verschiedenen Längen und Richtungen über einander häufen, sehr oft aber auch zu drey und dreyen an einander hängen, und dadurch sechsspitzige Sterne, wie Taf. XXI. Fig. 133. bilden. Bisweilen sind die Nadeln dieser Sterne glatt, bisweilen auch, wie Fig. 134. mit kleinern Nadeln oder Aesten besetzt. Die Figuren, welche hieraus entstehen, sind unendlich mannigfaltig, und in großer Menge von D. Hook(Micrographia p. 88.),Engelman(Het regt gebruyk der natuur beschouwingen in een verhandeling over de sneewfiguren. Haarlem, 1747.),Nehemiah Grew, D. Langwith und Netris(Philos. Trans. num. 92. num. 376. und Vol. XLIX. Part. 2. p. 644.),Guettard(Mem. de Paris, 1762.),Holmann(Comment. Goetting. Tom. III. p. 24.) u. a. beschrieben und abgebildet. Musschenbroek(Introd. ad phil. nat. Tom. II. Tab. LXI.) theilt die merkwürdigsten derselben mit. Alle haben die sechsspitzige Sterngestalt unter sich gemein, in der sich die Neigung der Theile, unter Winkeln von 60° und 120° zusammenzugehen, nicht verkennen läßt. Auch die kleinern Nadeln oder Zweige sitzen an den größern unter Winkeln von dieser Größe. Nur sehr selten hat man Sterne von 12 Spitzen, oder Verbindung unter Winkeln von 30°, bemerkt. So verschieden die Figuren sind, so bestehen doch gewöhnlich bey jedem Falle des Schnees alle Flocken aus Sternen von einerley Gestalt. Der erste, der diesen regelmäßigen Bau der Schneeflocken wahrnahm, war Kepler(Strena, s. de nive sexangula. Frf. 1611. 4. et in Casp. Dornavii Amphitheatro sapientiae Socraticae. p. 751.).
Da man eben dieses Bestreben nach Vereinigung unter Winkeln von 60° und 120° auch bey der Entstehung des Eises wahrnimmt, s. Eis (Th. 1. S. 675.), so ist wohl kein Zweifel, daß es dem Gefrieren des Wassers eigen sey. Dieses Gefrieren nemlich ist eine wahre Krystallifation, wobey die Theile, wenn der Uebergang in den festen Zustand nicht allzuplötzlich geschieht, allemal eine regelmäßige Gestalt annehmen, s. Krystallisation. Dürfte man der Vermuthung Raum geben, daß diese Krystallisationsgestalten
verſchiedenen Laͤngen und Richtungen uͤber einander haͤufen, ſehr oft aber auch zu drey und dreyen an einander haͤngen, und dadurch ſechsſpitzige Sterne, wie Taf. XXI. Fig. 133. bilden. Bisweilen ſind die Nadeln dieſer Sterne glatt, bisweilen auch, wie Fig. 134. mit kleinern Nadeln oder Aeſten beſetzt. Die Figuren, welche hieraus entſtehen, ſind unendlich mannigfaltig, und in großer Menge von D. Hook(Micrographia p. 88.),Engelman(Het regt gebruyk der natuur beſchouwingen in een verhandeling over de ſneewfiguren. Haarlem, 1747.),Nehemiah Grew, D. Langwith und Netris(Philoſ. Trans. num. 92. num. 376. und Vol. XLIX. Part. 2. p. 644.),Guettard(Mém. de Paris, 1762.),Holmann(Comment. Goetting. Tom. III. p. 24.) u. a. beſchrieben und abgebildet. Muſſchenbroek(Introd. ad phil. nat. Tom. II. Tab. LXI.) theilt die merkwuͤrdigſten derſelben mit. Alle haben die ſechsſpitzige Sterngeſtalt unter ſich gemein, in der ſich die Neigung der Theile, unter Winkeln von 60° und 120° zuſammenzugehen, nicht verkennen laͤßt. Auch die kleinern Nadeln oder Zweige ſitzen an den groͤßern unter Winkeln von dieſer Groͤße. Nur ſehr ſelten hat man Sterne von 12 Spitzen, oder Verbindung unter Winkeln von 30°, bemerkt. So verſchieden die Figuren ſind, ſo beſtehen doch gewoͤhnlich bey jedem Falle des Schnees alle Flocken aus Sternen von einerley Geſtalt. Der erſte, der dieſen regelmaͤßigen Bau der Schneeflocken wahrnahm, war Kepler(Strena, ſ. de nive ſexangula. Frf. 1611. 4. et in Caſp. Dornavii Amphitheatro ſapientiae Socraticae. p. 751.).
Da man eben dieſes Beſtreben nach Vereinigung unter Winkeln von 60° und 120° auch bey der Entſtehung des Eiſes wahrnimmt, ſ. Eis (Th. 1. S. 675.), ſo iſt wohl kein Zweifel, daß es dem Gefrieren des Waſſers eigen ſey. Dieſes Gefrieren nemlich iſt eine wahre Kryſtallifation, wobey die Theile, wenn der Uebergang in den feſten Zuſtand nicht allzuploͤtzlich geſchieht, allemal eine regelmaͤßige Geſtalt annehmen, ſ. Kryſtalliſation. Duͤrfte man der Vermuthung Raum geben, daß dieſe Kryſtalliſationsgeſtalten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0869"xml:id="P.3.863"n="863"/><lb/>
verſchiedenen Laͤngen und Richtungen uͤber einander haͤufen, ſehr oft aber auch zu drey und dreyen an einander haͤngen, und dadurch <hirendition="#b">ſechsſpitzige Sterne,</hi> wie Taf. <hirendition="#aq">XXI.</hi> Fig. 133. bilden. Bisweilen ſind die Nadeln dieſer Sterne glatt, bisweilen auch, wie Fig. 134. mit kleinern Nadeln oder Aeſten beſetzt. Die Figuren, welche hieraus entſtehen, ſind unendlich mannigfaltig, und in großer Menge von <hirendition="#b">D. Hook</hi><hirendition="#aq">(Micrographia p. 88.),</hi><hirendition="#b">Engelman</hi><hirendition="#aq">(Het regt gebruyk der natuur beſchouwingen in een verhandeling over de ſneewfiguren. Haarlem, 1747.),</hi><hirendition="#b">Nehemiah Grew, D. Langwith</hi> und <hirendition="#b">Netris</hi><hirendition="#aq">(Philoſ. Trans. num. 92. num. 376.</hi> und <hirendition="#aq">Vol. XLIX. Part. 2. p. 644.),</hi><hirendition="#b">Guettard</hi><hirendition="#aq">(Mém. de Paris, 1762.),</hi><hirendition="#b">Holmann</hi><hirendition="#aq">(Comment. Goetting. Tom. III. p. 24.)</hi> u. a. beſchrieben und abgebildet. <hirendition="#b">Muſſchenbroek</hi><hirendition="#aq">(Introd. ad phil. nat. Tom. II. Tab. LXI.)</hi> theilt die merkwuͤrdigſten derſelben mit. Alle haben die ſechsſpitzige Sterngeſtalt unter ſich gemein, in der ſich die Neigung der Theile, unter Winkeln von 60° und 120° zuſammenzugehen, nicht verkennen laͤßt. Auch die kleinern Nadeln oder Zweige ſitzen an den groͤßern unter Winkeln von dieſer Groͤße. Nur ſehr ſelten hat man Sterne von 12 Spitzen, oder Verbindung unter Winkeln von 30°, bemerkt. So verſchieden die Figuren ſind, ſo beſtehen doch gewoͤhnlich bey jedem Falle des Schnees alle Flocken aus Sternen von einerley Geſtalt. Der erſte, der dieſen regelmaͤßigen Bau der Schneeflocken wahrnahm, war <hirendition="#b">Kepler</hi><hirendition="#aq">(Strena, ſ. de nive ſexangula. Frf. 1611. 4. et in <hirendition="#i">Caſp. Dornavii</hi> Amphitheatro ſapientiae Socraticae. p. 751.).</hi></p><p>Da man eben dieſes Beſtreben nach Vereinigung unter Winkeln von 60° und 120° auch bey der Entſtehung des Eiſes wahrnimmt, <hirendition="#b">ſ. Eis</hi> (Th. 1. S. 675.), ſo iſt wohl kein Zweifel, daß es dem Gefrieren des Waſſers eigen ſey. Dieſes Gefrieren nemlich iſt eine wahre Kryſtallifation, wobey die Theile, wenn der Uebergang in den feſten Zuſtand nicht allzuploͤtzlich geſchieht, allemal eine regelmaͤßige Geſtalt annehmen, <hirendition="#b">ſ. Kryſtalliſation.</hi> Duͤrfte man der Vermuthung Raum geben, daß dieſe Kryſtalliſationsgeſtalten<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[863/0869]
verſchiedenen Laͤngen und Richtungen uͤber einander haͤufen, ſehr oft aber auch zu drey und dreyen an einander haͤngen, und dadurch ſechsſpitzige Sterne, wie Taf. XXI. Fig. 133. bilden. Bisweilen ſind die Nadeln dieſer Sterne glatt, bisweilen auch, wie Fig. 134. mit kleinern Nadeln oder Aeſten beſetzt. Die Figuren, welche hieraus entſtehen, ſind unendlich mannigfaltig, und in großer Menge von D. Hook (Micrographia p. 88.), Engelman (Het regt gebruyk der natuur beſchouwingen in een verhandeling over de ſneewfiguren. Haarlem, 1747.), Nehemiah Grew, D. Langwith und Netris (Philoſ. Trans. num. 92. num. 376. und Vol. XLIX. Part. 2. p. 644.), Guettard (Mém. de Paris, 1762.), Holmann (Comment. Goetting. Tom. III. p. 24.) u. a. beſchrieben und abgebildet. Muſſchenbroek (Introd. ad phil. nat. Tom. II. Tab. LXI.) theilt die merkwuͤrdigſten derſelben mit. Alle haben die ſechsſpitzige Sterngeſtalt unter ſich gemein, in der ſich die Neigung der Theile, unter Winkeln von 60° und 120° zuſammenzugehen, nicht verkennen laͤßt. Auch die kleinern Nadeln oder Zweige ſitzen an den groͤßern unter Winkeln von dieſer Groͤße. Nur ſehr ſelten hat man Sterne von 12 Spitzen, oder Verbindung unter Winkeln von 30°, bemerkt. So verſchieden die Figuren ſind, ſo beſtehen doch gewoͤhnlich bey jedem Falle des Schnees alle Flocken aus Sternen von einerley Geſtalt. Der erſte, der dieſen regelmaͤßigen Bau der Schneeflocken wahrnahm, war Kepler (Strena, ſ. de nive ſexangula. Frf. 1611. 4. et in Caſp. Dornavii Amphitheatro ſapientiae Socraticae. p. 751.).
Da man eben dieſes Beſtreben nach Vereinigung unter Winkeln von 60° und 120° auch bey der Entſtehung des Eiſes wahrnimmt, ſ. Eis (Th. 1. S. 675.), ſo iſt wohl kein Zweifel, daß es dem Gefrieren des Waſſers eigen ſey. Dieſes Gefrieren nemlich iſt eine wahre Kryſtallifation, wobey die Theile, wenn der Uebergang in den feſten Zuſtand nicht allzuploͤtzlich geſchieht, allemal eine regelmaͤßige Geſtalt annehmen, ſ. Kryſtalliſation. Duͤrfte man der Vermuthung Raum geben, daß dieſe Kryſtalliſationsgeſtalten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 863. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/869>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.