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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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mithin mr = (157/217) oder (8/11) Erdhalbmesser. Da nun des Mondes Halbmesser nur (3/11) des Erdhalbmessers beträgt, s. Mond, so ist der Erdschatten an diesem Orte fast dreymal breiter, als der Mond, so daß der letztere völlig vom Schatten bedeckt werden kan, s. Finsternisse.

Der Schatten, den ein lothrechter Körper, wie AB, Taf. XXI. Fig. 127. auf eine wagrechte Fläche DE wirft, heißt der gerade Schatten (umbra recta, ombre droite). Wenn man den leuchtenden Körper S als einen Punkt betrachten darf, so ist SBC der erste Lichtstral, der auf den Boden kommen kan, ohne von AB aufgehalten zu werden, also ist die Länge des geraden Schattens AC = AB X cotang. C. Auch ist AB = AC X tang. C.

Hingegen heißt der Schatten eines wagrechten Körpers AB, Fig. 128, auf einer lothrechten Fläche DE, der umgekehrte Schatten (umbra versa, ombre verse ou renversee). Ist S ein leuchtender Punkt, so wird die Länge des umgekehrten Schattens AC = AB X tang. B.

Wenn S der Mittelpunkt der Sonnenscheibe ist, so wird der Winkel des Lichtstrals SBC mit der Horizontalfläche die Sonnenhöhe, s. Höhe, eines Gestirns. Bey Fig. 127. ist dies der Winkel C, bey Fig. 128. ist es B. Mithin findet man den geraden Schatten, wenn man die Länge des dunkeln Körpers AB durch die Cotangente, den umgekehrten Schatten, wenn man eben diese Länge AB durch die Tangente der Sonnenhöhe multiplicirt. Auch giebt (AB/AC), d. i. die Länge des Körpers dividirt durch die Länge des Schattens, beym geraden Schatten, und (AC/AB) beym umgekehrten die Tangente der Sonnenhöhe.

So massen die Alten die mittäglichen Höhen der Sonne durch den Schatten lothrecht stehender Obelisken oder Gnomons. Plinius (H. N. II. 72.) führt davon Beyspiele


mithin mr = (157/217) oder (8/11) Erdhalbmeſſer. Da nun des Mondes Halbmeſſer nur (3/11) des Erdhalbmeſſers betraͤgt, ſ. Mond, ſo iſt der Erdſchatten an dieſem Orte faſt dreymal breiter, als der Mond, ſo daß der letztere voͤllig vom Schatten bedeckt werden kan, ſ. Finſterniſſe.

Der Schatten, den ein lothrechter Koͤrper, wie AB, Taf. XXI. Fig. 127. auf eine wagrechte Flaͤche DE wirft, heißt der gerade Schatten (umbra recta, ombre droite). Wenn man den leuchtenden Koͤrper S als einen Punkt betrachten darf, ſo iſt SBC der erſte Lichtſtral, der auf den Boden kommen kan, ohne von AB aufgehalten zu werden, alſo iſt die Laͤnge des geraden Schattens AC = AB X cotang. C. Auch iſt AB = AC X tang. C.

Hingegen heißt der Schatten eines wagrechten Koͤrpers AB, Fig. 128, auf einer lothrechten Flaͤche DE, der umgekehrte Schatten (umbra verſa, ombre verſe ou renverſée). Iſt S ein leuchtender Punkt, ſo wird die Laͤnge des umgekehrten Schattens AC = AB X tang. B.

Wenn S der Mittelpunkt der Sonnenſcheibe iſt, ſo wird der Winkel des Lichtſtrals SBC mit der Horizontalflaͤche die Sonnenhoͤhe, ſ. Hoͤhe, eines Geſtirns. Bey Fig. 127. iſt dies der Winkel C, bey Fig. 128. iſt es B. Mithin findet man den geraden Schatten, wenn man die Laͤnge des dunkeln Koͤrpers AB durch die Cotangente, den umgekehrten Schatten, wenn man eben dieſe Laͤnge AB durch die Tangente der Sonnenhoͤhe multiplicirt. Auch giebt (AB/AC), d. i. die Laͤnge des Koͤrpers dividirt durch die Laͤnge des Schattens, beym geraden Schatten, und (AC/AB) beym umgekehrten die Tangente der Sonnenhoͤhe.

So maſſen die Alten die mittaͤglichen Hoͤhen der Sonne durch den Schatten lothrecht ſtehender Obeliſken oder Gnomons. Plinius (H. N. II. 72.) fuͤhrt davon Beyſpiele

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[820/0826] mithin mr = (157/217) oder (8/11) Erdhalbmeſſer. Da nun des Mondes Halbmeſſer nur (3/11) des Erdhalbmeſſers betraͤgt, ſ. Mond, ſo iſt der Erdſchatten an dieſem Orte faſt dreymal breiter, als der Mond, ſo daß der letztere voͤllig vom Schatten bedeckt werden kan, ſ. Finſterniſſe. Der Schatten, den ein lothrechter Koͤrper, wie AB, Taf. XXI. Fig. 127. auf eine wagrechte Flaͤche DE wirft, heißt der gerade Schatten (umbra recta, ombre droite). Wenn man den leuchtenden Koͤrper S als einen Punkt betrachten darf, ſo iſt SBC der erſte Lichtſtral, der auf den Boden kommen kan, ohne von AB aufgehalten zu werden, alſo iſt die Laͤnge des geraden Schattens AC = AB X cotang. C. Auch iſt AB = AC X tang. C. Hingegen heißt der Schatten eines wagrechten Koͤrpers AB, Fig. 128, auf einer lothrechten Flaͤche DE, der umgekehrte Schatten (umbra verſa, ombre verſe ou renverſée). Iſt S ein leuchtender Punkt, ſo wird die Laͤnge des umgekehrten Schattens AC = AB X tang. B. Wenn S der Mittelpunkt der Sonnenſcheibe iſt, ſo wird der Winkel des Lichtſtrals SBC mit der Horizontalflaͤche die Sonnenhoͤhe, ſ. Hoͤhe, eines Geſtirns. Bey Fig. 127. iſt dies der Winkel C, bey Fig. 128. iſt es B. Mithin findet man den geraden Schatten, wenn man die Laͤnge des dunkeln Koͤrpers AB durch die Cotangente, den umgekehrten Schatten, wenn man eben dieſe Laͤnge AB durch die Tangente der Sonnenhoͤhe multiplicirt. Auch giebt (AB/AC), d. i. die Laͤnge des Koͤrpers dividirt durch die Laͤnge des Schattens, beym geraden Schatten, und (AC/AB) beym umgekehrten die Tangente der Sonnenhoͤhe. So maſſen die Alten die mittaͤglichen Hoͤhen der Sonne durch den Schatten lothrecht ſtehender Obeliſken oder Gnomons. Plinius (H. N. II. 72.) fuͤhrt davon Beyſpiele

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/826>, abgerufen am 22.11.2024.