Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Der Ruß selbst ist nach Beschaffenheit der Verbrennung und der verbrannten Substanzen verschieden. Der gemeine Ruß der Schorsteine hat einen scharfen, bittern und brenzlichen Geschmack, setzt im Wasser eine färbende Materie ab, und kan aufs neue sehr lebhaft und mit starker Flamme brennen, wie man an dem Brennen der Schorsteine sicht. Dies zeigt, daß er salzige, ölichte, seifenartige Theile und Brennbares enthalte. Durch die Destillation erhält man auch ihm Wasser, Laugensalz in fester und flüßiger Gestalt und ein brenzliches Oel; der Rückstand ist eine häufige kohlenartige Materie, aus der man nach der Einäscherung fires Alkali bekommen kan. Manche Arten des Rußes geben auch Säuren, und zuletzt bey starkem Feuer etwas Salmiak, wie in Holland der Torfruß, und in Egypten der Ruß von verbranntem Miste der Hausthiere, welche kochsalzhaltige Kräuter fressen. Da alle Arten des Rußes flüchtiges Alkali liefern, auch wenn sie von bloß vegetabilischen Materien kommen, so schloß man sonst, daß die Verbrennung der Pflanzen, wie die Fäulniß, ein flüchtiges Laugensalz erzeuge. Herr Wiegleb aber (Chemische Versuche über die alkalischen Salze. Berlin und Stettin, 1774. 8. S. 222. u. f.) hat durch seine Versuche mit Büchenholzsägspänen und Ruß vom Büchenholz dargethan, daß der flüchtig-alkalische Antheil, den der Ruß giebt, schon vor der Verbrennung im Holze enthalten sey. Man gebraucht den Ruß zur Bereitung des Salmiaks und zum Färben, indem daraus das Rußbraun (Bistre) gezogen, auch durch Versetzung mit Leim die Tusche, und mit verdicktem Leinöl die Buchdruckerschwärze bereitet wird. Auch die Arzneykunst macht einigen Gebrauch vom Ruße, und den Chymisten dient das Lampenschwarz wegen des darinn enthaltenen Phlogistons als ein Hülfsmittel zur Reduction der Metallkalke.
Der Ruß ſelbſt iſt nach Beſchaffenheit der Verbrennung und der verbrannten Subſtanzen verſchieden. Der gemeine Ruß der Schorſteine hat einen ſcharfen, bittern und brenzlichen Geſchmack, ſetzt im Waſſer eine faͤrbende Materie ab, und kan aufs neue ſehr lebhaft und mit ſtarker Flamme brennen, wie man an dem Brennen der Schorſteine ſicht. Dies zeigt, daß er ſalzige, oͤlichte, ſeifenartige Theile und Brennbares enthalte. Durch die Deſtillation erhaͤlt man auch ihm Waſſer, Laugenſalz in feſter und fluͤßiger Geſtalt und ein brenzliches Oel; der Ruͤckſtand iſt eine haͤufige kohlenartige Materie, aus der man nach der Einaͤſcherung fires Alkali bekommen kan. Manche Arten des Rußes geben auch Saͤuren, und zuletzt bey ſtarkem Feuer etwas Salmiak, wie in Holland der Torfruß, und in Egypten der Ruß von verbranntem Miſte der Hausthiere, welche kochſalzhaltige Kraͤuter freſſen. Da alle Arten des Rußes fluͤchtiges Alkali liefern, auch wenn ſie von bloß vegetabiliſchen Materien kommen, ſo ſchloß man ſonſt, daß die Verbrennung der Pflanzen, wie die Faͤulniß, ein fluͤchtiges Laugenſalz erzeuge. Herr Wiegleb aber (Chemiſche Verſuche uͤber die alkaliſchen Salze. Berlin und Stettin, 1774. 8. S. 222. u. f.) hat durch ſeine Verſuche mit Buͤchenholzſaͤgſpaͤnen und Ruß vom Buͤchenholz dargethan, daß der fluͤchtig-alkaliſche Antheil, den der Ruß giebt, ſchon vor der Verbrennung im Holze enthalten ſey. Man gebraucht den Ruß zur Bereitung des Salmiaks und zum Faͤrben, indem daraus das Rußbraun (Biſtre) gezogen, auch durch Verſetzung mit Leim die Tuſche, und mit verdicktem Leinoͤl die Buchdruckerſchwaͤrze bereitet wird. Auch die Arzneykunſt macht einigen Gebrauch vom Ruße, und den Chymiſten dient das Lampenſchwarz wegen des darinn enthaltenen Phlogiſtons als ein Huͤlfsmittel zur Reduction der Metallkalke. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0746" xml:id="P.3.740" n="740"/><lb/> und ſich durch eine wahre Sublimation in Rauch und Ruß verwandeln. Je vollkommner die Verbrennung iſt, deſto weniger erhaͤlt man Rauch und Ruß.</p> <p>Der Ruß ſelbſt iſt nach Beſchaffenheit der Verbrennung und der verbrannten Subſtanzen verſchieden. Der gemeine Ruß der Schorſteine hat einen ſcharfen, bittern und brenzlichen Geſchmack, ſetzt im Waſſer eine faͤrbende Materie ab, und kan aufs neue ſehr lebhaft und mit ſtarker Flamme brennen, wie man an dem Brennen der Schorſteine ſicht. Dies zeigt, daß er ſalzige, oͤlichte, ſeifenartige Theile und Brennbares enthalte. Durch die Deſtillation erhaͤlt man auch ihm Waſſer, Laugenſalz in feſter und fluͤßiger Geſtalt und ein brenzliches Oel; der Ruͤckſtand iſt eine haͤufige kohlenartige Materie, aus der man nach der Einaͤſcherung fires Alkali bekommen kan. Manche Arten des Rußes geben auch Saͤuren, und zuletzt bey ſtarkem Feuer etwas Salmiak, wie in Holland der Torfruß, und in Egypten der Ruß von verbranntem Miſte der Hausthiere, welche kochſalzhaltige Kraͤuter freſſen.</p> <p>Da alle Arten des Rußes fluͤchtiges Alkali liefern, auch wenn ſie von bloß vegetabiliſchen Materien kommen, ſo ſchloß man ſonſt, daß die Verbrennung der Pflanzen, wie die Faͤulniß, ein fluͤchtiges Laugenſalz erzeuge. Herr <hi rendition="#b">Wiegleb</hi> aber (Chemiſche Verſuche uͤber die alkaliſchen Salze. Berlin und Stettin, 1774. 8. S. 222. u. f.) hat durch ſeine Verſuche mit Buͤchenholzſaͤgſpaͤnen und Ruß vom Buͤchenholz dargethan, daß der fluͤchtig-alkaliſche Antheil, den der Ruß giebt, ſchon vor der Verbrennung im Holze enthalten ſey.</p> <p>Man gebraucht den Ruß zur Bereitung des Salmiaks und zum Faͤrben, indem daraus das <hi rendition="#b">Rußbraun</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Biſtre)</hi></hi> gezogen, auch durch Verſetzung mit Leim die <hi rendition="#b">Tuſche,</hi> und mit verdicktem Leinoͤl die <hi rendition="#b">Buchdruckerſchwaͤrze</hi> bereitet wird. Auch die Arzneykunſt macht einigen Gebrauch vom Ruße, und den Chymiſten dient das Lampenſchwarz wegen des darinn enthaltenen Phlogiſtons als ein Huͤlfsmittel zur Reduction der Metallkalke.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [740/0746]
und ſich durch eine wahre Sublimation in Rauch und Ruß verwandeln. Je vollkommner die Verbrennung iſt, deſto weniger erhaͤlt man Rauch und Ruß.
Der Ruß ſelbſt iſt nach Beſchaffenheit der Verbrennung und der verbrannten Subſtanzen verſchieden. Der gemeine Ruß der Schorſteine hat einen ſcharfen, bittern und brenzlichen Geſchmack, ſetzt im Waſſer eine faͤrbende Materie ab, und kan aufs neue ſehr lebhaft und mit ſtarker Flamme brennen, wie man an dem Brennen der Schorſteine ſicht. Dies zeigt, daß er ſalzige, oͤlichte, ſeifenartige Theile und Brennbares enthalte. Durch die Deſtillation erhaͤlt man auch ihm Waſſer, Laugenſalz in feſter und fluͤßiger Geſtalt und ein brenzliches Oel; der Ruͤckſtand iſt eine haͤufige kohlenartige Materie, aus der man nach der Einaͤſcherung fires Alkali bekommen kan. Manche Arten des Rußes geben auch Saͤuren, und zuletzt bey ſtarkem Feuer etwas Salmiak, wie in Holland der Torfruß, und in Egypten der Ruß von verbranntem Miſte der Hausthiere, welche kochſalzhaltige Kraͤuter freſſen.
Da alle Arten des Rußes fluͤchtiges Alkali liefern, auch wenn ſie von bloß vegetabiliſchen Materien kommen, ſo ſchloß man ſonſt, daß die Verbrennung der Pflanzen, wie die Faͤulniß, ein fluͤchtiges Laugenſalz erzeuge. Herr Wiegleb aber (Chemiſche Verſuche uͤber die alkaliſchen Salze. Berlin und Stettin, 1774. 8. S. 222. u. f.) hat durch ſeine Verſuche mit Buͤchenholzſaͤgſpaͤnen und Ruß vom Buͤchenholz dargethan, daß der fluͤchtig-alkaliſche Antheil, den der Ruß giebt, ſchon vor der Verbrennung im Holze enthalten ſey.
Man gebraucht den Ruß zur Bereitung des Salmiaks und zum Faͤrben, indem daraus das Rußbraun (Biſtre) gezogen, auch durch Verſetzung mit Leim die Tuſche, und mit verdicktem Leinoͤl die Buchdruckerſchwaͤrze bereitet wird. Auch die Arzneykunſt macht einigen Gebrauch vom Ruße, und den Chymiſten dient das Lampenſchwarz wegen des darinn enthaltenen Phlogiſtons als ein Huͤlfsmittel zur Reduction der Metallkalke.
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