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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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mit einander zu verbinden, daß der eine steigt, indem der andere sinkt. Dadurch entsteht ein doppeltes Saugwerk, und man kan die Einrichtung leicht so machen, daß die Gußröhren beyder Stiefel das Wasser in einerley Behältniß ausgießen, welches dadurch einen ununterbrochnen Zufluß erhält.

Wenn das Gußrohr unmittelbar über dem höchsten Stande des Kolbens liegt, wie in der Figur dey G, so ist die ganze Maschine ein bloßes Saugwerk, und heißt in der Sprache des Bergbaus ein niedriger Satz. Durch einen solchen kan das Wasser nie höher, als etwa 15 Ellen über seine natürliche Stelle erhoben werden.

Weil aber diese Höhe für die meisten Absichten zu gering ist, so pflegr man auf den Stiefel GCDH, über GH noch ein Aufsotztohr oder Steigrohr von ziemlicher Höhe zu setzen, an dessen obern Ende erst das Gußrohr angebracht wird. Diese Einrichtung heißt beym Bergbau ein hoher Satz. Sie hebt das Wasser 39 bis 42 Ellen hoch, durch den Zug des Kolbens, und ist also schon zu den vereinbarten Saug- und Druckwerken (Antlia suctoria simul et elevatoria) zu zählen. Will man noch mehr Höhe erreichen, so muß man mehrere solche Sätze über einander anbringen, wovon jeder aus einem doppelten Saugwerke mit Aussatzrohre besteht. Der untere Satz gießt das Wasser in einen Behälter, woraus der folgende wieder 39 bis 42 Ellen hoch in einen zweyten, und der dritte eben so hoch in den dritten Behälter hebt. Durch solche übersetzte Kunstgezeuge läßt sich das Wasser bis an 200 Lachter hoch aus der Tiefe herausheben. Die Kolbenstangen, welche in jedem Satze durch das ganze Aufsatzrohr hindurchgehen, sind durch Krumsen oder Armen an zween gemeinschaftlichen Schachtstangen befestiget, welche durch die ganze Tiefe des Kunsischachts hinabreichen, und oben an den beyden Enden eines in der Mitte befestigten Balkens, der Wage, hängen. Diese Wage wird durch irgend eine Kraft immerfort um den in der Mitte befindlichen Ruhepunkt hin und her gewendet, wobey ihre Enden abwechselnd auf- und absteigen, und die daran hängenden Schachtstangen, diese


mit einander zu verbinden, daß der eine ſteigt, indem der andere ſinkt. Dadurch entſteht ein doppeltes Saugwerk, und man kan die Einrichtung leicht ſo machen, daß die Gußroͤhren beyder Stiefel das Waſſer in einerley Behaͤltniß ausgießen, welches dadurch einen ununterbrochnen Zufluß erhaͤlt.

Wenn das Gußrohr unmittelbar uͤber dem hoͤchſten Stande des Kolbens liegt, wie in der Figur dey G, ſo iſt die ganze Maſchine ein bloßes Saugwerk, und heißt in der Sprache des Bergbaus ein niedriger Satz. Durch einen ſolchen kan das Waſſer nie hoͤher, als etwa 15 Ellen uͤber ſeine natuͤrliche Stelle erhoben werden.

Weil aber dieſe Hoͤhe fuͤr die meiſten Abſichten zu gering iſt, ſo pflegr man auf den Stiefel GCDH, uͤber GH noch ein Aufſotztohr oder Steigrohr von ziemlicher Hoͤhe zu ſetzen, an deſſen obern Ende erſt das Gußrohr angebracht wird. Dieſe Einrichtung heißt beym Bergbau ein hoher Satz. Sie hebt das Waſſer 39 bis 42 Ellen hoch, durch den Zug des Kolbens, und iſt alſo ſchon zu den vereinbarten Saug- und Druckwerken (Antlia ſuctoria ſimul et elevatoria) zu zaͤhlen. Will man noch mehr Hoͤhe erreichen, ſo muß man mehrere ſolche Saͤtze uͤber einander anbringen, wovon jeder aus einem doppelten Saugwerke mit Auſſatzrohre beſteht. Der untere Satz gießt das Waſſer in einen Behaͤlter, woraus der folgende wieder 39 bis 42 Ellen hoch in einen zweyten, und der dritte eben ſo hoch in den dritten Behaͤlter hebt. Durch ſolche uͤberſetzte Kunſtgezeuge laͤßt ſich das Waſſer bis an 200 Lachter hoch aus der Tiefe herausheben. Die Kolbenſtangen, welche in jedem Satze durch das ganze Aufſatzrohr hindurchgehen, ſind durch Krumſen oder Armen an zween gemeinſchaftlichen Schachtſtangen befeſtiget, welche durch die ganze Tiefe des Kunſiſchachts hinabreichen, und oben an den beyden Enden eines in der Mitte befeſtigten Balkens, der Wage, haͤngen. Dieſe Wage wird durch irgend eine Kraft immerfort um den in der Mitte befindlichen Ruhepunkt hin und her gewendet, wobey ihre Enden abwechſelnd auf- und abſteigen, und die daran haͤngenden Schachtſtangen, dieſe

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[795/0801] mit einander zu verbinden, daß der eine ſteigt, indem der andere ſinkt. Dadurch entſteht ein doppeltes Saugwerk, und man kan die Einrichtung leicht ſo machen, daß die Gußroͤhren beyder Stiefel das Waſſer in einerley Behaͤltniß ausgießen, welches dadurch einen ununterbrochnen Zufluß erhaͤlt. Wenn das Gußrohr unmittelbar uͤber dem hoͤchſten Stande des Kolbens liegt, wie in der Figur dey G, ſo iſt die ganze Maſchine ein bloßes Saugwerk, und heißt in der Sprache des Bergbaus ein niedriger Satz. Durch einen ſolchen kan das Waſſer nie hoͤher, als etwa 15 Ellen uͤber ſeine natuͤrliche Stelle erhoben werden. Weil aber dieſe Hoͤhe fuͤr die meiſten Abſichten zu gering iſt, ſo pflegr man auf den Stiefel GCDH, uͤber GH noch ein Aufſotztohr oder Steigrohr von ziemlicher Hoͤhe zu ſetzen, an deſſen obern Ende erſt das Gußrohr angebracht wird. Dieſe Einrichtung heißt beym Bergbau ein hoher Satz. Sie hebt das Waſſer 39 bis 42 Ellen hoch, durch den Zug des Kolbens, und iſt alſo ſchon zu den vereinbarten Saug- und Druckwerken (Antlia ſuctoria ſimul et elevatoria) zu zaͤhlen. Will man noch mehr Hoͤhe erreichen, ſo muß man mehrere ſolche Saͤtze uͤber einander anbringen, wovon jeder aus einem doppelten Saugwerke mit Auſſatzrohre beſteht. Der untere Satz gießt das Waſſer in einen Behaͤlter, woraus der folgende wieder 39 bis 42 Ellen hoch in einen zweyten, und der dritte eben ſo hoch in den dritten Behaͤlter hebt. Durch ſolche uͤberſetzte Kunſtgezeuge laͤßt ſich das Waſſer bis an 200 Lachter hoch aus der Tiefe herausheben. Die Kolbenſtangen, welche in jedem Satze durch das ganze Aufſatzrohr hindurchgehen, ſind durch Krumſen oder Armen an zween gemeinſchaftlichen Schachtſtangen befeſtiget, welche durch die ganze Tiefe des Kunſiſchachts hinabreichen, und oben an den beyden Enden eines in der Mitte befeſtigten Balkens, der Wage, haͤngen. Dieſe Wage wird durch irgend eine Kraft immerfort um den in der Mitte befindlichen Ruhepunkt hin und her gewendet, wobey ihre Enden abwechſelnd auf- und abſteigen, und die daran haͤngenden Schachtſtangen, dieſe

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/801>, abgerufen am 22.11.2024.