Salmiaks durch Kalkerden (z. B. gepülverte Kreide), welche nur mit Hülfe der Hitze erfolgt, entbindet sich zugleich die Luftsäure der Kalkerden, und geht mit dem flüchtigen Alkali über, welches daher in trockner fester Gestalt, sehr mild, und mit einer beträchtlichen Vermehrung seines Gewichts erscheint, so daß man aus 1 Pfund Salmiak (welches an sich nur 6--7 Unzen Laugensalz hält) auf diese Art 14 Unzen festes flüchtiges Alkali erhalten kan. Ehe man die Luftsäure kannte, waren diese Phänomene chymische Räthsel, und Duhamel(Mem. de Paris, 1735.) leitete die Vermehrung des Gewichts von einem Theile mit fortgerissener Kalkerde, Baume (Erläukerte Experimentalchymie, Th. II. S. 118. f.) von dem Wasser der Kalker<*>e her. Mit dem lebendigen Kalke zersetzt sich der Salmiak gleich im Augenblicke der Vermischung ungemein lebhaft und geschwind, so daß man alle Vorsicht gebrauchen muß, das entbundene flüchtige Alkali nicht einzuathmen. Hiebey aber erscheint es stets in flüßiger Gestalt (vermittelst des im lebendigen Kalke enthaltenen Wassers) und als ein ätzender Salmiakspiritus(Spiritus salis ammoniaci cum calce viva paratus) weil dem Kalke die Luftsäure fehlt, welche das Alkali mild und krystallisirungsfähig machen könnte. Der Rückstand beyder Destillationen, von welchen die letztere nur gelinde Wärme ersordert, ist ein Kalksalz oder kalkartiges Kochsalz.
Auch die milden feuerbeständigen Laugensalze treiben das Flüchtige aus dem Salmiak in trockner Gestalt, bis ihr Wasser mit überzugehen und es flüßig zu machen anfängt. Die ätzenden Laugensalze hingegen treiben das flüchtige Alkali sehr leicht, aber ätzend und stets flüßig, über. Die Laugensalze verhalten sich also vollkommen, wie die Kalkerden. Die Rückstände sind Kochsalz, wenn man mineralisches, Digestivsalz des Sylvius, wenn man Gewächslaugensalz gebraucht hat.
Die meisten Metalle treiben aus dem Salmiak das flüchtige Alkali, mit Hülfe des Feuers, ätzend und flüßig aus, und verbinden sich mit der Salzsäure, wodurch Silber und Bley in Hornsilber und Hornbley verwandelt werden.
Salmiaks durch Kalkerden (z. B. gepuͤlverte Kreide), welche nur mit Huͤlfe der Hitze erfolgt, entbindet ſich zugleich die Luftſaͤure der Kalkerden, und geht mit dem fluͤchtigen Alkali uͤber, welches daher in trockner feſter Geſtalt, ſehr mild, und mit einer betraͤchtlichen Vermehrung ſeines Gewichts erſcheint, ſo daß man aus 1 Pfund Salmiak (welches an ſich nur 6—7 Unzen Laugenſalz haͤlt) auf dieſe Art 14 Unzen feſtes fluͤchtiges Alkali erhalten kan. Ehe man die Luftſaͤure kannte, waren dieſe Phaͤnomene chymiſche Raͤthſel, und Duhamel(Mém. de Paris, 1735.) leitete die Vermehrung des Gewichts von einem Theile mit fortgeriſſener Kalkerde, Baume (Erlaͤukerte Experimentalchymie, Th. II. S. 118. f.) von dem Waſſer der Kalker<*>e her. Mit dem lebendigen Kalke zerſetzt ſich der Salmiak gleich im Augenblicke der Vermiſchung ungemein lebhaft und geſchwind, ſo daß man alle Vorſicht gebrauchen muß, das entbundene fluͤchtige Alkali nicht einzuathmen. Hiebey aber erſcheint es ſtets in fluͤßiger Geſtalt (vermittelſt des im lebendigen Kalke enthaltenen Waſſers) und als ein aͤtzender Salmiakſpiritus(Spiritus ſalis ammoniaci cum calce viva paratus) weil dem Kalke die Luftſaͤure fehlt, welche das Alkali mild und kryſtalliſirungsfaͤhig machen koͤnnte. Der Ruͤckſtand beyder Deſtillationen, von welchen die letztere nur gelinde Waͤrme erſordert, iſt ein Kalkſalz oder kalkartiges Kochſalz.
Auch die milden feuerbeſtaͤndigen Laugenſalze treiben das Fluͤchtige aus dem Salmiak in trockner Geſtalt, bis ihr Waſſer mit uͤberzugehen und es fluͤßig zu machen anfaͤngt. Die aͤtzenden Laugenſalze hingegen treiben das fluͤchtige Alkali ſehr leicht, aber aͤtzend und ſtets fluͤßig, uͤber. Die Laugenſalze verhalten ſich alſo vollkommen, wie die Kalkerden. Die Ruͤckſtaͤnde ſind Kochſalz, wenn man mineraliſches, Digeſtivſalz des Sylvius, wenn man Gewaͤchslaugenſalz gebraucht hat.
Die meiſten Metalle treiben aus dem Salmiak das fluͤchtige Alkali, mit Huͤlfe des Feuers, aͤtzend und fluͤßig aus, und verbinden ſich mit der Salzſaͤure, wodurch Silber und Bley in Hornſilber und Hornbley verwandelt werden.
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Salmiaks durch Kalkerden (z. B. gepuͤlverte Kreide), welche nur mit Huͤlfe der Hitze erfolgt, entbindet ſich zugleich die Luftſaͤure der Kalkerden, und geht mit dem fluͤchtigen Alkali uͤber, welches daher in trockner feſter Geſtalt, ſehr mild, und mit einer betraͤchtlichen Vermehrung ſeines Gewichts erſcheint, ſo daß man aus 1 Pfund Salmiak (welches an ſich nur 6—7 Unzen Laugenſalz haͤlt) auf dieſe Art 14 Unzen feſtes fluͤchtiges Alkali erhalten kan. Ehe man die Luftſaͤure kannte, waren dieſe Phaͤnomene chymiſche Raͤthſel, und <hirendition="#b">Duhamel</hi><hirendition="#aq">(Mém. de Paris, 1735.)</hi> leitete die Vermehrung des Gewichts von einem Theile mit fortgeriſſener Kalkerde, <hirendition="#b">Baume</hi> (Erlaͤukerte Experimentalchymie, Th. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 118. f.) von dem Waſſer der Kalker<*>e her. Mit dem lebendigen Kalke zerſetzt ſich der Salmiak gleich im Augenblicke der Vermiſchung ungemein lebhaft und geſchwind, ſo daß man alle Vorſicht gebrauchen muß, das entbundene fluͤchtige Alkali nicht einzuathmen. Hiebey aber erſcheint es ſtets in fluͤßiger Geſtalt (vermittelſt des im lebendigen Kalke enthaltenen Waſſers) und als ein <hirendition="#b">aͤtzender Salmiakſpiritus</hi><hirendition="#aq">(Spiritus ſalis ammoniaci cum calce viva paratus)</hi> weil dem Kalke die Luftſaͤure fehlt, welche das Alkali mild und kryſtalliſirungsfaͤhig machen koͤnnte. Der Ruͤckſtand beyder Deſtillationen, von welchen die letztere nur gelinde Waͤrme erſordert, iſt ein Kalkſalz oder kalkartiges Kochſalz.</p><p>Auch die milden feuerbeſtaͤndigen Laugenſalze treiben das Fluͤchtige aus dem Salmiak in trockner Geſtalt, bis ihr Waſſer mit uͤberzugehen und es fluͤßig zu machen anfaͤngt. Die aͤtzenden Laugenſalze hingegen treiben das fluͤchtige Alkali ſehr leicht, aber aͤtzend und ſtets fluͤßig, uͤber. Die Laugenſalze verhalten ſich alſo vollkommen, wie die Kalkerden. Die Ruͤckſtaͤnde ſind Kochſalz, wenn man mineraliſches, Digeſtivſalz des Sylvius, wenn man Gewaͤchslaugenſalz gebraucht hat.</p><p>Die meiſten Metalle treiben aus dem Salmiak das fluͤchtige Alkali, mit Huͤlfe des Feuers, aͤtzend und fluͤßig aus, und verbinden ſich mit der Salzſaͤure, wodurch Silber und Bley in Hornſilber und Hornbley verwandelt werden.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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Salmiaks durch Kalkerden (z. B. gepuͤlverte Kreide), welche nur mit Huͤlfe der Hitze erfolgt, entbindet ſich zugleich die Luftſaͤure der Kalkerden, und geht mit dem fluͤchtigen Alkali uͤber, welches daher in trockner feſter Geſtalt, ſehr mild, und mit einer betraͤchtlichen Vermehrung ſeines Gewichts erſcheint, ſo daß man aus 1 Pfund Salmiak (welches an ſich nur 6—7 Unzen Laugenſalz haͤlt) auf dieſe Art 14 Unzen feſtes fluͤchtiges Alkali erhalten kan. Ehe man die Luftſaͤure kannte, waren dieſe Phaͤnomene chymiſche Raͤthſel, und Duhamel (Mém. de Paris, 1735.) leitete die Vermehrung des Gewichts von einem Theile mit fortgeriſſener Kalkerde, Baume (Erlaͤukerte Experimentalchymie, Th. II. S. 118. f.) von dem Waſſer der Kalker<*>e her. Mit dem lebendigen Kalke zerſetzt ſich der Salmiak gleich im Augenblicke der Vermiſchung ungemein lebhaft und geſchwind, ſo daß man alle Vorſicht gebrauchen muß, das entbundene fluͤchtige Alkali nicht einzuathmen. Hiebey aber erſcheint es ſtets in fluͤßiger Geſtalt (vermittelſt des im lebendigen Kalke enthaltenen Waſſers) und als ein aͤtzender Salmiakſpiritus (Spiritus ſalis ammoniaci cum calce viva paratus) weil dem Kalke die Luftſaͤure fehlt, welche das Alkali mild und kryſtalliſirungsfaͤhig machen koͤnnte. Der Ruͤckſtand beyder Deſtillationen, von welchen die letztere nur gelinde Waͤrme erſordert, iſt ein Kalkſalz oder kalkartiges Kochſalz.
Auch die milden feuerbeſtaͤndigen Laugenſalze treiben das Fluͤchtige aus dem Salmiak in trockner Geſtalt, bis ihr Waſſer mit uͤberzugehen und es fluͤßig zu machen anfaͤngt. Die aͤtzenden Laugenſalze hingegen treiben das fluͤchtige Alkali ſehr leicht, aber aͤtzend und ſtets fluͤßig, uͤber. Die Laugenſalze verhalten ſich alſo vollkommen, wie die Kalkerden. Die Ruͤckſtaͤnde ſind Kochſalz, wenn man mineraliſches, Digeſtivſalz des Sylvius, wenn man Gewaͤchslaugenſalz gebraucht hat.
Die meiſten Metalle treiben aus dem Salmiak das fluͤchtige Alkali, mit Huͤlfe des Feuers, aͤtzend und fluͤßig aus, und verbinden ſich mit der Salzſaͤure, wodurch Silber und Bley in Hornſilber und Hornbley verwandelt werden.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/760>, abgerufen am 22.11.2024.
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