ein wenig verdünnte Vitriolsäure, so wird der Geruch fast unerträglich, und es schlägt sich ein weißes Pulver, die Schwefelmilch, nieder, die durch Zusammenschmelzen wieder gewöhnlichen Schwefel liefert. Das hiebey entwickelte Gas ist Schwefelleberluft, s. Gas, hepatisches, dergleichen sich auch aus der trocknen Schwefelleber, wenn sie mit Wasser in Berührung kömmt, und aus der Auflösung in der Hitze, ohne Zusatz einer Säure, entbindet. Wenn die Schwefelleber durch langes Stehen an der Luft, oder durch anhaltendes Rösten, von allem Flüchtigen befreyt wird, so verwandelt sie sich endlich in ein gewöhnliches vitriolisches Neutralsalz.
Umgekehrt erhält man aus den vitriolischen Neutralsalzen eine wahre Schwefelleber, wenn man dieselben mit gleichen Theilen vom firen Alkali und etwas Kohlenstaub zusammenschmelzt. Die ausgegoßne Masse, worinn die Kohlen wirklich aufgelöset sind, hat eine grünliche Farbe, löst sich im Wasser auf, und läßt nach dem Durchseihen, bey zugesetzter Säure, einen künstlichen Schwefel fallen. Diese Bereitung beweiset die Mischung des Schwefels aus Vitriolsäure und Phlogiston noch deutlicher, und weil dabey alle Arten von Kohlen einerley Schwefel geben, so schloß Stahl(Exp. novum verum sulphur arte producendi, in Opusc. p. 299.), daß das Brennbare aller Körper einerley sey.
Die Schwefelleber ist ein mächtiges Auflösungsmittel der Metalle, wenn man sie zu dem fließenden Metalle trägt, und nach der Verbindung sogleich vom Feuer hinwegnimmt. So löset sie alle Metalle, nur den Zink nicht, auf, und macht sie mit sich im Wasser auflöslich.
Lebendiger Kalk mit einem Viertel gepülverten Schwefel gemengt, und nach und nach mit Wasser gelöscht, giebt eine kalkartige Schwefelleber, dergleichen man auch erhält, wenn man Gyps mit verbrennlichen Körpern im Feuer behandelt, wo der Gyps die Vitriolsäure hergiebt. Wenn man die kalkartigen Schwefellebern röstet, so bleibt ein Gyps zurück, der sehr gut zu Lichtsaugern dient. Ein Beyspiel hievon giebt die Bereitung von Cantons Phosphorus, s.
ein wenig verduͤnnte Vitriolſaͤure, ſo wird der Geruch faſt unertraͤglich, und es ſchlaͤgt ſich ein weißes Pulver, die Schwefelmilch, nieder, die durch Zuſammenſchmelzen wieder gewoͤhnlichen Schwefel liefert. Das hiebey entwickelte Gas iſt Schwefelleberluft, ſ. Gas, hepatiſches, dergleichen ſich auch aus der trocknen Schwefelleber, wenn ſie mit Waſſer in Beruͤhrung koͤmmt, und aus der Aufloͤſung in der Hitze, ohne Zuſatz einer Saͤure, entbindet. Wenn die Schwefelleber durch langes Stehen an der Luft, oder durch anhaltendes Roͤſten, von allem Fluͤchtigen befreyt wird, ſo verwandelt ſie ſich endlich in ein gewoͤhnliches vitrioliſches Neutralſalz.
Umgekehrt erhaͤlt man aus den vitrioliſchen Neutralſalzen eine wahre Schwefelleber, wenn man dieſelben mit gleichen Theilen vom firen Alkali und etwas Kohlenſtaub zuſammenſchmelzt. Die ausgegoßne Maſſe, worinn die Kohlen wirklich aufgeloͤſet ſind, hat eine gruͤnliche Farbe, loͤſt ſich im Waſſer auf, und laͤßt nach dem Durchſeihen, bey zugeſetzter Saͤure, einen kuͤnſtlichen Schwefel fallen. Dieſe Bereitung beweiſet die Miſchung des Schwefels aus Vitriolſaͤure und Phlogiſton noch deutlicher, und weil dabey alle Arten von Kohlen einerley Schwefel geben, ſo ſchloß Stahl(Exp. novum verum ſulphur arte producendi, in Opuſc. p. 299.), daß das Brennbare aller Koͤrper einerley ſey.
Die Schwefelleber iſt ein maͤchtiges Aufloͤſungsmittel der Metalle, wenn man ſie zu dem fließenden Metalle traͤgt, und nach der Verbindung ſogleich vom Feuer hinwegnimmt. So loͤſet ſie alle Metalle, nur den Zink nicht, auf, und macht ſie mit ſich im Waſſer aufloͤslich.
Lebendiger Kalk mit einem Viertel gepuͤlverten Schwefel gemengt, und nach und nach mit Waſſer geloͤſcht, giebt eine kalkartige Schwefelleber, dergleichen man auch erhaͤlt, wenn man Gyps mit verbrennlichen Koͤrpern im Feuer behandelt, wo der Gyps die Vitriolſaͤure hergiebt. Wenn man die kalkartigen Schwefellebern roͤſtet, ſo bleibt ein Gyps zuruͤck, der ſehr gut zu Lichtſaugern dient. Ein Beyſpiel hievon giebt die Bereitung von Cantons Phosphorus, ſ.
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ein wenig verduͤnnte Vitriolſaͤure, ſo wird der Geruch faſt unertraͤglich, und es ſchlaͤgt ſich ein weißes Pulver, die Schwefelmilch, nieder, die durch Zuſammenſchmelzen wieder gewoͤhnlichen Schwefel liefert. Das hiebey entwickelte Gas iſt Schwefelleberluft, ſ. Gas, hepatiſches, dergleichen ſich auch aus der trocknen Schwefelleber, wenn ſie mit Waſſer in Beruͤhrung koͤmmt, und aus der Aufloͤſung in der Hitze, ohne Zuſatz einer Saͤure, entbindet. Wenn die Schwefelleber durch langes Stehen an der Luft, oder durch anhaltendes Roͤſten, von allem Fluͤchtigen befreyt wird, ſo verwandelt ſie ſich endlich in ein gewoͤhnliches vitrioliſches Neutralſalz.
Umgekehrt erhaͤlt man aus den vitrioliſchen Neutralſalzen eine wahre Schwefelleber, wenn man dieſelben mit gleichen Theilen vom firen Alkali und etwas Kohlenſtaub zuſammenſchmelzt. Die ausgegoßne Maſſe, worinn die Kohlen wirklich aufgeloͤſet ſind, hat eine gruͤnliche Farbe, loͤſt ſich im Waſſer auf, und laͤßt nach dem Durchſeihen, bey zugeſetzter Saͤure, einen kuͤnſtlichen Schwefel fallen. Dieſe Bereitung beweiſet die Miſchung des Schwefels aus Vitriolſaͤure und Phlogiſton noch deutlicher, und weil dabey alle Arten von Kohlen einerley Schwefel geben, ſo ſchloß Stahl (Exp. novum verum ſulphur arte producendi, in Opuſc. p. 299.), daß das Brennbare aller Koͤrper einerley ſey.
Die Schwefelleber iſt ein maͤchtiges Aufloͤſungsmittel der Metalle, wenn man ſie zu dem fließenden Metalle traͤgt, und nach der Verbindung ſogleich vom Feuer hinwegnimmt. So loͤſet ſie alle Metalle, nur den Zink nicht, auf, und macht ſie mit ſich im Waſſer aufloͤslich.
Lebendiger Kalk mit einem Viertel gepuͤlverten Schwefel gemengt, und nach und nach mit Waſſer geloͤſcht, giebt eine kalkartige Schwefelleber, dergleichen man auch erhaͤlt, wenn man Gyps mit verbrennlichen Koͤrpern im Feuer behandelt, wo der Gyps die Vitriolſaͤure hergiebt. Wenn man die kalkartigen Schwefellebern roͤſtet, ſo bleibt ein Gyps zuruͤck, der ſehr gut zu Lichtſaugern dient. Ein Beyſpiel hievon giebt die Bereitung von Cantons Phosphorus, ſ.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 879. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/885>, abgerufen am 22.11.2024.
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