Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Die Salpetersäure ist eines der mächtigsten chymischen Auflösungsmittel, das sich vorzüglich durch die Leichtigkeit und Geschwindigkeit seiner Wirkungen empfiehlt. Sie löset die drey Laugensalze sehr leicht auf, und bildet mit dem vegetabilischen den gemeinen, mit dem mineralischen den würflichten, und mit dem flüchtigen den entzündlichen Salpeter oder Salpetersalmiak. Doch sind die Laugensalze mit der Vitriolsäure noch stärker, als mit ihr verwandt; daher das Vitriolöl den Salpeter zersetzt, und seine Säure wieder frey macht. Merkwürdig ist hiebey, daß aufgegossene Salpetersäure die vitriolischen Mittelsalze auch wiederum in gewissem Maaße zersetzt, und mit ihren Laugensalzen Salpeter bildet. Es scheint also, als ob einmal die Vitriolsäure, ein andermal die Salpetersäure stärker mit den Laugensalzen verwandt sey, und einige haben daraus sogar die Nichtigkeit der ganzen Verwandschaftslehre erweisen wollen. Aber Bergmann (De attract. electiv. §. 9.) erklärt das Räthsel sehr glücklich, und besser als Baume, der es 1760 zuerst entdeckte. Nemlich die vitriolischen Neutralsalze sind fähig, sich mit Vitriolsäure zu übersättigen. Kömmt nun Salpetersäure hinzu, so giebt ein Theil des Neutralsalzes seine Säure an den andern Theil ab, den die Salpetersäure nicht berührt; in jenem Theile wird also das Laugensalz frey, und kan sich mit der Salpetersäure verbinden. Auch die absorbirenden Erden löst diese Säure leicht auf, und bildet mit ihnen Mittelsalze, die den allgemeinen Namen der erdichten Salpeter führen, z. B. Kalksalpeter,
Die Salpeterſaͤure iſt eines der maͤchtigſten chymiſchen Aufloͤſungsmittel, das ſich vorzuͤglich durch die Leichtigkeit und Geſchwindigkeit ſeiner Wirkungen empfiehlt. Sie loͤſet die drey Laugenſalze ſehr leicht auf, und bildet mit dem vegetabiliſchen den gemeinen, mit dem mineraliſchen den wuͤrflichten, und mit dem fluͤchtigen den entzuͤndlichen Salpeter oder Salpeterſalmiak. Doch ſind die Laugenſalze mit der Vitriolſaͤure noch ſtaͤrker, als mit ihr verwandt; daher das Vitrioloͤl den Salpeter zerſetzt, und ſeine Saͤure wieder frey macht. Merkwuͤrdig iſt hiebey, daß aufgegoſſene Salpeterſaͤure die vitrioliſchen Mittelſalze auch wiederum in gewiſſem Maaße zerſetzt, und mit ihren Laugenſalzen Salpeter bildet. Es ſcheint alſo, als ob einmal die Vitriolſaͤure, ein andermal die Salpeterſaͤure ſtaͤrker mit den Laugenſalzen verwandt ſey, und einige haben daraus ſogar die Nichtigkeit der ganzen Verwandſchaftslehre erweiſen wollen. Aber Bergmann (De attract. electiv. §. 9.) erklaͤrt das Raͤthſel ſehr gluͤcklich, und beſſer als Baume, der es 1760 zuerſt entdeckte. Nemlich die vitrioliſchen Neutralſalze ſind faͤhig, ſich mit Vitriolſaͤure zu uͤberſaͤttigen. Koͤmmt nun Salpeterſaͤure hinzu, ſo giebt ein Theil des Neutralſalzes ſeine Saͤure an den andern Theil ab, den die Salpeterſaͤure nicht beruͤhrt; in jenem Theile wird alſo das Laugenſalz frey, und kan ſich mit der Salpeterſaͤure verbinden. Auch die abſorbirenden Erden loͤſt dieſe Saͤure leicht auf, und bildet mit ihnen Mittelſalze, die den allgemeinen Namen der erdichten Salpeter fuͤhren, z. B. Kalkſalpeter, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0769" xml:id="P.3.763" n="763"/><lb/> wenn dieſe Subſtanzen, ſo viel moͤglich, vom Phlogiſton befreyt ſind, ſ. <hi rendition="#b">Gas, dephlogiſtiſirtes</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 373. u. f.). Darf man der Vermuthung Raum geben, daß die dephlogiſtiſirte Luft ein Waſſer in elaſtiſcher Form ſey, ſo laſſen ſich dieſe Entwicklungen deſſelben durch die Hitze ganz leicht erklaͤren, da doch aller fluͤßige Salpetergeiſt, ſelbſt der concentrirteſte, Waſſer bey ſich fuͤhrt. Dieſe dephlogiſtiſirte Luft ſcheint auch Antheil an dem Verpuffen zu haben, welches allen ſalpeterſauren Salzen eigen iſt, ſ. <hi rendition="#b">Verpuffen.</hi></p> <p>Die Salpeterſaͤure iſt eines der maͤchtigſten chymiſchen Aufloͤſungsmittel, das ſich vorzuͤglich durch die Leichtigkeit und Geſchwindigkeit ſeiner Wirkungen empfiehlt. Sie loͤſet die drey Laugenſalze ſehr leicht auf, und bildet mit dem vegetabiliſchen den <hi rendition="#b">gemeinen,</hi> mit dem mineraliſchen den <hi rendition="#b">wuͤrflichten,</hi> und mit dem fluͤchtigen den <hi rendition="#b">entzuͤndlichen</hi> Salpeter oder <hi rendition="#b">Salpeterſalmiak.</hi> Doch ſind die Laugenſalze mit der Vitriolſaͤure noch ſtaͤrker, als mit ihr verwandt; daher das Vitrioloͤl den Salpeter zerſetzt, und ſeine Saͤure wieder frey macht. Merkwuͤrdig iſt hiebey, daß aufgegoſſene Salpeterſaͤure die vitrioliſchen Mittelſalze auch wiederum in gewiſſem Maaße zerſetzt, und mit ihren Laugenſalzen Salpeter bildet. Es ſcheint alſo, als ob einmal die Vitriolſaͤure, ein andermal die Salpeterſaͤure ſtaͤrker mit den Laugenſalzen verwandt ſey, und einige haben daraus ſogar die Nichtigkeit der ganzen Verwandſchaftslehre erweiſen wollen. Aber <hi rendition="#b">Bergmann</hi> (<hi rendition="#aq">De attract. electiv. §. 9.</hi>) erklaͤrt das Raͤthſel ſehr gluͤcklich, und beſſer als <hi rendition="#b">Baume,</hi> der es 1760 zuerſt entdeckte. Nemlich die vitrioliſchen Neutralſalze ſind faͤhig, ſich mit Vitriolſaͤure zu uͤberſaͤttigen. Koͤmmt nun Salpeterſaͤure hinzu, ſo giebt ein Theil des Neutralſalzes ſeine Saͤure an den andern Theil ab, den die Salpeterſaͤure nicht beruͤhrt; in jenem Theile wird alſo das Laugenſalz frey, und kan ſich mit der Salpeterſaͤure verbinden.</p> <p>Auch die abſorbirenden Erden loͤſt dieſe Saͤure leicht auf, und bildet mit ihnen Mittelſalze, die den allgemeinen Namen der <hi rendition="#b">erdichten Salpeter</hi> fuͤhren, z. B. Kalkſalpeter,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [763/0769]
wenn dieſe Subſtanzen, ſo viel moͤglich, vom Phlogiſton befreyt ſind, ſ. Gas, dephlogiſtiſirtes (Th. II. S. 373. u. f.). Darf man der Vermuthung Raum geben, daß die dephlogiſtiſirte Luft ein Waſſer in elaſtiſcher Form ſey, ſo laſſen ſich dieſe Entwicklungen deſſelben durch die Hitze ganz leicht erklaͤren, da doch aller fluͤßige Salpetergeiſt, ſelbſt der concentrirteſte, Waſſer bey ſich fuͤhrt. Dieſe dephlogiſtiſirte Luft ſcheint auch Antheil an dem Verpuffen zu haben, welches allen ſalpeterſauren Salzen eigen iſt, ſ. Verpuffen.
Die Salpeterſaͤure iſt eines der maͤchtigſten chymiſchen Aufloͤſungsmittel, das ſich vorzuͤglich durch die Leichtigkeit und Geſchwindigkeit ſeiner Wirkungen empfiehlt. Sie loͤſet die drey Laugenſalze ſehr leicht auf, und bildet mit dem vegetabiliſchen den gemeinen, mit dem mineraliſchen den wuͤrflichten, und mit dem fluͤchtigen den entzuͤndlichen Salpeter oder Salpeterſalmiak. Doch ſind die Laugenſalze mit der Vitriolſaͤure noch ſtaͤrker, als mit ihr verwandt; daher das Vitrioloͤl den Salpeter zerſetzt, und ſeine Saͤure wieder frey macht. Merkwuͤrdig iſt hiebey, daß aufgegoſſene Salpeterſaͤure die vitrioliſchen Mittelſalze auch wiederum in gewiſſem Maaße zerſetzt, und mit ihren Laugenſalzen Salpeter bildet. Es ſcheint alſo, als ob einmal die Vitriolſaͤure, ein andermal die Salpeterſaͤure ſtaͤrker mit den Laugenſalzen verwandt ſey, und einige haben daraus ſogar die Nichtigkeit der ganzen Verwandſchaftslehre erweiſen wollen. Aber Bergmann (De attract. electiv. §. 9.) erklaͤrt das Raͤthſel ſehr gluͤcklich, und beſſer als Baume, der es 1760 zuerſt entdeckte. Nemlich die vitrioliſchen Neutralſalze ſind faͤhig, ſich mit Vitriolſaͤure zu uͤberſaͤttigen. Koͤmmt nun Salpeterſaͤure hinzu, ſo giebt ein Theil des Neutralſalzes ſeine Saͤure an den andern Theil ab, den die Salpeterſaͤure nicht beruͤhrt; in jenem Theile wird alſo das Laugenſalz frey, und kan ſich mit der Salpeterſaͤure verbinden.
Auch die abſorbirenden Erden loͤſt dieſe Saͤure leicht auf, und bildet mit ihnen Mittelſalze, die den allgemeinen Namen der erdichten Salpeter fuͤhren, z. B. Kalkſalpeter,
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