oder es zerschnitt, und beyde Helften über einander legte, obgleich im letztern Falle die berührende Fläche nur halb so groß war, als wenn der Körper ganz blieb, und beyde Helften neben einander lagen. Leupold schloß aus seinen Versuchen eben das, und man sucht es insgemein dadurch begreiflich zu machen, daß zwar im letzten Falle nur halb soviel eingreifende Berührungsstellen sind, dafür aber auch jede doppelt so stark, als vorher, in die Vertiefungen der andern Fläche eingedrückt wird.
Parent(Hist. de l'acad. roy. 1700. p. 147. Mem. 1704. p. 173. 206.) sucht diese Größe der Friction aus theoretischen Gründen zu bestimmen. Er sieht die Erhabenheiten und Tiefen der Flächen als Halbkugeln von gleicher Größe an, von denen jede obere drey untere so berührt, daß alle vier mit ihren Mittelpunkten in den vier Spitzen eines Tetraeders liegen. Er nimmt ferner an, eine Kraft ziehe die obere Kugel mit der auf ihr ruhenden Last nach einer wagrechten Richtung fort, und berechnet aus den Gesetzen der schiefen Ebene, wie sich diese Kraft gegen die ganze Last der obern Halbkugel verhalten müsse, um sie im Gleichgewichte zu erhalten, wenn eine oder zwo von den untern Kugeln weggenommen würden. Er findet diese Kraft gegen die Last im Verhältnisse der Linie, welche aus dem Schwerpunkte der Grundfläche des Tetraeders senkrecht auf die eine Seite dieser Grundfläche gezogen werden kan, zur Axe oder Höhe des Tetraeders. Dieses Verhältniß ist nach der Theorie rer regulären Körper = 1:sqrt8. Daher, schließt er, wird auch das Reiben zum Drucke an jeder Stelle im Verhältnisse 1:sqrt8 seyn. Hiebey ändert die Größe der Flächen nichts: größere Flächen haben zwar mehr Stellen; wenn aber der Druck der nemliche bleibt, so vertheilt er sich unter alle Stellen, und wird für jede desto kleiner, je mehr derselben sind. In diesem Verhältnisse aber wird auch die Reibung an jeder Stelle geringer, daß also die Totalsumme des ganzen Reibens die vorige bleibt, obgleich der Stellen mehr werden. Uebrigens nimmt Parent das Reiben für
oder es zerſchnitt, und beyde Helften uͤber einander legte, obgleich im letztern Falle die beruͤhrende Flaͤche nur halb ſo groß war, als wenn der Koͤrper ganz blieb, und beyde Helften neben einander lagen. Leupold ſchloß aus ſeinen Verſuchen eben das, und man ſucht es insgemein dadurch begreiflich zu machen, daß zwar im letzten Falle nur halb ſoviel eingreifende Beruͤhrungsſtellen ſind, dafuͤr aber auch jede doppelt ſo ſtark, als vorher, in die Vertiefungen der andern Flaͤche eingedruͤckt wird.
Parent(Hiſt. de l'acad. roy. 1700. p. 147. Mém. 1704. p. 173. 206.) ſucht dieſe Groͤße der Friction aus theoretiſchen Gruͤnden zu beſtimmen. Er ſieht die Erhabenheiten und Tiefen der Flaͤchen als Halbkugeln von gleicher Groͤße an, von denen jede obere drey untere ſo beruͤhrt, daß alle vier mit ihren Mittelpunkten in den vier Spitzen eines Tetraeders liegen. Er nimmt ferner an, eine Kraft ziehe die obere Kugel mit der auf ihr ruhenden Laſt nach einer wagrechten Richtung fort, und berechnet aus den Geſetzen der ſchiefen Ebene, wie ſich dieſe Kraft gegen die ganze Laſt der obern Halbkugel verhalten muͤſſe, um ſie im Gleichgewichte zu erhalten, wenn eine oder zwo von den untern Kugeln weggenommen wuͤrden. Er findet dieſe Kraft gegen die Laſt im Verhaͤltniſſe der Linie, welche aus dem Schwerpunkte der Grundflaͤche des Tetraeders ſenkrecht auf die eine Seite dieſer Grundflaͤche gezogen werden kan, zur Axe oder Hoͤhe des Tetraeders. Dieſes Verhaͤltniß iſt nach der Theorie rer regulaͤren Koͤrper = 1:√8. Daher, ſchließt er, wird auch das Reiben zum Drucke an jeder Stelle im Verhaͤltniſſe 1:√8 ſeyn. Hiebey aͤndert die Groͤße der Flaͤchen nichts: groͤßere Flaͤchen haben zwar mehr Stellen; wenn aber der Druck der nemliche bleibt, ſo vertheilt er ſich unter alle Stellen, und wird fuͤr jede deſto kleiner, je mehr derſelben ſind. In dieſem Verhaͤltniſſe aber wird auch die Reibung an jeder Stelle geringer, daß alſo die Totalſumme des ganzen Reibens die vorige bleibt, obgleich der Stellen mehr werden. Uebrigens nimmt Parent das Reiben fuͤr
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oder es zerſchnitt, und beyde Helften uͤber einander legte, obgleich im letztern Falle die beruͤhrende Flaͤche nur halb ſo groß war, als wenn der Koͤrper ganz blieb, und beyde Helften neben einander lagen. Leupold ſchloß aus ſeinen Verſuchen eben das, und man ſucht es insgemein dadurch begreiflich zu machen, daß zwar im letzten Falle nur halb ſoviel eingreifende Beruͤhrungsſtellen ſind, dafuͤr aber auch jede doppelt ſo ſtark, als vorher, in die Vertiefungen der andern Flaͤche eingedruͤckt wird.
Parent (Hiſt. de l'acad. roy. 1700. p. 147. Mém. 1704. p. 173. 206.) ſucht dieſe Groͤße der Friction aus theoretiſchen Gruͤnden zu beſtimmen. Er ſieht die Erhabenheiten und Tiefen der Flaͤchen als Halbkugeln von gleicher Groͤße an, von denen jede obere drey untere ſo beruͤhrt, daß alle vier mit ihren Mittelpunkten in den vier Spitzen eines Tetraeders liegen. Er nimmt ferner an, eine Kraft ziehe die obere Kugel mit der auf ihr ruhenden Laſt nach einer wagrechten Richtung fort, und berechnet aus den Geſetzen der ſchiefen Ebene, wie ſich dieſe Kraft gegen die ganze Laſt der obern Halbkugel verhalten muͤſſe, um ſie im Gleichgewichte zu erhalten, wenn eine oder zwo von den untern Kugeln weggenommen wuͤrden. Er findet dieſe Kraft gegen die Laſt im Verhaͤltniſſe der Linie, welche aus dem Schwerpunkte der Grundflaͤche des Tetraeders ſenkrecht auf die eine Seite dieſer Grundflaͤche gezogen werden kan, zur Axe oder Hoͤhe des Tetraeders. Dieſes Verhaͤltniß iſt nach der Theorie rer regulaͤren Koͤrper = 1:√8. Daher, ſchließt er, wird auch das Reiben zum Drucke an jeder Stelle im Verhaͤltniſſe 1:√8 ſeyn. Hiebey aͤndert die Groͤße der Flaͤchen nichts: groͤßere Flaͤchen haben zwar mehr Stellen; wenn aber der Druck der nemliche bleibt, ſo vertheilt er ſich unter alle Stellen, und wird fuͤr jede deſto kleiner, je mehr derſelben ſind. In dieſem Verhaͤltniſſe aber wird auch die Reibung an jeder Stelle geringer, daß alſo die Totalſumme des ganzen Reibens die vorige bleibt, obgleich der Stellen mehr werden. Uebrigens nimmt Parent das Reiben fuͤr
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/699>, abgerufen am 22.11.2024.
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