Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Sie hat, wie die boylische, den langsamen Kolbenzug: läßt aber, wegen der fast horizontalen Stellung, einen längern Cylinder zu, und dient auch als Compressionsmaschine.

Weil bey allen diesen Maschinen blos der Auszug des Stempels die Luft verdünnt, das Hineintreiben aber eine vergebliche Pause veranlaßt, so erfand Hawksbee (Physico - mechanical experiments on various subjects. London, 1709. 4. s. auch Act. Erud. Lips. Suppl. To. V. p. 403.) die doppelte Luftpumpe oder die mit doppeltem Stiefel, welche die Luft ununterbrochen verdünnet, indem der Kolben im andern Stiefel zugleich ausgezogen wird, wenn man den im ersten hineintreibt. Beyde Stiefel stehen neben einander, die bezahnten Kolbenstangen gehen von oben hinein, und zwischen beyden liegt ein Getrieb oder Stirnrad, das durch eine Kurbel umgedreht wird. Man dreht die Kurbel abwechselnd vor- und rückwärts, jedesmal so weit, bis die Kolben die ganze Länge der Stiefel durchlaufen haben. Unten am Boden sind beyde Cylinder durch ein enges Rohr vereiniget, aus welchem ein anderes enges Rohr bis in die Mitte des Tellers heraufgeht. Der Boden der Cylinder steht in einer zwey Zoll hohen Cisterne mit Wasser, um die äußere Luft abzuhalten. Die Kolben sind mit Blasenventilen versehen, über welche ebenfalls Wasser gegossen wird. Das Gestell ist ein Tisch mit vier Füßen, auf dessen Blatte die Cylinder nebst einigen Säulen stehen. Vier dieser Säulen tragen den Teller, und zwo ein Querstück, in welchem die Axe des Getriebes oder Stirnrads ruht.

Um die Behandlung dieser Pumpe noch mehr zu beschleunigen, brachte Leupolo (Deutl. Beschr. der Luftpump. Erste Forts. 1711. 4. und Act. Erud. Lips. 17 3. mens. Febr. p. 95. sq.) statt der bezahnten Stangen mit dem Getriebe, einen starken Wagbalken an, an dessen beyden Enden die Kolbenstangen, wie bey den großen Feuerspritzen, hängen. Dieser Balken ist nur so lang, als die Entfernung der Kolbenstangen vom Mittel es erfordert,


Sie hat, wie die boyliſche, den langſamen Kolbenzug: laͤßt aber, wegen der faſt horizontalen Stellung, einen laͤngern Cylinder zu, und dient auch als Compreſſionsmaſchine.

Weil bey allen dieſen Maſchinen blos der Auszug des Stempels die Luft verduͤnnt, das Hineintreiben aber eine vergebliche Pauſe veranlaßt, ſo erfand Hawksbee (Phyſico - mechanical experiments on various ſubjects. London, 1709. 4. ſ. auch Act. Erud. Lipſ. Suppl. To. V. p. 403.) die doppelte Luftpumpe oder die mit doppeltem Stiefel, welche die Luft ununterbrochen verduͤnnet, indem der Kolben im andern Stiefel zugleich ausgezogen wird, wenn man den im erſten hineintreibt. Beyde Stiefel ſtehen neben einander, die bezahnten Kolbenſtangen gehen von oben hinein, und zwiſchen beyden liegt ein Getrieb oder Stirnrad, das durch eine Kurbel umgedreht wird. Man dreht die Kurbel abwechſelnd vor- und ruͤckwaͤrts, jedesmal ſo weit, bis die Kolben die ganze Laͤnge der Stiefel durchlaufen haben. Unten am Boden ſind beyde Cylinder durch ein enges Rohr vereiniget, aus welchem ein anderes enges Rohr bis in die Mitte des Tellers heraufgeht. Der Boden der Cylinder ſteht in einer zwey Zoll hohen Ciſterne mit Waſſer, um die aͤußere Luft abzuhalten. Die Kolben ſind mit Blaſenventilen verſehen, uͤber welche ebenfalls Waſſer gegoſſen wird. Das Geſtell iſt ein Tiſch mit vier Fuͤßen, auf deſſen Blatte die Cylinder nebſt einigen Saͤulen ſtehen. Vier dieſer Saͤulen tragen den Teller, und zwo ein Querſtuͤck, in welchem die Axe des Getriebes oder Stirnrads ruht.

Um die Behandlung dieſer Pumpe noch mehr zu beſchleunigen, brachte Leupolo (Deutl. Beſchr. der Luftpump. Erſte Fortſ. 1711. 4. und Act. Erud. Lipſ. 17 3. menſ. Febr. p. 95. ſq.) ſtatt der bezahnten Stangen mit dem Getriebe, einen ſtarken Wagbalken an, an deſſen beyden Enden die Kolbenſtangen, wie bey den großen Feuerſpritzen, haͤngen. Dieſer Balken iſt nur ſo lang, als die Entfernung der Kolbenſtangen vom Mittel es erfordert,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0071" xml:id="P.3.65" n="65"/><lb/>
Sie hat, wie die boyli&#x017F;che, den lang&#x017F;amen Kolbenzug: la&#x0364;ßt aber, wegen der fa&#x017F;t horizontalen Stellung, einen la&#x0364;ngern Cylinder zu, und dient auch als Compre&#x017F;&#x017F;ionsma&#x017F;chine.</p>
            <p>Weil bey allen die&#x017F;en Ma&#x017F;chinen blos der Auszug des Stempels die Luft verdu&#x0364;nnt, das Hineintreiben aber eine vergebliche Pau&#x017F;e veranlaßt, &#x017F;o erfand <hi rendition="#b">Hawksbee</hi> <hi rendition="#aq">(Phy&#x017F;ico - mechanical experiments on various &#x017F;ubjects. London, 1709. 4.</hi> &#x017F;. auch <hi rendition="#aq">Act. Erud. Lip&#x017F;. Suppl. To. V. p. 403.)</hi> die <hi rendition="#b">doppelte Luftpumpe</hi> oder die <hi rendition="#b">mit doppeltem Stiefel,</hi> welche die Luft ununterbrochen verdu&#x0364;nnet, indem der Kolben im andern Stiefel zugleich ausgezogen wird, wenn man den im er&#x017F;ten hineintreibt. Beyde Stiefel <hi rendition="#b">&#x017F;tehen</hi> neben einander, die bezahnten Kolben&#x017F;tangen gehen von oben hinein, und zwi&#x017F;chen beyden liegt ein Getrieb oder Stirnrad, das durch eine Kurbel umgedreht wird. Man dreht die Kurbel abwech&#x017F;elnd vor- und ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts, jedesmal &#x017F;o weit, bis die Kolben die ganze La&#x0364;nge der Stiefel durchlaufen haben. Unten am Boden &#x017F;ind beyde Cylinder durch ein enges Rohr vereiniget, aus welchem ein anderes enges Rohr bis in die Mitte des Tellers heraufgeht. Der Boden der Cylinder &#x017F;teht in einer zwey Zoll hohen Ci&#x017F;terne mit Wa&#x017F;&#x017F;er, um die a&#x0364;ußere Luft abzuhalten. Die Kolben &#x017F;ind mit <hi rendition="#b">Bla&#x017F;enventilen</hi> ver&#x017F;ehen, u&#x0364;ber welche ebenfalls Wa&#x017F;&#x017F;er gego&#x017F;&#x017F;en wird. Das Ge&#x017F;tell i&#x017F;t ein Ti&#x017F;ch mit vier Fu&#x0364;ßen, auf de&#x017F;&#x017F;en Blatte die Cylinder neb&#x017F;t einigen Sa&#x0364;ulen &#x017F;tehen. Vier die&#x017F;er Sa&#x0364;ulen tragen den Teller, und zwo ein Quer&#x017F;tu&#x0364;ck, in welchem die Axe des Getriebes oder Stirnrads ruht.</p>
            <p>Um die <hi rendition="#b">Behandlung die&#x017F;er</hi> Pumpe noch mehr zu be&#x017F;chleunigen, brachte <hi rendition="#b">Leupolo</hi> (Deutl. Be&#x017F;chr. der Luftpump. Er&#x017F;te Fort&#x017F;. 1711. 4. und <hi rendition="#aq">Act. Erud. Lip&#x017F;. 17 3. men&#x017F;. Febr. p. 95. &#x017F;q.</hi>) &#x017F;tatt der bezahnten Stangen mit dem Getriebe, einen &#x017F;tarken Wagbalken an, an de&#x017F;&#x017F;en beyden Enden die Kolben&#x017F;tangen, wie bey den großen Feuer&#x017F;pritzen, ha&#x0364;ngen. Die&#x017F;er Balken i&#x017F;t nur &#x017F;o lang, als die Entfernung der Kolben&#x017F;tangen vom Mittel es erfordert,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0071] Sie hat, wie die boyliſche, den langſamen Kolbenzug: laͤßt aber, wegen der faſt horizontalen Stellung, einen laͤngern Cylinder zu, und dient auch als Compreſſionsmaſchine. Weil bey allen dieſen Maſchinen blos der Auszug des Stempels die Luft verduͤnnt, das Hineintreiben aber eine vergebliche Pauſe veranlaßt, ſo erfand Hawksbee (Phyſico - mechanical experiments on various ſubjects. London, 1709. 4. ſ. auch Act. Erud. Lipſ. Suppl. To. V. p. 403.) die doppelte Luftpumpe oder die mit doppeltem Stiefel, welche die Luft ununterbrochen verduͤnnet, indem der Kolben im andern Stiefel zugleich ausgezogen wird, wenn man den im erſten hineintreibt. Beyde Stiefel ſtehen neben einander, die bezahnten Kolbenſtangen gehen von oben hinein, und zwiſchen beyden liegt ein Getrieb oder Stirnrad, das durch eine Kurbel umgedreht wird. Man dreht die Kurbel abwechſelnd vor- und ruͤckwaͤrts, jedesmal ſo weit, bis die Kolben die ganze Laͤnge der Stiefel durchlaufen haben. Unten am Boden ſind beyde Cylinder durch ein enges Rohr vereiniget, aus welchem ein anderes enges Rohr bis in die Mitte des Tellers heraufgeht. Der Boden der Cylinder ſteht in einer zwey Zoll hohen Ciſterne mit Waſſer, um die aͤußere Luft abzuhalten. Die Kolben ſind mit Blaſenventilen verſehen, uͤber welche ebenfalls Waſſer gegoſſen wird. Das Geſtell iſt ein Tiſch mit vier Fuͤßen, auf deſſen Blatte die Cylinder nebſt einigen Saͤulen ſtehen. Vier dieſer Saͤulen tragen den Teller, und zwo ein Querſtuͤck, in welchem die Axe des Getriebes oder Stirnrads ruht. Um die Behandlung dieſer Pumpe noch mehr zu beſchleunigen, brachte Leupolo (Deutl. Beſchr. der Luftpump. Erſte Fortſ. 1711. 4. und Act. Erud. Lipſ. 17 3. menſ. Febr. p. 95. ſq.) ſtatt der bezahnten Stangen mit dem Getriebe, einen ſtarken Wagbalken an, an deſſen beyden Enden die Kolbenſtangen, wie bey den großen Feuerſpritzen, haͤngen. Dieſer Balken iſt nur ſo lang, als die Entfernung der Kolbenſtangen vom Mittel es erfordert,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/71
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/71>, abgerufen am 22.11.2024.