Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Diese Abwechselungen erklären sich sehr leicht daraus, daß sich die Fläche des Ringes unter einem beständigen Winkel von etwa 31 1/2° gegen die Fläche der Ekliptik neiget, und ihre am weitsten von der Ekliptik abstehenden Theile gegen 17° [Abbildung] und 17° [Abbildung] kehret, wogegen ihre Durchschnittspunkte mit der Ekliptik oder ihre Rnoten, im 17° [Abbildung] und 17° [Abbildung] liegen. Könnten wir den Ring aus seinen Polen betrachten, so würde er die Scheibe des Saturns, als ein völlig kreisrunder concentrischer Ring, umgeben. Da aber die Erde immer in der Ebene der Ekliptik bleibt, und nie in diese Pole kömmt, so muß uns der Ring in den meisten Stellungen, als eine Ellipse, erscheinen. Wenn wir den Saturn in den Zeichen [Abbildung] und [Abbildung] sehen (also die Erde vom Saturn aus gesehen, in [Abbildung] und [Abbildung] steht), befinden wir uns an den Stellen, welche von der Fläche des Ringes unter allen am meisten abstehen, alsdann fällt uns mehr von dieser Fläche in die Augen, und sie bilder eine weit geöfnete Ellipse, deren große Axe AB (Fig. 123.) sich zur kleinen CD, wie 1 : sin 31 1/2°, d. i. fast wie 1 : 1/2 verhält, daher CD ein wenig größer, als Saturns Durchmesser, seyn, oder der Ring die Kugel des Planeten ganz umfassen muß. In dieser Stellung sieht man zwischen dem Planeten und seinem Ringe hindurch, er erscheint gehenkelt (ansatus), und es ist möglich, durch die Oefnungen der Henkel Fixsterne zu sehen. Steht aber Saturn in den Zeichen
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und
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(also die Erde von ihm aus gesehen, in
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und
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), so befindet sich unser Auge in der verlängerten Fläche des Ringes selbst. Man sieht also vom Ringe nur die schmale Kante, wie Fig. 124. Zu eben der Zeit erleuchtet auch die Sonne (welche vom Saturn aus fast nach eben der Gegend, wie die Erde, gesehen wird) den Ring nur der Dicke nach; er ist aber zu dünn, um alsdann noch von uns gesehen zu werden, und muß also in diesen Zeichen verschwinden.
Dieſe Abwechſelungen erklaͤren ſich ſehr leicht daraus, daß ſich die Flaͤche des Ringes unter einem beſtaͤndigen Winkel von etwa 31 1/2° gegen die Flaͤche der Ekliptik neiget, und ihre am weitſten von der Ekliptik abſtehenden Theile gegen 17° [Abbildung] und 17° [Abbildung] kehret, wogegen ihre Durchſchnittspunkte mit der Ekliptik oder ihre Rnoten, im 17° [Abbildung] und 17° [Abbildung] liegen. Koͤnnten wir den Ring aus ſeinen Polen betrachten, ſo wuͤrde er die Scheibe des Saturns, als ein voͤllig kreisrunder concentriſcher Ring, umgeben. Da aber die Erde immer in der Ebene der Ekliptik bleibt, und nie in dieſe Pole koͤmmt, ſo muß uns der Ring in den meiſten Stellungen, als eine Ellipſe, erſcheinen. Wenn wir den Saturn in den Zeichen [Abbildung] und [Abbildung] ſehen (alſo die Erde vom Saturn aus geſehen, in [Abbildung] und [Abbildung] ſteht), befinden wir uns an den Stellen, welche von der Flaͤche des Ringes unter allen am meiſten abſtehen, alsdann faͤllt uns mehr von dieſer Flaͤche in die Augen, und ſie bilder eine weit geoͤfnete Ellipſe, deren große Axe AB (Fig. 123.) ſich zur kleinen CD, wie 1 : ſin 31 1/2°, d. i. faſt wie 1 : 1/2 verhaͤlt, daher CD ein wenig groͤßer, als Saturns Durchmeſſer, ſeyn, oder der Ring die Kugel des Planeten ganz umfaſſen muß. In dieſer Stellung ſieht man zwiſchen dem Planeten und ſeinem Ringe hindurch, er erſcheint gehenkelt (anſatus), und es iſt moͤglich, durch die Oefnungen der Henkel Fixſterne zu ſehen. Steht aber Saturn in den Zeichen
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und
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(alſo die Erde von ihm aus geſehen, in
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und
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), ſo befindet ſich unſer Auge in der verlaͤngerten Flaͤche des Ringes ſelbſt. Man ſieht alſo vom Ringe nur die ſchmale Kante, wie Fig. 124. Zu eben der Zeit erleuchtet auch die Sonne (welche vom Saturn aus faſt nach eben der Gegend, wie die Erde, geſehen wird) den Ring nur der Dicke nach; er iſt aber zu duͤnn, um alsdann noch von uns geſehen zu werden, und muß alſo in dieſen Zeichen verſchwinden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0794" xml:id="P.3.788" n="788"/><lb/> an wiederum verſchwindet. Waͤhrend dieſer 29 1/2 Jahre iſt Saturn gerade einmal um den ganzen Himmel gegangen, und bey ſeinem folgenden Umlaufe kommen dieſe Erſcheinungen in eben derſelben Ordnung wieder.</p> <p>Dieſe Abwechſelungen erklaͤren ſich ſehr leicht daraus, daß ſich die Flaͤche des Ringes unter einem beſtaͤndigen Winkel von etwa 31 1/2° gegen die Flaͤche der Ekliptik neiget, und ihre am weitſten von der Ekliptik abſtehenden Theile gegen 17° <figure/> und 17° <figure/> kehret, wogegen ihre Durchſchnittspunkte mit der Ekliptik oder ihre <hi rendition="#b">Rnoten,</hi> im 17° <figure/> und 17° <figure/> liegen. Koͤnnten wir den Ring aus ſeinen Polen betrachten, ſo wuͤrde er die Scheibe des Saturns, als ein voͤllig kreisrunder concentriſcher Ring, umgeben. Da aber die Erde immer in der Ebene der Ekliptik bleibt, und nie in dieſe Pole koͤmmt, ſo muß uns der Ring in den meiſten Stellungen, als eine Ellipſe, erſcheinen. Wenn wir den Saturn in den Zeichen <figure/> und <figure/> ſehen (alſo die Erde vom Saturn aus geſehen, in <figure/> und <figure/> ſteht), befinden wir uns an den Stellen, welche von der Flaͤche des Ringes unter allen am meiſten abſtehen, alsdann faͤllt uns mehr von dieſer Flaͤche in die Augen, und ſie bilder eine weit geoͤfnete Ellipſe, deren große Axe <hi rendition="#aq">AB</hi> (Fig. 123.) ſich zur kleinen <hi rendition="#aq">CD,</hi> wie <hi rendition="#aq">1 : ſin 31 1/2°,</hi> d. i. faſt wie 1 : 1/2 verhaͤlt, daher <hi rendition="#aq">CD</hi> ein wenig groͤßer, als Saturns Durchmeſſer, ſeyn, oder der Ring die Kugel des Planeten ganz umfaſſen muß. In dieſer Stellung ſieht man zwiſchen dem Planeten und ſeinem Ringe hindurch, er erſcheint <hi rendition="#b">gehenkelt</hi> <hi rendition="#aq">(anſatus),</hi> und es iſt moͤglich, durch die Oefnungen der Henkel Fixſterne zu ſehen.</p> <p>Steht aber Saturn in den Zeichen <figure/> und <figure/> (alſo die Erde von ihm aus geſehen, in <figure/> und <figure/>), ſo befindet ſich unſer Auge in der verlaͤngerten Flaͤche des Ringes ſelbſt. Man ſieht alſo vom Ringe nur die ſchmale Kante, wie Fig. 124. Zu eben der Zeit erleuchtet auch die Sonne (welche vom Saturn aus faſt nach eben der Gegend, wie die Erde, geſehen wird) den Ring nur der Dicke nach; er iſt aber zu duͤnn, um alsdann noch von uns geſehen zu werden, und muß alſo in dieſen Zeichen verſchwinden.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [788/0794]
an wiederum verſchwindet. Waͤhrend dieſer 29 1/2 Jahre iſt Saturn gerade einmal um den ganzen Himmel gegangen, und bey ſeinem folgenden Umlaufe kommen dieſe Erſcheinungen in eben derſelben Ordnung wieder.
Dieſe Abwechſelungen erklaͤren ſich ſehr leicht daraus, daß ſich die Flaͤche des Ringes unter einem beſtaͤndigen Winkel von etwa 31 1/2° gegen die Flaͤche der Ekliptik neiget, und ihre am weitſten von der Ekliptik abſtehenden Theile gegen 17°
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kehret, wogegen ihre Durchſchnittspunkte mit der Ekliptik oder ihre Rnoten, im 17°
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liegen. Koͤnnten wir den Ring aus ſeinen Polen betrachten, ſo wuͤrde er die Scheibe des Saturns, als ein voͤllig kreisrunder concentriſcher Ring, umgeben. Da aber die Erde immer in der Ebene der Ekliptik bleibt, und nie in dieſe Pole koͤmmt, ſo muß uns der Ring in den meiſten Stellungen, als eine Ellipſe, erſcheinen. Wenn wir den Saturn in den Zeichen
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ſehen (alſo die Erde vom Saturn aus geſehen, in
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ſteht), befinden wir uns an den Stellen, welche von der Flaͤche des Ringes unter allen am meiſten abſtehen, alsdann faͤllt uns mehr von dieſer Flaͤche in die Augen, und ſie bilder eine weit geoͤfnete Ellipſe, deren große Axe AB (Fig. 123.) ſich zur kleinen CD, wie 1 : ſin 31 1/2°, d. i. faſt wie 1 : 1/2 verhaͤlt, daher CD ein wenig groͤßer, als Saturns Durchmeſſer, ſeyn, oder der Ring die Kugel des Planeten ganz umfaſſen muß. In dieſer Stellung ſieht man zwiſchen dem Planeten und ſeinem Ringe hindurch, er erſcheint gehenkelt (anſatus), und es iſt moͤglich, durch die Oefnungen der Henkel Fixſterne zu ſehen.
Steht aber Saturn in den Zeichen
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(alſo die Erde von ihm aus geſehen, in
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