ihm zugehörigen Theilchen in Schwingungen setze. Könnte man einen Schall erregen, der gar keine ihm gemäß gespannten Luftrheile hätte, so würde derselbe nach der Meinung dieses Gelehrten gar nicht hörbar seyn. Euler(Nova theor. lucis et color. §. 60 sqq.) widerlegt diese Meinung unter andern dadurch, daß ein Mittel aus Theilen von so verschiedenen Elasticitäten gar nicht eristiren könne, weil die schwächer gespannten Theile von den stärkern so lange würden zusammengedrückt werden, bis alle einerley Elasticität hätten. Da auch zunächst um einen Theil nur eine gewisse Anzahl anderer Theile Platz hat, so könnten sich nur an wenigen Stellen gleich gespannte Theilchen die nächsten seyn; die sich aber nicht die nächsten sind, und durch anders gespannte Theile getrennt wären, könnten sich ihre Bewegung nicht mittheilen, ohne die dazwischen liegenden mit zu bewegen.
Da sich der Schall rings um den schallenden Körper verbreitet, so wird seine Stärke, wie alle um einen Mittelpunkt verbreitete Wirkungen, im umgekehrten Verhältnisse des Quadrats der Entfernung vermindert. Uebrigens steht die Stärke des Schalls im directen Verhältnisse der Dichte der Luft, der Größe der schallenden Oberfläche, und der Elasticität des schallenden Körpers. Wenigstens nimmt man dies in der Theorie an. Es wäre noch zu untersuchen, in wiefern alle diese Sätze der Erfahrung gemäß sind.
Der Schall kan sich, wenn er stark ist, sehr weit fortpflanzen. Die zu Florenz abgefeuerten Canonen hörte man 50 ital. Meilen weit zu Livorno, und noch 5 Meilen weiter. Bey der Belagerung von Genua hörte man die Schüsse 90 ital. Meilen weit (Philos. Trans. n. 113.). Dabey gieng der Schall über das Meer. In gebirgigen Gegenden hört man ihn nicht so weit. Goden konnte den Knall einer auf dem Pambamarca abgebrannten 9pfündigen Canone schon in Quito nicht mehr hören, obgleich beyde Orte nur 19000 Toisen weit aus einander sind, weil viele Thäler dazwischen liegen. Die Richtung des Windes hat bekanntlich sehr
ihm zugehoͤrigen Theilchen in Schwingungen ſetze. Koͤnnte man einen Schall erregen, der gar keine ihm gemaͤß geſpannten Luftrheile haͤtte, ſo wuͤrde derſelbe nach der Meinung dieſes Gelehrten gar nicht hoͤrbar ſeyn. Euler(Nova theor. lucis et color. §. 60 ſqq.) widerlegt dieſe Meinung unter andern dadurch, daß ein Mittel aus Theilen von ſo verſchiedenen Elaſticitaͤten gar nicht eriſtiren koͤnne, weil die ſchwaͤcher geſpannten Theile von den ſtaͤrkern ſo lange wuͤrden zuſammengedruͤckt werden, bis alle einerley Elaſticitaͤt haͤtten. Da auch zunaͤchſt um einen Theil nur eine gewiſſe Anzahl anderer Theile Platz hat, ſo koͤnnten ſich nur an wenigen Stellen gleich geſpannte Theilchen die naͤchſten ſeyn; die ſich aber nicht die naͤchſten ſind, und durch anders geſpannte Theile getrennt waͤren, koͤnnten ſich ihre Bewegung nicht mittheilen, ohne die dazwiſchen liegenden mit zu bewegen.
Da ſich der Schall rings um den ſchallenden Koͤrper verbreitet, ſo wird ſeine Staͤrke, wie alle um einen Mittelpunkt verbreitete Wirkungen, im umgekehrten Verhaͤltniſſe des Quadrats der Entfernung vermindert. Uebrigens ſteht die Staͤrke des Schalls im directen Verhaͤltniſſe der Dichte der Luft, der Groͤße der ſchallenden Oberflaͤche, und der Elaſticitaͤt des ſchallenden Koͤrpers. Wenigſtens nimmt man dies in der Theorie an. Es waͤre noch zu unterſuchen, in wiefern alle dieſe Saͤtze der Erfahrung gemaͤß ſind.
Der Schall kan ſich, wenn er ſtark iſt, ſehr weit fortpflanzen. Die zu Florenz abgefeuerten Canonen hoͤrte man 50 ital. Meilen weit zu Livorno, und noch 5 Meilen weiter. Bey der Belagerung von Genua hoͤrte man die Schuͤſſe 90 ital. Meilen weit (Philoſ. Trans. n. 113.). Dabey gieng der Schall uͤber das Meer. In gebirgigen Gegenden hoͤrt man ihn nicht ſo weit. Goden konnte den Knall einer auf dem Pambamarca abgebrannten 9pfuͤndigen Canone ſchon in Quito nicht mehr hoͤren, obgleich beyde Orte nur 19000 Toiſen weit aus einander ſind, weil viele Thaͤler dazwiſchen liegen. Die Richtung des Windes hat bekanntlich ſehr
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ihm zugehoͤrigen Theilchen in Schwingungen ſetze. Koͤnnte man einen Schall erregen, der gar keine ihm gemaͤß geſpannten Luftrheile haͤtte, ſo wuͤrde derſelbe nach der Meinung dieſes Gelehrten gar nicht hoͤrbar ſeyn. Euler (Nova theor. lucis et color. §. 60 ſqq.) widerlegt dieſe Meinung unter andern dadurch, daß ein Mittel aus Theilen von ſo verſchiedenen Elaſticitaͤten gar nicht eriſtiren koͤnne, weil die ſchwaͤcher geſpannten Theile von den ſtaͤrkern ſo lange wuͤrden zuſammengedruͤckt werden, bis alle einerley Elaſticitaͤt haͤtten. Da auch zunaͤchſt um einen Theil nur eine gewiſſe Anzahl anderer Theile Platz hat, ſo koͤnnten ſich nur an wenigen Stellen gleich geſpannte Theilchen die naͤchſten ſeyn; die ſich aber nicht die naͤchſten ſind, und durch anders geſpannte Theile getrennt waͤren, koͤnnten ſich ihre Bewegung nicht mittheilen, ohne die dazwiſchen liegenden mit zu bewegen.
Da ſich der Schall rings um den ſchallenden Koͤrper verbreitet, ſo wird ſeine Staͤrke, wie alle um einen Mittelpunkt verbreitete Wirkungen, im umgekehrten Verhaͤltniſſe des Quadrats der Entfernung vermindert. Uebrigens ſteht die Staͤrke des Schalls im directen Verhaͤltniſſe der Dichte der Luft, der Groͤße der ſchallenden Oberflaͤche, und der Elaſticitaͤt des ſchallenden Koͤrpers. Wenigſtens nimmt man dies in der Theorie an. Es waͤre noch zu unterſuchen, in wiefern alle dieſe Saͤtze der Erfahrung gemaͤß ſind.
Der Schall kan ſich, wenn er ſtark iſt, ſehr weit fortpflanzen. Die zu Florenz abgefeuerten Canonen hoͤrte man 50 ital. Meilen weit zu Livorno, und noch 5 Meilen weiter. Bey der Belagerung von Genua hoͤrte man die Schuͤſſe 90 ital. Meilen weit (Philoſ. Trans. n. 113.). Dabey gieng der Schall uͤber das Meer. In gebirgigen Gegenden hoͤrt man ihn nicht ſo weit. Goden konnte den Knall einer auf dem Pambamarca abgebrannten 9pfuͤndigen Canone ſchon in Quito nicht mehr hoͤren, obgleich beyde Orte nur 19000 Toiſen weit aus einander ſind, weil viele Thaͤler dazwiſchen liegen. Die Richtung des Windes hat bekanntlich ſehr
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/820>, abgerufen am 22.11.2024.
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