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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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aber die sämtlichen Kolbenstangen, mit sich auf-und absühren. Die Kraft, welche das Kunstgezeug treibt, ist gewöhnlich ein Wasserrad mit einer Kurbel, welches aber, wenn das umtreibende Wasser entferntist, mit der Wage, woran die Schachtstangen hängen, durch Feldgestänge verbunden werden muß. Diese sogenannten Stangenkünste sind von ungemeiner Brauchbarkeit, und ohngefähr um die Mitte des 16ten Jahrhunderts bekannt geworden. Man findet Beschreibungen derselben im Leupold (Theatr. machin. gener. Cap. XXIV. §. 613. S. 179.), Calvör (Acta historico-chronol.-mechanica circa metallurgiam in Hercynia superiori, Th. I. Cap. II. Abth. 2. §. 3.) und im Bericht vom Bergbau (Freyberg, 1769. 4. nachher Leipzig, 1772. 4.).

Auch bey Wasserkünsten, welche das Wasser zu gewissen Höhen heben sollen, um es durch Städte zu vertheilen, oder an bestimmte Orte weiter zu führen, werden diese hohen Sätze mit Nutzen gebraucht. Die leipziger alte oder rothe Kunst ist beym Leupold (Theatr. mach. hydraulie. To. II. Tab. 18.) abgebildet und beschrieben. Sie wird durch ein Wasserrad mit dreyfacher Kurbel oder dreyfach gekröpften Haken getrieben. Iede Kröpfung treibt eine Stange auf und ab, die oben 30 Ellen hoch über dem Wasser an einem Hebel hängt, dessen Arme sich, wie 9:7 verhalten. An den andern Enden der Hebel hängen die Kolbenstangen, die wieder herab in die drey Pumpen gehen. Diese Pumpen bestehen aus einem hohen hölzernen Aufsatzrohre, einem metallnen Stiesel, der 1 Elle hoch ist, und einem kupfernen Saugrohre. Die drey Saugröhre vereinigen sich in eine geschloßne Cisterne, aus der ein Leitrohr ins Wasser geht. So heben diese Pumpen das Wasser 61 leipz. Fuß hoch, und jede giebt auf einen Kolbenzug 42 Pfund Wasser.

Dies sind vereinbarte Saug - und Druckwerke, deren Kolben beym Aufsteigen zugleich saugen und heben, beym Herabgehen aber blos das Wasser durch ihre Oefnung und Klappe durchlassen. Man kan aber auch Saug - und Denckwerke so vereinigen, wie es im ersten Theile dieses Wörterbuchs Taf. VI. Fig. 102. vorstellt, wo der Kolben beym


aber die ſaͤmtlichen Kolbenſtangen, mit ſich auf-und abſuͤhren. Die Kraft, welche das Kunſtgezeug treibt, iſt gewoͤhnlich ein Waſſerrad mit einer Kurbel, welches aber, wenn das umtreibende Waſſer entferntiſt, mit der Wage, woran die Schachtſtangen haͤngen, durch Feldgeſtaͤnge verbunden werden muß. Dieſe ſogenannten Stangenkuͤnſte ſind von ungemeiner Brauchbarkeit, und ohngefaͤhr um die Mitte des 16ten Jahrhunderts bekannt geworden. Man findet Beſchreibungen derſelben im Leupold (Theatr. machin. gener. Cap. XXIV. §. 613. S. 179.), Calvoͤr (Acta hiſtorico-chronol.-mechanica circa metallurgiam in Hercynia ſuperiori, Th. I. Cap. II. Abth. 2. §. 3.) und im Bericht vom Bergbau (Freyberg, 1769. 4. nachher Leipzig, 1772. 4.).

Auch bey Waſſerkuͤnſten, welche das Waſſer zu gewiſſen Hoͤhen heben ſollen, um es durch Staͤdte zu vertheilen, oder an beſtimmte Orte weiter zu fuͤhren, werden dieſe hohen Saͤtze mit Nutzen gebraucht. Die leipziger alte oder rothe Kunſt iſt beym Leupold (Theatr. mach. hydraulie. To. II. Tab. 18.) abgebildet und beſchrieben. Sie wird durch ein Waſſerrad mit dreyfacher Kurbel oder dreyfach gekroͤpften Haken getrieben. Iede Kroͤpfung treibt eine Stange auf und ab, die oben 30 Ellen hoch uͤber dem Waſſer an einem Hebel haͤngt, deſſen Arme ſich, wie 9:7 verhalten. An den andern Enden der Hebel haͤngen die Kolbenſtangen, die wieder herab in die drey Pumpen gehen. Dieſe Pumpen beſtehen aus einem hohen hoͤlzernen Aufſatzrohre, einem metallnen Stieſel, der 1 Elle hoch iſt, und einem kupfernen Saugrohre. Die drey Saugroͤhre vereinigen ſich in eine geſchloßne Ciſterne, aus der ein Leitrohr ins Waſſer geht. So heben dieſe Pumpen das Waſſer 61 leipz. Fuß hoch, und jede giebt auf einen Kolbenzug 42 Pfund Waſſer.

Dies ſind vereinbarte Saug - und Druckwerke, deren Kolben beym Aufſteigen zugleich ſaugen und heben, beym Herabgehen aber blos das Waſſer durch ihre Oefnung und Klappe durchlaſſen. Man kan aber auch Saug - und Denckwerke ſo vereinigen, wie es im erſten Theile dieſes Woͤrterbuchs Taf. VI. Fig. 102. vorſtellt, wo der Kolben beym

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[796/0802] aber die ſaͤmtlichen Kolbenſtangen, mit ſich auf-und abſuͤhren. Die Kraft, welche das Kunſtgezeug treibt, iſt gewoͤhnlich ein Waſſerrad mit einer Kurbel, welches aber, wenn das umtreibende Waſſer entferntiſt, mit der Wage, woran die Schachtſtangen haͤngen, durch Feldgeſtaͤnge verbunden werden muß. Dieſe ſogenannten Stangenkuͤnſte ſind von ungemeiner Brauchbarkeit, und ohngefaͤhr um die Mitte des 16ten Jahrhunderts bekannt geworden. Man findet Beſchreibungen derſelben im Leupold (Theatr. machin. gener. Cap. XXIV. §. 613. S. 179.), Calvoͤr (Acta hiſtorico-chronol.-mechanica circa metallurgiam in Hercynia ſuperiori, Th. I. Cap. II. Abth. 2. §. 3.) und im Bericht vom Bergbau (Freyberg, 1769. 4. nachher Leipzig, 1772. 4.). Auch bey Waſſerkuͤnſten, welche das Waſſer zu gewiſſen Hoͤhen heben ſollen, um es durch Staͤdte zu vertheilen, oder an beſtimmte Orte weiter zu fuͤhren, werden dieſe hohen Saͤtze mit Nutzen gebraucht. Die leipziger alte oder rothe Kunſt iſt beym Leupold (Theatr. mach. hydraulie. To. II. Tab. 18.) abgebildet und beſchrieben. Sie wird durch ein Waſſerrad mit dreyfacher Kurbel oder dreyfach gekroͤpften Haken getrieben. Iede Kroͤpfung treibt eine Stange auf und ab, die oben 30 Ellen hoch uͤber dem Waſſer an einem Hebel haͤngt, deſſen Arme ſich, wie 9:7 verhalten. An den andern Enden der Hebel haͤngen die Kolbenſtangen, die wieder herab in die drey Pumpen gehen. Dieſe Pumpen beſtehen aus einem hohen hoͤlzernen Aufſatzrohre, einem metallnen Stieſel, der 1 Elle hoch iſt, und einem kupfernen Saugrohre. Die drey Saugroͤhre vereinigen ſich in eine geſchloßne Ciſterne, aus der ein Leitrohr ins Waſſer geht. So heben dieſe Pumpen das Waſſer 61 leipz. Fuß hoch, und jede giebt auf einen Kolbenzug 42 Pfund Waſſer. Dies ſind vereinbarte Saug - und Druckwerke, deren Kolben beym Aufſteigen zugleich ſaugen und heben, beym Herabgehen aber blos das Waſſer durch ihre Oefnung und Klappe durchlaſſen. Man kan aber auch Saug - und Denckwerke ſo vereinigen, wie es im erſten Theile dieſes Woͤrterbuchs Taf. VI. Fig. 102. vorſtellt, wo der Kolben beym

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/802>, abgerufen am 22.11.2024.