation aus ihnen erhalten kan.
Alle diese Phänomene stimmen mit Stahls Behauptung überein, daß der Schwefel blos aus Vitriolsäure und reinem Brennbaren bestehe. Dieser Satz ist auch zeither von den Chymisten allgemein angenommen worden. Inzwischen hat Lavoisier, nach seinem an mehrern Stellen dieses Wörterbuchs erwähnten antiphlogistischen System, den Schwefel für einen einfachern Stof erklärt, welcher nicht Vitriolsäure in sich enthalte, sondern vielmehr selbst einen
Phosphorus. Nach Bergmanns Angaben laſſen ſich auch ſchwererdige und bitterſalzerdige Schwefellebern bereiten. Die fluͤchtige Schwefelleber, welche man auch Boylens rauchenden Geiſt, Beguins Schwefeloͤl, geſchwefelten Salmiakgeiſt nennt, wird aus Schwefel, Salmiak und ungeloͤſchtem Kalk deſtillirt.
Mit den Metallen verbindet ſich der Schweſel ſehr leicht, und iſt eines ihrer gewoͤhnlichſten Vererzungsmittel. Nur mit dem Golde und der Platina geſchieht dieſe Vereinigung nicht ohne Zwiſchenmittel, und was den Zink betrift, ſo wird die Moͤglichkeit ſeiner Verbindung mit dem Schwefel von den Chymikern faſt allgemein gelaͤugnet. Man befreyt die Metalle vom Schwefel entweder durch das Roͤſten, oder durch Saͤuren, die den Schwefel nicht angreifen, oder durch andere mit dem Schwefel naͤher verwandte Metalle, wovon bey den Huͤttenarbeiten haͤufige Beyſpiele vorkommen.
Die Oele und Fettigkeiten loͤſen den Schwefel mit Huͤlfe der Waͤrme vollkommen auf, und geben dadurch die Schwefelbalſame, welche eine braͤunliche Farbe, einen ſtarken Schwefelgeruch, und einen ſcharfen unangenehmen Geſchmack haben. Die aͤtheriſchen Oele koͤnnen in der Hitze weit mehr Schwefel aufgeloͤßt erhalten, als wenn ſie kaͤlter werden; daher kryſtalliſirt ſich in den Aufloͤſungen beym Erkalten ein Theil des Schwefels, in langen rothen Kryſtallen, die man Schwefelrubine nennt. Die ſchmierigen Oele und der Schwefel werden durch die Einwirkung auf einander einigermaßen zerſetzt, daher ſich der Schwefelgeruch der Balſame und die Entſtehung der Schwefelſaͤure erklaͤrt, die man durch die Deſtillation aus ihnen erhalten kan.
Alle dieſe Phaͤnomene ſtimmen mit Stahls Behauptung uͤberein, daß der Schwefel blos aus Vitriolſaͤure und reinem Brennbaren beſtehe. Dieſer Satz iſt auch zeither von den Chymiſten allgemein angenommen worden. Inzwiſchen hat Lavoiſier, nach ſeinem an mehrern Stellen dieſes Woͤrterbuchs erwaͤhnten antiphlogiſtiſchen Syſtem, den Schwefel fuͤr einen einfachern Stof erklaͤrt, welcher nicht Vitriolſaͤure in ſich enthalte, ſondern vielmehr ſelbſt einen
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Phosphorus. Nach Bergmanns Angaben laſſen ſich auch ſchwererdige und bitterſalzerdige Schwefellebern bereiten. Die fluͤchtige Schwefelleber, welche man auch Boylens rauchenden Geiſt, Beguins Schwefeloͤl, geſchwefelten Salmiakgeiſt nennt, wird aus Schwefel, Salmiak und ungeloͤſchtem Kalk deſtillirt.
Mit den Metallen verbindet ſich der Schweſel ſehr leicht, und iſt eines ihrer gewoͤhnlichſten Vererzungsmittel. Nur mit dem Golde und der Platina geſchieht dieſe Vereinigung nicht ohne Zwiſchenmittel, und was den Zink betrift, ſo wird die Moͤglichkeit ſeiner Verbindung mit dem Schwefel von den Chymikern faſt allgemein gelaͤugnet. Man befreyt die Metalle vom Schwefel entweder durch das Roͤſten, oder durch Saͤuren, die den Schwefel nicht angreifen, oder durch andere mit dem Schwefel naͤher verwandte Metalle, wovon bey den Huͤttenarbeiten haͤufige Beyſpiele vorkommen.
Die Oele und Fettigkeiten loͤſen den Schwefel mit Huͤlfe der Waͤrme vollkommen auf, und geben dadurch die Schwefelbalſame, welche eine braͤunliche Farbe, einen ſtarken Schwefelgeruch, und einen ſcharfen unangenehmen Geſchmack haben. Die aͤtheriſchen Oele koͤnnen in der Hitze weit mehr Schwefel aufgeloͤßt erhalten, als wenn ſie kaͤlter werden; daher kryſtalliſirt ſich in den Aufloͤſungen beym Erkalten ein Theil des Schwefels, in langen rothen Kryſtallen, die man Schwefelrubine nennt. Die ſchmierigen Oele und der Schwefel werden durch die Einwirkung auf einander einigermaßen zerſetzt, daher ſich der Schwefelgeruch der Balſame und die Entſtehung der Schwefelſaͤure erklaͤrt, die man durch die Deſtillation aus ihnen erhalten kan.
Alle dieſe Phaͤnomene ſtimmen mit Stahls Behauptung uͤberein, daß der Schwefel blos aus Vitriolſaͤure und reinem Brennbaren beſtehe. Dieſer Satz iſt auch zeither von den Chymiſten allgemein angenommen worden. Inzwiſchen hat Lavoiſier, nach ſeinem an mehrern Stellen dieſes Woͤrterbuchs erwaͤhnten antiphlogiſtiſchen Syſtem, den Schwefel fuͤr einen einfachern Stof erklaͤrt, welcher nicht Vitriolſaͤure in ſich enthalte, ſondern vielmehr ſelbſt einen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 880. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/886>, abgerufen am 15.08.2024.
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