beym Worte Höhenmessung (Th. II. S. 636.) erwähnt habe, durch die Unterschiede der Wurzeln vierter Potenz aus den Barometerhöhen, und finder sie, wenn das Verhältniß der Gewichte der Luft und des Quecksilbers = 1:11900 gesetzt wird, für die Barometerhöhe 28 Zoll; = 17750 pariser Fuß. In dieser Höhe steht alsdann nach ihm das Barometer auf 14 Zoll, und ihr gehört wirklich die Geschwindigkeit von 1037 par. Fuß in einer Secunde zu, welche mit Cassini's Bestimmung der Geschwindigkeit des Schalls sehr genau übereinstimmt. Herr W. hält dieses Zutreffen für einen starken Beweis der Richtigkeit seiner Theorien, und der Unanwendbarkeit des mariottischen Gesetzes auf freye Luft, (s. Luftkreis, oben S. 48.). Auch ist seine Rechnung an sich richtig, und würde nur, wenn sie schärfer geführt wäre, 17648 Fuß statt 17750 geben, welcher Unterschied nicht viel bedeuter. Aber beyde Theorien, sowohl die des Schalles, als die der Höhenmessungen, zeigen gleich in den ersten Gründen so viel Abschreckendes, daß dieses Zutreffen eines Resultats mit der Erfahrung schwerlich mehr, als bloßer Zufall, seyn kan. Es ist zu bekannt, daß man bey Bewegungen flüßiger, zumal elasrischer, Materien nicht Schwerpunkte, wie bey festen Körpern, annehmen könne, weil sich hier jeder Theil für sich bewegt; und eben dies ist die Schwierigkeit, welche alle hydrodynamischen und pnevmatischen Theorien, mithin auch die ven der Fortpflanzung des Schalles, so schwer und dunkel macht.
In einer und eben derselben Luftmasse werden oft ungemein viele verschiedene Töne zu gleicher Zeit fortgepflanzt, ohne sich zu hindern, wie bey einem vielstimmigen Concerte oder Gesange. Es scheint wunderbar, daß die Luft in einem oft engen und eingeschränkten Orte, Schläge von so verschiedenen Successionsreihen zugleich annehmen und jede Reihe für sich fortpflanzen kan. Herr von Mairan(Mem. de Paris 1737. ingl. Journal des Sav. Juin 1741. p. 174.), dem dies unbegreiflich schien, nahm daher für jeden Ton eine eigne Art von Lufttheilchen an, die eine ihm gemäße Elasticität oder Spannung hätten, so daß jeder Ton blos die
beym Worte Hoͤhenmeſſung (Th. II. S. 636.) erwaͤhnt habe, durch die Unterſchiede der Wurzeln vierter Potenz aus den Barometerhoͤhen, und finder ſie, wenn das Verhaͤltniß der Gewichte der Luft und des Queckſilbers = 1:11900 geſetzt wird, fuͤr die Barometerhoͤhe 28 Zoll; = 17750 pariſer Fuß. In dieſer Hoͤhe ſteht alsdann nach ihm das Barometer auf 14 Zoll, und ihr gehoͤrt wirklich die Geſchwindigkeit von 1037 par. Fuß in einer Secunde zu, welche mit Caſſini's Beſtimmung der Geſchwindigkeit des Schalls ſehr genau uͤbereinſtimmt. Herr W. haͤlt dieſes Zutreffen fuͤr einen ſtarken Beweis der Richtigkeit ſeiner Theorien, und der Unanwendbarkeit des mariottiſchen Geſetzes auf freye Luft, (ſ. Luftkreis, oben S. 48.). Auch iſt ſeine Rechnung an ſich richtig, und wuͤrde nur, wenn ſie ſchaͤrfer gefuͤhrt waͤre, 17648 Fuß ſtatt 17750 geben, welcher Unterſchied nicht viel bedeuter. Aber beyde Theorien, ſowohl die des Schalles, als die der Hoͤhenmeſſungen, zeigen gleich in den erſten Gruͤnden ſo viel Abſchreckendes, daß dieſes Zutreffen eines Reſultats mit der Erfahrung ſchwerlich mehr, als bloßer Zufall, ſeyn kan. Es iſt zu bekannt, daß man bey Bewegungen fluͤßiger, zumal elaſriſcher, Materien nicht Schwerpunkte, wie bey feſten Koͤrpern, annehmen koͤnne, weil ſich hier jeder Theil fuͤr ſich bewegt; und eben dies iſt die Schwierigkeit, welche alle hydrodynamiſchen und pnevmatiſchen Theorien, mithin auch die ven der Fortpflanzung des Schalles, ſo ſchwer und dunkel macht.
In einer und eben derſelben Luftmaſſe werden oft ungemein viele verſchiedene Toͤne zu gleicher Zeit fortgepflanzt, ohne ſich zu hindern, wie bey einem vielſtimmigen Concerte oder Geſange. Es ſcheint wunderbar, daß die Luft in einem oft engen und eingeſchraͤnkten Orte, Schlaͤge von ſo verſchiedenen Succeſſionsreihen zugleich annehmen und jede Reihe fuͤr ſich fortpflanzen kan. Herr von Mairan(Mém. de Paris 1737. ingl. Journal des Sav. Juin 1741. p. 174.), dem dies unbegreiflich ſchien, nahm daher fuͤr jeden Ton eine eigne Art von Lufttheilchen an, die eine ihm gemaͤße Elaſticitaͤt oder Spannung haͤtten, ſo daß jeder Ton blos die
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beym Worte Hoͤhenmeſſung (Th. II. S. 636.) erwaͤhnt habe, durch die Unterſchiede der Wurzeln vierter Potenz aus den Barometerhoͤhen, und finder ſie, wenn das Verhaͤltniß der Gewichte der Luft und des Queckſilbers = 1:11900 geſetzt wird, fuͤr die Barometerhoͤhe 28 Zoll; = 17750 pariſer Fuß. In dieſer Hoͤhe ſteht alsdann nach ihm das Barometer auf 14 Zoll, und ihr gehoͤrt wirklich die Geſchwindigkeit von 1037 par. Fuß in einer Secunde zu, welche mit Caſſini's Beſtimmung der Geſchwindigkeit des Schalls ſehr genau uͤbereinſtimmt. Herr W. haͤlt dieſes Zutreffen fuͤr einen ſtarken Beweis der Richtigkeit ſeiner Theorien, und der Unanwendbarkeit des mariottiſchen Geſetzes auf freye Luft, (ſ. Luftkreis, oben S. 48.). Auch iſt ſeine Rechnung an ſich richtig, und wuͤrde nur, wenn ſie ſchaͤrfer gefuͤhrt waͤre, 17648 Fuß ſtatt 17750 geben, welcher Unterſchied nicht viel bedeuter. Aber beyde Theorien, ſowohl die des Schalles, als die der Hoͤhenmeſſungen, zeigen gleich in den erſten Gruͤnden ſo viel Abſchreckendes, daß dieſes Zutreffen eines Reſultats mit der Erfahrung ſchwerlich mehr, als bloßer Zufall, ſeyn kan. Es iſt zu bekannt, daß man bey Bewegungen fluͤßiger, zumal elaſriſcher, Materien nicht Schwerpunkte, wie bey feſten Koͤrpern, annehmen koͤnne, weil ſich hier jeder Theil fuͤr ſich bewegt; und eben dies iſt die Schwierigkeit, welche alle hydrodynamiſchen und pnevmatiſchen Theorien, mithin auch die ven der Fortpflanzung des Schalles, ſo ſchwer und dunkel macht.
In einer und eben derſelben Luftmaſſe werden oft ungemein viele verſchiedene Toͤne zu gleicher Zeit fortgepflanzt, ohne ſich zu hindern, wie bey einem vielſtimmigen Concerte oder Geſange. Es ſcheint wunderbar, daß die Luft in einem oft engen und eingeſchraͤnkten Orte, Schlaͤge von ſo verſchiedenen Succeſſionsreihen zugleich annehmen und jede Reihe fuͤr ſich fortpflanzen kan. Herr von Mairan (Mém. de Paris 1737. ingl. Journal des Sav. Juin 1741. p. 174.), dem dies unbegreiflich ſchien, nahm daher fuͤr jeden Ton eine eigne Art von Lufttheilchen an, die eine ihm gemaͤße Elaſticitaͤt oder Spannung haͤtten, ſo daß jeder Ton blos die
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 813. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/819>, abgerufen am 22.11.2024.
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