Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


die Lage der Kreise am Himmel, z. B. der Ekliptik, gebracht, und das Auge in ihren Mittelpunkt gestellt. So maßen die alexandrinischen Astronomen Längen und Breiten der Gestirne auf Zodiakalarmillen. Erst Tycho de Brahe hat statt dieser unvollkommnen Methoden bessere eingeführt.

Taf. XX. Fig. 113. zeigt die Einrichtung der Ringkugel. Der Horizont AB ruht auf dem Fußgestell, und auf ihm steht senkrecht der Mittagskreis RDZM, der, wie bey der künstlichen Himmelskugel, in zween Einschnitten des Horizonts, und einem Einschnitte des Fußgestells, so ruht, daß man ihn verschieben, oder andere Punkte desselben ins Zenith Z bringen kan. Diese beyden Kreise machen die unbewegliche Sphäre aus.

Die beweglichen Kreise oder Ringe bilden mit einander eine Verbindung oder eine Art von Gespärr, das sich um die Axe PR drehen läßt. Diese Linie stellt die Weltaxe, P und R die beyden Pole vor. Man sieht in der Figur vier größte Kreise: den Aequator, die Ekliptik und die beyden Koluren. Die Ekliptik ist in derjenigen Stellung verzeichnet, in welcher der Kolur der Sonnenwenden mit dem Mittagskreise coincidirt, der Kolur der Nachtgleichen aber im Horizonte den Morgen- und Abendpunkt trift. Die Ekliptik ist nicht, wie die übrigen Kreise, durch einen bloßen Ring dargestellt, sondern sie ist mit der gehörigen Theilung in Zeichen und Grade auf die Mitte einer Zone von Messingblech gezeichnet, welche in der gebörigen Schiefe um die ganze Kugel herum geht, 17 1/3 breit ist, und den Thierkreis vorstellt. Auf dieser Zone hat man also wenigstens denjenigen Theil der Kugelfläche wirklich, in welchem Sonne, Mond und alle Planeten jederzeit stehen müssen; daher man den jedesmaligen Ort dieser Himmelskörper nach Länge und Breite, aus den Tafeln oder Ephemeriden aussuchen, und durch ein Zeichen auf der äußern, oder auch auf der innern hohlen Fläche der Zone bemerken kan. So leistet die Ringkugel für Sonne, Mond und Planeten völlig gleiche Dienste mit der künstlichen Himmelskugel.


die Lage der Kreiſe am Himmel, z. B. der Ekliptik, gebracht, und das Auge in ihren Mittelpunkt geſtellt. So maßen die alexandriniſchen Aſtronomen Laͤngen und Breiten der Geſtirne auf Zodiakalarmillen. Erſt Tycho de Brahe hat ſtatt dieſer unvollkommnen Methoden beſſere eingefuͤhrt.

Taf. XX. Fig. 113. zeigt die Einrichtung der Ringkugel. Der Horizont AB ruht auf dem Fußgeſtell, und auf ihm ſteht ſenkrecht der Mittagskreis RDZM, der, wie bey der kuͤnſtlichen Himmelskugel, in zween Einſchnitten des Horizonts, und einem Einſchnitte des Fußgeſtells, ſo ruht, daß man ihn verſchieben, oder andere Punkte deſſelben ins Zenith Z bringen kan. Dieſe beyden Kreiſe machen die unbewegliche Sphaͤre aus.

Die beweglichen Kreiſe oder Ringe bilden mit einander eine Verbindung oder eine Art von Geſpaͤrr, das ſich um die Axe PR drehen laͤßt. Dieſe Linie ſtellt die Weltaxe, P und R die beyden Pole vor. Man ſieht in der Figur vier groͤßte Kreiſe: den Aequator, die Ekliptik und die beyden Koluren. Die Ekliptik iſt in derjenigen Stellung verzeichnet, in welcher der Kolur der Sonnenwenden mit dem Mittagskreiſe coincidirt, der Kolur der Nachtgleichen aber im Horizonte den Morgen- und Abendpunkt trift. Die Ekliptik iſt nicht, wie die uͤbrigen Kreiſe, durch einen bloßen Ring dargeſtellt, ſondern ſie iſt mit der gehoͤrigen Theilung in Zeichen und Grade auf die Mitte einer Zone von Meſſingblech gezeichnet, welche in der geboͤrigen Schiefe um die ganze Kugel herum geht, 17 1/3 breit iſt, und den Thierkreis vorſtellt. Auf dieſer Zone hat man alſo wenigſtens denjenigen Theil der Kugelflaͤche wirklich, in welchem Sonne, Mond und alle Planeten jederzeit ſtehen muͤſſen; daher man den jedesmaligen Ort dieſer Himmelskoͤrper nach Laͤnge und Breite, aus den Tafeln oder Ephemeriden auſſuchen, und durch ein Zeichen auf der aͤußern, oder auch auf der innern hohlen Flaͤche der Zone bemerken kan. So leiſtet die Ringkugel fuͤr Sonne, Mond und Planeten voͤllig gleiche Dienſte mit der kuͤnſtlichen Himmelskugel.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0723" xml:id="P.3.717" n="717"/><lb/>
die Lage der Krei&#x017F;e am Himmel, z. B. der Ekliptik, gebracht, und das Auge in ihren Mittelpunkt ge&#x017F;tellt. So maßen die alexandrini&#x017F;chen A&#x017F;tronomen La&#x0364;ngen und Breiten der Ge&#x017F;tirne auf Zodiakalarmillen. Er&#x017F;t <hi rendition="#b">Tycho de Brahe hat</hi> &#x017F;tatt die&#x017F;er unvollkommnen Methoden be&#x017F;&#x017F;ere eingefu&#x0364;hrt.</p>
            <p>Taf. <hi rendition="#aq">XX.</hi> Fig. 113. zeigt die Einrichtung der Ringkugel. Der Horizont <hi rendition="#aq">AB</hi> ruht auf dem Fußge&#x017F;tell, und auf ihm &#x017F;teht &#x017F;enkrecht der Mittagskreis <hi rendition="#aq">RDZM,</hi> der, wie bey der ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Himmelskugel, in zween Ein&#x017F;chnitten des Horizonts, und einem Ein&#x017F;chnitte des Fußge&#x017F;tells, &#x017F;o ruht, daß man ihn ver&#x017F;chieben, oder andere Punkte de&#x017F;&#x017F;elben ins Zenith <hi rendition="#aq">Z</hi> bringen kan. Die&#x017F;e beyden Krei&#x017F;e machen die unbewegliche Spha&#x0364;re aus.</p>
            <p>Die beweglichen Krei&#x017F;e oder Ringe bilden mit einander eine Verbindung oder eine Art von Ge&#x017F;pa&#x0364;rr, das &#x017F;ich um die Axe <hi rendition="#aq">PR</hi> drehen la&#x0364;ßt. Die&#x017F;e Linie &#x017F;tellt die Weltaxe, <hi rendition="#aq">P</hi> und <hi rendition="#aq">R</hi> die beyden Pole vor. Man &#x017F;ieht in der Figur vier gro&#x0364;ßte <hi rendition="#b">Krei&#x017F;e:</hi> den Aequator, die Ekliptik und die beyden Koluren. Die Ekliptik i&#x017F;t in derjenigen Stellung verzeichnet, in welcher der Kolur der Sonnenwenden mit dem Mittagskrei&#x017F;e coincidirt, der Kolur der Nachtgleichen aber im Horizonte den Morgen- und Abendpunkt trift. Die Ekliptik i&#x017F;t nicht, wie die u&#x0364;brigen Krei&#x017F;e, durch einen bloßen Ring darge&#x017F;tellt, &#x017F;ondern &#x017F;ie i&#x017F;t mit der geho&#x0364;rigen Theilung in Zeichen und Grade auf die Mitte einer Zone von Me&#x017F;&#x017F;ingblech gezeichnet, welche in der gebo&#x0364;rigen Schiefe um die ganze Kugel herum geht, 17 1/3 breit i&#x017F;t, und den <hi rendition="#b">Thierkreis</hi> vor&#x017F;tellt. Auf die&#x017F;er Zone hat man al&#x017F;o wenig&#x017F;tens denjenigen Theil der Kugelfla&#x0364;che wirklich, in welchem Sonne, Mond und alle Planeten jederzeit &#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; daher man den jedesmaligen Ort die&#x017F;er Himmelsko&#x0364;rper nach La&#x0364;nge und Breite, aus den Tafeln oder Ephemeriden au&#x017F;&#x017F;uchen, und durch ein Zeichen auf der a&#x0364;ußern, oder auch auf der innern hohlen Fla&#x0364;che der Zone bemerken kan. So lei&#x017F;tet die Ringkugel fu&#x0364;r Sonne, Mond und Planeten vo&#x0364;llig gleiche Dien&#x017F;te mit der ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Himmelskugel.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[717/0723] die Lage der Kreiſe am Himmel, z. B. der Ekliptik, gebracht, und das Auge in ihren Mittelpunkt geſtellt. So maßen die alexandriniſchen Aſtronomen Laͤngen und Breiten der Geſtirne auf Zodiakalarmillen. Erſt Tycho de Brahe hat ſtatt dieſer unvollkommnen Methoden beſſere eingefuͤhrt. Taf. XX. Fig. 113. zeigt die Einrichtung der Ringkugel. Der Horizont AB ruht auf dem Fußgeſtell, und auf ihm ſteht ſenkrecht der Mittagskreis RDZM, der, wie bey der kuͤnſtlichen Himmelskugel, in zween Einſchnitten des Horizonts, und einem Einſchnitte des Fußgeſtells, ſo ruht, daß man ihn verſchieben, oder andere Punkte deſſelben ins Zenith Z bringen kan. Dieſe beyden Kreiſe machen die unbewegliche Sphaͤre aus. Die beweglichen Kreiſe oder Ringe bilden mit einander eine Verbindung oder eine Art von Geſpaͤrr, das ſich um die Axe PR drehen laͤßt. Dieſe Linie ſtellt die Weltaxe, P und R die beyden Pole vor. Man ſieht in der Figur vier groͤßte Kreiſe: den Aequator, die Ekliptik und die beyden Koluren. Die Ekliptik iſt in derjenigen Stellung verzeichnet, in welcher der Kolur der Sonnenwenden mit dem Mittagskreiſe coincidirt, der Kolur der Nachtgleichen aber im Horizonte den Morgen- und Abendpunkt trift. Die Ekliptik iſt nicht, wie die uͤbrigen Kreiſe, durch einen bloßen Ring dargeſtellt, ſondern ſie iſt mit der gehoͤrigen Theilung in Zeichen und Grade auf die Mitte einer Zone von Meſſingblech gezeichnet, welche in der geboͤrigen Schiefe um die ganze Kugel herum geht, 17 1/3 breit iſt, und den Thierkreis vorſtellt. Auf dieſer Zone hat man alſo wenigſtens denjenigen Theil der Kugelflaͤche wirklich, in welchem Sonne, Mond und alle Planeten jederzeit ſtehen muͤſſen; daher man den jedesmaligen Ort dieſer Himmelskoͤrper nach Laͤnge und Breite, aus den Tafeln oder Ephemeriden auſſuchen, und durch ein Zeichen auf der aͤußern, oder auch auf der innern hohlen Flaͤche der Zone bemerken kan. So leiſtet die Ringkugel fuͤr Sonne, Mond und Planeten voͤllig gleiche Dienſte mit der kuͤnſtlichen Himmelskugel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/723
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 717. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/723>, abgerufen am 22.11.2024.