Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Diese Ingredienzien werden auf den Pulvermühlen unter gelinder Befeuchtung klar oder zu Mehlpulver gestampft, welches alsdann vermittelst des Durchdrückens durch Siebe gekörnt, durch Umdrehung in einer hohlen Walze oder Tonne geglättet und in der Wärme getrocknet wird. Es entsteht hieraus eine körnichte Masse, in welcher der Salpeter mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit verpuft, so daß die größten Mengen dieses Pulvers durch Entzündung eines einzigen Körnchens in einem Augenölicke auffliegen, und durch den plötzlichen Ueberfluß der dabey entwickelten elastischen Materien die schrecklichsten Wirkungen hervorbringen. Hawksbee (Philos. Trans. Num. 295.) bewieß durch folgenden Versuch, daß die Entzündung des Schießpulvers eine elastische Materie erzeuge. Er brachte ein glühendes Eisen unter die Glocke der Luftpumpe, zog die Luft heraus, ließ ein wenig Pulver darauf fallen, und sahe, daß das Quecksilber in dem Elasticitärszeiger bey der Entzündung sehr tief herabfiel, und darauf zwar wieder stieg, aber seine vorige Höhe bey weitem nicht erreichte. Eine geringe Quantität Pulver brachte das Quecksilber auf 12 3/4 Zoll herab, wenn es zuvor bey ausgeleerter Glocke auf 29 1/2 Zoll gestanden hatte. Mithin war die Glocke mit einem elastischen Fluidum angefüllt, das sich aus dem wenigen Pulver entbunden hatte. So zeigt er auch (Physico - mechanical experiments, p. 81.), daß das Abbrennen des Pulvers in eingeschloßner Luft die Menge dieser Luft vermehrt. Man hat seitdem die Gewalt des Pulvers einstimmig dieser entwickelten
Dieſe Ingredienzien werden auf den Pulvermuͤhlen unter gelinder Befeuchtung klar oder zu Mehlpulver geſtampft, welches alsdann vermittelſt des Durchdruͤckens durch Siebe gekoͤrnt, durch Umdrehung in einer hohlen Walze oder Tonne geglaͤttet und in der Waͤrme getrocknet wird. Es entſteht hieraus eine koͤrnichte Maſſe, in welcher der Salpeter mit einer erſtaunlichen Geſchwindigkeit verpuft, ſo daß die groͤßten Mengen dieſes Pulvers durch Entzuͤndung eines einzigen Koͤrnchens in einem Augenoͤlicke auffliegen, und durch den ploͤtzlichen Ueberfluß der dabey entwickelten elaſtiſchen Materien die ſchrecklichſten Wirkungen hervorbringen. Hawksbee (Philoſ. Trans. Num. 295.) bewieß durch folgenden Verſuch, daß die Entzuͤndung des Schießpulvers eine elaſtiſche Materie erzeuge. Er brachte ein gluͤhendes Eiſen unter die Glocke der Luftpumpe, zog die Luft heraus, ließ ein wenig Pulver darauf fallen, und ſahe, daß das Queckſilber in dem Elaſticitaͤrszeiger bey der Entzuͤndung ſehr tief herabfiel, und darauf zwar wieder ſtieg, aber ſeine vorige Hoͤhe bey weitem nicht erreichte. Eine geringe Quantitaͤt Pulver brachte das Queckſilber auf 12 3/4 Zoll herab, wenn es zuvor bey ausgeleerter Glocke auf 29 1/2 Zoll geſtanden hatte. Mithin war die Glocke mit einem elaſtiſchen Fluidum angefuͤllt, das ſich aus dem wenigen Pulver entbunden hatte. So zeigt er auch (Phyſico - mechanical experiments, p. 81.), daß das Abbrennen des Pulvers in eingeſchloßner Luft die Menge dieſer Luft vermehrt. Man hat ſeitdem die Gewalt des Pulvers einſtimmig dieſer entwickelten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0851" xml:id="P.3.845" n="845"/><lb/> uͤblichen Verhaͤltniſſe findet man beym <hi rendition="#b">Macquer</hi> und <hi rendition="#b">Gren</hi> geſammelt. Nach <hi rendition="#b">Baume</hi> (Erlaͤut. Erperimentalchemie, Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 604.) und <hi rendition="#b">d'Arcy</hi> <hi rendition="#aq">(Eſſai d'artillerie. à Paris, 1754.)</hi> vermehrt der Schwefel die Kraft des Pulvers. Es iſt aber gewiß, daß er in allzugroßem Verhaͤltniſſe das Gegentheil thut, und die von <hi rendition="#b">Ingenhouß</hi> aus dem <hi rendition="#aq">Manuel d'artificier</hi> beygebrachten Verſuche lehren, daß Schießpulver ohne Schwefel beym groben Geſchuͤtze von der beſten Wirkung iſt. Dagegen macht aber der Schwefel die Entzuͤndung ſchneller und ſicherer.</p> <p>Dieſe Ingredienzien werden auf den Pulvermuͤhlen unter gelinder Befeuchtung klar oder zu <hi rendition="#b">Mehlpulver</hi> geſtampft, welches alsdann vermittelſt des Durchdruͤckens durch Siebe gekoͤrnt, durch Umdrehung in einer hohlen Walze oder Tonne geglaͤttet und in der Waͤrme getrocknet wird. Es entſteht hieraus eine koͤrnichte Maſſe, in welcher der Salpeter mit einer erſtaunlichen Geſchwindigkeit verpuft, ſo daß die groͤßten Mengen dieſes Pulvers durch Entzuͤndung eines einzigen Koͤrnchens in einem Augenoͤlicke auffliegen, und durch den ploͤtzlichen Ueberfluß der dabey entwickelten elaſtiſchen Materien die ſchrecklichſten Wirkungen hervorbringen.</p> <p><hi rendition="#b">Hawksbee</hi><hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. Num. 295.)</hi> bewieß durch folgenden Verſuch, daß die Entzuͤndung des Schießpulvers eine elaſtiſche Materie erzeuge. Er brachte ein gluͤhendes Eiſen unter die Glocke der Luftpumpe, zog die Luft heraus, ließ ein wenig Pulver darauf fallen, und ſahe, daß das Queckſilber in dem Elaſticitaͤrszeiger bey der Entzuͤndung ſehr tief herabfiel, und darauf zwar wieder ſtieg, aber ſeine vorige Hoͤhe bey weitem nicht erreichte. Eine geringe Quantitaͤt Pulver brachte das Queckſilber auf 12 3/4 Zoll herab, wenn es zuvor bey ausgeleerter Glocke auf 29 1/2 Zoll geſtanden hatte. Mithin war die Glocke mit einem elaſtiſchen Fluidum angefuͤllt, das ſich aus dem wenigen Pulver entbunden hatte. So zeigt er auch <hi rendition="#aq">(Phyſico - mechanical experiments, p. 81.),</hi> daß das Abbrennen des Pulvers in eingeſchloßner Luft die Menge dieſer Luft vermehrt. Man hat ſeitdem die Gewalt des Pulvers einſtimmig dieſer entwickelten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [845/0851]
uͤblichen Verhaͤltniſſe findet man beym Macquer und Gren geſammelt. Nach Baume (Erlaͤut. Erperimentalchemie, Th. II. S. 604.) und d'Arcy (Eſſai d'artillerie. à Paris, 1754.) vermehrt der Schwefel die Kraft des Pulvers. Es iſt aber gewiß, daß er in allzugroßem Verhaͤltniſſe das Gegentheil thut, und die von Ingenhouß aus dem Manuel d'artificier beygebrachten Verſuche lehren, daß Schießpulver ohne Schwefel beym groben Geſchuͤtze von der beſten Wirkung iſt. Dagegen macht aber der Schwefel die Entzuͤndung ſchneller und ſicherer.
Dieſe Ingredienzien werden auf den Pulvermuͤhlen unter gelinder Befeuchtung klar oder zu Mehlpulver geſtampft, welches alsdann vermittelſt des Durchdruͤckens durch Siebe gekoͤrnt, durch Umdrehung in einer hohlen Walze oder Tonne geglaͤttet und in der Waͤrme getrocknet wird. Es entſteht hieraus eine koͤrnichte Maſſe, in welcher der Salpeter mit einer erſtaunlichen Geſchwindigkeit verpuft, ſo daß die groͤßten Mengen dieſes Pulvers durch Entzuͤndung eines einzigen Koͤrnchens in einem Augenoͤlicke auffliegen, und durch den ploͤtzlichen Ueberfluß der dabey entwickelten elaſtiſchen Materien die ſchrecklichſten Wirkungen hervorbringen.
Hawksbee (Philoſ. Trans. Num. 295.) bewieß durch folgenden Verſuch, daß die Entzuͤndung des Schießpulvers eine elaſtiſche Materie erzeuge. Er brachte ein gluͤhendes Eiſen unter die Glocke der Luftpumpe, zog die Luft heraus, ließ ein wenig Pulver darauf fallen, und ſahe, daß das Queckſilber in dem Elaſticitaͤrszeiger bey der Entzuͤndung ſehr tief herabfiel, und darauf zwar wieder ſtieg, aber ſeine vorige Hoͤhe bey weitem nicht erreichte. Eine geringe Quantitaͤt Pulver brachte das Queckſilber auf 12 3/4 Zoll herab, wenn es zuvor bey ausgeleerter Glocke auf 29 1/2 Zoll geſtanden hatte. Mithin war die Glocke mit einem elaſtiſchen Fluidum angefuͤllt, das ſich aus dem wenigen Pulver entbunden hatte. So zeigt er auch (Phyſico - mechanical experiments, p. 81.), daß das Abbrennen des Pulvers in eingeſchloßner Luft die Menge dieſer Luft vermehrt. Man hat ſeitdem die Gewalt des Pulvers einſtimmig dieſer entwickelten
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