Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Diese Versuche zeigten folgendes. Stahl läuft am leichtesten auf Messing, mit mehr Reibung der Ordnung nach auf Bley, Kupfer, Guajakholz, Stahl, Zinn. Die Friction wächst nicht genau im Verhältniß des Drucks, und jede Art der Körper scheint hierinn eignen Gesetzen zu folgen, die sich nicht allgemein machen lassen. Wenn die Zapfen eingeölt sind, so ist das Reiben bey Stahl auf Messing etwa 1/7, bey Stahl auf Kupfer 1/5, bey Stahl auf Stahl 1/4 des Drucks. Körper von einerley Materie, z. B. Stahl auf Stahl, reiben sich unter einander am stärksten, vermuthlich, weil die Ungleichheiten ihrer Flächen einerley Größe haben, daher sie am vollkommensten congruiren, und am tiefsten in einander eingreifen. Diese Untersuchungen betreffen nun blos das Reiben für den ersten Augenblick, in welchem der Körper anfängt sich zu bewegen, welches von Segner (Diss. de adfrictu solidorum in motu constitutorum. Halae, 1758. 4.) die Friction der Ruhe nennt. Bey der Bewegung selbst ändert sich ihre Größe, wie schon Musschenbroek (Introd. ad phil. nat. §. 523) erinnert, und durch einige Versuche bestätiget. Die Friction der Bewegung wird stärker, wenn die Geschwindigkeit zunimmt; woraus sich erklären läßt, warum die Maschinen, wenn gleich die treibende Kraft ununterbrochen zu wirken fortfährt, nicht immerfort geschwinder gehen, sondern endlich in einen Beharrungsstand gerathen, bey dem ihre Geschwindigkeit nicht weiter zunimmt. In diesem Beharrungsstande ist also die Bewegung gleichförmig, und die Ueberwucht der Kraft über das Gleichgewicht wird gerade auf die Friction verwendet. Mit Hülfe dieses Satzes hat Musschenbroek an seinem Tribometer
Dieſe Verſuche zeigten folgendes. Stahl laͤuft am leichteſten auf Meſſing, mit mehr Reibung der Ordnung nach auf Bley, Kupfer, Guajakholz, Stahl, Zinn. Die Friction waͤchſt nicht genau im Verhaͤltniß des Drucks, und jede Art der Koͤrper ſcheint hierinn eignen Geſetzen zu folgen, die ſich nicht allgemein machen laſſen. Wenn die Zapfen eingeoͤlt ſind, ſo iſt das Reiben bey Stahl auf Meſſing etwa 1/7, bey Stahl auf Kupfer 1/5, bey Stahl auf Stahl 1/4 des Drucks. Koͤrper von einerley Materie, z. B. Stahl auf Stahl, reiben ſich unter einander am ſtaͤrkſten, vermuthlich, weil die Ungleichheiten ihrer Flaͤchen einerley Groͤße haben, daher ſie am vollkommenſten congruiren, und am tiefſten in einander eingreifen. Dieſe Unterſuchungen betreffen nun blos das Reiben fuͤr den erſten Augenblick, in welchem der Koͤrper anfaͤngt ſich zu bewegen, welches von Segner (Diſſ. de adfrictu ſolidorum in motu conſtitutorum. Halae, 1758. 4.) die Friction der Ruhe nennt. Bey der Bewegung ſelbſt aͤndert ſich ihre Groͤße, wie ſchon Muſſchenbroek (Introd. ad phil. nat. §. 523) erinnert, und durch einige Verſuche beſtaͤtiget. Die Friction der Bewegung wird ſtaͤrker, wenn die Geſchwindigkeit zunimmt; woraus ſich erklaͤren laͤßt, warum die Maſchinen, wenn gleich die treibende Kraft ununterbrochen zu wirken fortfaͤhrt, nicht immerfort geſchwinder gehen, ſondern endlich in einen Beharrungsſtand gerathen, bey dem ihre Geſchwindigkeit nicht weiter zunimmt. In dieſem Beharrungsſtande iſt alſo die Bewegung gleichfoͤrmig, und die Ueberwucht der Kraft uͤber das Gleichgewicht wird gerade auf die Friction verwendet. Mit Huͤlfe dieſes Satzes hat Muſſchenbroek an ſeinem Tribometer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0703" xml:id="P.3.697" n="697"/><lb/> Pfund ſeyn. Alſo war das Reiben zum Druck, wie (3.16/64): 1+1+3=3/4:5, oder wie 1:6 2/3. Beſtrich man die Zapfen mit Del, ſo brauchte man in <hi rendition="#aq">R</hi> nur 5 1/2 Drachmen = (11/256) Pfund; alſo war das Reiben zum Druck, wie (11.16/256): 5=(11/16):5=1:(7 3/11) u. ſ. w.</p> <p>Dieſe Verſuche zeigten folgendes. Stahl laͤuft am leichteſten auf Meſſing, mit mehr Reibung der Ordnung nach auf Bley, Kupfer, Guajakholz, Stahl, Zinn. Die Friction waͤchſt nicht genau im Verhaͤltniß des Drucks, und jede Art der Koͤrper ſcheint hierinn eignen Geſetzen zu folgen, die ſich nicht allgemein machen laſſen. Wenn die Zapfen eingeoͤlt ſind, ſo iſt das Reiben bey Stahl auf Meſſing etwa 1/7, bey Stahl auf Kupfer 1/5, bey Stahl auf Stahl 1/4 des Drucks. Koͤrper von einerley Materie, z. B. Stahl auf Stahl, reiben ſich unter einander am ſtaͤrkſten, vermuthlich, weil die Ungleichheiten ihrer Flaͤchen einerley Groͤße haben, daher ſie am vollkommenſten congruiren, und am tiefſten in einander eingreifen.</p> <p>Dieſe Unterſuchungen betreffen nun blos das Reiben fuͤr den erſten Augenblick, in welchem der Koͤrper anfaͤngt ſich zu bewegen, welches <hi rendition="#b">von Segner</hi> <hi rendition="#aq">(Diſſ. de adfrictu ſolidorum in motu conſtitutorum. Halae, 1758. 4.)</hi> die <hi rendition="#b">Friction der Ruhe</hi> nennt. Bey der Bewegung ſelbſt aͤndert ſich ihre Groͤße, wie ſchon <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> <hi rendition="#aq">(Introd. ad phil. nat. §. 523)</hi> erinnert, und durch einige Verſuche beſtaͤtiget. Die <hi rendition="#b">Friction der Bewegung</hi> wird ſtaͤrker, wenn die Geſchwindigkeit zunimmt; woraus ſich erklaͤren laͤßt, warum die Maſchinen, wenn gleich die treibende Kraft ununterbrochen zu wirken fortfaͤhrt, nicht immerfort geſchwinder gehen, ſondern endlich in einen <hi rendition="#b">Beharrungsſtand</hi> gerathen, bey dem ihre Geſchwindigkeit nicht weiter zunimmt. In dieſem Beharrungsſtande iſt alſo die Bewegung gleichfoͤrmig, und die Ueberwucht der Kraft uͤber das Gleichgewicht wird gerade auf die Friction verwendet. Mit Huͤlfe dieſes Satzes hat <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> an ſeinem Tribometer<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [697/0703]
Pfund ſeyn. Alſo war das Reiben zum Druck, wie (3.16/64): 1+1+3=3/4:5, oder wie 1:6 2/3. Beſtrich man die Zapfen mit Del, ſo brauchte man in R nur 5 1/2 Drachmen = (11/256) Pfund; alſo war das Reiben zum Druck, wie (11.16/256): 5=(11/16):5=1:(7 3/11) u. ſ. w.
Dieſe Verſuche zeigten folgendes. Stahl laͤuft am leichteſten auf Meſſing, mit mehr Reibung der Ordnung nach auf Bley, Kupfer, Guajakholz, Stahl, Zinn. Die Friction waͤchſt nicht genau im Verhaͤltniß des Drucks, und jede Art der Koͤrper ſcheint hierinn eignen Geſetzen zu folgen, die ſich nicht allgemein machen laſſen. Wenn die Zapfen eingeoͤlt ſind, ſo iſt das Reiben bey Stahl auf Meſſing etwa 1/7, bey Stahl auf Kupfer 1/5, bey Stahl auf Stahl 1/4 des Drucks. Koͤrper von einerley Materie, z. B. Stahl auf Stahl, reiben ſich unter einander am ſtaͤrkſten, vermuthlich, weil die Ungleichheiten ihrer Flaͤchen einerley Groͤße haben, daher ſie am vollkommenſten congruiren, und am tiefſten in einander eingreifen.
Dieſe Unterſuchungen betreffen nun blos das Reiben fuͤr den erſten Augenblick, in welchem der Koͤrper anfaͤngt ſich zu bewegen, welches von Segner (Diſſ. de adfrictu ſolidorum in motu conſtitutorum. Halae, 1758. 4.) die Friction der Ruhe nennt. Bey der Bewegung ſelbſt aͤndert ſich ihre Groͤße, wie ſchon Muſſchenbroek (Introd. ad phil. nat. §. 523) erinnert, und durch einige Verſuche beſtaͤtiget. Die Friction der Bewegung wird ſtaͤrker, wenn die Geſchwindigkeit zunimmt; woraus ſich erklaͤren laͤßt, warum die Maſchinen, wenn gleich die treibende Kraft ununterbrochen zu wirken fortfaͤhrt, nicht immerfort geſchwinder gehen, ſondern endlich in einen Beharrungsſtand gerathen, bey dem ihre Geſchwindigkeit nicht weiter zunimmt. In dieſem Beharrungsſtande iſt alſo die Bewegung gleichfoͤrmig, und die Ueberwucht der Kraft uͤber das Gleichgewicht wird gerade auf die Friction verwendet. Mit Huͤlfe dieſes Satzes hat Muſſchenbroek an ſeinem Tribometer
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