nur fehlt noch, daß Fleischer nicht an die Zurückwerfung an der Hinterfläche des ersten Tropfens gedacht, und daher noch einen zweyten nöthig hat, um die Reflexion zu bewirken. Dennoch ist schon dieser halb wahre Gedanke für die damalige Lage der Sache verdienstlich, weil er wenigstens den richtigen Weg zeigt. Den äußern Regenbogen und die Farben weiß Fleischer gar nicht zu erklären, und leitet die leßtern daher, daß einige Stralen tiefer, als andere, in die Wolke dringen. Ueber die Größe des Bogens führt er an, bey einer Sonnenhöhe von 13° 36' sey die Höhe des Bogens 28° 24' gewesen, wovon die Summe 42°, als den Halbmesser des Bogens, ausmache. Doch sey derselbe etwas veränderlich; weil man bey Sonnenaufgang des Bogens Höhe 42 1/2° gefunden habe. Herr Prefessor Scheibel(De Jo. Fleischeri Vratislaviensis in doctrinam de Iride meritis. Vratisl. 1762. 4.) hat von dem Buche seines Landsmanns umständlichere Nachrichten gegeben.
Endlich lehrte Markus Anton de Dominis, Bischof zu Spalatro, (De radiis visus et lucis in vitris perspectivis et Iride Tractatus, per Jo. Bartolum in lucem editus. Venet. 1611. 4maj.) die richtige Erklärung des Hauptregenbogens, die er schon um 1590 gefunden haben muß, weil er, der Nachricht des Herausgebers zufolge, sein Buch um diese Zeit in Padua und Brixen ausgearbeitet hat. Nach Scheibels Versicherung findet man keine Spur, daß er Fleischets Buch gekannt habe. Obgleich dieser katholische Prälat außerdem nicht als Physiker bekannt ist, so verfuhr er doch hier auf eine des besten Naturforschers würdige Art. Er zog nemlich die Erfahrung zu Rathe, und stellte zuerst den oben beschriebenen Versuch mit einer hohlen Glaskugel voll Wasser an. Seine Erfahrungen (Cap. IV. Prop. 6. p. 14.) sind der Grund, auf welchen er die Erklärung baut, daß der Lichtstral oberwärts in den Tropfen fahre, an die Hinterseite hingebrochen, von da aus zurückgeworfen, und beym Ausgange an der Vorderfläche aufs neue gebrochen werde. Da der Versuch lehrt, daß alle gleichfarbige Stralen an ähnlichliegenden Stellen jedes Tropfens ausfahren, so erklärt er hieraus sehr deutlich, daß jede Farbe einen
nur fehlt noch, daß Fleiſcher nicht an die Zuruͤckwerfung an der Hinterflaͤche des erſten Tropfens gedacht, und daher noch einen zweyten noͤthig hat, um die Reflexion zu bewirken. Dennoch iſt ſchon dieſer halb wahre Gedanke fuͤr die damalige Lage der Sache verdienſtlich, weil er wenigſtens den richtigen Weg zeigt. Den aͤußern Regenbogen und die Farben weiß Fleiſcher gar nicht zu erklaͤren, und leitet die leßtern daher, daß einige Stralen tiefer, als andere, in die Wolke dringen. Ueber die Groͤße des Bogens fuͤhrt er an, bey einer Sonnenhoͤhe von 13° 36′ ſey die Hoͤhe des Bogens 28° 24′ geweſen, wovon die Summe 42°, als den Halbmeſſer des Bogens, ausmache. Doch ſey derſelbe etwas veraͤnderlich; weil man bey Sonnenaufgang des Bogens Hoͤhe 42 1/2° gefunden habe. Herr Prefeſſor Scheibel(De Jo. Fleiſcheri Vratislavienſis in doctrinam de Iride meritis. Vratisl. 1762. 4.) hat von dem Buche ſeines Landsmanns umſtaͤndlichere Nachrichten gegeben.
Endlich lehrte Markus Anton de Dominis, Biſchof zu Spalatro, (De radiis viſus et lucis in vitris perſpectivis et Iride Tractatus, per Jo. Bartolum in lucem editus. Venet. 1611. 4maj.) die richtige Erklaͤrung des Hauptregenbogens, die er ſchon um 1590 gefunden haben muß, weil er, der Nachricht des Herausgebers zufolge, ſein Buch um dieſe Zeit in Padua und Brixen ausgearbeitet hat. Nach Scheibels Verſicherung findet man keine Spur, daß er Fleiſchets Buch gekannt habe. Obgleich dieſer katholiſche Praͤlat außerdem nicht als Phyſiker bekannt iſt, ſo verfuhr er doch hier auf eine des beſten Naturforſchers wuͤrdige Art. Er zog nemlich die Erfahrung zu Rathe, und ſtellte zuerſt den oben beſchriebenen Verſuch mit einer hohlen Glaskugel voll Waſſer an. Seine Erfahrungen (Cap. IV. Prop. 6. p. 14.) ſind der Grund, auf welchen er die Erklaͤrung baut, daß der Lichtſtral oberwaͤrts in den Tropfen fahre, an die Hinterſeite hingebrochen, von da aus zuruͤckgeworfen, und beym Ausgange an der Vorderflaͤche aufs neue gebrochen werde. Da der Verſuch lehrt, daß alle gleichfarbige Stralen an aͤhnlichliegenden Stellen jedes Tropfens ausfahren, ſo erklaͤrt er hieraus ſehr deutlich, daß jede Farbe einen
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nur fehlt noch, daß Fleiſcher nicht an die Zuruͤckwerfung an der Hinterflaͤche des erſten Tropfens gedacht, und daher noch einen zweyten noͤthig hat, um die Reflexion zu bewirken. Dennoch iſt ſchon dieſer halb wahre Gedanke fuͤr die damalige Lage der Sache verdienſtlich, weil er wenigſtens den richtigen Weg zeigt. Den aͤußern Regenbogen und die Farben weiß Fleiſcher gar nicht zu erklaͤren, und leitet die leßtern daher, daß einige Stralen tiefer, als andere, in die Wolke dringen. Ueber die Groͤße des Bogens fuͤhrt er an, bey einer Sonnenhoͤhe von 13° 36′ ſey die Hoͤhe des Bogens 28° 24′ geweſen, wovon die Summe 42°, als den Halbmeſſer des Bogens, ausmache. Doch ſey derſelbe etwas veraͤnderlich; weil man bey Sonnenaufgang des Bogens Hoͤhe 42 1/2° gefunden habe. Herr Prefeſſor Scheibel (De Jo. Fleiſcheri Vratislavienſis in doctrinam de Iride meritis. Vratisl. 1762. 4.) hat von dem Buche ſeines Landsmanns umſtaͤndlichere Nachrichten gegeben.
Endlich lehrte Markus Anton de Dominis, Biſchof zu Spalatro, (De radiis viſus et lucis in vitris perſpectivis et Iride Tractatus, per Jo. Bartolum in lucem editus. Venet. 1611. 4maj.) die richtige Erklaͤrung des Hauptregenbogens, die er ſchon um 1590 gefunden haben muß, weil er, der Nachricht des Herausgebers zufolge, ſein Buch um dieſe Zeit in Padua und Brixen ausgearbeitet hat. Nach Scheibels Verſicherung findet man keine Spur, daß er Fleiſchets Buch gekannt habe. Obgleich dieſer katholiſche Praͤlat außerdem nicht als Phyſiker bekannt iſt, ſo verfuhr er doch hier auf eine des beſten Naturforſchers wuͤrdige Art. Er zog nemlich die Erfahrung zu Rathe, und ſtellte zuerſt den oben beſchriebenen Verſuch mit einer hohlen Glaskugel voll Waſſer an. Seine Erfahrungen (Cap. IV. Prop. 6. p. 14.) ſind der Grund, auf welchen er die Erklaͤrung baut, daß der Lichtſtral oberwaͤrts in den Tropfen fahre, an die Hinterſeite hingebrochen, von da aus zuruͤckgeworfen, und beym Ausgange an der Vorderflaͤche aufs neue gebrochen werde. Da der Verſuch lehrt, daß alle gleichfarbige Stralen an aͤhnlichliegenden Stellen jedes Tropfens ausfahren, ſo erklaͤrt er hieraus ſehr deutlich, daß jede Farbe einen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/684>, abgerufen am 22.11.2024.
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