verbundene Säure in Gestalt häufiger weißgrauer Dämpfe frey macht, welche einen Safrangeruch verbreiten. Verrichtet man diese Operation in Destillirgefäßen, wo die Dämpfe aufgefangen und durch so wenig Wasser, als möglich, verdichtet werden, so erhält man aus ihnen eine concentrirte Salzsäure, welche insgemein den Namen des rauchenden Salzgeists(Spiritus salis fumans Glauberi, Esprit ae sel) führt. Glauber hat dies Verfahren und den dadurch erhaltenen Salzgeist zuerst bekannt gemacht; auch heißt der Rückstand dieser Destillation, der natürlich eine Verbindung der Vitriolsäure mir dem Mineralalkali des Kochsalzes ist, noch bis jetzt Glaubersalz(Sal mirabile Glauberi).
Diese Destillation hat weit mehr Schwierigkeiten, als die des rauchenden Salpetergeists, s. Salpetersäure. Die äußerst flüchtigen Dämpfe der Salzsäure lassen sich schlechterdings ohne Wasser nicht verdichten; daher man entweder das Vitriolöl mit Wasser verdünnen oder, in der Vorlage etwas Wasser vorschlagen, auch das Vitriolöl nur nach und nach auf das Kochsalz tragen muß. Ueberdies ist eine getäumige Vorlage, eine feste und schon im Voraus geschehene Verwahrung der Fugen mit dem dichtesten Kütte, eine kalte Witterung und viel Behutsamkeit in Behandlung des Feuers nöthig. Man hat daher mehrere Methoden vorgeschlagen, unter denen sich die woulfische auszeichnet, nach welcher an den Schnabel der Retorte ein gekrümmtes Rohr angebracht wird, das in eine Flasche geht; aus dieser Flasche geht wieder ein anderes Rohr in eine zweyte Flasche u. s. w. und aus der letzten eines in die freye Luft. In den Flaschen wird Wasser vorgeschlagen, und so erhält man in der ersten den stärksten, in den folgenden schwächern Salzgeist.
Der rauchende Salzgeist hat gewöhnlich eine gelbe Farbe, die ihm jedoch nicht eigen zu seyn, sondern von den Eisentheilen des gebrauchten Salzes, oder auch vom Brennbaren des Vitriolöls oder des Kütts herzurühren scheint. Auch sein safranartiger Geruch entsteht vielleicht vom Eisen, wenigstens wird er durch mehr Eisen merklich verstärkt. Das ganz Eigne des rauchenden Salzgeists sind die weißen
verbundene Saͤure in Geſtalt haͤufiger weißgrauer Daͤmpfe frey macht, welche einen Safrangeruch verbreiten. Verrichtet man dieſe Operation in Deſtillirgefaͤßen, wo die Daͤmpfe aufgefangen und durch ſo wenig Waſſer, als moͤglich, verdichtet werden, ſo erhaͤlt man aus ihnen eine concentrirte Salzſaͤure, welche insgemein den Namen des rauchenden Salzgeiſts(Spiritus ſalis fumans Glauberi, Eſprit ae ſel) fuͤhrt. Glauber hat dies Verfahren und den dadurch erhaltenen Salzgeiſt zuerſt bekannt gemacht; auch heißt der Ruͤckſtand dieſer Deſtillation, der natuͤrlich eine Verbindung der Vitriolſaͤure mir dem Mineralalkali des Kochſalzes iſt, noch bis jetzt Glauberſalz(Sal mirabile Glauberi).
Dieſe Deſtillation hat weit mehr Schwierigkeiten, als die des rauchenden Salpetergeiſts, ſ. Salpeterſaͤure. Die aͤußerſt fluͤchtigen Daͤmpfe der Salzſaͤure laſſen ſich ſchlechterdings ohne Waſſer nicht verdichten; daher man entweder das Vitrioloͤl mit Waſſer verduͤnnen oder, in der Vorlage etwas Waſſer vorſchlagen, auch das Vitrioloͤl nur nach und nach auf das Kochſalz tragen muß. Ueberdies iſt eine getaͤumige Vorlage, eine feſte und ſchon im Voraus geſchehene Verwahrung der Fugen mit dem dichteſten Kuͤtte, eine kalte Witterung und viel Behutſamkeit in Behandlung des Feuers noͤthig. Man hat daher mehrere Methoden vorgeſchlagen, unter denen ſich die woulfiſche auszeichnet, nach welcher an den Schnabel der Retorte ein gekruͤmmtes Rohr angebracht wird, das in eine Flaſche geht; aus dieſer Flaſche geht wieder ein anderes Rohr in eine zweyte Flaſche u. ſ. w. und aus der letzten eines in die freye Luft. In den Flaſchen wird Waſſer vorgeſchlagen, und ſo erhaͤlt man in der erſten den ſtaͤrkſten, in den folgenden ſchwaͤchern Salzgeiſt.
Der rauchende Salzgeiſt hat gewoͤhnlich eine gelbe Farbe, die ihm jedoch nicht eigen zu ſeyn, ſondern von den Eiſentheilen des gebrauchten Salzes, oder auch vom Brennbaren des Vitrioloͤls oder des Kuͤtts herzuruͤhren ſcheint. Auch ſein ſafranartiger Geruch entſteht vielleicht vom Eiſen, wenigſtens wird er durch mehr Eiſen merklich verſtaͤrkt. Das ganz Eigne des rauchenden Salzgeiſts ſind die weißen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0777"xml:id="P.3.771"n="771"/><lb/>
verbundene Saͤure in Geſtalt haͤufiger weißgrauer Daͤmpfe frey macht, welche einen Safrangeruch verbreiten. Verrichtet man dieſe Operation in Deſtillirgefaͤßen, wo die Daͤmpfe aufgefangen und durch ſo wenig Waſſer, als moͤglich, verdichtet werden, ſo erhaͤlt man aus ihnen eine concentrirte Salzſaͤure, welche insgemein den Namen des <hirendition="#b">rauchenden Salzgeiſts</hi><hirendition="#aq">(Spiritus ſalis fumans Glauberi, <hirendition="#i">Eſprit ae ſel)</hi></hi> fuͤhrt. <hirendition="#b">Glauber</hi> hat dies Verfahren und den dadurch erhaltenen Salzgeiſt zuerſt bekannt gemacht; auch heißt der Ruͤckſtand dieſer Deſtillation, der natuͤrlich eine Verbindung der Vitriolſaͤure mir dem Mineralalkali des Kochſalzes iſt, noch bis jetzt <hirendition="#b">Glauberſalz</hi><hirendition="#aq">(Sal mirabile Glauberi).</hi></p><p>Dieſe Deſtillation hat weit mehr Schwierigkeiten, als die des rauchenden Salpetergeiſts, ſ. <hirendition="#b">Salpeterſaͤure.</hi> Die aͤußerſt fluͤchtigen Daͤmpfe der Salzſaͤure laſſen ſich ſchlechterdings ohne Waſſer nicht verdichten; daher man entweder das Vitrioloͤl mit Waſſer verduͤnnen oder, in der Vorlage etwas Waſſer vorſchlagen, auch das Vitrioloͤl nur nach und nach auf das Kochſalz tragen muß. Ueberdies iſt eine getaͤumige Vorlage, eine feſte und ſchon im Voraus geſchehene Verwahrung der Fugen mit dem dichteſten Kuͤtte, eine kalte Witterung und viel Behutſamkeit in Behandlung des Feuers noͤthig. Man hat daher mehrere Methoden vorgeſchlagen, unter denen ſich die <hirendition="#b">woulfiſche</hi> auszeichnet, nach welcher an den Schnabel der Retorte ein gekruͤmmtes Rohr angebracht wird, das in eine Flaſche geht; aus dieſer Flaſche geht wieder ein anderes Rohr in eine zweyte Flaſche u. ſ. w. und aus der letzten eines in die freye Luft. In den Flaſchen wird Waſſer vorgeſchlagen, und ſo erhaͤlt man in der erſten den ſtaͤrkſten, in den folgenden ſchwaͤchern Salzgeiſt.</p><p>Der rauchende Salzgeiſt hat gewoͤhnlich eine gelbe Farbe, die ihm jedoch nicht eigen zu ſeyn, ſondern von den Eiſentheilen des gebrauchten Salzes, oder auch vom Brennbaren des Vitrioloͤls oder des Kuͤtts herzuruͤhren ſcheint. Auch ſein ſafranartiger Geruch entſteht vielleicht vom Eiſen, wenigſtens wird er durch mehr Eiſen merklich verſtaͤrkt. Das ganz Eigne des rauchenden Salzgeiſts ſind die weißen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[771/0777]
verbundene Saͤure in Geſtalt haͤufiger weißgrauer Daͤmpfe frey macht, welche einen Safrangeruch verbreiten. Verrichtet man dieſe Operation in Deſtillirgefaͤßen, wo die Daͤmpfe aufgefangen und durch ſo wenig Waſſer, als moͤglich, verdichtet werden, ſo erhaͤlt man aus ihnen eine concentrirte Salzſaͤure, welche insgemein den Namen des rauchenden Salzgeiſts (Spiritus ſalis fumans Glauberi, Eſprit ae ſel) fuͤhrt. Glauber hat dies Verfahren und den dadurch erhaltenen Salzgeiſt zuerſt bekannt gemacht; auch heißt der Ruͤckſtand dieſer Deſtillation, der natuͤrlich eine Verbindung der Vitriolſaͤure mir dem Mineralalkali des Kochſalzes iſt, noch bis jetzt Glauberſalz (Sal mirabile Glauberi).
Dieſe Deſtillation hat weit mehr Schwierigkeiten, als die des rauchenden Salpetergeiſts, ſ. Salpeterſaͤure. Die aͤußerſt fluͤchtigen Daͤmpfe der Salzſaͤure laſſen ſich ſchlechterdings ohne Waſſer nicht verdichten; daher man entweder das Vitrioloͤl mit Waſſer verduͤnnen oder, in der Vorlage etwas Waſſer vorſchlagen, auch das Vitrioloͤl nur nach und nach auf das Kochſalz tragen muß. Ueberdies iſt eine getaͤumige Vorlage, eine feſte und ſchon im Voraus geſchehene Verwahrung der Fugen mit dem dichteſten Kuͤtte, eine kalte Witterung und viel Behutſamkeit in Behandlung des Feuers noͤthig. Man hat daher mehrere Methoden vorgeſchlagen, unter denen ſich die woulfiſche auszeichnet, nach welcher an den Schnabel der Retorte ein gekruͤmmtes Rohr angebracht wird, das in eine Flaſche geht; aus dieſer Flaſche geht wieder ein anderes Rohr in eine zweyte Flaſche u. ſ. w. und aus der letzten eines in die freye Luft. In den Flaſchen wird Waſſer vorgeſchlagen, und ſo erhaͤlt man in der erſten den ſtaͤrkſten, in den folgenden ſchwaͤchern Salzgeiſt.
Der rauchende Salzgeiſt hat gewoͤhnlich eine gelbe Farbe, die ihm jedoch nicht eigen zu ſeyn, ſondern von den Eiſentheilen des gebrauchten Salzes, oder auch vom Brennbaren des Vitrioloͤls oder des Kuͤtts herzuruͤhren ſcheint. Auch ſein ſafranartiger Geruch entſteht vielleicht vom Eiſen, wenigſtens wird er durch mehr Eiſen merklich verſtaͤrkt. Das ganz Eigne des rauchenden Salzgeiſts ſind die weißen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 771. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/777>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.